Suzumiya Haruhi:Band1 Kapitel3

From Baka-Tsuki
Jump to navigation Jump to search

Kapitel 3[edit]

Aufgrund des berüchtigten Bunnygirl-Vorfalls war auch Asahina-san in der Schule bereits ein gängiger Name. Nachdem sie sich einen Tag freigenommen hatte, erschien sie erneut mutig im Clubraum.

Da es bisher keine ordentlichen Clubaktivitäten gab, hatte ich ein Othello-Brett mitgebracht, welches bei mir zuhause längst vergessen und tief vergraben herumgelegen hatte, und spielte daraufhin einige Runden mit Asahina-san, während ich mit ihr ein wenig plauderte.

Die Website war fertig, aber sie war so gut wie nutzlos, da weder Besucher noch E-Mails kamen. Der Computer war nur zum Surfen im Internet gut. Sollten die Leute des Computerclubs das jemals herausfinden, würden sie sich zu Tode weinen.

Neben Nagato Yuki sitzend, die wie üblich ihr Buch las, begann ich die zweite Runde Othello mit Asahina-san.

"Suzumiya-san lässt sich heute aber Zeit...", sagte Asahina-san leise während sie immernoch auf das Brett schaute.

Als ich sah, dass das, was zuvor passiert war, keine Spuren hinterlassen hatte, atmete ich erleichtert auf. Egal unter welchen Umständen, mit einem süßen Mädchen, das ein Jahr älter ist als man selbst, allein in einem Clubraum zu sitzen, kann einen schwindeln lassen

"Heute kommt ein Schulwechsler an, ich wette sie sucht ihn gerade."

"Schulwechsler?"

Asahina-san hob ihren Kopf wie ein kleiner Vogel.

"Haruhi war ziemlich aufgeregt, als sie gehört hat, dass Klasse 1-9 einen Schulwechsler bekommen hat. Sie scheint Schulwechsler echt zu mögen!"

Ich platzierte einen schwarzen Stein auf das Brett, und drehte die entsprechenden weißen Steine um.

"Mhm..."

"Oh ja, Asahina-san, ich hätte nie gedacht, dass du heute kommen würdest!"

"Öhm... ich hab eine Weile gezögert, aber ich hab mir auch Sorgen gemacht, also bin ich letztendlich gekommen."

Wo hab ich dich das schonmal sagen gehört?

"Worum machst du dir Sorgen?"

Zack! Sie drehte einen der Steine mit ihren winzigen Fingern um.

"Ähm... nichts."

Ich drehte mich um und bemerkte, dass Nagato auf das Brett starrte. Ihr Gesicht ist unbewegt wie das einer Lehmfigur, aber unter ihrer Brille zeigten ihre Augen einen nie gesehenen Glanz.

"..."

Der Glanz in ihrem Auge war der eines neugeborenen Kätzchens, das zum ersten Mal einen Hund sieht. Ich folgte ihrem Blick bis zu meiner Hand, die einen Stein hielt.

"...Nagato-san, willst du spielen?"

Nachdem ich das gesagt hatte, blinzelte Nagato roboterhaft, und, in einer sehr unauffälligen Art, die man nicht mitbekäme, wenn man nicht genau aufpasste, nickte sie leicht mit dem Kopf. Also tauschte ich den Platz mit Nagato, und setzte mich neben Asahina-san.

Nagato nahm eins der Stücke und untersuchte es intensiv. Als sie bemerkte, dass die Steine magnetisch zusammengehalten werden, zog sie ihre Händen weg, als ob sie Angst hätte.

"Nagato-san, hast du schonmal Othello gespielt?"

Sie schüttelte langsam den Kopf.

"Kennst du denn die Regeln?"

Die Antwort war negativ.

"Also, da du schwarz bist, ist es dein Ziel, die weißen Steine mit deinen Schwarzen einzukreisen. Und dann drehst du die umzingelten weißen Steine um, dann werden sie schwarz. Wer am Ende mehr Steine hat, gewinnt."

Sie nickte. Danach platzierte sie elegant die Steine auf dem Brett, obwohl sie sich noch etwas tollpatschig dabei anstellte, die gegnerischen Steine umzudrehen.

Nachdem der Gegner gewechselt hatte, wurde Asahina-san ängstlicher. Ich bemerkte, dass ihre Finger zu zittern begannen, und sie traute sich nicht, den Kopf zu heben um Nagato ins Gesicht zu sehen. Sie warf von Zeit zu Zeit einen Blick auf Nagato, schaute dann allerdings schnell weg, und diese Prozedur wiederholte sie mehrere Male. Am Ende konnte sich Asahina-san wohl garnicht richtig konzentrieren, daher hatte schwarz schnell einen klaren Vorteil im Spiel.

Wie das? Asahina-san scheint ziemlich Vorsichtig im Bezug auf Nagato zu sein, ich verstehe aber absolut nicht warum.

Es dauerte nicht lange, bis Schwarz überzeugend gewann. Gerade als die beiden eine neue Partie beginnen wollten, kehrte der Verursacher dieses Chaos’ mit einem neuen Opfer zurück.

"Hiya, hab euch warten lassen!"

Haruhi grüsste uns wie immer, während sie am Ärmel eines männlichen Studenten zog.

"Das ist der neue Schulwechsler von heute, er geht in die Klasse neun im ersten Jahr, sein Name ist..."


Haruhi stoppte plötzlich und warf ihm einen "du bist dran"-Blick zu. Das Opfer drehte sich um und lächelte uns an:

"...Koizumi Itsuki, erfreut, euch kennenzulernen."

Mit seiner schlanken Figur gibt er den Eindruck eines energetischen jungen Mannes ab. Ein ziemlich friedliches Lächeln, freundliche Augen und ein hübsches Gesicht. Würde er jemals als Model für einen dieser Supermatktflyer posieren, würde er sicher eine Menge Fans gewinnen. Wenn er dazu noch ein netter Kerl ist, würde er sogar noch beliebter.

"Dies ist der Clubraum der SOS Brigade. Ich bin die Kommandantin, Suzumiya Haruhi. Hier sind die Untergebenen eins, zwei und drei. Oh, und du bist Nummer vier, versteht euch bitte gut miteinander!"

Was ist das denn für eine Vorstellung?! Die einzigen Namen, die du genannt hast, waren deiner und seiner!

