Suzumiya Haruhi:Band3 Rhapsodie der Bambusblaetter

From Baka-Tsuki
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Rhapsodie der Bambusblätter[edit]

Wenn ich so darüber nachdenke, war es, obwohl der Mai bereits heiß genug gewesen war, im Juli noch schwüler, womit dessen Feuchtigkeit meinen Unbehaglichkeitsindex auf Rekordwerte trieb. Natürlich konnte man nicht erwarten, dass es in unserem billigen High-School-Gebäude so eine hochwertige Ausstattung wie eine Klimaanlage geben würde. Das siedende Klassenzimmer der 1-5 fühlte sich an, wie das Wartezimmer auf den Bus zur Hölle. Ich frage mich, ob sein Architekt eine Vorstellung von einem "angenehmen Lebensraum" hat.

Um es noch schlimmer zu machen, war diese Woche auch die erste Woche des Julis, in der die Jahresabschlussprüfungen stattfanden, also hatte sich die Fröhlichkeit meines Herzens entschlossen, irgendwo in Brasilien zu verweilen, und sie hatte nicht vor, schon zurückzukehren.

Die Noten meiner Prüfungen in der Mitte des Schuljahres waren schon katastrophal gewesen, daher konnte ich nicht davon ausgehen, dass meine Abschlussprüfungen ein befriedigendes Ergebnis liefern würden. Dies lag wahrscheinlich daran, dass ich zuviel Zeit mit der SOS Brigade verbracht hatte, und daher nicht in der Lage gewesen war, mich auf meine Hausaufgaben zu konzentrieren. Ich wollte mich von sowas nicht kontrollieren lassen, aber seit diesem Frühling musste ich Haruhi folgen, wann immer sie einen Einfall hatte. Dies ist ein Teil meines Tagesablaufs geworden, und ich beginne mich selbst dafür zu hassen, dass ich mich an dieses Leben gewöhne.

Es geschah nach der Schule, als die Sonne vom Westen her ins Klassenzimmer schien. Das Mädchen, das hinter mir saß, piekste mich mit ihrem Kugelschreiber in den Rücken.

"Weiß du, was heute für ein Tag ist?"

fragte mich Suzumiya Haruhi mit dem verzückten Ausdruck eines Kindes an Heiligabend. Wann immer sie einen derart komplexen Gesichtsausdruck zeigte, hatte sie höchstwahrscheinlich etwas Übles vor. Ich tat etwa drei Sekunden lang so, als würde ich nachdenken, und sagte dann:

"Dein Geburtstag?"

"Nein!"

"Asahina-sans Geburtstag?"

"Nei-ein!"

"Koizumis oder Nagatos?"

"Woher soll ich wissen, wann sie Geburtstag haben?"

"Also wenn du mich fragen willst, mein Geburtstag ist am..."

"Vergiss es. Du weißt wirklich nicht welcher wichtige Tag heute ist?"

Egal, was du sagst, wie wichtig er sei, ist er für mich immer noch ein äußerst heißer, normaler Tag.

"Sag mir mal, welches Datum wir heute haben."

"7. Juli... He, du meinst doch nicht etwa das Tanabata-Fest, oder?"

"Natürlich meine ich das Tanabata-Fest, Tanabata! Das sagt einen doch schon der gesunde Menschenverstand, zumindest wenn man aus Japan kommt."

Dieses Fest stammte eigentlich aus China. Und laut dem Lunisolarkalender sollte es erst nächsten Monat stattfinden.

Mit dem Kugelschreiber in ihrer Hand vor meinem Gesicht herumwedelnd sagte Haruhi:

"Asien reicht vom Roten Meer bis hierher."

Was ist das für ein geographisches Konzept?

"Die ganzen Länder sind bei der Weltmeisterschaftsqualifikation alle in einer Gruppe, oder nicht? Außerdem ist es egal, ob wir Juli oder August haben. Beides sind Sommermonate."

Ja, genau.

"Wie auch immer. Auf jeden Fall müssen wir auch ein Tanabata-Fest feiern. Ein derartiges Ereignis lasse ich mir nie entgehen."

Neben deiner Idee gibt es noch ein paar andere Dinge, die wir uns nicht entgehen lassen sollten. Nebenbei, wofür erzählst du mir das? Ich hab mit deinen Machenschaften nichts zu tun.

"Es macht mehr Spaß, wenn wir alle zusammen feiern. Ich hab beschlossen, dass wir an Tanabata von diesem Moment an jedes Jahr etwas Großes veranstalten."

"Entscheide das nicht alleine."

Obwohl ich das gesagt hatte, erkannte ich schon daran, wie außergewöhnlich begeistert Haruhi aussah, dass es dumm war, zu versuchen, ihr zu widersprechen.

Im selben Moment, als die Stunde zuende war, und die Glocke zu läuten begann, stürmte sie mit den Worten "Warte im Clubraum auf mich! Du darfst nicht nach Hause gehen!" aus dem Raum.

Das musst du mir nicht sagen, da ich ohnehin schon zum Clubraum gehen wollte. Denn dort ist eine Person, die ich mindestens einmal pro Tag sehen will - aber auch nur diese Person.


Die anderen Mitglieder hatten sich schon im Clubzimmer versammelt, das sich auf dem zweiten Stock des Kunstgebäudes befand. Anstatt es den Clubraum, den sich die SOS Brigade vom Literaturclub geliehen hatte, zu nennen, wäre es passender, es als das de facto Hauptquartier, dass die Brigade gewaltsam besetzt hat, zu bezeichnen.

"Oh, hallo."

Diejenige, die lächelte und mich fröhlich grüßte, war Asahina-san. Sie ist der Quelle des Glücks meines Herzens, ohne sie wäre die SOS Brigade so bedeutungslos wie Curryreis ohne irgendwelche Currywürfel.

Seit Juli war Asahina-san zu einem Sommer-Dienstmädchenkostüm gewechselt. Es war Haruhi gewesen, die das kostüm besorgt hatte; ich hatte absolut keine Ahnung, woher sie all diese abwechslungsreichen Kostüme bekam, während Asahina-san sich jedes Mal aufmerksam bedankte: "Ah... v... vielen Dank." Heute war sie immer noch das schüchterne Dienstmädchen der SOS Brigade, das für mich emsig Weizentee zubereitete. Ich nippte an meinem Tee und studierte den Raum.

"He, wie läuft's?"

Koizumi blickte auf und grüßte mich. Er saß vor einem Schachbrett, das auf dem Tisch lag und hielt ein Schachbuch in einer Hand, während er mit der anderen die Schachfiguren bewegte.

"Seit ich auf der Highschool bin, sind die Dinge für mich nie mehr normal gewesen."

Koizumi hatte letzte Woche gesagt, dass er von Othello genug hatte und sich daher dazu entschieden, ein Schachbrett mitzubringen. Da aber weder ich noch jemand anderes wussten, wie man Schach spielt, musste er alleine spielen. Er wirkte wirklich entspannt, obwohl die Prüfungen anstehen.

"Nun, ich bin nicht wirklich so entspannt. Ich nutze nur die Zeit wenn ich nicht lerne, um mein Gehirn zu trainieren. Mit jedem gelösten Problem erhöht sich die Blutzirkulation im Gehirn. Wie wär’s mit einem Spiel?"

Nein danke, mir ist im Moment nicht danach mein bereits erschöpftes Gehirn zu trainieren. Wenn ich an über noch mehr komisches Zeug nachdenke, werden all diese englischen Worte, die ich so mühevoll gelernt habe, aus meinem Gehirn ausgestoßen werden.

"Das ist schade. Soll ich nächstes Mal vielleicht Monopoly oder Schiffe versenken mitbringen? Ach ja, wie wäre es mit etwas, bei dem wir alle mitspielen können? Was schwebt dir vor?"

Tu’s, oder lass es bleiben. Das hier ist nicht der Brettspielclub, sondern die SOS Brigade. Nebenbei, ich habe immer noch keine Ahnung, was die Aktivitäten die SOS Brigade sind. Ich war mir nicht sicher, was dieser mysteriöse Club tun sollte. Eigentlich wollte ich es aber auch nicht wissen, denn das erhöhte meine Chance das alles zu überleben. Daher hatte ich keine Motivation, irgendetwas zu tun, das ist meine perfekte Logik.

Koizumi zuckte mit den Achseln und konzentrierte sich wieder auf sein Schachbuch. Er nahm den schwarzen Springer und zog ihn über das Brett.

Neben Koizumi saß, mit weniger Emotionen als ein Roboter, Nagato Yuki, die damit beschäftigt war, ein Buch zu lesen. Die stille und kühle Außerirdische war von übersetzten Romanen zu originalen fremdsprachigen Romanen übergegangen. Gerade las sie ein Buch, dessen Cover in einer Sprache beschriftet war, die ich nicht erkannte, wie bei einem dieser alten, dicken Zauberbücher. Ich nahm an, dass es in altem Etruskisch oder einer anderen seltsamen Sprache geschrieben war. Ich bin mir sicher, dass Nagato keine Probleme damit hätte, diese Steintafeln in Linearschrift A Steintafeln zu lesen.

Ich nahm einen der Klappstühle und setzte mich drauf. Asahina-san stellte kurz darauf eine Tasse vor mir auf den Tisch. Wer würde an so einem heißen Tag heißen Tee trinken... Ich hatte nicht die Absicht, eine Beschwerde zu machen, die den Zorn des Himmels heraufbeschwören würde und trank meinen Weizentee mit einem Hauch von Dankbarkeit. Hm, er ist kochend heiß.

In der Ecke vom Zimmer stand ein Ventilator, den Haruhi von irgendwo geklaut hatte. Aber seine Kühlwirkung war ungefähr so, als würde man heißes Wasser auf einen glühendheißen Stein gießen. Wenn du schon klaust, warum dann nicht stattdessen einen der Deckenventilatoren aus dem Lehrerzimmer?

Ich wandte meinen Blick von dem Englischbuch, dessen Seiten im Wind flatterten, ab, krümmte meinen Rücken über die Lehne des Klappstuhls und streckte mich.

Da ich genau wusste, dass ich nicht lernen würde, wenn ich nach Hause ginge, hatte ich wissen gewollt, ob es für mich besser wäre, nach der Schule im Clubraum zu lernen, aber ich merkte, dass ich, solange ich mich für nichts interessierte, überhaupt nichts hinkriegen würde, egal wo ich mich befand. Es wäre weder physisch noch psychisch gut sein, mich zu zwingen, etwas zu tun, was ich nicht tun wollte. Mit anderen Worten, ist es gesünder, wenn man sich zu nichts zwingt. So ist es, ich werde nicht lernen. Ich wirbelte meinen Kugelschreiber herum, schloss mein Buch, und beschloss, einen Blick auf meinen seelischen Stabilisator zu werfen. Der Stabilisator, der mein zynisches Herz zur Ruhe bringen konnte, saß mir gerade in ein Dienstmädchenkostüm gekleidet gegenüber und arbeitete an seinen Matheaufgaben.

