Utsuro no Hako (German):Volume1 Das 10876. Mal

From Baka-Tsuki
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Heute ist der 2. März. Heute sollte der 2. März sein.

Warum ich das heutige Datum feststelle?

...Vielleicht weil der Himmel immer noch bewölkt ist, obwohl es bereits März ist. Das ist mit aller Wahrscheinlichkeit der Grund. Ich bin ein bisschen melancholisch wegen des Wetters; in letzter Zeit versteckt sich der blaue Himmel durchgängig hinter den Wolken.

Mein Gott, ich frage mich wann dieses Wetter endlich besser werden wird.

Ich befinde mich in meinem Klassenraum bevor die Schule anfängt, schaue aus dem Fenster, und gehe meinen Gedanken nach.

Ich glaube ich habe diese Gedanken, weil ich mich nicht wohl fühle. Nein, es ist nicht so, dass ich mich schlecht fühle. Ich fühle mich so wie immer. Ich fühle mich einfach nur...ungemütlich. Ich kann es nicht erklären, aber es fühlt sich so an als ob ich auf einmal der Einzige bin, der keinen Schatten besitzt. Es ist eher diese 'etwas ist nicht wahrnembar, aber falsch' Art von Unwohlsein.

...Seltsam. Mir fällt einfach kein Grund ein. Gestern ist nichts ungewöhnliches passiert, morgens habe ich gefrühstückt, mir im Zug das neue Album meines Lieblingsmusikers angehört und in der Talkshow die einem die Zukunft vorhersagt, welche ich zufällig geschaut habe, habe ich eine unspektakuläre 'durchschnittliches Glück' Bewertung bekommen.

Ich beschließe mein Gehirn nicht weiter damit zu belasten, und nehme ein Umaibô aus meiner Tasche. Mein heutiges Umaibô ist mit Schweinearoma. Ich nehme einen Bissen. Egal wieviel ich esse, von diesem Geschmack werde ich nie müde.

"Schon wieder Umaibô - Von den Dingern kannst du echt nicht genug bekommen, oder? Wenn du weiterhin die ganze Zeit Umaibô futterst, bekommt dein Blut irgendwann die Farbe von Umaibôs, nur damit du's weißt!"

"...ähm, und diese Farbe wäre?"

"Was weiß ich!"

Das Mädchen, welches ihr kleines Späßchen mit mir treibt ist Kokone Kirino. Ihr braunes Haar, irgendwo in der Mitte zwischen lang und extrem lang, ist zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und auf der Rückseite ihres Kopfes hochgesteckt. Kokone ändert ihre Frisur durchgängig, aber ihre momentane Haarpracht scheint ihr zu gefallen. Zumindest denke ich das - Ich habe das Gefühl, dass sie in letzter Zeit bei dieser Frisur geblieben ist.

Gelegentlich schnappt sie sich den Sitz neben mir. Dann fängt sie an ihr Make-Up mithilfe eines blauen, praktischen Minispiegels aufzutragen. Des Weiteren benutzt sie ein Werkzeug, welches ich, als Mann, nicht sehr gut kenne, geschweige denn identifizieren kann. Ich wünschte, sie würde in alles soviel Mühe investieren, nicht nur in ihr Make-Up.

"Jetzt wo ich so darüber nachdenke, du hast ganz schön viel blaues Zeug, ne?"

"Oh ja, ich mag blau...Ooh richtig, Kazu-kun! Findest du nicht, dass etwas an mir heute anders ist als sonst. Findest du nicht?!",

sagt Kokone aus heiterem Himmel zu mir, mit leuchtenden Augen.

"Mh...?"

Woher soll ich das wissen? Unter keinen Umständen kann ich dir darauf eine Antwort geben wenn du mich das so unangekündigt fragst!

"Hier ist ein Hinweis! Mein weiblicher Reiz hat sich verändert!"

"Eh?"

Reflexartig schaue ich auf ihre Brüste.

"Whoah, hey! Warum ausgerechnet meine Brüste?!"