"Mich würde es nicht stören beizutreten."

Koizumi, der Schulwechsler, lächelte freundlich:

"Aber was für ein Club ist das hier?"

Selbst wenn hier hundert Leute sitzen würden, würden sie bestimmt dasselbe fragen. Eine Menge Leute haben mich das gefragt, aber ich konnte nie eine ordentliche Antwort darauf finden. Sollte irgendjemand eine gute Antwort finden, wäre er der geborene Betrüger! Haruhi schien das allerdings nicht zu interessieren, sie lächelte uns fröhlich an und sagte:

"Dann lass mich dir von der Mission der SOS Brigade erzählen, hör gut zu...!"

Haruhi atmete langsam ein, und enthüllte dann die schockierende Wahrheit:

"Die SOS Brigade existiert, um Aliens, Zeitreisende und Esper zu finden, und mit ihnen etwas zu unternehmen!"


In diesem Moment erstarrte die gesamte Welt.

...nein, das ist eine etwas lächerliche Behauptung. Das einzige, was ich dachte war, "Keine Überraschung", aber den anderen drei schien es nicht so zu gehen.

Asahina-san war völlig entgeistert, sie weitete ihre Augen und Ohren und starrte die frohlockende Haruhi an. Nagato Yuki reagierte ähnlich, nachdem sie ihren Kopf in Richtung Haruhi gedreht hatte, stoppte sie, als ob ihre Batterien leer wären. Was mich überraschte, war, dass sich ihre Augen ein wenig geweitet hatten. Für jemanden, der sonst nicht viele Gefühle zeigt, ist das schon eine recht überraschende Reaktion.

Was Koizumi anging, so präsentierte er ein rätselhaftes Lächeln; es war schwer zu erraten, was dieses Lächeln bedeuten sollte. Einen Moment später kam Koizumi als erster wieder zu sich.

"Ah, ich verstehe."

Als ob ihm etwas klargeworden wäre, sah er Asahina-san und Nagato an, und nickte dann verstehend.

"Wie von Suzumiya-san zu erwarten."

Nachdem er diesen vieldeutigen Kommentar abgegeben hatte, fuhr er fort:

"Kein Problem, ich trete bei. Ich freu mich schon, mit euch zusammen zu arbeiten."

Er lächelte mit seinen strahlenden, weißen Zähnen.

Hey! Hast du ihre Erklärung gerade eben einfach so hingenommen? Hast du überhaupt zugehört?

Als er bemerkte, wie ich verwirrt dreinschaute, kam er plötzlich zu mir und streckte mir seine Hand entgegen.

"Ich bin Koizumi. Da ich heute erst hierhergekommen bin, gibt es für mich noch viel zu lernen. Schön, dich kennenzulernen."

Ich schüttelte die Hand des höflichen Koizumi.

"Danke, ich bin..."

"Das ist Kyon!"

Haruhi stellte mich auf ihre Weise vor, und zeigte dann auf die anderen beiden: "Die niedliche hier ist Mikuru-chan, und die Vieräugige ist Yuki-san."

Krach!

Ein lautes Geräusch erklang. Es war Asahina-san, die beim Versuch aufzustehen über ihren Stuhl stolperte und mit der Stirn auf das Othello-Brett knallte.

"Bist du in Ordnung?"

Als sie Koizumi's Stimme hörte, reagierte Asahina-san, indem sie ihren Kopf puppenhaft drehte und den Schulwechsler strahlend anschaute. Hmpf! Er ist ziemlich nervig, dieser Blick.

"... Mir... mir geht's gut." sagte Asahina-san ziemlich leise, während sie Koizumi scheu anguckte.

"Super! Jetzt haben wir fünf Mitglieder! Die Schule kann nichts gegen uns machen!"

Haruhi fuhr fort:

"Genau, die SOS Brigade ist bereit für's Geschäft! Leute, lasst uns zusammenarbeiten und vorankommen!"

Was meinst du mit bereit für's Geschäft, Fräulein?

Bevor ich es bemerkte, war Nagato schon auf ihren Stuhl zurückgekehrt, und las ihr dickes Buch. Nagato-san, Haruhi hat dich schon als festes Mitglied gezählt, bist du sicher, dass du damit einverstanden bist?


Nachdem Haruhi verlautbart hatte, dass sie Koizumi die Schule zeigen würde und aus dem Zimmer gestürmt war, und Asahina gemeint hatte, sie müsste zuhause noch etwas erledigen, blieben Nagato und ich allein zurück.

Ich hatte keine Lust Othello zu spielen, und es macht nicht viel Spaß Nagato beim Lesen zuzusehen, also entschied ich mich, auch nach Hause zu gehen. Ich nahm meine Tasche und verabschiedete mich von Nagato.

"Ich bin dann mal weg!"

"Hast du das Buch gelesen?"

Als ich sie das habe sagen hören, blieb ich stehen. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich wie Nagato Yuki mich mit ihren fast ausdruckslosen Augen ansah.

Welches Buch? Oh, du meinst das dicke Hardcover, dass du mir letztens geliehen hast?

"Ja."

"Oh, ich hab' noch nicht gelesen..... soll ich es dir vielleicht zurückgeben?"

"Nicht nötig."

Nagato verschwendet nie Worte, sie kommt immer direkt auf den Punkt in einem kurzen Satz.

"Denk daran es heute zu lesen."

Sagte Nagato ausdruckslos.

"Gleich wenn du nach Hause kommst."

Ihre Stimme hatte einen befehlenden Ton an sich.

Neben denen, die im Literatur-Unterricht abverlangt werden, fasse ich Romane eher selten an, aber da Nagato es empfohlen hat, sollte es recht interessant sein.

"... alles klar!"

Nachdem sie meine Antwort gehört hatte, setzte Nagato die Lektüre ihres Buches fort.


Weshalb ich mich selbst im Dunkeln so fest in die Pedale treten sah wie ich nur konnte.


Ich ging heim nachdem ich mich von Nagato verabschiedet hatte, und begab mich direkt nach dem Essen in mein Zimmer, um den Science-Fiction Roman anzufangen, den sie mir angedreht hatte. Gerade als mir von der Masse an Wörtern schwindelig wurde, entschloss ich mich, einmal durch das Buch zu blättern um zu erfahren, ob ich damit jemals fertigwerden würde, woraufhin ein Lesezeichen aus dem Buch auf den Teppich fiel.