Sie schaute sich die Fragen intensiv an und kritzelte dann etwas auf ihren Notizblock; sie schaute ungezwungen während sie nachdachte, nur um dann plötzlich wie verrückt loszuschreiben, als hätte sie irgendwoher eine Inspiration bekommen - diejenige, die diese Aktionen mehrmals wiederholte, war keine andere als Asahina-san.

Allein durch das Zuschauen fühlte ich mich viel entspannter. Ich verspürte plötzlich ein großes Gefühl des Bedauerns, so als ob es keine großes Problem wäre, mein gesamtes Geld, abgesehen von meinem Taschengeld, bei einer Wohltätigkeitssammlung auf der Straße zu spenden. Asahina-san bemerkte nicht, dass ich ihr zusah, und konzentrierte sich auf ihre Matheaufgaben. Jede ihrer Handlungen reichte aus, um mich lächeln zu lassen, eigentlich lächelte ich bereits. Ich fühlte mich so als würde ich gerade einem Babyseehund zuschauen.

Unsere Blicke trafen sich.

"Ah, w... was ist los? H... hab ich etwas Komisches gemacht?"

Asahina-machte sich verzeifelt überall sauber, was mein Herz nur noch mehr zum Schmelzen brachte. Gerade als ich ein himmlisches Loblieb anstimmen wollte...

"Hal-lo!"

Die Tür wurde gewaltsam aufgestoßen, und das rabiate Mädchen stürmte mit weiten Schritten in den Raum.

"Entschuldigung, Entschuldigung, ich bin spät dran."

Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, da niemand auf die gewartet hat.

Haruhi machte eine große Szene daraus, wie sie einen Bambussprössling auf ihrer Schulter trug. Es war ein langer Teil eines frischen Bambushalms, an dem grüne Bambusblätter wuchsen. Warum bringst du das hierher? Um daraus eine Sparbüchse zu machen?

Haruhi anwortete mit stolzgeschwellter Brust:

"Warum wohl? Natürlich um daran Wünsche aufzuhängen."

Warum? Warum zum Teufel?

"Aus keinem besonderen Grund; da ich diese Wunsch-Bambusrohre lange nicht mehr aufgestellt habe, können wir es genauso gut jetzt machen, immerhin haben wir Tanabata!"

... Wie üblich ergab das überhaupt keinen Sinn.

"Woher hast du ihn?"

"Aus dem Bambuswald hinter der Schule."

Wenn ich mich recht entsinne, ist das ein Privatgrundstück, du Bambusdiebin.

"Spielt das wirklich eine Rolle? Die Bambuswurzeln wachsen unter der Erde, es würde ihnen nicht machen, selbst wenn man die obere Hälfte des Sprösslings abschneiden würde. Es wäre allerdings ein Verbrechen gewesen, wenn ich den gesamten Sprössling gestohlen hätte. Ich wurde allerdings von ein paar Moskitos gestochen, das juckt vielleicht. Mikuru-chan, kannst du meinen Rücken mit Anti-Juck-Salbe einreiben?"

"Ja, sofort!"

Asahina-san ging in kleinen Schritten, wobei sie einen Erste-Hilfe-Kasten bei sich trug, so dass die fast wie eine Krankenschwester in der Ausbildung aussah. Sie nahm die Salbe und streckte ihre Hand dann in den Kragen der Matrosenuniform auf Haruhis Rücken. Haruhi bückte sich nach vorne und sagte:

"Ein bisschen nach rechts... nein, zu weit. Ja, genau da."

Sie wirkte dabei wie ein Kätzchen, das man unter dem Kinn kraulte, und blinzelte entspannt. Sie stellte den Bambussprössling neben das Fenster und stand ruhig auf dem Tisch des Kommandanten, dann zog sie irgendwoher einige Tanzakus hervor und meinte ausgesprochen fröhlich lächelnd:

"Jetzt lasst uns unsere Wünsche aufschreiben!"

Nagato hob langsam ihren Kopf, Koizumi lächelte vorsichtig und Asahina-sans Augen weiteten sich. Was hatte sie diesmal vor? Haruhi sprang mit im Luftzug flatternden Rock vom Tisch und sagte:

"Aber es gibt Bedingungen."

"Was für Bedingungen?"

"Kyon, weißt du wer an Tanabata die Wünsche der Leute erfüllt?"

"Sind das nicht Orihime und Hikoboshi?"

"Korrekt. Das macht zehn Punkte. Und weißt du, auf welche Sterne Orihime und Hikoboshi sich beziehen?"

"Nein."

"Sind das nicht Wega und Altair?"

antwortete Koizumi schnell.

"Das ist richtig! 85 Punkte! Das sind die beiden Sterne! Mit anderen Worten, man muss den Bambussprössling mit den Tanzakus auf diese beiden Sterne ausrichten. Verstanden?"

Was willst du damit sagen? Und zu welcher Kategorie gehören die restlichen 15 Punkte?

Hehe. Haruhi gab plötzlich ohne Grund ein durchtriebenes Geräusch von sich.

"Lasst es mich erklären. Laut der speziellen Relativitätstheorie können wir nicht schneller als mit Lichtgeschwindigkeit reisen."

Gibt es einen Grund, weshalb du mir das plötzlich erzählst? Haruhi zog einen Zettel aus der Tasche ihres Rocks und sagte laut, während sie ihn las:

"Nur damit du es weißt, von der Erde sind es 25 beziehungsweiße 16 Lichtjahre zu Wega und Altair. Das bedeutet, dass es 25 beziehungsweise 16 Jahre dauert, um von der Erde aus eine Nachricht zu diesen Sternen zu schicken. Das sind die Fakten - hast du verstanden?"

Ja und? Wenn wir schon dabeisind, du hast dir tatsächlich die Mühe gemacht, nach solchen Informationen zu forschen?

"Also entspricht das der Zeit, die benötigt wird, bis einer der Götter unseren Wunsch erreicht, stimmts? Wir müssen also so lange warten, bis unsere Wünsche erfüllt werden. Also schreibt auf, was ihr in 25 oder 16 Jahren erfüllt haben wollt! Wünsche wie 'Ich möchte bis nächstes Weihnachten endlich ein Prachtstück von einem Freund finden' aufzuschreiben, wird nicht funktionieren, weil der Wunsch nicht rechtzeitig erfüllt werden wird!"

Haruhi wedelte mit ihren Armen wild herum und fuhr mit ihren Erklärungen fort.

"Moment, wenn es 25 Jahre dauert, bis der Wunsch dort ankommt, würde es nicht genauso lange dauern, bis er wieder zurückgekehrt ist? Heißt das nicht, dass wir 50 beziehungsweiße 32 Jahre warten müssen, bis unsere Wünsche in Erfüllung gehen?"

"Sie sind immerhin Götter. Natürlich werden sie sich etwas einfallen lassen, um uns zu helfen. Jedes Jahr gibt es einen 50% Ausverkaufsrabatt!"

Wann immer es ihr gerade passte, ignoriert sie die physikalischen Gesetze völlig und schmiss sie zum Fenster raus.

"Versteht ihr jetzt alle, wovon ich rede? Hier sind zwei Arten von Tanzakus, einer für Wega und einer für Altair. Schreibt also bitte auf, was ihr euch in fünfundzwanzig und sechzehn Jahren wünscht."

Das ist absolut lächerlich. Gleichzeitig um die Erfüllung zweier Wünsche zu bitten ist einfach zu schamlos. Außerdem können wir gar nicht wissen, was wir in 25 oder 16 Jahren machen werden. Woher sollen wir jetzt wissen, welche Wünsche wir zu dieser Zeit haben werden? Das Beste, was man tun kann, ist, sich zu wünschen, dass mit der Altersvorsorge und den Investmentfonds alles in Ordnung ist, schätze ich.

Wenn Orihime und Hikoboshi solche Wünsche hören würden, würden sie sicher unter Kopfschmerzen leiden. Sie können einander nur einmal pro Jahr treffen, und trotzdem werden sie gebeten, solche dämlichen Wünsche zu erfüllen. Warum bittest du nicht stattdessen deine Politiker, dir zu helfen? Wenn ich sie wäre, würde ich das sicherlich sagen.

Trotzdem dachte sich dieses Mädchen wie immer allen möglichen Unsinn aus. Ich kann nicht anders, als mich zu fragen, ob sich in ihrem Kopf ein weißes Loch befindet, da ihr gesunder Menschenverstand aus einem völlig anderen Universum zu kommen scheint.

"Nun, das stimmt nicht ganz."

Koizumi klang, als wollte er Haruhi verteidigen. Aber er sagte es so leise, dass nur ich es hören konnte.

"Es stimmt, dass Haruhis Vorträge und ihr Verhalten einzigartig sind, aber wenn man es von der gegenwärtigen Situation aus beurteilt, ist es offensichtlich, dass sie weiß, was gesunder Menschenverstand ist."

Koizumi zeigte mir sein übliches fröhliches Lächeln und fuhr fort:

"Wenn ihre Gedankengänge abnormal wären, dann wäre diese Welt nicht so stabil. In diesem Fall, wäre diese Welt bereits seltsam und von eigenartigen Regeln bestimmt."

"Woher willst du das wissen?" fragte ich.

"Suzumiya-san wünscht sich, dass die Welt sich ein wenig verändert und sie besitzt die Macht die Welt von Grund auf neu zu erschaffen. Das solltest du genau wissen."

Natürlich wusste ich das, obwohl ich so meine Zweifel hatte.

"Trotzdem ist die Welt noch nicht völlig irrational geworden, und das liegt daran, dass sie gesunden Menschenverstand über ihre eigenen Wünsche stellt."

"Das mag kindisch klingen, aber...", Koizumi hob seinen Kopf und sagte:

"Stellen wir uns beispielsweise vor, dass sie sich wünschen würde, dass der Weihnachtsmann existiert. Es ist allgemein bekannt, dass der Weihnachtsmann nicht existiert. Schon alleine in Japan wäre es unmöglich, Haus mitten in der Nacht in ein verschlossenes einzudringen, dort ein Geschenk zurückzulassen und wieder zu verschwinden, ohne jemals von jemandem entdeckt zu werden. Woher weiß der Weihnachtsmann was jedes Kind sich zu Weihnachten wünscht? Und es ist unmöglich, dass er innerhalb der Dauer einer Nacht im Haus jedes Kindes auf der Welt ein Geschenk zurücklässt. Das ist physikalisch unmöglich."

Jemand der das ernsthaft in Erwägung ziehen würde hätte einen an der Klatsche.

"Genau und deswegen kann der Weihnachtsmann nicht existieren."

Der Grund, warum ich ihm widersprach, war, dass er auf Haruhis Seite stand, was mich ernsthaft ankotzte. Daher stellte ich die Frage:

"Wenn du Recht hättest, würde das nicht bedeuten, dass es unmöglich ist, dass Aliens, Zeitreisende und Esper existieren? Wie kommt es dann, dass du hier bist?"

