Kino no Tabi Band 1 : Kapitel 4

From Baka-Tsuki
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Das Kolosseum -Die Rächer-[edit]

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Die Straße lief zwischen dem Wald und dem Wasser, auf der einen Seite Unmengen von Bäumen, auf der anderen der klare Fluss.


Der Deich, der das Wasser zurückhielt, wurde gleichtzeitg als Straße genutzt. Er lag etwas höher als der Fluss und um einiges höher als der Wald.


Der Weg war aus harter Erde und ziemlich breit. Sie war wohl gut bentzt, nicht nur von Menschen, sondern auch von schweren Wagen.


In diesem Moment, aber, befand sich nur ein einzelnes Gefährt auf der Straße, ein Motorad (Anmerkung: Zwei-rädriges Fahrzeug. Kann nicht fliegen), dass mit extrem hoher Geschwindigkeit die Straße runterfuhr.


Die Sonne ging auf, und die Schatten der Reisenden, beiden Reisenden, des Motorads und seines Fahrers, streckten sich weit vor ihnen aus.


Auf dem Motoradsitzt saß eine schlanke Gestalt; mit einem noch dünneren Schatten.

Die Gestalt trug einen langen, braunen Mantel, zu lang, sodass sein unteres Ende um die Schuhe des Fahrers gewickelt worden war.

Auf dem Kopf saß eine Mütze mit Visier, ähnlich wie die, wie sie von Piloten oder Soldaten getragen wurde. Damit sie nicht im Gegenwind wegflog waren die Ohrenklappen unter dem Kinn zusammengeknotet worden.

Außerdem trug der Fahrer eine Art Pilotenbrille, mit einem Silberrahmen, der bereits hier und da abblätterte.


Die feuchte Morgenluft traf auf das schmale, ausdrucksloses Gesicht.


"Die Straße hier ist gut! Aber du fährst viel zu schnell!",


schrie das Motorad.


"Wovon redest du! Wirst du alt, Hermes?"


Das Motorad wurde nicht langsamer.

Die Gestalt schaltete sogar einen Gang hoch. Der Motor des Motorads brüllte so laut, man hätte denken können, der Auspuff würde fehlen, und das Motorad vibrierte so stark, man hätte befürchten können, mehrere Teile seien kaputt.


Das Motorad besaß keinen Rücksitz, sondern eine Art Gepäckträger. Auf ihm waren festgebunden: eine große Tasche, und eine zusammengerollte Decke. Zusätzlich dazu waren auf beiden Seiten des Hinterades Kisten installiert, in denen zusaätzliches Gepäck verstaut werden konnte. Alles vibrierte, klackerte, stiß aneinander ,während das Motorad weiter über die Straße schoss.


Ab und zu waren da kleine Beulen auf dem Weg, wie winzige Rampen. Das Motorad fuhr über so eine, und plötzlich waren sie in der Luft.


Es flog für mehrere Meter, und kam mit einem Krachen wieder auf dem Boden auf.


"GYAH--!"


Das Motorad, genannt Hermes, schrie. Ein paar Sekunden später waren sie ungefähr halb so schnell wie davor. Der Fahrer hatte endlich aufgehört zu beschleunigen, und sprach, mit mühsam unterdrückter Aufregung in der Stimme.


"Woa, Hermes... alles ok?"


Hermes antwortet, er klang ziemlich vorwurfsvoll,


"Was meinst du, "ok"?! Ich dachte ich würde auseinanderbrechen!"


Kino schaltete einen Gang runter und sprach, unbesorgt,


"Es is ok; Ich mach schon nichts kaputt.

Davon mal abgesehen, wir sind da grad hundert gefahren. Ist schon lange her, seit wir dass gemacht haben, vor allem mit so viel Gepäck.

Sei stolz, Hermes."


"Verstehst du's nich, Kino? Für ein Motorad ist Höchstgeschwindigkeit die, bei der es auseinanderfliegt."


Hermes wiedersprach, klang aber wieder ruhiger.


Auch Kino war weniger aufgeregt als vorher, und klopfte zwei mal mit der flachen Hand auf Hermes' Tank.


"'Tschuldigung, Hermes."


"Warum hast du's überhaupt so eilig?"


"Es geht nicht nur um eilig. Ab und zu muss man mal alles geben, an die Grenzen seiner Fähigkeiten. Wenn man das nicht macht, vielleicht kannst du dann irgendwann nicht mehr so schnell fahren."


"Aha..."


Hermes klang nicht überzeugt.


"Jap. Außerdem erreichen wir bald das nächste Land."


"Ich hab aufgehört, deinem "Bald" irgendeinen Glauben zu schenken."


Als Antwort zeigte Kino mit der linken Hand vorwärts,


"Schau, da drüben."


In der Richtung, in die Kino zeigte, ging die Straße abwärts, und dahinter erhoben sich die Mauern einer Stadt. Sie lag in einem flache Tal, umgeben von einem dunklen Wald. Die Gebäude in der Stadt selbst standen wild durcheinander. Im Stadtzentrum war eine enorme, eliptisch geformte Struktur.


"Ich will schon lange hierher kommen."


Kino's Gesicht zeigte wieder die Aufregung von vorhin.


In einem Ton der einen vermuten ließ, er hätte kein Interesse für Kino oder das Land dass sie in Kürze besuchen würden murmelte Hermes,


"Wenn wir da sind, will ich mich erstmal ausruhen.

In einem kühlen, dunklen Zimmer mit genau der richtigen Luftfeuchtigkeit."


=[edit]

"Was sagen sie?"