Naja, weil du immer damit prahlst endlich Richtung Körbchengröße D gekommen zu sein, deshalb war ich mir ziemlich sicher...

"Natürlich sind meine Augen mein wichtigster Charme! Und überhaupt, seit wann werden Brüste von heute auf morgen größer! Oder ist das vielleicht einfach das, was du gern hättest?! Du dreckiger Perversling! Tittenfreak!"

"...Sorry."

Auf keine Art und Weise hätte ich über einen solch selbsternannten Charme Bescheid wissen können, aber ich entschuldige mich fürs Erste.

"...Also?"

Kokone schaut erwartungvoll in meine Augen. Ich muss zugeben, dass ihre Augen ziemlich groß sind. Ich fühle mich ein bisschen verschämt als ich es realisiere.

"...Ich denke dein Gesicht sieht genauso aus wie immer...?",

sage ich, ohne sie dabei wirklich anzuschauen.

"Eh? Wie bitte? Mein Gesicht sieht genauso süß wie immer aus, sagst du?"

"Nein habe ich nicht."

"Sag es!"

Ich werde gezwungen.

"Um dir die Wahrheit zu sagen, ich habe heute Mascara ausprobiert. Na, wie sieht es aus? Wie sieht es aus?"

Ich sehe nicht wirklich einen Unterschied. Ich kann ihr Aussehen von gestern und wie sie heute aussieht, nicht wirklich unterscheiden.

"...Nein, im Ernst, so etwas kann ich nicht wirklich beurteilen"

" 'So etwas kannst du nicht wirklich beurteilen'...wagst du mir an den Kopf zu schmeißen?!"

Sie schlägt mich.

"Ow..."

"tssss! Ganz schön frech für einen Langweiler wie dich !!!"

teilt mir Kokone in einer gezwungenen Stime mit, aber...Aah vielleicht ist sie ja wirklich ein bisschen sauer...

Kokone tut so, als ob sie mich anspucken würde und legt einen dramatischen Abgang hin um jemand anderem ihre neue Mascara-Beauty zu präsentieren.

"Haa..."

Jetzt bin ich müde. Kokone mag vielleicht ganz lustig sein, aber über ihr Temperament lässt sich streiten.

"Fertig mit eurem Beziehungsstress?"

Das Erste was ich sehe als ich mich umdrehe sind drei Piercings in einem rechten Ohr. In dieser Schule gibt es nur eine Person mit solchen Piercings.

"...Daiya. Nicht mal ansatzweise war das hier ein Beziehungsstreit. Wie zum Henker bist du zu dieser Schlussfolgerung gekommen?"

Mein Freund Daiya lächelt nur spöttisch über mein Protestieren. Yeah, Er ist so arrogant wie immer. Nun, ich glaube es wäre seltsam wenn jemand wie Daiya, der von sich aus solche extremen Assecoirs trägt, damit nicht nur die Schulregeln ignoriert, sondern auch freiwillig seinen Regelverstoß allen stolz präsentiert, sich anderen beugen würde.

"Aber hast du das mit der Mascara wirklich nicht gemerkt? Selbst mir ist der Unterschied aufgefallen. Und ich bin absolut vollkommen uninteressiert in Kokone."

Sie sind Nachbarn und scheinen Kindheitsfreunde seit dem Kindergarten zu sein. Das er nicht an ihr interessiert sei, ist ohne jeden Zweifel eine Lüge. Dennoch, etwas zu übersehen, dass selbst Daiya bemerkt hat könnte sich als kleines Problem herausstellen...Schließlich ist er in der Regel nicht interessiert in irgendjemand anders als sich selbst. Andere scheint er noch nicht mal anzuschauen.

"Aber, weißt du was."

Irgendwie bekomme ich das Gefühl Kokone hätte bereits gestern Mascara aufgetragen.

"Ich verstehe das Ganze jetzt, Kazu. Du hast der Schlampe also gesagt 'Ich hab keinen Bock auf dich!' Weißt du was? Ich stimme dir voll zu. Ich werd' dieselbe Einstellung an den Tag legen. Aber ich werde es ein bisschen direkter angehen."