"Das ist der Grund, aus dem ich mir vorstellen könnte, dass Suzumiya-san sich mit dem gesunden Menschenverstand in ihr nicht allzu glücklich ist. Ihr Verstand hat ein ums andere Mal ihren Wunsch abgelehnt - den, einer Welt, in der übernatürliche Ereignisse die Norm darstellen."

Bedeutet das, dass ihre wilden Gedanken einen kleinen Vorsprung gegenüber ihrem gesunden Menschenverstand haben?

"Vielleicht war sie nicht in der Lage, diese Gedanken zu unterdrücken, weshalb Asahina-san, Nagato-san und ich an ihrer Seite erschienen und ich übernatürliche Kräfte erhielt. Allerdings weiß ich nicht genau, was du davon hältst?"

Es ist am besten, mich da nicht festzulegen. Zumindest bin ich nicht so wie du, ich weiß ganz genau, dass ich ein normaler Mensch bin.

Aber ich habe keine Möglichkeit festzustellen, ob das ein Fluch oder ein Segen ist.

"Hey, ihr! Keine Privatgespräche! Ich rede hier gerade über etwas Wichtiges!"

Nicht begeistert darüber, dass wir miteinander flüsterten, nahmen Haruhis Augen eine dreieckige Form an, als sie uns anblickte und anbrüllte. Also mussten wir gehorsam die Tanzakus und Stifte von ihr entgegennehmen und dann zu unseren Stühlen zurückkehren.

Haruhi summte und fing an zu schreiben; Nagato saß regungslos da und starrte auf den Tanzaku, während Asahina-san einen besorgten Gesichtsausdruck hatte, als würde sie gerade mit etwas, das schlimmer als eine schwere Matheaufgabe war, konfrontiert werden. Koizumi sagte entspannt: "Hm, das ist schwierig", und neigte dabei gedankenverloren seinen Kopf. Müsst ihr drei wirklich so ernsthaft über sowas nachdenken? Wäre es nicht einfacher, es sich leicht zu machen und einfach zu schreiben, wozu ihr Lust habt?

Sie waren mit etwas gefüllt, was ein gestörtes Kind kritzeln würde. Es wäre in Ordnung gewesen, wenn es als Scherz gemeint gewesen wäre, aber Haruhi sah todernst aus, als sie ihre Tanzakus an ein Bambusblatt band.

... und erzählt mir nicht, dass die Wünsche, die ihr aufschreibt, wirklich in Erfüllung gehen werden!

Ich wirbelte den Stift um meine Finger und schaute zur Seite. Der von Haruhi "gestohlene" Bambussprössling hing aus dem geöffneten Fenster, seine Blätter sahen deswegen schon ziemlich mitgenommen aus. Die gelegentliche Brise verursachte ein raschelndes Geräusch von den Blättern, das einen sich gleichermaßen kalt und entspannt fühlen lies.

"Sind alle fertig?"

Haruhis Stimme brachte meine Seele in die Realität zurück. Auf dem Tisch vor ihr lagen zwei Zettel auf denen stand:

  "Lass die Welt sich um mich als ihr Zentrum drehen!"
  "Ich wünsche mir, dass sich die Welt sich rückwärts dreht."

Sie waren mit etwas gefüllt, was ein gestörtes Kind kritzeln würde. Es wäre in Ordnung gewesen, wenn es als Scherz gemeint gewesen wäre, aber Haruhi sah todernst aus, als sie ihre Tanzakus an ein Bambusblatt band.

Asahina-san hatte mit ihrer süßen und ordentlichen Handschrift geschrieben:

  "Ich wünsche mir, dass sich meine Nähkünste verbessern."
  "Ich wünsche mir, dass sich meine Kochkünste verbessern."

Die Wünsche, die Asahina-san geäußert hatte, waren einfach zu liebenswert. Sie schloss ihre Hände zusammen und betete zu den Tanzakus, die sie an die Bambusblätter gehängt hatte. Ich glaube, sie hat da etwas missverstanden.

Auf Nagatos Tanzakus stand nichts Interessantes. Sie hatte auf sie mit einer sehr regelmäßigen Schrift abstrakte monotone Wörter wie "Harmonie" und "Reformation" geschrieben.

Bei Koizumi sah es genauso aus. In einer unerwartet wilden Schrift hatte er so einfache Phrasen wie "Weltfrieden" und "harmonische Familie" geschrieben.

Was mit mir war? Meine waren ebenfalls sehr einfach gehalten. Da ich in 25 oder 16 Jahren schon ein alter Knacker sein würde, nahm ich an, dass mein zukünftiges Ich sich das folgende Wünschen würde:

  "Gib mir Geld."
  "Gib mir ein großes Haus mit einem Garten, in dem ich meinen Hund baden kann."

"Du bist so ein Snob."

sprach die verblüfft dreinschauende Haruhi ihre Gedanken aus, nachdem sie meine Zettel gesehen hatte. Sie war die Letzte, die einen Grund hatte, wegen meiner Wünsche so überrascht zu sein. Auf lange Sicht sind meine Wünsche wesentlich hilfreicher als deiner, dass sich die Welt rückwärts drehen soll!

"Nun, auch okay. Jetzt denkt alle daran, euch die Wünsche, die ihr gerade aufgeschrieben habt, zu merken! Der erste Stichtag wird in sechzehn Jahren sein. Machen wir daraus ein Rennen, wessen Wunsch Altair zuerst erfüllt!"

"Oh... sicher, natürlich."

Ich sah zu, wie Asahina-san mit einem ernsten Gesichtsausdruck mit dem Kopf nickte, während ich zu meinem Platz zurückkehrte. Als ich vorsichtig nachsah, war Nagato bereits in die Welt ihrer Bücher zurückgekehrt.

Haruhi hängte den langen Bambussprössling aus dem Fenster und brachte ihn dann in eine sichere Position. Dann zog sie einen Stuhl neben das Fenster und setzte sich darauf. Sie legte ihren Ellbogen auf den Fensterrahmen und blickte hinauf in den Himmel. Das Profil ihres Gesichts sah etwas melancholisch aus, als wüsste sie nicht, was sie als nächstes tun sollte. Sie gehört zu der Sorte Menschen, deren Stimmung von einem Augenblick auf den anderen umschlägt und dabei hat sie vor einer Weile noch so begeistert herumgeschrieen.

Ich öffnete mein Wörterbuch und versuchte ein weiteres Mal, die Prüfungen in Angriff zu nehmen. Als ich gerade versuchte mir die unterschiedlichen Arten von Adjektiven einzuprägen...

"Sechzehn Jahre, hä? Das ist eine lange Zeit."

hörte ich Haruhi fast lautlos hinter mir murmeln.


Nagato las leise ihren fremdsprachigen Roman, Koizumi begann alleine Schach zu spielen, während ich damit beschäftigt war, mir meine Englischübersetzungen einzuprägen. Währenddessen saß Haruhi die ganze Zeit am Fenster und schaute in den Himmel. Sie war eigentlich ein ziemlich schöner Anblick, solange sie dasaß und sich nicht bewegte. Ich dachte erst sie hätte sich von Nagato zum Vorbild genommen, aber irgendwie beunruhigte mich der Anblick von Haruhi, die dasaß und sich benahm sogar noch mehr. In nahm an, dass sie dasaß, während sie über Dinge nachdachte, die uns gewaltige Kopfschmerzen bescheren würden.

Gleichzeitig wirkte Haruhi heute aus irgendeinem Grund ausgesprochen niedergeschlagen. Manchmal blickte sie in den Himmel und seufzte dabei schwer. Dies ließ mich nur noch mehr schaudern. Diese Stille war wahrscheinlich die Ruhe vor dem Sturm, es war einfach zu schrecklich. Kaiser Sutoku hat sich vermutlich genauso die ersten zwei bis drei Tage im Exil in Sanuki genauso verhalten.

Raschel Ich hörte das Geräusch von raschelndem Papier und hob meinen Kopf. Die mir gegenübersitzende Asahina-san, die vorhin noch an ihren Matheaufgaben gesessen hatte, legte ihren Finger auf die Lippen und schloss ihr rechtes Auge, woraufhin sie mir einen weiteren Tanzaku, den sie vorher in weiser Voraussicht eingesteckt hatte, gab. Mit einem heimlichen Blick zu Haruhi, zog Asahina-san ihre Hand danach wieder zurück und senkte ihren Kopf, mit dem Gesichtsausdruch eines kleinen Mädchens, das gerade jemandem erfolgreich einen Streich gespielt hatte.

Mein Verlangen, ihr Komplize bei einem Verbrechen zu werden, war nun vollständig erwacht. Ich zog schnell den Tanzaku, den mir asahina-san gegeben hatte, heran und las ihn sorgfältig durch.

"Bitte bleib noch im Clubraum, nachdem die heutigen Aktivitäten vorbeisind - Mikuru-chan."

Diese Nachricht stand in einer kleinen und runden Schrift auf dem Zettel.

Wie hätte ich da ablehnen können?


"Lasst uns für heute schlussmachen."

sagte Haruhi, hob dann schnell ihre Tasche auf und verließ das Zimmer. Sie verhielt sich heute ziemlich ungewöhnlich. Sie war wie ein Diesellaster, der plötzlich so zahm wie ein solarbetriebenes Auto geworden war. Heute läuft es für mich wirklich gut, dachte ich.

"Dann sollte ich auch gehen."

Koizumi räumte sein Schachbrett auf und erhob sich von seinem Stuhl. Nachdem er Blicke mit Asahina-san und mir gewechselt hatte, verließ auch er den Literaturclub.

Nagato schloss ihr dickes Buch mit einem lauten Knall. Oh, also gehst du auch? Danke für dein Verständnis... Gerade als ich ihr dankbar war, kam Nagato lautlos wie eine Katze auf mich zu.

"Nimm das hier."

Sie zog ein Stück Papier hervor. Es war noch ein Tanzaku. Ich kann dir nicht dabei helfen, das in den weltraum zu schicken, selbst wenn du es mir gibst! dachte ich, als ich den Tanzaku anschaute.

Seltsame geometrische Formen waren auf ihn gezeichnet. Was in aller Welt ist das? Irgendeine Form der sumerischen Sprache? Ich fürchte, selbst die Enigma-Maschine würde sowas nicht entschlüsseln können.

Ich runzelte die Stirn und studierte die Muster, die weder Zeichnungen noch Wörter waren, sondern nur dreieckige, kreis- oder wellenförmige Figuren. Nagato hatte währenddessen schon ihre Tasche gepackt und das Zimmer verlassen.

Vergiss es. Ich steckte den Tanzaku in meine Jackentasche, und drehte mich dann zu Asahina-san.

"T... Tut mir leid, aber ich hoffe, dass du mit mir zu einem bestimmten Ort kommst."