Es war ein merkwürdiges Lesezeichen mit Blümchenmuster. Ich drehte es um und bemerkte die Beschriftung:


"Heute Nacht, sieben Uhr, im Park nahe des Kouyouen Bahnhofs. Ich erwarte dich dort."


Die Zeichen sind so sauber, als wären sie mit einem Textverarbeitungsprogramm geschrieben worden. Diese ausdrucksschwache Handschrift muss Nagatos sein. Aber ich bin mir trotzdem noch nicht sicher.

Ich hatte dieses Buch jetzt schon tagelang. Also ist mit diesem "sieben Uhr" sieben Uhr in der Nacht gemeint, als sie es mir geliehen hat? Oder sieben Uhr heute Nacht? Kann es sein, dass sie geahnt hat, dass ich dieses Lesezeichen irgendwann finden würde, und jede Nacht im Park gewartet hat? War das der Grund, aus dem sie mich gebeten hat, dieses Buch heute Abend zu lesen, so dass ich das Lesezeichen heute Nacht finden würde? Auch wenn es so wäre, warum hat sie es mir nicht einfach gesagt? Außerdem weiß ich nicht, warum sie mich in den Park bitten sollte.

Ich schaute auf die Uhr, es war kurz nach dreiviertel sechs. Auch wenn der Bahnhof von meiner Schule aus der nächste ist, würde ich von zuhause aus mindestens 20 Minuten brauchen, um dort hinzuradeln.

Ich dachte etwa zehn Sekunden darüber nach.

Ich stecke das Lesezeichen in meine Jeans, bevor ich aus dem Zimmer und die Treppen hinunterrannte wie ein wendiges Kaninchen. Als ich am Hauseingang ankam, traf ich meine Schwester mit einem Eis in der Hand, die mich fragte: "Wo gehst du hin, Kyon-kun?" Ich antwortete: "Zum Bahnhof.", sprang auf mein Rad, dass in der Nähe der Eingangstür abgeschlossen war, und fuhr in Richtung meines Zielortes.

Wenn Nagato nicht da ist, werde ich mich wahrscheinlich sehr laut selbst verspotten.


Scheint, als bliebe mir der Spott erspart.

Als vorsichtiger Radfahrer brauchte ich bis zehn nach sieben um im Park vor dem Bahnhof anzukommen. Da der Park weit abseits der Hauptstrasse liegt, waren zu dieser Tageszeit nicht viele Leute da.

Unter dem Lärm von Zügen und Autos hob ich mein Rad auf und ging in den Park. Unter den Lichtern von abstandsgleich platzierten Lampen konnte ich vage Nagato Yuki's schlanke Gestalt ausmachen, die auf einer der langen Parkbänke platzgenommen hatte.

Sie ist wirklich die Art Person, deren Anwesenheit man nicht leicht bemerkt. So leise im Park sitzend hätte man sie leicht mit einem Geist verwechseln können, wenn man es nicht besser wusste!

Nagato stand langsam wie eine Marionette auf.

Sie trägt immernoch ihre Uniform.

"Bist du froh, dass ich endlich da bin?"

Sie nickte.

"Du hast doch nicht etwa jeden Tag hier gewartet?"

Sie nickte wieder.

"Geht es um etwas, was du mir in der Schule nicht sagen kannst?"

Nagato nickte und kam dann auf mich zu.

"Hier lang."

Nach diesen zwei Worten drehte Nagato sich um und ging voran. Ihre Art zu gehen ist wie die eines Ninja: man kann keinen Schritt hören. Ich vermochte ihr nur zögerlich zu folgen, da sie perfekt mit der Nacht verschmolz.

Nach einigen Minuten gehen und beobachten, wie der Wind ihr Haar leicht umherweht, kamen wir an einem Apartmentblock in der Nähe des Bahnhofs an.

"Hier ist es."

Nagato nahm ihren Pass heraus und drückte ihn gegen den elektronischen Sensor am Eingang; die Glastür vor uns öffnete sich. Ich ließ mein Fahrrad am Eingang stehen, und folgte dicht hinter Nagato, die bereits auf den Fahrstuhl zuhielt. Im Fahrstuhl dann schien ihr etwas durch den Kopf zu gehen, sie sagte allerdings nichts und starrte nur auf das Ziffernfeld zur Etagenanwahl. Schließlich kam der Aufzug im siebten Stock an.

"Entschuldige bitte, aber wo gehen wir eigentlich hin?"

Ich hätte schon früher fragen sollen. Nagato, die langsam durch den Flur ging, antwortete:

"Zu mir nachhause."

Ich stoppte auf der Stelle. Moment mal, warum nimmt mich Nagato mit zu sich nach Hause?

"Keine Sorge. Sonst ist niemand da."

Was? Hey, was zur HÖLLE meinst du damit?

Nagato öffnete die Tür zu Raum 708, und blickte mich dann an.

"Herein."

Meinst du das ernst?

Ich versuchte, ruhig zu bleiben, und trat mit einer gewissen Beklommenheit ein. Während ich meine Schuhe auszog, schloss Nagato die Tür.

Ich fühlte mich, als hätte ich gerade ein Piratenschiff betreten, und ich drehte mich beim unheilvollen Geräusch der sich schließenden Tür besorgt um.

"Komm rein."

Sagte Nagato recht flach, und zog ebenfalls ihre Schuhe aus. Wenn das Apartment dunkel gewesen wäre, hätte ich noch verschwinden können. Aber ach! Es war hell erleuchtet, was das geräumige Apartment nochmal größer wirken ließ.

Drei Zimmer, ein Wohnzimmer und eine Einbauküche verbunden mit dem Esszimmer -- Schätze, dies ist eine dieser noblen Eigentumswohnungen. So nah am Bahnhof muss der Preis recht hoch sein.

Aber warum sieht es hier so aus, als wenn hier niemand leben würde?

Abgesehen vom Wohnzimmer, in dem ein kleiner Tisch mit einer warmen Decke stand, war hier nichts. Es waren keine Vorhänge an den Fenstern, und es lag kein Teppich auf dem zehn-Tatami großen Holzfußboden.