"Du hinterhältiger Möchtegernschülervertreter! Ich kann dich ziemlich genau hören!"

Daiya ignoriert das überaus spitzöhrige Mädchen und redet einfach weiter.

"Kazu, lass uns unser Gespräch in eine andere Richtung lenken, als weiter über dieses bedeutungslose [chick] zu diskutieren - wusstest du, dass heute ein Austauschschüler dazukommt?"

"Ein Austauschschüler?"

Ich stelle an dieser Stelle erneut fest : Heute ist der 2. März. Warum würde jemand so spät innerhalb des Schuljahres neu dazukommen?

"Ein Austauschschüler!?! Wirklich!?"

Wie erwartet, Kokone hat uns reden hören und labert noch lauter weiter um eine Frage zu stellen.

"Kiri. Ich spreche nicht mit dir. Hör auf dich von da drüben einzumischen. Oh, aber komm auch nicht näher! Dieses künstliche, mit tonnenweise Make-Up bedeckte Gesicht von dir ist meiner mentalen Gesundheit absolut nicht zumutbar."

"W--WAS-----?!?? Du bist ja mal wirklich nicht derjenige, der sowas von sich geben kann. Du solltest endlich mal deine unehrliche Persönlichkeit auf die Reihe kriegen. Vielleicht sollten wir dich 24 Stunden von oben nach unten aufhängen, damit endlich mal ein bisschen Blut dein Gehirn erreicht! Vielleicht bist du ja anschließend in der Lage etwas aufrichtiges zu sagen."

Um ihre Beleidigungs-session zu unterbrechen hebe ich meine Stimme ein bisschen an und komme auf das eigentliche Thema zurück.

"Ein Austauschschüler, richtig? Ich denke ich habe auch schon davon gehört."

Daiya schließt wie geplant seinen Mund und starrt mich an.

"...Wer hat dir davon erzählt," fragt er mit ernstem Gesicht.

"Eh? Warum willst du das wissen?"

"Beantworte eine Frage nicht mit einer Gegenfrage!"

"Hmm...wer war das noch gleich? Hast nicht du mir davon erzählt?"

"Unmöglich. Ich habe es eben erst gehört als ich am Lehrerzimmer vorbei bin. Für dich hätte es keine Möglichkeit geben dürfen bereits davon zu erfahren."

"Echt jetzt?"

"Diese Art von Gerücht verbreitet sich in sekundenschnelle. Aber scheinbar wusste selbst diese Klatschtante Kiri nichts davon."

Daiya hat vielleicht Recht, wenn ich Kiris Reaktion von vorhin in Betracht ziehe.

Und nicht nur sie; keiner der neuen 6.Klässler scheint darüber Bescheid gewußt zu haben.

"Das ist der Grund, warum ich davon ausgehe, dass diese Information bis zum heutigen Tag geheim gehalten worden ist, dem Tag, an dem der Schulwechsel stattfindet. Aber wenn dem so ist, wie hast du es dann herausgefunden?"

"Ähhmm??"

Ich habe keine Ahnung.

"Naja, wie auch immer. Aber ist es nicht seltsam, Kazu? Warum sollte jemand so spät innerhalb des Schuljahres neu dazukommen? Vermutlich sind spezielle Umstände der Anlass. Könnte sie nicht das Problemkind von einem Firmenchef sein, welches bereits von ein paar anderen Schulen verwiesen worden ist? Wenn dies der Fall wäre, würde es durchaus einen Sinn ergeben die Information geheim zu halten."

"Daiya, es ist nicht gut so über den Austauschschüler zu spekulieren; Das sind bloß Vorurteile von dir. Ich meine, sie ist bereits in einer verdächtigen Lage, auch ohne deine 'Hilfe'. Außerdem belauschen gerade so ziemlich alle unser Gespräch."

Die restlichen Schüler, die in der Tat bis eben ohne Unterbrechung zugehört haben grinsen gleichzeitig auf ungeschickte Weise.