Die Einladung kam nicht von irgendjemandem, sondern von Asahina-san persönlich. Ich würde von Himmel verdammt werden, wenn ich ihre Einladung ablehnen würde. Ich würde sogar in eine Grube mit geschmolzenem Eisen springen, wenn sie es mir befehlen würde.

"Sicher, wohin gehen wir?"

"Das... äh... drei Jahre in die Vergangenheit."

Ich hatte nach einem Ort gefragt, und sie hatte stattdessen mit einer Zeitangabe geantwortet. Aber...

Nicht schon wieder drei Jahre zurück, dachte ich, aber trotzdem war ich plötzlich neugierig. Immerhin behauptete Asahina-san, eine Zeitreisende aus einer unbekannten Zukunft zu sein, obwohl ich das immer vergaß, weil sie einfach so süß ist. Aber drei Jahre zurück? Wir gehen drei Jahre zurück? Heißt das, dass wir durch die Zeit reisen werden?

"J... ja."

"Na gut, ich bin mehr als glücklich darüber, aber warum ich? Was sollen wir dort machen?"

"Das... das wirst du wissen, wenn du dort bist... denke ich."

Hä?

Vielleicht lag es an meinem verwirrten Gesichtsausdruck, dass Asahina-san verzweifelt ihre Hände schüttelte und mich mit Tränen in den Augen anflehte:

"Ich bitte dich! Frag erstmal nichts und stimm erstmal einfach zu! Sonst werde ich... ähm... gibt es ein Problem."

"Nun... in Ordnung, lass uns gehen."

"Wirklich? Vielen Dank!"

Asahina-san war froh und nahm freudestrahlend meine Hände. Ah, Asahina-sans Glück ist auch mein Glück, hahaha!

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, gab es, als Asahina-san erklärte, dass sie aus der Zukunft stammen würde, niemanden, der ihre Behauptung bestätigen konnte. Erst als ich einer anderen, erwachsenen Version von Asahina-san begegnete, glaubte ich ihr ihre Geschichte wirklich, trotzdem kann ich nicht bestreiten, den Verdacht zu haben, dass eine Art Verschwörung dahinter steckt. Wäre das jetzt nicht eine gute Gelegenheit zu beweisen, "Asahina-san stammt aus der Zukunft"?

"Also, wo ist die Zeitmaschine?"

Ich hatte gedacht, dass wir nur in einen Schrank klettern müssten, aber Asahina-san sagte, so ein Gerät gäbe es nicht. Wie sollten wir dann durch die Zeit reisen? Asahina-san wand sich hin und her und wrang ihre Schürze, ehe sie sagte:

"Wir werden von hier aus gehen."

Hä? Hier? Ich drehte mich und schaute mich langsam in dem Clubraum, der abgesehen von uns beiden leer war, um.

"Ja, bitte setz dich hin. Und könntest du bitte deine Augen schließen? Ja, entspann auch deine Schultern."

Ich tat, was sie sagte. Ich hoffe, dass mir nicht plötzlich jemand auf den Hinterkopf schlägt.

"Kyon-kun..."

Asahina-sans leise Stimme kam von direkt hinter meinem Ohr. So ein sanfter Atem.

"Es tut mir leid."

Ich hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Als ich gerade meine Augen öffnen wollte, wurde plötzlich um mich herum alles dunkel. Ich wurde ohnmächtig, als ich ein starkes nauseating Gefühl verspürte, als ob ich das Gleichgewicht verlieren würde. Bevor ich von der Dunkelheit umschlungen wurde, dachte ich noch, dass ich nicht zugestimmt hätte, wenn ich das gewusst hätte.


Als ich wieder zu Bewusstsein kam, hatte sich meine Sicht um 90 Grad gedreht. Alles was eigentlich stehen sollte, lag plötzlich auf dem Boden. Als ich sah, dass die Straßenlaternen sich von meiner linken zur rechten Seite erstreckten, wurde mir klar, dass ich auf der Seite lag. In diesem Moment fühlte ich etwas warmes an der linken Seite meines Kopfes.

"Oh, bist du aufgewacht?"

fragte eine engelsgleiche Stimme. Jetzt war ich völlig wach. Was war das, was sich da unter meinem linken Ohr wand?

"Ähm... wenn du deinen Kopf nicht hebst... dann würde ich...“

Asahina-san klingt beunruhigt. Ich richtete mich auf und stellte fest, wo ich mich befand.

Eine Bank im Park bei Nacht.

Was ist hier los? Ich habe auf Asahina-sans Knien geschlafen und weil ich geschlafen hatte, kann ich mich überhaupt nicht daran erinnern. Das ist eine Schande.

"Meine Beine sind schon taub geworden, das war ganz schön anstrengend."

Asahina-san lächelte verlegen und senkte ihren Kopf. Ich weiß nicht, wo sie hingegangen ist, um sich umzuziehen, aber sie das Dienstmädchenkostüm war jetzt durch ihre Matrosenuniform der North High ersetzt worden. Sie hatte von Sonnenuntergang bis mitten in der Nacht mehr als genug Zeit gehabt, sich umzuziehen, da ich die ganze Zeit geschlafen hatte. Aber warum hatte ich geschlafen?

"Das kommt daher, dass ich dich nicht wissen lassen durfte, wie man durch die Zeit reist, da das klassifizierte Informationen sind... bist du wütend?"

Nein, ich bin überhaupt nicht wütend. Wenn es Haruhi gewesen wäre, hätte ich bereits die Scheiße aus ihr rausgeprügelt; aber bei Asahina-san machte es mir überhaupt nichts aus.

Wo wir schon dabei sind, ich habe vor einer Weile meine Augen geschlossen, während ich auf dem Stuhl im Clubraum gesessen habe, wieso war ich plötzlich mitten in der Nacht im Park? Und ich habe das Gefühl, dass ich schonmal in diesem Park gewesen bin. Ich erinnere mich, dass Nagato mich vor einiger Zeit auch gebeten hatte, mich mit ihr in diesem Park zu treffen. Ist das hier ein heiliger Ort für komische Typen?

Ich kratzte mich am Kopf, es gab da etwas, das ich fragen musste.

"Welche Zeitebene ist dies?"

Die neben mir sitzende Asahina-san antwortete:

"Von unserer Ausgangszeit her gesehen, ist jetzt der 7. Juli vor drei Jahren. Es ist etwa neun Uhr abends, schätze ich."

"Wirklich?"

"Ja."

Sie schaute ernst.

Ich hätte nie gedacht, dass wir so einfach hierhergelangen würden. Natürlich war ich nicht naiv genug, um alles, was sie mir erzählte, zu glauben, ich würde es erst nachprüfen müssen, Ich würde versuchen, die Zeit- und Wetteransage anzurufen.

Als ich Asahina-san gerade erzählen wollte, was ich vorhatte, fühlte sich meine linke schulter plötzlich schwer an. Hä? Asahina-san hatte ihren Kopf auf meine Schulter gelegt. Eine erschöpfte Asahina-san hatte sich an mich gelehnt; was hatte das zu bedeuten?

"Asahina-san."

Keine Antwort.

"Äh..."

Schnarch...

Sie schnarcht?

Ich lehnte meinen Kopf vor und neigte ihn dann 85 Grad nach links und sah Asahina-san mit geschlossenen Augen, und halboffenen Lippen leise schnarchen. Was ist hier los?

Raschel...

Die Büsche hinter uns fingen an zu rascheln. Ich fühlte, wie mir das Herz fast aus dem Mund gehüpft wäre, was war das?

"Schläft sie?"

Aus dem Gebüsch kam niemand anderes als... noch eine Asahina-san.

"Guten Abend, Kyon-kun."

Es war die Luxusausgabe von Asahina-san. Eine schöne junge Frau, obwohl sie viel älter als die auf meiner Schulter schlafende Asahina-san war, war diese Asahina-san in jeder Hinsicht voll ausgewachsen. Während sie immer noch süß aussah, hatte sich ihr Charme verzehnfacht. Ich hatte sie schon einmal getroffen, und wie letztes Mal trug sie eine weiße Bluse und einen blauen, engen Minirock. Diese Asahina-san trat nun vor uns.

"Hehe, aus dieser Perspektive",

Die erwachsene Asahina-san kniff der schlafenden Asahina-san in die Wand und sagte:

"Sieht sie wie ein Kind aus."

Nostalgisch aussehend fuhr Asahina-san (groß) mit ihren Händen über die Matrosenuniform von Asahina-san (klein).

"Sah ich in diesem Alter so aus?"

Asahina-sans (klein) sanften Atem auf meinem Arm spürend konnte ich mich nicht bewegen und saß still, während ich in Ehrfurcht zu Asahina-san (groß) blickte.

"Es war ihre Mission dich hierher zu bringen, aber von hier an ist es meine Mission, dich zu führen."

Wie ein Idiot aussehend fragte ich Asahina-san, die selbst lächelnd eine erwachsene Azra ausstrahlte:

"Äh... was für..."

"Ich kann es nicht im Detail erklären, da es klassifiziert ist. Alles, was ich jetzt machen kann, ist, dich anzuleiten."

Ich drehte mich, um mir die Asahina-san, die auf meiner Schulter schlief, anzusehen..

"Ich habe sie einschlafen lassen, weil sie mich nicht sehen darf."

"Warum?"

"Weil ich mich, als ich sie gewesen bin, nicht gesehen habe."

Die Erklärung klang gleichermaßen einleuchtend und verwirrend. Die bezaubernde Asahina-san schloss ein Auge und sagte:

"Wenn du den Schienen da drüben nach Süden folgst, erreichst du eine öffentliche Junior High School. Könntest du der Person, die vor dem Zaun der Schule steht, bitte helfen? Könntest du jetzt gleich gehen? Und ich hoffe, es macht dir nichts aus, dieses Ich dabei zu tragen, ich sollte nicht allzuschwer sein."

Sie klang wie einer dieser Dorfbewohner in diesen Rollenspielen. Ich frage mich, welchen Schatz ich als Belohnung erhalten werde...

"Eine Belohnung? Nun..."

Die erwachsene Asahina-san legte ihre Hände elegant unter ihr Kinn und dachte angestrengt nach. Dann schenkte sie mir ein erwachsenes Lächeln:

"Ich hab nichts, was ich dir anbieten könnte, aber du kannst mich sanft küssen, während ich schlafe. Aber achte darauf, dass ich dabei wirklich schlafe."

So ein attraktives Angebot! Das ist genau das, was ich mir gewünscht habe. Der Anblick der tief schlafenden Asahina-san war so süß, dass ich in Versuchung geriet, aber...

"Das ist etwas..."

Egal, ob es an meiner Stimmung oder der Situation lag, aber ich hatte einfach das Gefühl, es wäre nicht angemessen gewesen. Um ehrlich zu sein, widerte es mich damals an, so rational zu sein.

"Die Zeit läuft uns davon, ich muss jetzt gehen."

Ist das der Tipp, den du mir diesmal gibst?

"Oh, ja, verrate ihr bitte nicht, dass ich hier gewesen bin. Lass uns die Finger einhaken und es uns versprechen."