Kino, immer noch mit dem Mantel um, wiederholte ihre Frage, diesmal lauter. Und die Wache, ein junger Soldat, antwortete,


"Ich sag das hier so oft du willst. Du hast unser Land betreten. Bedeutet, du bist automatisch als Teilnehmer registiert. So läuft das hier."


Kino's Gesicht zeigte eine Mischung aus Erstaunen und Ekel.


"Also, heißt dass ich muss bei diesem Wettbewerb mitmachen?"


"So isses, Junge. Wusstest du das net oder was?"


Der Soldat sprach nun als wäre Kino komplett bescheuert.


Kino's Gesicht änderte sich, nahm einen empörten Ausdruck an, und Kino sprach, jetzt wütend,


"Könnten sie mich nicht "Junge" nennen? Ich bin Kino."


"Oh, was auch immer. Du bist ein Teilnehmer, damit basta. Weißt du, was passiert, wenn du dich weigerst?"


Der Soldat grinste.


"Woher soll ich dass wissen.?"


Der Soldat sprach weiter, und klang dabei fast fröhlich,


"Dann sach ich's dir. Du bleibst hier als Sklave. Bis du stirbst. Denn dann bist du ein Feigling, der wegrennen wollte."


"Aber warum? Was soll das?"


"Ist es nicht offensichtlich? So ist das Gesetz. Brich das Gesetz, und du bekommst die Todesstrafe."


=[edit]

Kino und Hermes hatten gerade die Einlassungsprozedur hinter sich gebracht, als die Wache vor dem Tor sagte, "Du bist Nummer 24."Kino hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte, also erklärte der Soldat es ihnen, leicht verärgert.


In diesem Land wurde alle drei Monate ein Wettbewerb veranstaltet, um zu bestimmen, wer die Staatsbürgerschaft erhalten durfte. Wer das Land besuchte oder einwandern wollte, musste im Kolosseum kämpfen, und nur der Gewinner würde die Staatsbürgerschaft erhalten. Es gab nur einen Gewinner.


Das Turnier dauerte drei Tage.

Am ersten Tag, heute, fanden die ersten beiden Runden statt.

Die dritte und vierte Runde morgen.

Dann, am Mittag des dritten Tages, die letzte Runde.

Teilnehmer konnten jede Waffe benutzen, die sie wollten, auch eigene.

Anderen Kämpfen zuzuschauen war verboten.


Es gab die Möglichkeit, mitten im Kampf aufzugeben, aber nur, wenn der Gewinner sie annahm, hatte eine Kapitulation irgendeine Gültigkeit. Nahm der Gewinner die Kapitulation nicht an, verlor der, der zuerst kampfunfähig wurde. In den meisten Fällen bedeutete "kampfunfähig" den eigenen Tod. Versuchte man zu fliehen, erhielt man die Todesstrafe.


Fast alle Bewohner des Landes drängten sich in das Kolosseum um das Turnier zu sehen. Auch der König war da. Als Zuschauer nahm man das Risiko in Kauf, von eventuellen Querschlegern getroffen und getötet zu werden.


Der Gewinner wurde, nach dem Turnier, vom König zeremoniell zum neuen Staatsbürger gemacht. Dieser würde dann ein neues Gesetz etablieren. Dieses Gesetz konnte alles sein, solange es den Gesetzen der anderen Gewinner nicht wiedersprach. Obwohl dies von außen so aussah, als könnten die Bürger so Einfluss auf ihr Land nehmen, waren bisher alle Gesetze für egoistische Wünsche genutzt worden, zum Beispiel, "Von diesem Tage an darf es nie wieder eine Zeit geben, in der ich kein Haus besitze."


Heute war der letzte Tag, an dem noch neue Teilnehmer zugelassen wurden. Jeder der durch das Tor kam, jung, alt, Mann, Frau, nahm automatisch am Turnier teil.


=[edit]

"Also, was ist jetzt? Machst du mit? Oder lieber gleich ab in die Sklaverei, Klein-Kino? Da wärst du der Erste."


Während der Soldat sprach, waren ein paar der anderen Wachen, die gerade nichts zu tun hatten, dazugekommen. Alle schauten sie herablassend auf Kino. Sie spielten mit ihren Persuadern (Anmerkung: Feuerwaffen), als wollten sie mit ihnen angeben.


"Seit wann gibt es diese Veranstaltung?",


fragte Kino den ersten Soldaten, ohne die anderen zur Kenntnis zu nehmen.


"Ungefähr sieben Jahre her. Aber jetzt mal echt, es ist keine "Veranstaltung". Es geht um das glorreiche Recht auf Bürgerschaft!"


"Das glorreiche Recht auf Bürgerschaft, hah?"


Kino starrte den Soldat an.


"Mir wurde gestagt diese Land wäre umgeben von Natur, von Bäumen und Feldern die alle versorgen. Und dass die Menschen hier einfache, glückliche Leben lebten."


Von hinten kam ein anderer Soldat und unterbrach das Gespräch.


"Hey, hey, das ist immer noch wahr. Bieg' dir die Geschichte nicht so hin wie sie dir passt. Es gibt mehr als genug zu essen, sogar wenn man nicht arbeitet. Ein wahren Paradies.

Wäre ein Schande, jemanden wie dich reinzulassen."


Kino blieb ruhig, und adressierte die nächste Frage an alle Umstehenden:


"Was passierte vor sieben Jahren?"


Der junge Soldat drehte sich zu seinen Kollegen um, legte den Kopf schief und zuckte mit den Schultern, als ob er nicht wüsste, was er tun sollte. Einer aus der Menge, ein Soldat im mittleren Alter, trat vor um die Frage zu beantworten.