"Hm? Was kümmert mich das?"

Uwaaaaaaa...

Im selben Moment, in dem ich über Daiya egozentrische Haltung seufze, klingeln die Glocken. Die Klassenmitglieder hasten zurück zu ihren Plätzen.

Kokone, deren Sitz neben den Fenstern ist, öffnet es und lehnt sich hinaus. Offensichtlich möchte sie den Austauschschüler so schnell wie möglich sehen.

"OOH!"

Sie hebt ihre Stimme an - scheinbar hat sie jemanden entdeckt der aussieht wie ein Austauschschüler. Nachdem sie ihr "OOH," von sich gegeben hat setzt sich Kokone wieder auf ihren Stuhl mit einem versteinerten Gesichtsausdruck.

Ich frage mich was nicht in Ordnung ist.

Kokone lächelt und murmelt 'Das ist unglaublich!'. Wahrscheinlich können alle es kaum abwarten endlich Bescheid zu wissen, was los ist. Genau an diesem Punkt betritt unser Klassenlehrer den Raum.

Die Silhouette eines Mädchens ist hinter dem trüben Glass hinter der Tür zu unserem Klassenzimmer zu erkennen. Das muss der Austauschschüler sein. Nachdem er seinen Blick durch die Klasse schweifen lässt , kommt auch der Lehrer endlich darauf, dass alle auf die Person hinter der Glastür gespannt sind. Er bittet sie darum einzutreten.

Und dann sehe ich - sie.


In diesem Augenblick -

Als ob ich von einer Klippe geschubst werden würde, verändert sich meine Umgebung schlagartig.

Als erstes höre ich ein Geräusch. Das Geräusch einer Umgebung, wie sie weggerissen wird. Mit Druck, mit Gewalt brennt sich ein Bild nach dem Anderen in meine Gedanken ein. Immer und immer wieder erscheinen Teile der Umgebung in meinem Kopf.

Ich bekomme das Gefühl, dass mein Bewusstsein jeden Moment weggepustet werde könnte.

Aber im nächsten Moment fühlt es sich so an als ob alles wieder an seinen richtigen Platz in meinen Kopf installiert ist, als ob mein gesamtes Bewusstsein mit Gewalt in eine kleine metällerne Box gepresst worden wäre.

Déjà vu. Déjà vu.

"Mein Name ist Aya Otonashi." Ich hab dich gehört.

"Ich bin Aya Otonashi." Ich hab dich gehört.

"Ich bin Aya Otonashi." GENUG, ich habe dich bereits gehört!

Ich versuche die ungeheuren Mengen an Informationen, die sich versuchen in mein Bewusstsein einzuschleichen, abzustoßen. Ich meine, es ist schlicht und einfach unmöglich das all das da reinpassen soll. Mein Hirn würde überstrapaziert werden. Ich kann das alles niemals so schnell verarbeiten.

"Ah..."

Was,

Was für unsinniges Zeug---ist da in meinem...?


Ich merke wie meine Gedanken vollkommen durcheinander gehen und lege mein Hirn mit Gewalt außer Betrieb.

Dann komme ich wieder zu mir.

Hm? Worüber habe ich gerade nachgedacht?

Nun da ich meinem Gedankengang nicht weiter folgen kann blicke ich nach vorne.

Und schaue sie noch einmal an.

Ich beobachte die Austauschschülerin Aya Otonashi, deren Namen ich noch nicht kenne.

"Aya Otonashi."

Die Austauschülerin brummt ihren Namen mit leiser Stimme als ob es ihr egal wäre, ob wir sie verstehen.

Aya Otonashi steigt von ihrer 'Bühne' hinab.

Ihre extrem einfach gehaltene Einführung gibt den Anderen einen Anlass untereinander zu tuscheln.

Sie denkt kein Stück über ihre aufgeregten Klassenkameraden nach und schnellt los.

In meine Richtung.

Mir dabei direkt ins Gesicht schauend.

Sie setzt sich auf den leeren Stuhl neben mir, als ob es die natürlichste Handlung der Welt wäre. Als ob dieser Platz von vornherein bereits für sie reserviert worden wäre.