"Nimm Platz."

Sagte Nagato, bevor sie in die Küche ging, also kniete ich mich an den Wohnzimmertisch.

Während ich mir förmlich den Kopf zerbrach, warum ein Mädchen einen Jungen einladen musste, solange seine Eltern nicht da waren, stellte Nagato, die sich wie ein Roboter bewegte, ein Tablett mit einer kleinen Teekanne und Teetassen auf den Tisch und setzte sich gegenüber von mir, in ihrer Schuluniform gekleidet, hin.

Angespannte Stille.

Sie hat mir nichtmal Tee eingeschenkt, sie saß nur da und starrte mich ausdruckslos an. Das zu sehen machte mich immer unruhiger.

"Ähm... also, wo sind denn deine Eltern?"

"Keiner da."

"Hm, ja, sie sind wohl nicht zu Hause... sind sie irgendwo hingegangen?"

"Ich war bisher immer die Einzige hier, von Anfang an."

Das ist das erste Mal, dass ich so einen langen Satz von ihr gehört habe.

"Du lebst allein?"

"Ja."

Wow, ein High School Mädchen im ersten Jahr, das allein in einer erstklassigen Eigentumswohnung lebt. Denkt sie, dass sei sinnvoll? Mir fiel allerdings ein Stein vom Herzen, als ich erfuhr, dass ich ihre Eltern nicht kennenlernen musste. Moment mal! Das ist nicht der richtige Zeitpunkt um erleichtert zu sein!

"Ach ja, warum wolltest du mich treffen?"

Als würde sie versuchen, sich zu erinnern, begann Nagato Tee einzuschenken und schob die Tasse dann zu mir herüber.

"Trink."

Ich begann pflichtgemäß die Tasse auszutrinken. Währenddessen beobachtete Nagato mich die ganze Zeit wie eine Giraffe im Zoo, daher konnte ich mich nicht aufs Trinken konzentrieren.

"Schmeckt er?"

"Schmeckt er?"

Dies ist das erste Mal, dass ich sie eine Frage stellen höre.

"Ja..."

Nachdem ich fertig war, stellte ich die Tasse auf den Tisch, und Nagato füllte sie sofort wieder auf. Wenn sie schon nachgefüllt hat, kann ich das genausogut trinken. Nachdem ich fertig war, schenkte sie eine dritte Tasse ein. Endlich ist die Teekanne leer. Nagato stand auf, um sie wieder aufzufüllen. Ich stoppte sie sofort.

"Du brauchst den Tee wegen mir nicht mehr nachfüllen, danke... Kannst du mir stattdessen erzählen, warum du mich hergebracht hast?"

Nagato hielt an und setzte sich wieder wie in einem Video, das man zurückspult. Sie sagte immernoch nichts.

Endlich bewegte Nagato ihre dünnen Lippen.

"Es geht um Suzumiya Haruhi."

Sie streckte den Rücken und saß elegant da.

"Und um mich."

Sie pausierte für eine Weile.

Ich verstehe ihre Art zu reden wirklich nicht...

"Was ist denn mit Suzumiya und dir?"

In diesem Moment zeigte Nagato einen Ausdruck des Unbehagens. Das ist das erste Mal, dass sie so einen Ausdruck zeigt, seitdem ich sie getroffen habe. Allerdings ist dieser emotionale Ausbruch sehr subtil; man muss schon gut aufpassen, um ihn überhaupt zu bemerken.

"Ich kann das nicht komplett in Worte fassen, und es könnten Fehler in der Datenübermittlung auftreten. Trotzdem, hör zu."

"Suzumiya Haruhi und ich sind keine normalen Menschen."


Solch ein mehrdeutiger Satz so früh im Gespräch.

"Naja, das hab ich mehr oder weniger schon gemerkt..."

"Das meine ich nicht."

Nagato fuhr fort, wobei sie auf ihre Hände, die auf ihrem Schoß lagen, blickte:

"Ich meine das nicht in Bezug auf ungewöhnliche Verhaltensweisen, ich meinte es wörtlich. Sie und ich sind keine gewöhnlichen Menschen wie du."

Ich verstehe nicht, was sie mir sagen will.

"Die Entität des integrierten Datenbewusstseins, die diese Galaxie beaufsichtigt, hat eine lebende humanoide Schnittstelle erschaffen um mit biologischen Einheiten zu interagieren - das bin ich."

"..."

"Meine Aufgabe ist es, Suzumiya Haruhi zu überwachen und die gewonnenen Daten zu der Entität des integrierten Datenbewusstseins hochzuladen."

"..."

"Ich tue das, seit ich vor drei Jahren geboren wurde. In den letzten drei Jahren wurden keine speziellen ungewöhnlichen Sachverhalte festgestellt, und alles war sehr stabil. Allerdings ist kürzlich ein externer Faktor neben Suzumiya Haruhi aufgetaucht, der nicht ignoriert werden kann."

"..."

"Und das bist du."


Was ist die Entität des integrierten Datenbewusstseins?

In der wüsten See, die als das Universum bekannt ist, existieren viele Datenentitäten mit Bewusstsein, die keine physischen Körper besitzen.

Diese Entitäten begannen in der Form von reinen Daten. Als sich alle möglichen Daten ansammelten, entwickelten sie ein Bewusstsein, und entwickelten sich letztendlich durch das Sammeln zusätzlicher Daten weiter.

Da sie nur als Daten existieren und keine greifbaren Körper haben, können sie nicht aufgespürt werden, nicht einmal mit den fortgeschrittensten optischen Geräten.

So alt wie das Universum selbst expandierten sie mit ihm, und die relative Datenbank wurde immer größer und umfangreicher.

Seit der Entstehung dieses Planeten, entschuldige, es müsste seit der Entstehung dieses Sonnensystems heißen, ist ihnen nichts in diesem Universum unbekannt. Für sie ist dieser Planet am Rand der Milchstrasse nichts besonderes, weil es noch viele andere Planeten in der Galaxie gibt, die intelligente organische Lebensformen beherbergen. So viele, dass sie nicht einmal gezählt werden können.

Wie auch immer, als sich die Entwicklung der zweibeinigen Lebensformen auf diesem Planeten als erfolgreich erwies, erlangten diese Wesen mit der Zeit die geistigen Fähigkeiten, um aktiv nach Wissen zu suchen. Diese organische Lebensform, die auf dem Planeten bekannt als Erde lebte, begann wichtig zu werden.