"Wir bekamen einen neuen König. Vor sieben Jahren, da wurde der alte, langweilige König, von unserem jetzigen umgebracht, und das Land wurde sehr viel aufregender. Da hat es angefangen. Die, die in diesem Land leben wollten, kamen zu hunderten. Aber natürlich konnten wir sie nicht alle aufnehmen. Deshalb lassen wir sie kämpfen; Unterhaltung für uns, und nur die stärksten werden aufgenommen.

Der Rest ist uns egal."


Er brachte sein Gesicht sehr nah an Kino's,


"Verstehst du jetzt, Jungchen?"


Kino, mit versteinerte Miene, antwortete,


"Ja, verstanden. Und ich habe noch eine Frage."


Der Soldat sah jetzt weniger amüsiert aus, und fragte, aggressiv, "Was denn noch?"


"Wussten bis jetzt alle, die hierherkamen, worauf sie sich einließen? Oder gab es welche, die nicht wussten, dass sie hier entweder ihr Leben oder ihre Freiheit lassen würden?"


Pfft, machte der Soldat auf Reaktion auf diese Frage, und lachte laut.


"Heh heh heh, ja, ab und zu kommen so Idioten wie du auch vorbei. Normalerweise sagen wir ihnen nichts, lassen sie einfach rein, und sehen dann, wie sie sprachlos geschockt in der Arena stehen, die Hosen voll, und sofort versuchen, aufzugeben. Als würde ihr Gegner das akzeptieren. Einmal, da hatten wir ein verheiratetes Pärchen, die kamen hier in einer Pferdekutsche an. Hatten zuerst Glück, durften in der ersten Runde gegeneinander antreten. Die Frau gab auf, der Mann akzeptierte. In der Runde danach wurde dann er umgebracht. Junge junge, das war ein Spaß!"


Die zweite Hälfte der Anektode war so erzählt, dass es die umstehenden Soldaten zum Lachen aufforderte. Sie hielten sich die Bäuche, so lustig fanden sie die Geschichte.

Keiner bemerkte, dass Kino's Augen schmaler wurden.


Hermes war seit Beginn des Gesprächs still gewesen, da man ihm gesagt hatte, das Thema würde ein Motorad nicht interessieren.


Derselbe Hermes wusste als einziger, dass Kino sich ungewöhnlich emotional verhielt.

Wütend.


Und deshalb wusste dieses Motorad genau, was Kino als nächstes sagen würde.


"Bringt mich zum Turnier."


"Wusst ich's doch.",


murmelte Hermes.


Einer der Soldaten hörte auf, wild zu lachen, schaute Kino an, und fragte,


"Hah, was sagst du?"


Aber als der Soldat sah, wie Kino ihn und die anderen Soldaten ansah, lief es ihm kalt den Rücken hinunter.


"Ich hab gesagt, bringt mich zum Turnier."


Kino, immer noch den Soldat anstarrend, klang abwesend.


Alle Soldaten sahen Kino an.

Sie lachten nicht mehr.


Einen Moment war Stille.


Dann, einer der Soldaten sprach zu Kino, als spräche er zu einem Idioten,


"Halt mal, Junge, du? Du willst kämpfen?! Glaubst du, du hast 'ne Chance? Hast du überhaupt Waffen!? Dein hübschens Gesicht allein wird dir dadrin nicht viel bringen, hier gibs nich' so viele, die auf deinen Typ stehen."


Die Soldaten hörten das, und wollten gerade wieder anfangen zu lachen, da ertönte plötzlich ein gewaltiger Knall. Sechs Helme, die zuvor an der Wand gehangen hatten, flogen in die Luft.

Weißer Rauch füllte den Raum.


Für einen Augenblick hatten die Soldaten keine Ahnung, was gerade passiert war. Dann, als das Geräusch der wieder zu Boden fallenden Helme endlich ihre Ohren erreichte, bemerkten sie die Pistole in Kino's rechter Hand. Es war ein sechszylindriger Revolver, von Kino "Kanone" genannt.


"Wie wär's damit? Ist das genug?"


Kino steckte den Revolver langam wieder ins Holster.


"Mach keinen Quatsch, du kleiner--!"


Jetzt, wo die Soldaten endlich begriffen hatten, was gerade passiert war, trat der junge Soldat von vorhin eilig vor. Er wollte Kino greifen, aber im nächsten Moment zielte eine zweite Pistole auf seinen Kopf. Diese Pistole in Kino's linker Hand war eine automatische, die mit .22-Kugeln schoss.


Kino sagte, zu dem jungen Soldaten, der an Ort und Stelle eingefroren war, und zu den anderen, die eine stumme Ehrfurcht empfanden,


"Ich werde teilnehmen."

=[edit]

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"Also das nenn' ich mal 'nen Schlamassel."


Das war das erste, was Hermes sagte, nachdem sie durch das Tor getreten waren.


Vor Kino und Hermes erhoben sich Berge aus Müll. Sie standen nicht vor einer Müllhalde; die ganze Stadt sah so aus. Die Gebäude und straßen waren alle verdreckt, es war offensichtlich, dass niemand sie instandhielt. Mehrere Leute, in genauso schmutzigen Klamotten, schliefen auf der Straße. Die Stadt war ruhig, vielleicht, weil so früh am morgen noch nichts zu tun war. Furchtbar fette Hunde durchsuchte die Müllhaufen nach Essensresten. Das ganze Areal stank.


"Wie die Stadt, so die Menschen, hah, Kino? Oder ist es andersrum?"


Hermes sagte dies, ohne die Soldaten zu beachten, die sie durch die Stadt führten. Kino sagte nichts, und folgte ihnen.