Ich hob automatisch meinen kleinen Finger und verschränkte ihn mit Asahina-sans (groß) kleinem Finger. Kann ich ihn noch eine Minute länger eingehakt lassen?

"Auf Wiedersehen, Kyon-kun."

sagte Asahina-san (groß) fröhlich und verschwand in die Dunkelheit, in der sie im Nullkommanichts außer Sicht geriet. Diesmal war sie wirklich geschickt entkommen.

"Nun denn...", murmelte ich vor mich hin. Ich frage mich, wann ich diese erwachsene Asahina-san wiedersehen werde. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich, seitdem sie mir bei unserem letzten Treffen diesen seltsamen Tipp gegeben hatte, nicht sonderlich verändert hatte. Vielleicht kam diese Asahina-san aber auch von einer Zeitebene, die vor der lag, aus der die, die ich zuvor getroffen hatte, stammte. Ich verstehe es nicht.Das kann ich auf keinen Fall. Von der Stimmung gerade eben ausgehend, war es möglich, dass ich noch viele Asahina-sans aus anderen Zeitebenen treffen würde.



Asahina-san, die ich auf meinem Rücken trug, war nicht leicht, aber sie war auch nicht wirklich schwer. Es war nur natürlich, dass ich langsamer geworden war. Ihr engelsgleiches Gesicht blies so sanfte Atemzüge in mein Ohr, dass es fast kriminell war. Mein Hals juckte von ihrem Atem.

Ich wich den Blicken der Fußgänger aus (obwohl ohnehin kaum jemand auf der Straße war) und lief schnell in die Richtung, die mir die erwachsene Asahina-san gewiesen hatte. Ich glaube, ich lief etwa zehn weitere Minuten, während die Fußgänger immer weniger wurden. Nachdem ich um eine Ecke gebogen war, erreichten wir schließlich unser Ziel.

East Junior High. Ich habe von diesem Ort gehört. Dies war Taniguchis und Haruhis Junior High School. Wo wir gerade davon reden, eine bekannte Person stand gerade vor dem Schulzaun. Ich erkannte die kleine Gestalt, die gerade über den metallischen Zaun klettern wollte, sofort.

"Hey!"

Nachdem ich gerufen hatte, fühlte ich mich überrascht. Woher wusste ich, wer diese Person war? Das war zu unglaublich. Ich blickte auf den Rücken der Person und sie war viel kleiner, während das dunkle, glatte Haar weder lang noch kurz war.

Natürlich gab es nur eine Person die ich kannte, die Nachts rausschleichen und über den Schulzaun klettern würde.

"Was?"

In diesem Moment begann ich wirklich zu fühlen, dass ich der Vergangenheit vor drei Jahren von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. Im Ernst, es sieht so aus, als wäre ich wirklich drei Jahre durch die Zeit zurückgereist.

Das Gesicht der an dem Zaun gelehnten Person, das sich mir zugewandt hatte und mich anblickte, war wirklich jünger als das der Kommandantin der SOS Brigade, die ich kannte. Trotzdem war dieses glitzernde Augenpaar unverwechselbar, es waren Haruhis Augen. Selbst in T-Shirt und kurzer Hose sah sie für mich immer noch bekannt aus. Vor drei Jahren war Haruhi im ersten Jahr der Junior High School gewesen. Könnte sie die Person sein, von der Asahina-san wollte, dass ich ihr half?

"Wer bist du? Ein Sexualverbrecher? Oder ein Entführer? Auf jeden Fall siehst du verdächtig aus."

Die schmutzigen Straßenlampen tauchten die Straße in ein trübes weißes Licht. Ich konnte Haruhis Gesichtsausdruck nicht genau erkennen, aber Haruhi, die Schülerin im ersten Jahr der Junior High, blickte mich jetzt mit Augen an, die etwas Verdächtiges bemerkt hatten. Wer sah verdächtiger aus? Ein Mädchen, das mitten in der Nacht versucht, über den Schulzaun zu klettern oder ich, der ein schlafendes Mädchen tragend herumlungerte? Mir ist wirklich nicht danach, über diese Frage nachzudenken.

"Du bist diejenige, die hier verdächtig aussieht. Was machst du denn hier?"

"Wozu sollte ich wohl sonst herkommen? Um illegal das Grundstück zu betreten natürlich."

Erklär nicht einfach so unverhohlen deine kriminellen Absichten! Auch Dreistigkeit hat ihre Grenzen!

"Du kommst gerade richtig. Ich kenne dich zwar nicht, aber wenn du nichts vorhast, hilf mir ein wenig! Oder ich rufe die Polizei."

Ich sollte derjenige sein, der die Polizei ruft, aber ich hatte es der anderen Asahina-san schon versprochen. Andererseits, warum ergibt es sich immer, dass die Existenz, die als Suzumiya Haruhi bekannt ist, an mir klebt? Selbst hier in dieser Zeitebene?

Haruhi sprang auf der Innenseite vom Zaun und öffnete das Schloss am Zaun mit einem Schlüssel. Woher hast du diese Schlüssel?

"Ich hab sie gestohlen als gerade niemand hingeschaut hat. Es war zu einfach."

Sie war wirklich eine Taschendiebin. Haruhi schob den Metallzaun langsam auf und winkte mir zu. Ich ging auf das kleinen Mädchen, das einen Kopf kürzer war als ihr zukünftiges Ich drei Jahre später, zu, während ich Asahina-san ordentlich festhielt.

Neben dem Eingang der East Junior High befand sich der Sportplatz. Der Schulkomplex lag uns gegenüber. Haruhi begann, diagonal über den dunklen Sportplatz zu marschieren.

Es ist gut, dass es so dunkel war, denn so konnte sie weder Asahina-sans noch mein Gesicht richtig erkennen. Nach drei Jahren würde Haruhi nie glauben, dass sie Asahina-san und mich während ihres ersten Jahres in der Junior High School getroffen hätte. Daher war es gut so, denn sonst hätten wir einige Probleme bekommen.

Haruhi begab sich direkt zur Ecke des Sportfelds und führte mich zur Rückseite des Sportgeräteschuppens. Im Inneren befanden sich ein verrosteter Wagen mit einer Kreidemaschine dran und einige Säcke voll Kreidepulver.

Das Gesicht der an dem Zaun gelehnten Person, das sich mir zugewandt hatte und mich anblickte, war wirklich jünger als das der Kommandantin der SOS Brigade, die ich kannte

"Ich hab das im Voraus am Abend im Geräteschuppen versteckt, ziemlich clever, was?"

strahlte Haruhi, dann schleppte sie den Kreidesack, der fast so schwer war wie sie selbst, zum Wagen, packte ihn darauf und begann diesen zu schieben. Die Art, wie sie langsam den Wagen schob, machte mir klar, wie jung sie tatsächlich war. Ich schätze, Junior High Schüler sind im ersten Jahr mehr oder weniger immer noch Kinder.

Ich setzte die schlafende Asahina-san ab und lehnte sie an den Geräteschuppen. Bitte sei ein artiges Mädchen und bleib hier sitzen.

"Lass mich das machen. Gib mir das Ding, du ziehst die Kreidemaschine."

Sollte ich ihr wirklich helfen? Die ganze Zeit über, als ich von Haruhi wie ein Sklave herumgescheucht worden war, war sie wie ein durchgeknallter Roboter gewesen, der nicht aufhören würde, ehe er nicht alles zerstört hatte. Sie hatte sich kein bisschen verändert, von der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart. Es schien, als würde sich die grundlegende Natur einer Person in einem Zeitraum von drei Jahren nicht allzusehr verändern.

"Folge meinen Anweisungen und zeichne die Linien. Ja genau, du da. Ich muss dich nämlich aus der Ferne beobachten, und aufpassen, ob du irgendwelche Fehler machst. Ah! Du hast da etwas falsch gezeichnet! Was machst du da?!"

In der Lage, einen High School Schüler, den sie nie zuvor getroffen hatte, ohne rot zu werden herumzukommandieren - es besteht kein Zweifel, dass dies wirklich Haruhi ist. Wenn ich diese Art von Junior Highschool Schülerin zum ersten Mal getroffen hätte, hätte ich gedacht, dass sie verrückt ist.

Zumindest wenn ich sie gekannt hätte, bevor ich Nagato, Asahina-san und Koizumi getroffen habe.


Gemäß Haruhis Anweisungen zeichnete ich weiße Linien auf der linken und rechten Seite des Feldes. In den annähernd dreißig Minuten erschien nicht ein einziger Lehrer auf Nachtschicht, und ebensowenig kam ein Polizeiwagen, um nachzusehen, nachdem sich die Nachbarn beschwert hatten.

Könnten die seltsamen Symbole, die laut Taniguchi einfach so auf dem Sportplatz erschienen waren, von niemand anderem als mir selbst gezeichnet worden sein?

Ich blickte still auf das Muster, das zu zeichnen ich mir solche Mühe gegeben hatte. Haruhi kam zu mir und nahm mir die Kreidemaschine weg. Dann begann sie, noch einige Linien mehr zu zeichnen und sagte:

"He, glaubst du, dass es Außerirdische gibt?"

Das kam überraschend.

"Ich nehme an, dass es sie gibt."

Das Bild von Nagatos Gesicht leuchtete in meinem Kopf auf.

"Und wie steht es mit Zeitreisenden?"

"Hm, es wäre keine Überraschung, wenn es sie gäbe."

Im Moment bin ich selber ein Zeitreisender.

"Und wie sieht es mit Espern aus?"

"Sie sind überall, nehme ich an."

Ich dachte plötzlich an zahlreiche herumfliegende rote Punkte.

"Und Slider?"

"Die habe ich noch nicht getroffen."

"Hmph."

Haruhi warf die Kreidemaschine beiseite und rieb sich mit ihren Schultern die Kreide aus dem Gesicht.

"Hmm, das sollte reichen."

Ich begann mich unwohl zu fühlen. Lag es daran, dass ich etwas gesagt hatte, was ich nicht hätte sagen sollen? Haruhi blickte zu mir auf und sagte:

"Ist das eine Uniform der North High?"

"Ja."

"Wie heißt du?"

"John Smith."

"... Bist du ein Idiot?"

"Kann ich nicht ausnahmsweise ein Pseudonym benutzen?"

"Und wer ist dieses Mädchen?"

"Das ist meine Schwester. Sie leidet unter einer Schlafstörung namens Narkolepsie. Sie hat das schon eine ganze Weile, dass sie überall und jederzeit plötzlich einschläft, weswegen ich sie dann tragen muss."

"Hmph."

Haruhi biss sich in die Unterlippe und drehte sich zur Seite, wobei sie einen Ausdruck von Unglauben zeigte. Ich beschloss, das Thema zu wechseln.

"Nebenbei, wozu dient das?"

"Erkennst du das nicht? Es ist eine Botschaft."

"Für wen? Erzähl mir nicht, sie sei für Hikoboshi und Orihime."