"Für lange Zeit hielten wir es für unmöglich, dass organische Lebensformen, die begrenzte Datensammlungs und -austauschkapazitäten besitzen, überhaupt Wissen erlangen können", sagte Nagato Yuki in einem ernsten Ton.

"Die Entität des integrierten Datenbewusstseins ist sehr an allen organischen Lebensformen auf der Erde interessiert. Sie glaubt, dass sie durch die Beobachtungen Hinweise findet, wie sie der Sackgasse ihrer eigenen Entwicklung entkommen kann."


Im Gegensatz zu den Datenentitäten, die seit dem Anfang in ihrer vollendeten Form existieren, begannen die Menschen als unvollständige, organische Lebensformen, die sich rasend schnell entwickelten, indem sie die Daten, die sie besaßen, ausweiteten und die gesicherten und erweiterten Daten nutzten, um sich selbst weiterzuentwickeln.

Es ist normal für organische Lebensformen überall im Universum, irgendwann ein Bewusstsein zu entwickeln, aber nur die Menschen der Erde haben sich fortwährend zu einer höheren Bewusstseinsstufe weiterentwickelt. Die Entität der integrierten Daten war davon sehr beeindruckt, und hat sich dazu entschieden, diese Menschen weiter zu beobachten.


"Vor drei Jahren stellten wir fest, wie eine sehr ungewöhnliche Datenquelle ungleich den anderen Menschen auf der Oberfläche dieses Planeten erschien. Die Informationsfunken, die von einem bestimmten Gebiet in der bogenförmigen Inselgruppe ausgingen, bedeckten unverzüglich den gesamten Planeten und verbreiteten sich weiter ins Weltall. Und das Zentrum von all dem ist Suzumiya Haruhi."

"Wir wissen nicht, wieso das passiert ist oder welche Auswirkungen es haben wird. Selbst die Datenentitäten sind nicht imstande, die neuentstandenen Daten vollständig zu verarbeiten."

"Wichtiger als das ist die Tatsache, dass Menschen nur eine begrenzte Menge an Daten verarbeiten können, und trotzdem war Suzumiya Haruhi in der Lage, von sich aus einen Datensturm auszulösen."

"Das Freisetzen von massiven Datenmengen durch Suzumiya Haruhi setzt sich in völlig zufälligen Zeitabständen fort. Weiterhin scheint sie sich dessen überhaupt nicht bewusst zu sein."

"Drei Jahre lang habe ich das als Suzumiya Haruhi bekannte Individuum auf jede erdenkliche Weise aus allen mir verfügbaren Perspektiven betrachtet und untersucht, aber trotzdem war ich bis jetzt nicht in der Lage, ihre wahre Identität festzustellen. Unterdessen haben andere Teile der Entität der integrierten Daten festgestellt, dass sie der Schlüssel zur Evolution der Datenentitäten ist, und haben daraufhin ihre Analysen fortgesetzt..."

"Da sie nur als Entitäten existieren, sind sie unfähig zu sprechen und können deshalb nicht mit organischen Lebensformen interagieren. Aber ohne Sprache wäre der Kontakt mit Menschen unmöglich, daher hat die Entität der integrierten Daten mich als Vermittler zwischen ihnen und den Menschen geschaffen."

Endlich nahm Nagato ihre Tasse und nippte an ihrem Tee. Sie hat für ihre Verhältnisse wohl einen Jahresvorrat an Worten verbraucht.

"..."

Ich weiß nicht, was ich antworten soll.

"Das Potenzial zur selbstausgelösten Evolution könnte in Suzumiya Haruhi liegen; sie könnte sogar die Fähigkeit besitzen, alle Daten um sie herum zu kontrollieren. Darum bin ich hier, und darum bist auch du hier."

Mein Gehirn war so durcheinander, dass ich sie unterbrach:

"Ich will ehrlich sein: Ich habe keine Ahnung, wovon in aller Welt du sprichst."

"Bitte glaube mir."

Nagato blickte mich mit einem ernsten Gesichtsausdruck an, den ich noch nie zuvor gesehen hatte.

"Es gibt nur eine sehr geringe Menge an Daten, die durch Sprache übermittelt werden kann. Ich bin nur eine Schnittstelle für Daten, die als organisches Alien lebt um mit Menschen zu interagieren. Ich bin nicht imstande, dir alle Gedanken der Entität der integrierten Daten zu übermitteln, bitte verstehe das."

Auch, wenn du das sagst, verstehe ich es immernoch nicht!

"Ich verstehe nicht, warum du damit zu mir kommst. Lass uns sagen, ich glaube dir, dass du ein Alien bist, dass von der Entität des was-auch-immer geschaffen wurde, warum erzählst du mir das?"

"Weil du speziell von Suzumiya Haruhi auserwählt wurdest. Egal, ob sie es beabsichtigt oder nicht, als eine absolute Datenentität kann sie die Welt um sich herum allein mithilfe ihrer Gedanken verändern. Es muss einen Grund geben, warum sie dich auserwählt hat."

"Nein, es gibt keinen!"

"Doch. Vielleicht spielst du für Suzumiya Haruhi eine wichtige, entscheidende Rolle. Die endlosen Möglichkeiten liegen nun in den Händen von Suzumiya Haruhi und dir."

"Meinst du das im Ernst?"

"Ja."

Zum ersten Mal betrachtete ich Nagato Yukis Gesicht ganz genau. Ich dachte immer, sie würde nicht gern reden, aber jetzt, da sie ihre Flutentore geöffnet und ihre Wörter fließen lassen hat, waren es alles Wörter die ich nicht verstehe. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass sie ein wenig komisch sei, aber nachdem ich diese Rede gehört habe, entdeckte ich, dass ihre Merkwürdigkeit meine Vorstellungskraft bei weitem übersteigt.

Entität des integrierten Datenbewusstseins? Lebende humanoide Schnittstelle?

Mach mal halblang!

"Okay, ich denke du solltest das Haruhi erzählen, und zwar direkt. Ich wette, sie wäre außer sich vor Freude. Wenn ich ehrlich bin, interessieren mich diese Themen nicht wirklich, tut mir leid.