Otonashi-san starrt mich verdächtig an während ich sie leise von der Seite mustere.

...Ich denke ich sollte irgendwas sagen.

".......Errr, Nett dich kennenzulernen."

Ihr finsterer Blick verändert sich kein bisschen.

"Ist das alles?!"

Hätte ich noch etwas anderes sagen sollen? Selbst wenn, mir fällt nichts weiter ein. Schließlich ist das unser erstes Treffen.

Aber die bedrückende Atmossphäre zwing noch ein paar weitere Worte aus mir heraus.

"......Err, deine Uniform. Ist das die von deiner vorigen Schule?"

Otonashi-san reagiert nicht auf meine Worte und starrt mich schlicht weiter an.

"......Eh, nun ja?!"

Meine offensichtliche Verwirrung bemerkend lässt sie einen Seufzer raus und lächelt. Ein Lächeln wie das eines begriffsstutzigen Kindes.

"Ich werde dir mal etwas gutes erzählen, Hoshino,"

...Hm? Meinen Namen habe ich ihr noch nicht mitgeteilt.

Aber dieser Gedanke ist nur ein kurzer, unbedeutender. Otonashi-san teilt mir etwas mit, dass mich für volle 5 Sekunden vollkommen versteinert.

"Kasumi Mogi hat heute einen hellblauen Slip an."



Kasumi Mogis Standardkleidung während Sport ist eine normale Uniform, anstatt dem Hallenoutfit.

Heute schaut sie den Jungs mal wieder beim Fußballspielen zu. Sie trägt ihre normale Uniform -wie immer- und sitzt genauso ausdruckslos da wie eine Statue.

Die weißen Beine, die aus ihrem Rock herausragen sind so dünn, als ob sie jeden Moment zusammenklappen könnten. Und ich, aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund, schlafe mit meinem Kopf auf ihren Oberschenkeln.

Ah, yeah. Ich habe genauso wenig eine Ahnung, was gerade vor sich geht. Obwohl ich ein warmes Gefühl von Glückseligkeit verspüre, kann ich es nicht wirklich genießen während ich verzweifelt versuche mein Nasenbluten mit einem Taschentuch zu stoppen. Das Ganze würde nicht so gut ausgehen, wenn ich das nicht irgendwie hinkriege...

Ich kann mich, nebenbei gesagt, erinnern wie ich in dieser Situation gelandet bin. Da ich mich -dank Otonashi(san)- nicht richtig konzentrieren konnte bekam ich während Sport einen Ball direkt in die Fresse, weshalb ich jetzt Nasenbluten hatte. Mogi-san hat sich Sorgen um mich gemacht und aus irgendeinem Grund ließ sie mich daraufhin auf ihren Oberschenkeln ausruhen.

Mogi-sans Beine sind nicht wirklich gemütlich, um ehrlich zu sein tat mir der Kopf nach einer Weile ein bisschen mein Kopf weh.

Ich frage mich warum Mogi-san sich so um mich kümmert. Ich schaue hoch zu ihr, aber ihr ausdrucksloses Gesicht verrät mir nichts und wieder nichts.

Aber ich bin glücklich.

Sehr, sehr glücklich.

Otonashis Äußerung über ihre Slipper.

Natürlich war ich überrascht, sowohl von der Appruptheit als auch der Zusammenhangslosigkeit ihres Kommentars. Was ich damit meine, ist dass Otonashi-san behauptet hatte mir 'etwas gutes mitzuteilen'. Um es ohne weitere Umschweife festzustellen : Otonashi-san hat erklärt, dass diese Information über Kasumi Mogi 'etwas gutes' für mich sei.

Weder Kokone noch Daiya habe ich erzählt, das ich für Mogi-san schwärme. Es besteht also keine einzige Möglichkeit für Otonashi-san, welche ich heute zum ersten Mal getroffen habe, darüber Bescheid zu wissen.