Haruhi sah überrascht aus und fragte zurück:

"Woher weißt du das?"

"... Nun, heute ist Tanabata. Ich kenne zufällig eine Person, die auch solche Sachen macht."

"Wirklich? Ich würde diese Person wirklich gerne treffen. Gibt es an der North High wirklich so jemanden?"

"Klar."

Von jetzt bis dahin bist die einzige Person, die sowas machen würde, du.

"Hmm, North High, ja..."

murmelte Haruhi vor sich hin, als würde sie angestrengt nachdenken. Sie war eine Zeit lang still wie eine Gemüsesuppe und drehte sich dann plötzlich im nächsten Moment um.

"Ich geh jetzt nach Hause. Ich habe erreicht, wozu ich hergekommen bin. Bis dann."

Sie marschierte mit großen Schritten davon. Nichtmal ein Wort des Dankes? Wie unhöflich, aber das war genau die art, wie Haruhi sich benehmen würde. Nebenbei hatte sie die ganze Zeit über nicht ihren Namen genannt. Ich hatte das Gefühl, dass es wahrscheinlich gut war, dass sie das nicht getan hatte.


Wir konnten nicht für alle Ewigkeit hierbleiben, als beschloss ich, Asahina-san aufzuwecken. Natürlich nicht, ehe ich den Wagen und das Kreidepulver, das Haruhi zurückgelassen hatte, in das Lager zurückgebracht hatte.

Die wie ein Miezekätzchen schlafende Asahina-san sah so niedlich aus, dass ich versucht war, ihr einen Streich zu spielen, aber letztendlich widerstand ich diesem Drang und rüttelte ihre Schulter.

"Äh... Ähm? Hä? ..."

Nachdem sie ihre Augen geöffnet hatte, begann Asahina-san, sich unentwegt umzublicken.

"WAS?!"

schrie sie und stand in einer Bewegung auf.

"W... w...w... was ist das für ein Ort? Warum? Wie spät ist es?"

Was sollte ich ihr antworten? Gerade als ich mir eine Antwort überlegte, rief Asahina-san plötzlich "AH!!!" Selbst im Dunkeln konnte ich erkennen, dass ihr weißes Gesicht noch blasser war als sonst.

Asahina-san tastete sich selbst mit ihren Händen ab.

"Das ZEZG... es ist verschwunden. Ich kann es nicht finden..."

Asahina-san war den Tränen nahe und nach einer Weile fing sie tatsächlich an zu weinen. Sie sah aus wie ein Kind, das sich verlaufen hatte, als sie sich die Augen rieb und schluchzte. Aber nun war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihre Niedlichkeit zu bewundern.

"Was ist ein ZEZG?"

"Schluchz... das ist eine klassifizierte Information, von der ich nicht sprechen darf... es ist sowas wie eine Zeitmaschine. Ich hab es benutzt, um uns in diese Zeitebene zu bringen... aber ich kann es nicht finden. Ohne es können wir nicht in die Zeit, aus der wir gekommen sind, zurückkehren..."

"Wie ist es dann verlorengegangen?"

"Ich weiß nicht... ich hätte es nicht verlieren dürfen... aber es ist wirklich weg."

Ich dachte an die andere Asahina-san, die sie vor einer Weile berührt hatte.

"Sollte nicht jemand kommen, um uns zu helfen..."

"Es ist unmöglich. Schluchz..."

Asahina-san erklärte mir schniefend, dass jedes Ereignis innerhalb einer Zeitebene bereits feststand, wenn es also ein ZEZG gab, müsste es bei ihr sein. Und im Moment hatte sie es nicht bei sich, was bedeutete, dass es bereits unausweichlich war, dass sie es verlieren würde, daher stand fest, dass sie es "nicht länger bei sich trug"... irgendetwas in der Art. Was soll das heißen?

"Anders ausgedrückt, was wird nun mit uns geschehen?"

"Schluchz, schluchz. Es bedeutet, wenn alles bleibt, wie es ist, stecken wir in dieser Zeitebene drei Jahre in der Vergangenheit fest und werden nicht in der Lage sein, in unsere eigentliche Zeit zurückzukehren."

Das ist ernst! dachte ich, trotzdem fühlte ich mich irgendwie nicht alarmiert. Die erwachsene Asahina-san hatte mir nie etwas davon erzählt. Ich nahm an, dass sie es gewesen war, die das ZEZG genommen und damit diese Situation heraufbeschworen hatte. Ich schloss, dass Asahina-san (groß) nur zu diesem Zweck hierher in die Vergangenheit gekommen war. Für die Asahina-san, die aus einer weiter entfernten Zeit kam als diese Asahina-san, war dies unausweichlich.

Ich bewegte meine Augen von Asahina-san, die traurig schluchzte, weg und hin zum Sportplatz. Das seltsame Muster, das Haruhi sich ausgedacht und ich gezeichnet hatte, sah ausgesprochen verworren aus. Die Lehrer und Schüler der East Junior High werden vermutlich einen Schock bekommen, wen sie dies am nächsten Morgen sehen. Ich hoffe nur, dass diese Kritzeleien keine gegen Außerirdische gerichteten Flüche sind... Gerade als ich in Gedanken versunken war, kam mir endlich die Erleuchtung.

Es war überall dunkel, die Schule wurde nur schwach von den flackernden Straßenlaternen draußen beleuchtet. Da die weißen Linien, die ich gezeichnet hatte, so groß waren, würde ich nicht in der Lage sein, sie komplett zu sehen, wenn ich nicht etwas entfernt stand.

Deswegen hatte es so lange gedauert, bis ich es bemerkte.

Ich griff in meine Tasche und holte den Tanzaku heraus, den Nagato mir gegeben hatte. Auf ihn waren einige seltsame geometrische Figuren gezeichnet.

"Es könnte hier einen Ausweg geben."

sagte ich. Asahina-san blickte mich blinzelnd an, während ich den Tanzaku weiter untersuchte.

Die Muster darauf gemalt waren, waren genau die gleichen, wie Haruhis Nachricht für die Sterne, das Graffiti, das Haruhi und ich vor nicht allzu langer Zeit auf das Schulfeld gemalt hatten.



Wir verließen hastig die East Junior High und begaben uns zu einem hochklassigen Apartment-Komplex in der Nähe der Haltestelle.

"Ist das nicht... Nagato-sans Zuhause?"

"Ja. Ich hab sie nicht explizit gefragt, wann sie auf die Erde gekommen ist, aber ich bin mir sicher, das sie vor drei Jahren hier war... schätze ich."

Ich stand vor dem Haupteingang des Apartment-Komplexes und drückte den Knopf für Raum 708. Aus der Sprechanlage war ein Piepen zu hören, ich konnte die Wärme von Asahina-sans nervösen Händen durch meine Ärmel hindurch fühlen. Ich sprach in die Sprechanlage:

"Ist das der Wohnsitz von Nagato Yuki?"

"...", antworte die Sprechanlage.

"Äh, Ich weiß nicht wie ich das sagen soll..."

"..."

"Ich bin ein Freund von Suzumiya Haruhi... ergibt das für dich irgendeinen Sinn?"

Ein frostartiger Atmer war durch die Sprechanlage zu hören. Eine kurze Pause und dann...

"Tritt ein."

Piep. Die Eingangstür öffnete sich. Ich führte Asahina-san, die verängstigt wirkte, in den Fahrstuhl. Wir erreichten den 7. Stock und begaben uns vor Raum 708, den ich bereits einmal besucht hatte. Ich drücke sanft gegen die Tür, die sich daraufhin langsam öffnete.

Im der Tür stand Nagato Yuki. Das alles kam mir so surreal vor. War es wirklich wahr, dass Asahina-san und ich in der Zeit zurückgereist waren?

Nagato sah genauso aus, wie das letzte Mal, dass ich sie gesehen hatte, was mich daran zweifeln ließ, ob wir wirklich durch die Zeit gereist waren. Die Art wie sie ihre North High Uniform trug, mich mit ihren emotionslosen Augen anblickte, und das scheinbare Fehlen von Körperwärme und Existenzbewusstsein unterschieden sich nicht von der Nagato, die ich kannte. Der einzige Unterschied war, dass jene Nagato vor einer Weile aufgehört hatte, eine Brille zu tragen, während die Nagato hier eine trug, genau wie beim ersten Mal, als ich sie getroffen hatte.

"Hey!" Ich hob meinen Arm und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. Nagato war so emotionslos wie immer, Asahina-san versteckte sich hinter meinem Rücken und zitterte unaufhörlich.

"Können wir reinkommen?"

"..."

Nagato wandte sich schweigend dem Inneren ihrer Wohnung zu. Ich nahm an, dass sie Asahina-san und mir damit die Erlaubnis zum Eintreten gegeben hatte. Wir zogen unsere Schuhe aus und gingen ins Wohnzimmer. Es war genauso wie drei Jahre später, der Raum war genauso leer wie gewöhnlich. Nagato stand still da und wartete darauf, dass wir hereinkamen. Da mir keine andere Wahl blieb, entschied ich mich stehenzubleiben und ihr alles zu erklären. Wo sollte ich beginnen? Von dem ersten Schultag, als ich Haruhi zum ersten Mal getroffen hatte? Das ist eine verdammt lange Geschichte.

Indem ich die Details übersprang, fasste ich für sie kurz zusammen, was geschehen war. Ihre emotionslosen Augen blickten mich durch ihre Brille hindurch an. Ich glaube, ich habe etwa fünf Minuten mit Erklärungen verbracht, obwohl ich persönlich glaube, dass die Erklärung dieser Haruhi-Geschichte keinen Sinn ergab, um es mal dezent auszudrücken.

"... und so hat mir dein drei Jahre späteres Ich das hier gegeben."

Nagato blickte auf den Tanzaku, den ich herausgeholt hatte, wobei ihre Finger über den seltsamen Symbolen schwebten, als würde sie einen Strichcode lesen.

"Verstanden."

Nagato nickte einfach mit ihrem Kopf. Wirklich? Warte, mir ist plötzlich etwas eingefallen, das mich wirklich beschäftigt.

Ich legte meine Hand an meine Schläfe und sagte:

"Es ist wahr, dass ich Nagato schon eine Weile kenne, aber für dich gilt das erst in drei Jahren. Das heißt, für dein jetziges Ich ist es das erste Mal, dass wir uns treffen, stimmt's?"

Selbst ich verstand nicht, wovon ich da redete. Trotzdem leuchteten Nagatos Brillengläser auf, als sie antwortete, als ob nichts passiert wäre:

"Ja."

"Dann..."

"Erhalte Erlaubnis für Erinnerungsteilung mit alternativer temporaler Disparität. Lade rückwärts gerichtete Zeitebenendaten herunter."

Was zum Teufel ist das?

"Das 'Ich', das in der drei Jahre entfernten Zeitebene existiert, und das 'Ich' in dieser Zeitperiode sind ein und dieselbe Person."