Eine Weile lang gingen sie durch diese unfassbar schmutzigen Straßen, dann erreichten sie das Kolosseum. Es war die elliptische Struktur, die sie von weitem gesehen hatten. Die Zuschauertribünen waren hoch und eindrucksvoll, aber zeigten schon Risse, wodurch man ins metallene Innere schauen konnte. Die obersten Ränge waren am schlimmsten gebogen. Das Kolosseum war furchtbar schlampig gebaut.


"Ich weiß nicht wer diesen Ort wann gebaut hat, aber das ist schreckliche Bauweise. Schlechter Geschmack auch."


Hermes sagte, was er dachte, ohne darauf zu achten, wer es hören könnte.

=[edit]

Kino wurde in den Keller des Kolosseums geführ. Hier würden die Teilnehmer des Tuniers schlafen. Jeder bekam einen Raum, oder besser gesagt, eine Zelle, zugewiesen.

Es gab ein Bett, so alt, dass die Federn aus der Matratze schauten, ein kleines Fenster über dem Bett, ein Waschbecken und eine Toillete mit Spülung. An Wasser mangelte es wohl nicht.

Die Zelle war dunkel, kühl, und hatte gerade die richtige Luftfeuchtigkeit.


"Ich weiß garnicht wo ich bei diesem Land anfangen soll...",


sagte Hermes zu Kino, nachdem die Soldaten die Zelle verlassen hatten. Kino hatte den Mantel abgenommen und zusammengerollt. Darunter war eine schwarze Jacke, und ein dicker Gürtel um die Hüfte.


An diesem Gürtel nun hingen mehrere kleinere Taschen, und, an der rechten, das Holster mit dem Revolver, "Kanone", drin. Hinten hing noch eine Pistole. Kino nannte sie "Holzfäller", sein Griff zeigte nach oben.


"Früher war es hier anders. Es scheint, als war dies mal ein großartiges Land, dass jeder Reisende besuchen wollte."


Kino saß auf dem Bett, sprach in einem desinterssierten Ton, und zog den Holzfäller aus dem Holster. Kino ließ das Magazin rausfallen. Die Sicherung betätigt, die Kugel aus der Kammer entfernt.


"Und deshalb wolltest du unbedingt herkommen, nur ist es jetzt so. Sieht so aus, als wär der neue König völlig anders als der davor, hah?"


"Wahrscheinlich, ja."


Kino entlud das Gepäck, fand fünf leere Magazine für den Holzfäller, und begann sie zu laden.


"Willst du das wirklich?"


"Was?"


Kino zog Kanone aus dem Holster, klappte sie auf.


"Ich mein das Turnier. Ich weiß, du bist beleidigt und so, aber das heißt nicht, das du nach deren Regeln spielen musst. Mach dem Gegner in der ersten Runde einfach ein bisschen Angst, und dann gib auf, bevor er es kann. Dann können wir aus diesem verrücktem Land verschwinden."


"Oh, ja, das ist 'ne Möglichkeit."


Kino brachte Kanone's Zylinder zum Vorschein, zog zwei weitere aus einer der Gürteltaschen. Die Zylinder in den Revolver ladend, sagte Kino,


"Aber das will ich nur im Notfall machen."


"Wusst' ich's doch... Du willst ernsthaft teilnehmen?"


"Ja, zumindest jetzt gerade ist der Plan, dass ich versuche so weit zu kommen wie möglich. Außerdem, wenn das hier sowieso nur drei Tage dauert, kann es nicht schaden, sie hier zu verbringen."


Kino ließ flüssiges Schießpulver in die Kammern des Revolvers laufen, mit einem Werkzeug, dass einer Spritze ähnelte.


Kanone wurde wieder zugeklappt. Der Hebel unter dem Rohr wurde nach unten gefaltet, der Lademechanismus an die richtige Stelle gedrückt.


Kino war sehr vorsichtig, die Kugeln nicht zu fest und grob zu laden, und wiederholte den Prozess mit zwei weiteren Trommeln. Nachdem alle Kugeln drin waren, war Kino's Mantel voll Ruß und Resten von flüssigem Schießpulver. Nachdem alle Kugeln eingesetzt waren, wurden ihre Oberseiten mit Fett bestrichen, um zu verhindern, dass sich Funken beim Abfeuern von einer Kammer in die andere ausbreiten.


Dann, auf der Hinterseite der Kugeln, wo der Hammer des Revolvers sie treffen würde, brachte Kino Zündhütchen an; wenn sie der Hammer traf, würden die dadurch entstehenden Funken das flüssige Schießpulver anzünden.

Sie mussten nicht von Hand geladen werden, ein spezielles Werkzeug wurde genutzt, um sie nacheinander an die Hinterseite der Kugeln anzubringen.


Hermes sprach zu Kino, voll konzentriert auf das Laden der Pistolen.


"Junge junge. Du lässt dich nicht mehr überrden, oder?"


Kino ging sicher, dass mit Kanone alles in Ordnung war, lächelte plötzlich, als wäre eine Erinnerung zum Vorschein gekommen, und sagte,


"Ab und zu muss man mal alles geben, an die Grenzen seiner Fähigkeiten. Wenn ich das nicht tue, vielleicht kann ich irgendwann nicht mehr so schnell schießen."


Hermes antwortete, monoton,


"Ach wirklich. Na dann..."


=[edit]

"Das ist also der König."


Kino, immer noch in der selben schwarzen Jacke gekleidet, ging in Richtung Mitte des Kolosseums, und sah gleichzeitig nach oben , genau in die Mitte der Zuschauertribüne. Da saß jemand. In einer gläsernen Box, abgeschirmt vom Rest der Zuschauer, saß ein Mann im mittleren Alter, mit pompösen Kleidern, und einer Krone auf dem Kopf.