Nichtsdestotrotz hat sie mir mitgeteilt, was sie mir mitgeteilt hat. Ohne Zweifel.

"....Sag mal, Mogi-san."

"Was ist denn?"

Mogi-san antwortet leise. Ihre Stimme ist die eines kleinen Vogels, stimmt damit auch perfekt mit ihrem kleinen Körper und zärtlichen Auftreten überein.

"Hat Otonashi-san heute...zufällig mit dir geredet?"

"...Die Austauschschülerin?...Nein."

"Ihr beiden seid aber nicht zufällig anders miteinander verstrickt, oder?"

Mogi-san nickt.

"Hat sie dir etwas verdächtiges angetan?"

Einen Moment lang denkt sie nach, dann schüttelt sie den Kopf. Ihr leicht gewelltes Haar schwingt hin und her.

"Warum fragst du mich das," fragt sie, ihren Kopf neigend.

"Ah, nein...wenn nichts passiert ist, ist es nicht weiter wichtig."

Ich schaue auf das Feld. Otonashi-san steht dort alleine in der Mitte des Schulhofes, mit einer respekteinflößenden Pose. Oder vielleicht doch eher furchteinflößend? Sie zeigt keinerlei Interesse am Ball geschweige denn an den diesem hinterrennenden Mädchen. Wenn der Ball mal zufällig zu ihr rüberollt, kickt sie ihn sanft wieder zurück.

...ähm...hat sie den Ball gerade bewusst der feindlichen Mannschaft zugekickt...?

"Hmm."

Vielleicht habe ich Otonashis Worten ein bisschen zuviel Bedeutung gegeben.

Zu denken, sie hätte meine Gefühle vor Mogi-san bemerkt.

Otonashi-san hatte einen ganz schönen Einfluss auf mich, nicht zuletzt auch durch ihr Auftretten und ihr Verhalten. Yeah, Ich habe ihre Worte schlicht zu ernst genommen, weil sie es so plötzlich und mit dieser intensiven Präsens gesagt hat. Mit dieser logischen Schlussfolgerung würde jeder zufrieden sein.

Und trotzdem - warum kann ich das nicht glauben?

Otonashi-san schaut mir an und fixiert ihren Blick auf mich, mich nicht einen Moment aus den Augen lassend.

Direkt in meine Augen starrend, hebt sie die Ecken ihre Mundes verwegen an und...

- obwohl die Stunde noch nicht vorbei ist -

...fängt an in meine Richtung zu laufen.

Ohne zu überlegen stehe ich auf. Ich habe mich von dem Privileg auf Mogi-sans Oberschenkelkissen schlafen zu dürfen losgesagt. Von dem Privileg, welches meine Quelle äußersten Glücks hätte sein sollen. Mein gesamter Körper zittert.

Das ist keine Übertreibung - ich zittere ohne Spaß von Kopf bis Fuß.

Mogi-san, die Otonashi-san bemerkt zu haben scheint, verspannt sichtlich ängstlich als sie sich neben mir erhebt.

Mit einem kühnen Lächeln deutet Otonashi-san auf mich...nein auf Mogi-san.

Genau dann.

Weht eine plötzliche Windböe vorbei. Eine Böe, die niemand keinesfalls hätte vorhersehen können.

Diese plötzliche Windböe hebt Mogi-Sans Rock ein bisschen an.

"~~~~!!"

Sofort drückt Mogi-san ihren Rock hinunter, jedoch nur vorne. Ich stehe hinter ihr. Direkt nach dem die Böe vorbeigezogen ist, dreht Mogi-san sich um und schaut mich an. Sie ist in der Tat so emotions-und ausdruckslos wie immer, aber ihre Wangen scheinen ein bisschen gerötet zu sein.

Still formt sie mit ihrem Mund die Wörter :"Hast du sie gesehen?" Nein, vielleicht hat sie es ja wirklich ausgesprochen, aber ich kann ihre leise Stimme nicht verstehen. Ich schüttele hektisch meinen Kopf. Ich vermute, aufgrund meiner hastigen Reaktion, scheint es offensichtlich geworden zu sein, dass ich in der Tat ihren Slipper gesehen habe. Aber Mogi-san antwortet nicht weiter und lässt ihren Blick stattdessen nach unten schweifen.