Und weiter? Sollte das nicht üblicherweise der Fall sein? Aber es kann doch nicht sein, dass die Nagato vor drei Jahren dieselben Erinnerungen wie die Nagato drei Jahre später hat.

"Es ist möglich."

Wie hast du das gemacht?

"Synchronisation."

Ähm, ich verstehe es immer noch nicht.

Nagato hörte auf, mir zu antworten, und nahm langsam ihre Brille ab. Ihre emotionslosen Augen blinzelten mich an. Das war tatsächlich das Gesicht des bücherliebenden Mädchens, an das ich mich erinnerte. Es war die Nagato Yuki, die ich kannte.

"Warum hast du die North High Uniform an? Bist du schon in der Schule?"

"Nein, im Moment bin ich im Bereitschafts-Modus."

"Bereitschaft... du beabsichtigst, drei Jahre bereitzustehen?"

"Ja."

"Das ist wirklich..."

Geduldig von dir. Findest du es nicht langweilig? Nagato schüttelte ihren Kopf und sagte:

"Das ist meine Mission."

Ihre klaren Augen schauten mich direkt an.

"Es gibt mehr als eine Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen."

Nagato sagte mit ihrem ausdruckslosen Gesicht:

"Das ZEZG ist nur ein Werkzeug, um die Raumzeit zu kontrollieren, es enthält Unsicherheiten und Ungenauigkeiten. Es existieren viele Theorien für die Bewegung durch das Raum-Zeit-Kontinuum."

Asahina-san umklammerte meine Hand erneut fest.

"Äh... was bedeutet das?"

"Das ZEZG zu benutzen, um organische Lebensformen durch die Zeit zu bewegen, ist erlaubt, aber es erzeugt Rauschen. Für uns ist dies kein ideales Werkzeug."

Wenn du "uns" sagst, meinst du damit die Entität des integrierten Datenbewusstseins?

"Kann Nagato-san in ihrer kompletten Form einen Zeitsprung durchführen?"

"Eine Gestalt ist nicht notwendig. Es reicht für Zeitreisen, solange es dieselben Daten enthält."

Zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hin- und herpendeln, was?

Wenn Asahina-san das kann, dann wäre es überhaupt nicht schwer für Nagato. Da Nagato angemessene Kräfte besitzt, um es zu tun. Ich begann mich zu fragen, ob das Asahina-san im Vergleich mit Nagato und Koizumi nicht zu einer Außenseiterin machte.

"Dann ist es in Ordnung."

Ich unterbrach Asahina-sans und Nagatos Gespräch, jetzt war nicht die Zeit, um die Theorien und Abläufe von Zeitreisen zu erörtern. Die aktuelle Frage ist, was wir tun sollen, damit Asahina-san und ich in die Zukunft in drei Jahren zurückkehren können.

Trotzdem nickte Nagato nur noch einmal mit ihrem Kopf und sagte:

"Es ist möglich."

Dann stand sie auf und öffnete die Papiertür zu dem Raum, der mit dem Wohnzimmer verbunden war.

"Hier."

Es war ein japanisches Schlafzimmer, auf dessen Boden sich Tatami-Matten befanden, es gab nichts anderes als Tatami. Es sah ziemlich einsam aus, wie man es von Nagatos Heim erwartete. Das konnte ich verstehen, aber warum hatte sie uns hierher in dieses Gästezimmer gebracht? Ist in diesem Raum eine Zeitmaschine versteckt? Gerade als ich alle möglichen Arten von Fragen stellen wollte, nahm Nagato einen Futon aus dem Regal und begann, ihn flach auszulegen. Sie zog sogar zwei Decken hervor.

"Ich hoffe ich mache mir nur zuviele Gedanken... aber du willst uns doch nicht bitten, hier zu schlafen., oder?"

Nagato schaute mich an, während sie die Decken trug. Die Gestalten von Asahina-san und mir spiegelten sich deutlich in ihren kristallklaren Pupillen.

"Ja."

"Hier? Mit Asahina-san? Wir beide?"

"Ja."

Ich warf einen heimlichen Blick zur Seite und sah, wie Asahina-san mit einem leuchtendroten Kopf verlegen aussah. Diese Reaktion war zu erwarten, schätze ich.

Aber Nagato wirkte überhaupt nicht betroffen:

"Schlaft jetzt."

Sei nicht so direkt!

"Es ist nur Schlafen."

Seufz... das habe ich ohnehin vor. Ich tauschte Blicke mit Asahina-san aus. Sie errötete, während ich mit den Schultern zuckte. Wir waren es, die Nagato um Hilfe gebeten haben, wenn sie will, dass wir schlafen, dann lass uns schlafen! Wenn wir aufwachen, und uns dort widerfinden, wo wir hergekommen sind, dann ist das eine ziemlich einfache Lösung.

Nagato schaltete den Lampenschalter mit ihrer Hand aus und begann, etwas zu murmeln. Als ich mich fragte Sie wird uns doch nicht eine Gute Nacht wünschen, oder? flackerte die Lampe und ging aus.

Kann ich genausogut schlafen. Ich legte mich hin, und zog die Decke hoch.



Im nächsten Moment ging das Licht wieder an. Die Leuchtstoffröhre flackerte langsam, während sich das Licht stabilisierte. Hä? Was ist das für ein seltsames Gefühl? Vor dem Fenster befand sich derselbe Nachthimmel wie zuvor.

Ich hoffe ich mache mir nur zuviele Gedanken... aber du willst uns doch nicht bitten, hier zu schlafen., oder?

Ich setzte mich auf und Asahina-san tat es mir gleich, wobei sie ihre Decke umklammerte.

Ihr unschuldiges, kindliches Gesicht sah besorgt aus, und sie warf mir einen fragenden Blick zu, aber ich wusste natürlich nicht, wie ich ihre Fragen beantworten sollte.

Nagato stand genauso da wie zuvor, als sie die Lampe einschatete.

Ich hatte das Gefühl, dass dies nicht Nagatos übliches Gesicht war, es wirkte, als wären Gefühle in diesem. Ich betrachtete das bleiche, weiße Gesicht sorgfältig, es war, als wollte sie irgendetwas ausdrücken, wäre aber nicht in der Lage dazu aufgrund eines Konflikts in ihrem Herzen. Wenn ich ihr Gesicht jetzt nicht schon eine Weile beobachtet hätte, hätte ich es wohl kaum bemerkt. Obwohl ich nicht garantieren konnte, dass es nicht nur meine Einbildung war.

Neben mir war das Geräusch von Einatmen zu vernehmen. Ich drehte mich um und sah, wie sahina-san an einer LCD-Uhr an ihrem rechten Handgelenk herumfummelte.

"Hä? Das kann nicht sein... Hä? Ist das wahr?"

Ich warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Konnte dieses Ding das sogenannte ZEZG sein?

"Nein, das ist nur eine automatische Digitaluhr."

Du meinst diese Uhren, die sich automatisch auf die Standardzeit stellen? Asahina-san lächelte mich glücklich an und sagte:

"Wir sind zurückgekehrt. Unsere Herkunftszeit war der 7. Juli... kurz nach halb zehn abends. Das ist so eine Erleichterung... Puh!"

Sie stieß aus der Tiefe ihres Herzens einen Seufzer der Erleichterung aus.

Neben der Tür stand die Nagato, die wir kannten. Wenn ich sie abgesehen davon, ob sie eine Brille trug oder nicht, unterscheiden sollte, dann war es diese Nagato Yuki, die etwas offener geworden war. Als ich diese drei Jahre spätere Version sah, verstand ich es endlich. Die Nagato vor mir hatte sich in der Tat etwas verändert, seit ich sie zum ersten Mal im Literaturclubraum gesehen hatte, als mich Haruhi dorthin gebracht hatte. Die Veränderung war so gering, dass sie sie wahrscheinlich selbst nicht bemerkt hatte.

"Aber wie hast du das gemacht?"

Nagato erklärte Asahina-san ohne Emotionen:

"Selektives Einfrieren verflüssigter verbundener Daten innerhalb der Raumzeit, Bewahrung bis zum bekannten Ziel innerhalb des Raumzeit-Kontinuums, und schließliches Wiederauftauen der Daten."

Sie nannte einige sehr abstrakte Begriffe, machte dann eine Pause und fügte hinzu:

"Und das ist jetzt."

Asahina-san versuchte aufzustehen, aber ihre Knie gaben nach und sie kniete sich wieder hin.

"Könnte es sein... unmöglich... Nagato-san, du...“

Nagato blieb still.

"Was ist los?", fragte ich.

"Nagato-san... hat die Zeit selbst angehalten. Sie hat wahrscheinlich die Zeit an diesem Ort zusammen mit uns für drei Jahre eingefroren, bis heute, als sie schließlich die Zeit aufgetaut hat... stimmt's?"

"Ja", antwortete Nagato und nickte mit dem Kopf.

"Das ist unglaublich, in der Lage zu sein, die Zeit anzuhalten... wah..."

Asahina-san kniete erschöpft da und seufzte.

Ich dachte für mich, dass es schien, als wären wir sicher zu drei Jahren in der Zukunft zurückgekehrt. Ich war mir dessen allein dadurch sicher, dass ich Asahina-sans Reaktion beobachtete, sie gehört zu denen, denen man die Gedanken am Gesicht ablesen kann. Egal, ich werde die Begründung, wie wir von vor drei Jahren zurückgekehrt sind und die Zeit eingefroren war, erstmal glauben. Im Moment kann ich fast alles tolerieren, egal was es ist, ich kann es grundsätzlich ohne Probleme akzeptieren. Es ist alles gut... aber...

Das war nicht das erste Mal, dass ich Nagatos Wohnung besucht hatte. Sie hatte mich vor mehr als einem Monat einmal eingeladen, aber damals hatte ich nur das Wohnzimmer gesehen und dieses Gästezimmer nicht betreten, von dem ich nicht einmal wusste, dass er existiert. Also... ähm, anders ausgedrückt: Was ist hier los?

Ich schaute Nagato an, und Nagato schaute mich an.

... Anders ausgedrückt, als ich sie das erste Mal besucht und ihre Geschichte über Datenexplosionen gehört hatte, hatte es ein anderes Ich, das im Raum neben uns geschlafen hatte, gegeben.

Was ist hier los? Gemäß logischen Schlüssen muss es so gewesen sein.

"Ja", sagte Nagato. Mir war plötzlich schwindelig.

"... He, bedeutet das, dass du damals schon wusstest, was geschehen würde? Einschließlich mich und die heutigen Ereignisse?"

"Ja."

Aus meiner Perspektive war das erste Mal, dass ich Nagato getroffen hatte, am Anfang des Semesters gewesen, als Haruhi daran gedacht hatte, die SOS Brigade zu gründen. Trotzdem hatte Nagato mich schon am Tanabata vor drei Jahren getroffen gehabt. Für mich war das vor kurzem geschehen, aber sie hat mir gesagt, dass wäre schon vor drei Jahren gewesen. Ich glaube ich werde gleich verrückt.