"Die Mehrheit der Entität der integrierten Daten spekuliert, dass wenn Suzumiya Haruhi sich ihrer Kräfte und ihrer Existenz bewusst wird, eine unvorhergesehene Krise entstehen könnte; daher haben wir uns dazu entschlossen, das wir sie im Moment lieber weiter beobachten."

"Es besteht die Möglichkeit, dass ich das alles Haruhi erzähle! Ich verstehe es wirklich nicht, warum erzählst du mir das alles?"

"Selbst wenn du es ihr erzählst, ist es sehr wahrscheinlich dass sie es ignorieren wird."

Das ist wirklich wahrscheinlich.

"Ich bin nicht das einzige Alien, welches von der Entität des integrierten Datenbewusstseins auf die Erde geschickt wurde. Die Entität beabsichtigt, Eigeninitiative zu zeigen und jegliche Änderung im Datenstrom zu beobachten. Für Suzumiya Haruhi bist du eine wichtige Person. Wenn es Zeichen gibt, dass uns eine Krise bevorsteht, werde ich zuerst zu dir schauen."

Entschuldigung, aber da ohne mich.

Entschuldige mich, danke für den Tee, er war gut.

Als sie sah, wie ich mich bereitmachte zu gehen, stoppte mich Nagato nicht.

Sie senkte ihren Kopf und blickte auf ihre Teetasse, womit sie wieder zu ihrem normalen ausdruckslosen Modus zurückkehrte. Ich glaube, es war meine Einbildung, aber irgendwie dachte ich, dass sie einsam aussah.


Als mich meine Mutter fragte wo ich war, gab ich ihr eine kurze Antwort und ging direkt in mein Zimmer. Als ich in meinem Bett lag, begann ich mir alles, was Nagato gesagt hatte, nochmal ins Gedächtnis zurück zu rufen.

Wenn ich glauben würde, was sie gesagt hatte, dann würde das Nagato Yuki zu einem Wesen machen, das nicht von dieser Welt stammt; mit anderen Worten, ein Alien.

Ist das nicht genau die Art von mystischem Wesen, welches Suzumiya Haruhi jeden Tag so angestrengt sucht?

Und die ganze Zeit war es direkt vor unseren Nasen.

... He... Verdammt! Ich klinge wie ein Idiot!

Mein Blick fiel auf den dicken Roman, welcher in einer Ecke meines Bettes herumlag. Ich hob ihn zusammen mit dem Lesezeichen auf, sah mir kurz das Cover an und legte es dann neben mein Kissen.

Nagato muss all diese wilden Vorstellungen von den Science Fiction Romanen haben, die sie schon so lange ganz allein in ihrem Apartment liest. Sie spricht wahrscheinlich mit niemandem in ihrer Klasse und ist ständig allein mit ihren Gedanken. Sie muss einfach mal das Buch weglegen, rausgehen, sich Freunde zulegen und das wunderbare Schulleben genießen. Ihr Mangel an Emotionen ist nicht gerade hilfreich dabei, mit anderen Menschen klarzukommen, und sie würde ziemlich niedlich aussehen, wenn sie nur mal lächeln würde.

Ich denke, ich werde ihr das Buch morgen zurückgeben... Vergiss es, wenn ich es schon ausgeliehen habe, kann ich es genausogut zuende lesen.


Am Tag darauf nach der Schule.

Weil ich an diesem Tag Klassendienst hatte, kam ich später als sonst zum Club, und das erste, was ich sah, war Haruhi, die mit Asahina-san herumspielte.

"Halt still! Verdammt! Sei ein braves Mädchen und beweg dich nicht!"

"N... Neiiiin! H... Hilfeee~~"

Haruhi hatte einer sich wehrenden Asahina-san fast ihre Uniform ausgezogen.

"KYAA!!!"

Schrie Asahina-san, als sie merkte, dass ich angekommen war.

In dem Moment, in dem ich sah, dass Asahina-san nur noch ihren Schlüpfer und BH anhatte, drehte ich mich ohne zu zögern um und schloss die halboffene Tür.

"Tut mir leid."

Nachdem ich draußen zehn Minuten gewartet hatte, kam das Duett aus Asahina-sans süßen Klagen und Haruhis ekstatischen Ausrufen zum Ende. Haruhis Stimme erklang durch die Tür.

"Alles klar, du kannst jetzt reinkommen!"

Als ich den Raum erneut betrat, stoppte ich in Ehrfurcht.

Was mich im Raum begrüßte war der Anblick eines wunderschönen Dienstmädchens.

Bekleidet mit einem Dienstmädchen-Kostüm saß Asahina-san mit Tränen in den Augen auf dem Klappstuhl. Nachdem sie mich traurig angesehen hatte, senkte sie den Kopf.

Eine weiße Schürze gepaart mit einem wallenden Rock, eine Bluse und weiße Strümpfe dienten ausschließlich dazu, sie noch liebenswürdiger zu machen. Das rüschenbesetzte Kopfband und der große Schmetterlingsknoten verstärkten ihren Charme.

Was für ein makelloses Dienstmädchen!

"Na? Ist sie nicht süß?"

Sagte Haruhi, als würde sie ihr eigenes Werk preisen, während sie Asahina-sans Haar streichelte.

Ich stimmte aus ganzem Herzen zu. Das war gegenüber der armen Asahina-san nicht böse gemeint, aber sie sieht darin wirklich niedlich aus.

"Das Kostüm ist super, oder?"

"Nein, ist es nicht!" protestierte Asahina-san kläglich; trotzdem tat ich so, als hätte ich sie nicht gehört und wandte mich an Haruhi.

"Warum verkleidest du sie als Dienstmädchen?"

"Weil Dienstmädchen-Kostüme sexy sind!"

Hör auf solche mehrdeutigen Antworten zu geben!

"Ich habe lange gebraucht, bis ich darauf gekommen bin, verstehst du?"

Selbst wenn du dich gar nicht anstrengen würdest, würde es keinen Unterschied machen.