Die Krone war weniger Pompös, einfacher gehalten, was ihr eine Aura der Wichtigkeit gab. Sie sah wirklich lächerlich aus, auf dem Kopf eines Mannes, der sonst so extravagant gekleidet war.


Auf beiden Seiten des Königs waren junge Frauen, in leuchtenden, glänzenden Kleidern. Das Glas der Box reflektierte das Sonnenlicht.


"Und das hier sind bestimmt die Glorreichen Bürger."


Kino sah sich langsam um. Die Sitze waren gefüllt mit Zuschauern, aufgeregt, wann endlich das Morden beginnen würde, Männer, Frauen, Alte, Kinder. Der irritierende Lärm von Jubel füllte die Luft.


=[edit]

Augenblicke vor diesem Moment, hatte Kino die Zelle verlassen, als die ihnen zugewiesene Nummer ausgerufen worden war.

"Ich werd mich sowieso langweilen, also bleib ich hier. Muss mich ausruhen.",


sagte Hermes.


"Versuch, sie nicht umzubringen, ok?"


=[edit]

Das Feld in der Mitte des Kolosseums war elliptisch, und überall lag Schrott, zerstörte Fahrzeuge, abgerissene Gebäude. Nur die Mitte, in einem kreisförmigen Radius von etwa zwanzig Metern, war komplett leer.


Die Runde würde beginnen, wenn beide Teilnehmer sich in diesem Kreis gegenüberstanden.


Auf dem Weg in die Mitte gab sich Kino Mühe, sich das künstlich geschaffene Terrain einzuprägen.


Auf der anderen Seite erschien ein riesiger Mann.

Er sah aus wie eine Masse aus Muskeln, auf die jemand einen Kopf gesetzt hatte.

Sein Torso war entblößt, sein haarloser Kopf reflektierte das Sonnenlicht.

Er hielt eine dicke Kette in der Hand, an ihrem Ende, eine Eisenkugel, so groß wie ein Kind.

Als er seine Position am anderen Ende des Kreises eingenommen hatte, zog er einmal an der Kette, und die Kugel flog an die Stelle an der er stand.

Dann schaute er Kino an, und sprach in einer Stimme so laut, dass sie den Jubel der Menge mühelos übertönte.


"Hey, hey, was soll das denn jetzt? Mein erster Gegner ist ein Kind?"


"So, ist es. Bevor wir anfangen habe ich zwei Fragen an dich. Erstens, warum bist du in dieses Land gekommen?"


Der Riese machte ein fragendes Gesicht.


"Was?"


"Ich will wissen, warum du in dieses Land gekommen bist."


"Was, bist du dumm oder so? Ich bin hier, um euch alle umzubringen und Staatsbürger zu werden."


Kino nickte und sagte,


"Zweite Frage: Wie wäre es, wenn du jetzt aufgibst?"


"Wie bitte?"


"Wenn du jetzt aufgibst, dann kommst du hier ohne Verletzungen raus."


Der Riese, geschockt, antwortete nicht. Er zog wieder an seiner Kette, brachte die Eisenkugel in die Luft, und begann sie zu schwingen. Langsam, dann, mit der Zeit, schneller. Die Kugel flog durch die Luft.


Kino zuckte mit den Schultern und legte die rechte Hand auf Kanone.


Das Publikum wurde leiser.


PUU~~UN!


Eine Reihe von Trompeten, nicht sehr enthusiastisch, kündigte den Beginn der Runde an.


"STIIIIRB!!"


Gleichzeitig mit dem Schrei des Riesen begann seine Muskelmasse sich zu bewegen. Die Eisenkugel schwang vorwärts, zielte genau auf Kino, und erreichte ihr Ziel nie. Stattdessen flog sie in eine komplett andere Richtung, erreichte ihren höchsten Punkt, und zertrümmerte das Auto auf dem sie landete, statt Kino.


"......"


Der Riese, ratlos, was gerade passiert war, besah sich die Kette in seiner Hand einen Moment lang, und zog dann das andere Ende zu sich. Die Kugel war weg.


"Uh—um...",


murmelte er, und sah Kino an. In Kino's rechter Hand war Kanone, von der immer noch Rauch aufstieg. Aus welchem Grund auch immer; vielleicht hatte er endlich begriffen, in welcher Art von Situation er sich befand, jedenfalls zeigte er mit dem Rest der Kette auf Kino und fragte,


"Du hast sie abgeschossen?"


"Yep."


Der Riese zeigte in die Ferne, wo die Eisenkugel gelanded war.


"Und sie ist nach da hinten geflogen."


"Yep, absoulut richtig. Würdest du jetzt bitte aufgeben?"


Der Riese antworte sofort.


"Ähm, ja. Das wäre schön."


=[edit]

"Junge, ohhhh, junge. So ein kleines Kind als mein Gegner, uiuiuiui..."


Es war Abend, und die zweite Runde würde in Kürze beginnen. Kino's zweiter Gegner reagierte zemlich genau so wie ihr Erster, wenn mal man von der grässlichen Lache absah. Dieses mal war der Gegner ein junger, schlanker Mann. Sein lila Haar stand ab wie das eines Hahn's.


Er hatte keine Waffen in der Hand. Sein ganzer Körper war bedeckt von eng anliegendem, schwarzen Stoff. Da, wo Ober- in Unterleib überging waren viele eiserne Klingen befestigt.


Jeder dieser Klingen war ungefähr so lang wie seine Handfläche. In der Mitte waren sie alle gebogen, aber nur etwas. Sie waren so nah am Körper, man hätte meinen können, sie seien Teil seiner Rüstung.