Sowohl Asahina-san als auch ich sahen angesichts dieser Wendung der Ereignisse betäubt und überwältigt aus. Ich habe schon immer gewusst, dass Nagato fähig ist, aber ich hätte nie gedacht, dass sie sogar die Zeit einfrieren kann. Machte das aus ihr nicht die unglaubliche Wonder Woman?

"Nicht ganz korrekt."

Sie lehnte mein Lob vollständig ab.

"Das war eine besondere Ausnahme. Ein Notfall. Solange es nicht äußerst wichtig ist, wird diese Methode selten benutzt."

Und wir wurden als "äußerst wichtig" betrachtet.

"Danke, Nagato."

Ich entschloss mich, mich erstmal bei ihr zu bedanken, obwohl mich bei ihr zu bedanken das äußerste war, was ich ihr geben konnte.

"Es spielt keine Rolle."

Nagato nickte mit ihrem scheinbar kalten Gesicht und gab mir dann den Tanzaku mit den daraufgemalten geometrischen Symbolen. Ich nahm ihn entgegen und bemerkte, dass die Papierqualität deulich nachgelassen hatte, als ob er für drei jahre lioegengelassen worden wäre

"Ach ja, diese Symbole auf dem Tanzaku, kannst du mir sagen, was sie bedeuten?"

fragte ich beiläufig. Ich dachte nicht, dass jemand einige von haruhi gemalte unsinnige Symbole lesen könnte, daher dachte ich, es wäre einfach ein Scherz.

"Ich bin hier."

antwortete Nagato. Ich war fassungslos.

"Das ist es, was darauf steht."

Ich werde immer mehr verwirrt.

"Könnten diese nazca-artigen Zeichnungen oder Symbole eine Art außerirdische Sprache sein?"

Nagato beantwortete diese Frage nicht.



Asahina-san und ich verließen Nagatos Wohnung und liefen unter dem monderleuchteten Himmel.

"Asahina-san, hatte es für dich irgendeine Bedeutung, dass du mich in die Vergangenheit gebracht hast?"

Asahina-san gab ihr Bestes, darüber nachzudenken, dann hob sie ihren Kopf und sagte mit äußerst sanfter Stimme:

"Es tut mir leid. Ich... nun... äh... Ich bin mir nicht sicher... Ich bin sowas wie... das letzte Verbindungsglied... nein, das unterste... nein, ich bin nur sowas wie eine Auszubildende...“

"Trotzdem bist du an Haruhis Seite."

"Das liegt daran, dass ich nie gedacht hätte, dass ich von Suzumiya-san gefangen würde, um dem Club beizutreten."

sagte Asahina-san schmollend. Asahina-san, du siehst auch mit diesem Gesichtsausdruck niedlich aus.

"Ich hab nur die Befehle befolgt... von meinen Vorgesetzen, oder Höhergestellten. Daher weiß nicht einmal ich, was für eine Bedeutung die Dinge, die ich tue, haben."

Die errötende Asahina-san ansehend, fragte ich mich, ob dieser Vorgesetzte kein anderer als die erwachsene Asahina-san sein könnte. Das war eine Spekulation ohne Basis, aber da die einzigen Zeitreisenden, die ich kenne, sie und die normale Asahina-san sind, kann man mir nicht die schuld daran geben, das zu denken.

"Ich verstehe."

murmelte ich, während ich dabei meinen Kopf zur Seite neigte.

Trotzdem verstand ich es immer noch nicht.Wenn die erwachsene Asahina-san gekommen war, um mir einen Tipp zu geben, dann musste sie gewusst haben, was mit uns geschehen würde. Und es schien, dass sie auch dieser Asahina-san niemals etwas erzählt hatte. Was ging hier nur vor?

"Hmm..."

Es bringt nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wenn Asahina-san es nicht versteht, dann kann ich es erst recht nicht verstehen. Nagato hat gesagt, dass es mehr als eine Möglichkeit gäbe, durch die Zeit zu reisen. Ich schätze, Zeitreisende aus der zukunft, haben ihre eigenen Regeln. Ich hoffe, dass sie mir jemand erklärt, wenn das alles vorbei ist.

Asahina-san und ich gingen ab der Haltestelle getrennte Wege. Ihre kleine Gestalt bedankte sich noch einmal bei mir und verschwand dann, obwohl es äußerst schade war. Nachdem sie außer Sicht war, ging ich auch nach Hause und erst jetzt bemerkte ich, dass ich meine Tasche im Clubraum liegengelassen hatte.



Der nächste Tag, der 8. Juli, war für mein Bewusstsein zwar tatsächlich der nächste Tag, aber für meinen Körper fühlte es sich so an, als wären drei Jahre und ein Tag vergangen, seit ich das letzte Mal zur Schule gekommen war. Ich ging mit leeren Händen zur Schule, ging direkt zum Clubraum, und ging dann, nachdem ich dort meine Tasche geholt hatte, zum Klassenzimmer. Anscheinend war Asahina-san war anscheinend früher als ich gekommen, da ihre Tasche nirgends zu sehen war.

Als ich im Klassenzimmer ankam, sah ich Haruhi dort sitzen und aufmerksam aus dem Fenster schauen, als würde sie sehnlichst die Ankunft von Außerirdischen erwarten.

"Was ist los mit dir? Du wirkst seit gestern ziemlich melancholisch. Hast du irgendwelche giftigen Pilze gesammelt und gegessen?"

sagte ich und setzte mich hin. Haruhi stieß einen übertriebenen Seufzer aus, als wollte sie, dass ich es sähe, und sagte:

"Es ist wirklich nichts. Ich war nur etwas in meinen Erinnerungen versunken. Einige Erinnerungen an Tanabata."

Ich erschauderte augenblicklich. Was für Erinnerungen das waren... fragte ich lieber nicht.

"Ich verstehe."

Haruhi drehte ihren Kopf und beobachtete, wie sich die Wolken veränderten. Ich zuckte mit den Schultern. Ich habe nicht die Absicht, die Zündschnur dieser Bombe in Brand zu setzen. Auch Personen mit gesundem Menschenverstand würden sowas nicht tun.



Nach der Schule verwandelte sich der Literaturclubraum einmal mehr in das Untergrundhauptquatier der SOS Brigade.

Haruhi sagte nur: "Wirf den Bambussprössling weg, er ist jetzt nutzlos" und ging dann sofort. Das "Kommandantin"-Arband wirkte ziemlich einsam, nachdem es auf dem Tisch zurückgelassen worden war. Seufz, morgen wird sie wieder das exzentrische Mädchen sein, das uns unmögliche unvernünftige Dinge tun lies. Sie ist diese Art Person.

Asahina-san war auch nicht da. Nur Nagato Yuki war im Raum, neben mir, der mitKoizumi Schach spielte. Außerstande, seiner "evangelischen" Passion für das Schachspiel zu widerstehen, stimmte ich zu, ihn mir beibringen zu lassen, wie man es spielte.

Ich habe gedacht, Koizumi wäre zum Schach übergewechselt, weil er miserabel in Othello ist, aber es scheint, dass ich mich getäuscht habe. Er ist im Schach genauso mies.

Ich schlug einen von Koizumis Bauern mit meinem Springer, während ich zu Nagato schaute, die mit ihrem leeren Gesichtsausdruck aufmerksam auf das Schachbrett schaute.

"Sag mal, Nagato, ich verstehe es absolut nicht. Stammt Asahina-san wirklich aus der Zukunft?"

Nagato neigte langsam ihren Kopf.

"Ja."

"Aber irgendwie habe ich ein Gefühl des Paradoxes zwischen Reisen in die Vergangenheit und Zurückkehren in die Zukunft."

Das war zu erwarten. Wenn es zwischen der Vergangenheit und Zukunft keine Kontinuität gäbe - wenn wir drei Jahre zurückreisen würden, dort einschlafen und in der Gegenwart wieder erwachen würden, dann sollte die "Gegenwart", in der wir uns jetzt befinden, eine andere Welt sein, als das "Gestern" aus dem wir gestartet sind. Trotzdem hatte ich im Endeffekt Haruhi auf eine Idee gebracht, die sie nicht hätte haben sollen, und diese Idee hatte Haruhi an die North High gebracht und ihr Interesse an allem nicht-menschlichen Leben gesteigert... diese Möglichkeit existiert.

Wenn ich nicht drei Jahre zurückgereist wäre, wäre alles vielleicht nie passiert. Dem Auftreten der erwachsenen Asahina-san nach, schien sie mehr zu wissen als wir. Anders ausgedrückt existiert eine Kontinuität zwischen Vergangenheit und Zukunft. Dies widerspricht dem, was mir Asahina-san früher erzählt hat. Zumindest das kann ich erkennen, egal wie dumm ich bin.

"Da es keinen Abschluss der Paradox-Theorie gibt, gibt es keine Möglichkeit zu beweisen, dass kein Paradox existiert."

sagte Nagato ruhig, wobei sie einen Gesichtsausdruck zeigte, der zu besagen schien: "Das sollte alles erklären." Diese Erklärung mag in der tat für dich genug sein, aber ich verstehe es überhaupt nicht. Nagato streckte ihren weichen weißen Hals und blickte mich an:

"Bald wirst du es verstehen."

Dann kehrte sie zu ihrem üblichen Stuhl und ihrer Bücherwelt zurück. Jetzt sprach Koizumi:

"So ist es. Im Moment wird meinem König von deinem Turm Schach geboten. Das ist wirklich ein Problem für mich, wohin soll ich flüchten?"

Koizumi sagte dies, während er seinen schwarzen König aufhob und ihn dann beiläufig in seine Jackentasche steckte. Dann zeigte er seine Handfläche wie ein Magier, der seine Tricks enthüllt:

"Nun, gibt es ein Paradox, weil ich das hier mache?"

Ich spielte mit meinen Fingern an dem weißen Turm herum und dachte: Ich habe nicht vor, irgendwelche dummen Zen-Philosophie-Spiele mit dir zu spielen, und ich plane nicht, mich mit abstrakten Themen zu befriedigen. Daher weigere ich mich, deine Frage zu beantworten.

Auf jeden Fall – es besteht kein Zweifel, dass Haruhi eine paradoxe Existenz ist, dasselbe kann über diese Welt gesagt werden.

"Außerdem bedeutet uns ein König nichts, stattdessen ist es die Königin, die eine wichtigere Rolle spielt."

Ich platzierte den weißen Turm auf dem Feld, auf dem der schwarze König gestanden hatte. Dame nach G8.

"... Ich weiß nicht, was als Nächstes passieren wird, aber ich hoffe einfach, dass es nichts ist, was mir ernsthafte Kopfschmerzen bereiten wird."

Nagato blieb still, während Koizumi lächelte und sagte:

"Ich denke, es ist das Beste, wenn es ruhig bleibt, oder wäre es dir lieber, wenn etwas passieren würde?"

Ich schnaubte und zeichnete bei meinem Namen auf der Punktetabelle einen Kreis.


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