"In einem Stück, in dem die Schule die Hauptbühne ist, muss es einfach einen liebenswürdigen Charakter wie Mikuru-chan geben. In anderen Worten, die Geschichte würde nicht richtig in die Gänge kommen, verstehst du? Mikuru-chan ist schon nett und süß, aber wenn du so ein süßes Schulmädchen mit solch einer Bombenfigur nicht in ein Dienstmädchen-Kostüm steckst, wirst du die Aufmerksamkeit der Leute nicht gewinnen. Jetzt wird sich jeder in sie verlieben, der sie sieht! Damit werden wir bestimmt siegreich!"

Wie auch immer, was möchtest du damit genau erreichen?

Während ich überlegte, wie ich antworten sollte, zog Haruhi wie aus dem Nichts eine Digitalkamera hervor, und begann Fotos als Andenken zu machen.

Asahina-san lief puterrot an und schüttelte heftig den Kopf.

"B... Bitte hör auf, Fotos zu machen!"

Asahina-sempai, du verschwendest deine Zeit, wenn du Haruhi um Gnade bittest, denn selbst wenn du betteln und knien würdest, gehört sie zu denen, die mit dem weitermachen, was sie sich ausgedacht haben, egal was passiert.

Wie erwartet ließ Haruhi Asahina-san alle möglichen Posen für ihre Fotosession einnehmen.

"Schnief..."

"Jetzt schau hierher! Das Kinn ein wenig runter! Heb deine Schürze an! Ja, das ist ein braves Mädchen! Lächle etwas mehr!"

Haruhi gab ihre Befehle ohne Unterlass von sich, während sie auf dem Auslöser herumdrückte. Wenn ich sie fragen würde wo sie diese Digitalkamera herhat, würde sie sicherlich sagen, sie habe sie irgendwo "erhalten". Eher gestohlen, schätze ich.

Während Haruhis Fotoshooting-Exzessen saß Nagato Yuki wie immer lesend auf ihrem Stuhl. Trotz unserer verwirrenden Unterhaltung letzte Nacht stieß ich angesichts ihrer üblichen Coolness einen erleichterten Seufzer aus.

"Kyon, du bist dran mit knipsen!"

Haruhi gab mir die Kamera und drehte sich in Richtung Asahina-san. Dann schloss sie, wie ein Alligator, der einem nichtsahnenden Vögelchen auflauert, ihre Arme um Asahina-sans Schultern.

"Ah..."

Haruhi grinste eine zitternde Asahina-san an.

"Mikuru-chan, versuch mal ein wenig süßer auszusehen, okay?"

Nachdem sie das gesagt hatte, begann Haruhi, Asahina-sans Schleife zu lockern, um danach drei Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen, womit sie Asahina-sans großen Busen fast völlig entblößte.

"W... warte! Nein... was tust du...?!"

"Keine Sorge, es macht doch nichts, oder?"

Natürlich macht es was, Fräulein!

Schlussendlich wurde Asahina-san gezwungen, ihre Hände in den Schoß zu legen und sich leicht nach vorn zu beugen. Konfrontiert mit Asahina-sans gut ausgebildetem Vorbau, der in krassem Kontrast zu ihrem kleinen Körper und ihrem niedlichen Gesicht stand, blickte ich schnell woanders hin. Aber so hätte ich keine Fotos machen können, also richtete ich meine Augen mangels einer Wahl wieder auf die Kamera und drückte wiederholt auf den Auslöser, wie Haruhi es befohlen hatte.

Die Arme Asahina-san wurde dazu gezwungen, Posen einzunehmen, die die Kurven ihrer Brüste noch mehr betonten, und das war ihr so peinlich, dass ihr Gesicht sogar noch röter wurde. Doch selbst als sie fast in Tränen ausbrach, gab sie immernoch ihr tollpatschiges Bestes um zu lächeln, wodurch sie einen nie zuvor gesehenen Charme versprühte.

Verdammt, ich glaube ich verliebe mich gerade in sie!

"Yuki-chan, leih mir mal deine Brille."

Nagato Yuki hob langsam ihren Kopf, nahm dann langsam ihre Brille ab und gab sie Haruhi, nur um danach langsam ihren Blick wieder dem Buch zuzuwenden. Kannst du ohne Brille überhaupt lesen?

Haruhi nahm die Brille und setzte sie Asahina-san auf.

"Die Brille sähe besser aus, wenn sie leicht geneigt wäre. So, das wäre perfekt! Kyon, denk daran, mehr Fotos von dem vieräugigen, unschuldigen und gutbestückten Dienstmädchen zu machen!"

Mal abgesehen von dem Punkt, ob die Fotos jetzt gemacht werden sollten oder nicht, was hast du überhaupt mit Fotos von Asahina-san in einem Dienstmädchenkostüm vor?

"Mikuru-chan, von jetzt an trägst du dieses Kostüm immer wenn du zu Clubaktivitäten kommst!"

"Wie kannst du nur..."

Asahina-san tat ihr Bestes, um Ablehnung zu signalisieren, aber Haruhi begrabschte sie und streichelte ihr Gesicht ohne Unterlass.

"Wer hat dir gesagt du sollst so verdammt süss sein? Mann, selbst ein Mädchen wie ich kann nicht anders, als dir das hier anzutun!"

Asahina-san schrie und versuchte zu entkommen, aber ohne Erfolg, wodurch sie der Gnade von Haruhis fummelnden Händen ausgeliefert war.

Verdammt Haruhi, ich bin so neidisch auf dich. Nein, warte, wie kann ich überhaupt nur an soetwas denken? Ich sollte versuchen, sie zu retten!

"Alles klar, ich denke es ist an der Zeit, dass du aufhörst!"

Ich versuchte Haruhi von der sexuellen Belästigung Asahina-sans abzuhalten, aber sie wollte einfach nicht loslassen.

"Das ist genug, hör endlich auf!"

"Macht's was? Warum machst du nicht auch mit?"

Eigentlich keine schlechte Idee, aber als ich sah, wie Asahina-sans Gesicht weiß wurde, sagte ich natürlich nichts.

"Huch, was ist denn hier los?"

Als ich mich umdrehte, sah ich Koizumi Itsuki mit seiner Tasche im Eingang stehen.

Er sah amüsiert erst Haruhi an, deren Hände sich auf Asahina-sans Brüsten herumbewegten; dann mich, der versuchte Haruhis Wahnsinn zu stoppen; und dann Asahina-san im Dienstmädchenkostüm, die ohne Unterlass zitterte; und schlussendlich sah er zu Nagato, die unbeeindruckt blieb und selbst ohne Brille friedlich ihr Buch las.