In diesem Augenblick steht Otonashi-san direkt neben mir.

Ich erhasche einen hastigen Blick um ihren Gesichtsausdruck zu bestimmen.

Ich verstehe warum ich so sehr zittere - Ich habe ihren Gesichtsausdruck richtig verstanden. Eine Emotion, die noch niemals mich als ihr Ziel hatte.

- Feindseligkeit.

Warum? Warum zum Teufel ist sie auf jemanden wie mich gerichtet?

Ihre Lippen heben sich leicht und sie blickt mich finster an. Während ich immer noch wie paralysiert zittere platziert sie ihre Hand auf meiner Schulter und führt ihre Lippen an mein Ohr. Ich spüre eine sanfte Berührung.

"Sie waren hellblau, nicht wahr?"

Otonashi-san weiß definitiv alles. Meine Zuneigung gegenüber Mogi-san, dass ein plötzlicher Windstoß mir Ausblick auf ihren Slipper geben würde, sie hatte alles gewußt.

Ihr statement diesen Morgen war nicht eine Art Witz, noch war es so gemeint. Es war - eine Drohung um mir klar zu machen, dass sie alles über mich weiß, perfekt meine Art zu Denken entschlüsselt hat, dass ich schlicht und ergreifend voll unter ihrer Kontrolle bin.

"Hoshino, inzwischen solltest du dich doch erinnert haben, findest du nicht auch?"

Otonashi-san beobachtet mich aufmerksam während ich starr vor Angst beginne Wurzeln zu schlagen. So verbleiben wir ein paar Minuten lang, dann lässt sie ein Stöhnen hinaus und ihr Blick fällt zu Boden.

Sie murmelt ihre Klagen :"Also ist es nutzlos, selbst nachdem ich soweit gegangen bin...ich verstehe, du bist heute ein ganzes Dutzend schwerer von Begriff als sonst."

"Falls du vergessen haben solltest, erinnere dich jetzt! Mein Name ist 'Maria'!"

...'Maria'? Nein, ich meine...du bist doch Aya Otonashi oder nicht?

"...ist das dein Spitzname oder in etwas in die Richtung?"

"Halt den Mund [die Fresse]."

Sie starrt mich sichtbar aufgewühlt an, nicht mal versuchend, ihre Verwirrung zu verstecken.

"Nun, wenn es so ist. Du bist nicht ein Bisschen herausfordend in deinem gegenwärtigen Zustand, aber ich werde nun so handeln, wie es am zufriedenstellendsten für mich ist," erklärt Otonashi-san während sie mir ihren Rücken zudreht.

"Oi, warte..."

Instinktiv halte ich sie zurück. Sie dreht sich wieder um, sichtlich gestresst. Ihrem kalten Blick begegnend kann ich nicht anders als zusammenzuzucken.

Ich bin mir nicht sicher. Aber von Otonashi-sans Verhalten ausgehend, kann es sein, dass, vielleicht -

"Sind wir uns in der Vergangenheit eventuell schon mal begegnet?"

Diese Worte aufnehmend, breitet sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen aus.

"Aber ja, wir waren Geliebte in unserem vorherigen Leben. O, mein geliebter Romeo [eig. Hathaway], wie tragisch ist doch dein gegenwärtiger Zustand! Du warst nicht so ein Narr wie heute, damals, als du noch kamst um mich zu preisen, deine geliebte Prinzessin des verfeindeten Nachbarlandes!"

"..........Ummmmm...........was?"

Mir hat es die Sprache verschlagen. Otonashi-san scheint befriedigt zu sein, nachdem sie mich wieder mal in verwirrten Zustand sieht. Das allererste Mal heute zeigte sie mir es - etwas das aussah, wie ihr echtes Lächeln.

"Ich mache Spaß."



Am nächsten Tag - sah ich Aya Otonashis Leiche.



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