Kino starrte die Klingen einen Moment an, gab ihnen mehr Aufmerksamkeit als dem Mann selbst.


Der Mann griff sich eine der Metallklingen und warf sie seitlich in die Luft. Die Klinge flog, drehte sich in der Luft. Dann kehrte sie plötzlich um, flog zurück in Richtung Werfer. Dieser griff sich mit der linken Hand an den Rücken, und streckte von da ein Stück Stoff aus. Es war an seinem Anzug befestigt vom Handgelenk bis zum Fußknöchel, ein schwarzer Flügel aus Stoff, der an eine Motte erinnerte.


Er tat einen eleganten Schritt nach rechts, und zwar mit dem linken Fuß, überkreuzte also seine Beine in der Luft. Die Metallklinge traf auf den Stoffflügel und bleib stecken, als wäre sie schon immer da gewesen. Der Mann tippte mit der linken Hand auf seine rechte Schulter und befestigte den Stoffflügel wieder am Rücken. Als er die Arme wieder ausbreitete, war die Metallklinge da, wo sie sich am Anfang befunden hatte.


"Uiuiui... Hast du das gesehen? Die sind handgemacht, und sie kehren immer wieder zu mir zurück."


Kino meldete sich abrupt zu Wort,


"Bitte gib auf. Ich werde akzeptieren."


"Niemals. Wie wärs es wenn du aufgibst? Ich werde allerding nicht akzeptieren. Ui-ui-uiuiui..."


Der Mann lachte. Er griff mit beiden Händen an die Stellen, wo die Klingen befestigt waren. Er beugte sich leicht vor, hebte nur den Kopf, um Kino anzusehen.


Kino's rechte Hand berührte Kanone.


PUU~~UN!


Die Trompeten verkündeten den Start der Runde.


Sofort kam die erste Klinge gefolgen, der Mann hatte sie mit der rechten Hand gelöst und auf Kino geworfen. Seine Hand schoss zurück, warf die nächste Klinge. Er war so schnell, dass das nackte Auge seinen Bewegungen nicht folgen konnte.


Kino rannte nach rechts und wich den Klingen aus, aber nur knapp, sie kamen mit unglaublicher Geschwindigkeit angeflogen. Der Mann warf mehr Klingen, zielte jetzt auf dem an dem er erwartete, dass Kino hinlaufen würde.


Er warf nicht alle Klingen, die er hatte, etwa die Hälfte der Klingen behielt er in Reserve. Er rief, wie um Kino zu provozieren,


"Uhyuu~! Wenn die anfangen urückzukommenn, werf ich den Rest! Mal schauen ob du aus zwei Richtungen gleichzeitig ausweichen kannst!"


Kino blickte kurz auf die Klingen, sah, wie sie sich in der Luft zu drehen anfingen.


"STIRB!"


Der Mann schrie, und warf, bis auf eine Klinge, den ganzen Rest seines Vorrats.


Sie flogen direkt auf Kino zu.


Kino schüttelte den Kopf leicht, und ließ sich flach auf den Boden fallen, Gesicht voran.


"Nu-huh--!?",


rief der Mann, überrascht.


"Wenn sie immer zu dir zurückkommen, werden sie nie den Boden berühren, oder?",


sagte Kino zu niemand bestimmtem.


HY-HY-HY-HY-HY-HY-HY-HYUN!


Die Klingen flogen über Kino's Kopf.


Dann, als der Mann sie gerade wieder gefangen hatte, feuerte Kino mit Kanone, immer noch auf dem Boden liegend.


Kino's Arm flog hoch, von der Wucht des Schusses.


Die Kugel traf die letzte verbleibende Klinge des Mannes, direkt über dem Magen. Der Mann war zu Tode erschrocken.


"GAH-HYOH--!",


war alles was der Mann rausbrachte, seine Augen und sein Mund weit offen, er konnte sich nicht bewegen. Dann stolperte er, fing sich, schwang über den Boden wie ein Metronom, nur halb bei Bewusstsein.

Kino sah sich das einen Moment an, und schoss ihm in die rechte Hüfte.


Der Mann schauderte, und fiel auf den Boden, sein Bein blutend.


Die Metallklingen flogen über ihn.


=[edit]

Kino betrat den Raum und zündete eine Kerze an, draußen war es bereits dunkel.


Dann packte Kino Kanone und den Holzfäller auf das Bett und zog die Jacke aus. Kanone wurde zerlegt, bekam einen neuen Zylinder.


"Ah-huh... Oh, es ist nur Kino. Seit wann bist du wieder da?"


Hermes, der seelig geschlafen hatte, sprach mit einer noch nicht ganz wachen Stimme.


Kino antwortete, weiter an Kanone arbeitend,


"Gerade eben erst. Wir bleiben heute nacht übrigens hier."


"Eh, dach' ich mir schon. Na gut, mehr Schlaf für mich."


Mit diesen Worten schlief Hermes erneut ein.


=[edit]

Kino erwachte am Morgengrauen.


Der Raum war wieder düster, doch bald danach ging die Sonne auf, und ließ gerade genug Licht in den Raum scheinen.


Kino reinigte den benutzten Zylinder und lud ihn mit neuen Kugeln.


Kino aß Rationen zum Frühstück, und machte anschließend einige leichte Übungen, um sich aufzuwärmen. Training mit dem Holzfäller, dann mit Kanone.


Einige Zeit später kam endlich der Soldat, um die Teilnehmer aus ihren Zellen zu holen.


Hermes schlief die ganze Zeit über.


=[edit]

"......"


Der Gegner sagte nichts, starrte Kino nur an.