"Ist das eine Art Clubaktivität?"

"Koizumi, du bist genau zur rechten Zeit gekommen! Lass uns mit Asahina-san spielen!"

Was zur Hölle laberst du da?!

Koizumi grinste nur. Bitte, wenn du Haruhis Vorschlag tatsächlich annimmst, dann hast du ernsthafte Probleme.

"Nein, danke, sieht ziemlich beängstigend aus, wenn du mich fragst."

Koizumi legte seine Tasche auf den Tisch und klappte einen der an der Wand stehenden Stühle auf.

Koizumi: "Ist das eine Art Clubaktivität?"

"Stört's dich wenn ich nur hier sitze und zusehe?"

Er saß mit gekreuzten Beinen da und sah mich an, als würde er einer Parade zuschauen.

"Kümmert euch nicht um mich. Bitte, macht weiter."

Nein! Du hast das völlig falsch verstanden! Ich versuche nicht, Asahina-san zu vergewaltigen! Ich versuche, sie zu retten!

Endlich schaffte ich es, mich zwischen Asahina-san und Haruhi zu drängen, und fing Asahina-san gerade noch rechtzeitig auf, bevor sie auf dem Boden zusammenbrach. Ich war überrascht, als ich sie zurück auf ihren Stuhl setzte. Asahina-sans Dienstmädchenkostüm war derangiert und unordentlich, und sie sah total erschöpft aus, aber um ehrlich zu sein dachte ich, dass sie ziemlich sexy aussah.

"Naja, wir haben trotzdem jede Menge Fotos gemacht."

Asahina-san war so erschöpft, dass sie einfach schwächlich auf dem Tisch zusammenbrach. Haruhi nahm die Brille von ihrem süßen Gesicht und gab sie Nagato zurück.

Nagato nahm die Brille still an sich, und setzte sie wieder auf ohne ein Wort zu sagen. Es ist, als hätte es ihre endlose Rede letzte Nacht nie gegeben. Sie hat mich letzte Nacht verarscht, oder?

"Okay, dann lasst uns jetzt mit dem ersten SOS Brigaden Treffen beginnen!"

Rief Haruhi, die auf dem Stuhl der Kommandantin stand, plötzlich. Bitte hör damit auf Leute zu erschrecken, indem du plötzlich losbrüllst!

"Wir haben schon viel Arbeit geleistet. Etwa Flugblätter verteilen und die Website online stellen, wodurch das Ansehen der SOS Brigade an der Schule in den Himmel geschossen ist, daher erkläre ich Phase eins der Arbeit hiermit zu einem großen Erfolg!"

Wie kann man es einen großen Erfolg nennen, Asahina-san psychische Narben zuzufügen?!

"Aber in unserem Postfach ist immernoch keine einzige Mail bezüglich eines mysteriösen Ereignisses eingegangen, und niemand ist bisher gekommen um seine Erfahrungen mit uns zu teilen."

Ansehen allein hilft nicht viel, weil bis jetzt niemand eine Ahnung hat, worum es in diesem Club überhaupt geht. Nebenbei, die Schule erkennt diesen Club noch nicht einmal an!

"Es gab einmal ein Sprichwort, das lautete 'Geduld ist eine Tugend', aber die Zeiten haben sich geändert. Selbst wenn wir die Erde auf den Kopf stellen müssen, werden wir sie selber finden. Also lasst uns alle mit der Suche beginnen!"

"... Und was suchen wir?"

Da niemand sonst fragte, entschied ich mich, es selbst zu tun.

"Wir wollen all die mysteriösen Ereignisse dieser Welt aufdecken! Wenn wir uns nur genug anstrengen, werden wir imstande sein, ein oder zwei Ereignisse in dieser Stadt zu finden!"

Deine Gedankengänge allein sind schon ein Mysterium für sich, Fräulein!

Ich zeigte meinen Widerwillen, Koizumi grinste nur rätselhaft, Nagatos Gesicht blieb wie in Stein gemeißelt und Asahina-san schien sich ihrem Schicksal abgefunden zu haben und zu erschöpft war, um zu antworten. Haruhi ignorierte sämtliche Reaktionen, wedelte mit ihren Armen herum und rief:

"Diesen Samstag, also morgen! Wir werden uns vor Neun in der Früh am Nordbahnhof treffen! Kommt nicht zu spät! Abwesende werden exekutiert!

Seufz, nicht schon wieder die Todesstrafe...


Was hat Haruhi mit Asahina-sans Dienstmädchenfotos gemacht? Ich denke mal die meisten von euch haben es erraten, das dumme Mädchen wollte sie auf die Webseite hochladen, um Besucher anzulocken, damit sie uns von ihren mysteriösen Erfahrungen berichten.

Als ich das entdeckte, war sie sie gerade damit fertiggeworden, alle auf die Startseite hochzuladen, um Besucher willkommenzuheißen. Sie gab sogar Asahina-sans persönliche Daten an.

Weißt du, was du da tust? Das könnte eine Menge Leute in Alarmbereitschaft versetzen!

Ich gab mein Bestes um ihre dämliche Aktion zu stoppen und liess sämtliche Bilder entfernen. Wenn Asahina-san mitbekommen hätte, dass Bilder von ihr in sexy Posen in ihrem Dienstmädchenkostüm auf der ganzen Welt verbreitet worden sind, wäre sie sicher auf der Stelle in Ohnmacht gefallen.

Ich klärte sie schnell über die Gefahren des Hochladens von persönlichen Informationen im Internet auf, und erstaunlicherweise passte Haruhi ausnahmsweise sogar mal auf und hörte auf mich. Wie um mir zu trotzen meinte sie am Ende ziemlich mürrisch:

"Das weiß ich längst!"

Dann erlaubte sie mir widerwillig, die Bilder von der Seite zu löschen. In diesem Moment hätte ich alle von Asahina-sans Bildern endgültig löschen sollen, aber es wäre eine Schande gewesen, das zu tun. Darum speicherte ich sie alle heimlich in einen Ordner auf der Festplatte des Computers, den ich mit einem Passwort versah.

Nur ich kann diese Fotos betrachten!


Zurück zur Hauptseite Zurück zu Kapitel 2 Vorwärts zu Kapitel 4