Er war ein älterer Mann, klein, robuster Körperbau. Sein faltiges Gesicht war überall beharrt, und man konnte schwer unterscheiden, wo das Kopfhaar aufhörte und der Bart begann.


Der Mann trug eine weite, schmutzige Robe. Es schien so, als trage er etwas auf seinem Rücken, denn die Robe war ausgebeult. In seinen Händen hielt er etwas, dass man für eine Trombone halten konnte. Mit beiden Händen hielt er sie, um sie nicht fallen zu lassen.


Wie ein Obdachloser, der alles, was er hatte, aus seinem Haus getragen und begonnen hatte, in dunklen Gassen als Musikant aufzutreten.

So sah er aus.


Kino besah ihn sich eine Weile, und rief dann, laut,


"Wenn sie aufgeben möchten, werde ich annehmen, Sir."


"......"


Der Mann antwortete nicht. Stattdessen machte er eine schnelle Handbewegung.


Kino's rechte Hand berührte Kanones Griff.


PUU~~UN!


Trompetenklang erfüllte das Stadion, und im selben Moment zielte die Trombone auf Kino. Kino zog Kanone aus ihrem Holster und feuerte.


Die Kugel traf die Öffnung der Trombone, was sie nach rechts fliegen ließ. Aus der Öffnung, aus der normalerweise Musik gekommen wäre, schoss ein Strahl von lila Flüssigkeit. Sofort ging sie in Flammen auf, ein Bogen aus Feuer erstreckte sich durch die Arena.


Das Feuer landete schließlich dem Boden, wo die Flüssigkeit eine brennende Fütze bildete.


"Wusst ich's doch, das was nicht stimmt. Ein Flammenwerfer, hah.",


sagte Kino, und griff mit der linken Hand nach dem Holzfäller. Er war entsichert, und esin Ende zeigte auf den Kopf des Mannes. Kino schoss, verfehlte absichtlich um ein paar Zentimeter.


Mit dem Holzfäller zu schießen erzeugte einen trockenen Knall. Der obere Teil der Pistole flog nach hinten, und die leere Patrone flog raus, eine neue Kugel geladen.


Die Kugel flog am Gesicht des Mannes vorbei, und er, davon unbeeindruckt, zielte mit dem Flammenwerfer erneut auf seinen Gegner – Kino. Mit entschlossen Augen, umgeben von Falten, mobilisierte der Mann sämtliche Kräfte in seinem Körper.


PU-PU-PU-PSSH~~, ein furchtbar klingendes Geräusch erklang, ein Geysier aus lila Flüssigkeit war auf seiner Schulter entstanden.


"?"


Der Mann, lila gefärbt von der Flüssigkeit, die auf ihn herrabregnete, war überrascht. Kino, mit dem Holzfäller in der linken und Kanone in der rechten, sprach,


"Ich hatte auf den versteckten Schlauch über deiner Schulter gezielt. Das Loch in ihm mag klein sein, aber noch ein bisschen mehr Druck und er explodiert. Sie möchten jetzt sicher aufgeben, oder, Sir?”


"......"


Der Mann betrachtete sich selbst, seinen Körper. Dies tat er eine Weile, und sagte dann,


"Ich weigere mich."


"Du kannst diesen Kampf nicht mehr gewinnen.",


sagte Kino zu dem Mann, und zielte mit dem Holzfäller auf ihn. Der Mann starrte zurück, ohne der Pistole zu beachten.


"Schieß."


"Bitte was?"


"Ich sagte bring mich um."


Kino wollte gerade etwas sagen, da brüllte ein Zuschauer


"Schieß! Töte ihn!"


Der Rest des Publiums begann bald darauf mitzuschreien.


TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTE IHN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTE IHN JETZT! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! SCHIEß IHN TOT! TÖTEN! TÖTEN!


Kino drehte sich, schaute auf das Publikum, wie sie schrieen. Es war, als wären sie alle verrückt geworden. Ein Knall ertönte, Kino hatte mit Kanone in die Luft geschossen. Das Brüllen des Revolvers ließ das Publikum verstummen.


Kino schaute in Richtung König, der in seinem Glaskasten saß.


Wie immer war der König pompös angezogen, und schaute runter auf Kino, ein Grinsen ihm wie auf's Gesicht gemalt. Ihre Augen trafen sich, und Kino starrte zurück, lächelte leicht.


Der ältere Mann unterbrach,


"Worauf wartest du? Beeil dich und schieß. Ein Kampf auf den Tod, der Gewinner lebt, der Verlierer stirbt. So war es schon immer, so habe ich mein Leben gelebt. Ich habe hunderte umgebracht. Und heute habe ich verloren. Deshalb sterbe ich, und du, Mädchen, wirst weiterleben."


Kino lächelte ein humorloses Lächeln, sagte,


"Sir, ich bin kein Mädchen. Ich bin Kino."


"Kino, hah. Ein guter Name. Ich werde mich im nächsten Leben an dich erinnern."


"Danke sehr."


Kino ging zu dem Mann, zielte mit Kanone auf seine Stirn, betätigte den Hammer mit dem Daumen,


KLICK


"Bitte gib auf."


"Nein."


"Sieht so aus, als hätte ich keine andere Wahl."


Kino betätigte den Abzug.


Nichts passierte. Der Mann starrte Kino an, überrascht, und Kino grinste.


Im nächsten Moment griff Kino den langen Lauf von Kanone anstatt des Griff, und knallte dem Mann den Revolver gegen die Schläfe.


Der Mann, stumm, fiel um, und war bewusstlos.


=[edit]

"Das soll mein Gegner sein? Ein Schätzchen wie du? Was haben die anderen überhaupt gemacht, dass sie gegen dich verloren haben?"


Der zweite Gegner des zweiten Tages -- in anderen Worten, des Halbfinales – sprach zu Kino.


Es war eine junge Frau mit langem, blondem Haar, zu einem Pferdeschwanz gebunden, eine Schönheit mit scharfen Gesichtszügen und einer hohen Statur.


Sie trug ein Hemd und Arbeiterhosen, sah aus wie ein Militärrekrut. Über dem Hemd trug sie eine Weste, die hauptsächlich aus Taschen zu bestehen schien. Ihre Hosen hatten auch Taschen, zwei tiefe an den Seiten, wie für lange, schmale Gegenstände.


In ihrer linken Hand hielt sie eine Schusswaffe, Gewehr mit hölzernem Griff. Es war eines der Modelle, bei dem man nach jedem Schuss die Patrone entfernen und manuell nachladen musste.


Das Magazin war groß, hielt wahrscheinlich viele Kugeln, aber abgesehen davon hätte die Siluette des Gewehrs auch für die eines Zaunpfahls halten können, so schmal war es.


"Wahrscheinlich wurde ich unterschätzt."


"Aha-ha, ja, wahrscheinlich. Benutz ich auch immer, den Trick."


Kino fragte,


"Bist du hier, weil du Staatsbürger werden willst?"


"Ich? Ja, so ist es. Weißt du warum?"


Kino verneinte, und die Frau erklärte aufgeregt, enthusiastisch,


"Vor einiger Zeit, da hab' ich diesen süßen Jungen am Waldrand gesehen! Ich werde ihn mir schnappen, egal was ich tun muss!"


Kino war leicht geschockt, man konnte es am Gesicht ablesen.


"Das ist es wohl, was sie die weibliche Natur nennen. Du verstehst, oder?"


"...Nein."


"Oh, wirklich?"


Kino fragte, immer noch mit gemischten Gefühlen,


"...Ähm, also ich bin ziemlich sicher dass du Nein sagen wirst, aber könntest du bitte aufgeben?"


"Hey, das is' mein Text."


Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.


"Ist also sinnlos, wie ich's mir dachte..."


Kino berührte Kanone mit der rechten Hand.


Die Frau zog den Verschluss ihres Gewehrs auf, holte ein Magazin mit 5 Patronen aus ihrer Brusttasche, schob sie in das Patronenlager. Dann entfernte sie den Clip, schloss den Verschluss und lud die erste Kugel.


PUU~~UN!


Die Trompeten trompeteten, und beide Teilnehmer sprinteten los, rannten in Richtung des nächstbesten zerstörten Hauses oder Autos. Die Frau fand Deckung hinter einem Haufen Metallteile, ging etwas in die Knie, hielt das Gewehr ruhig, aber fest in den Händen, und zielte.


Sie atmete ein, atmete wieder aus, aber nur ein bisschen, und hielt die Luft an. Sie zielte in die Mitte des Hügels aus Müll, hinter dem Kino in Deckung gegangen war, und schoss.


Das Geräusch wie von einer Explosion, lang, scharf, ertönte, und der Rücken der Frau bog sich vom Rückstoß der Waffe nach hinten. Kino sprang aus der Deckung und verschwand hinter einem zweiten Haufen. Die Kugel traf den ersten Hügel, ging glatt durch und traf auf die Stelle, an der sich Kino Sekunden vorher befunden hatte.


Die Frau hatte gesehen, wie Kino aus dem Weg der Kugel gesprungen war.


"Ziemlich gut."


CLINK! Die Frau bediente den Hebel des Gewehrs, die leere Patrone flog heraus und die nächste Kugel wurde geladen.


"Panzerbrechende Kugeln, hah.",


murmelte Kino, zog mit der linken Hand den Holzfäller raus und betätigte die Sicherung. Vorsichtig aber dennoch schnell umkreiste Kino die Position der Frau, nahm Deckung rechts von ihr.


Von unter einer Metallplatte hervorschauened sah Kino ein Stück goldenes Haar. Kino sprang hinter die nächste Deckung, die Überreste einer steinernen Wand machte sich so klein wie möglich, das Gesicht zum Boden -- BAKOW! Das Geräusch einer Kugel, die sich durch den Stein grub.


BAKOW! BAKOW! BAKOW!


Die Frau schoss drei weitere Kugeln, jede einzelne mit der Absicht, Kino, ihr Hindernis, aus der Welt zu schaffen. Die Reste der Wand verschwanden.


Kino, immer noch am Boden, entdeckte nicht weit der Deckung einen etwa faustgroßen Stein.


Die Frau begann nachzuladen. Als sie gerade wieder anfangen wollte zu zielten, traf sie etwas am Kopf.


"Autsch--!"


Sie schaute hoch, und sah einen weiteren Stein direkt auf sich zu fliegen. Panisch wich sie aus, aber er traf trotzdem noch ihre Schulter. Mehr Steine kamen geflogen, ohne Pause, und die Frau verließ ihre Deckung und rannte hinter einen Haufen Altmetall, ging in Deckung.


Sie drückte ihre linke Hand an ihren Kopf, Blut kam von unter dem goldenen Haar.


"Verdammt--!"


Die Frau, von ihrer Wut unvorsichtig gemacht, schaute hinter ihrer Deckugn hervor und versuchte zu zielen, aber duckte sich sofort wieder als sie sah, dass Kino bereits dasselbe tat.


Kino schoss nicht, rannte weiter während sie die Frau im Schach hielt, nahm Deckung hinter einem Haufen alter Möbel-- Stühle, Tische, Fensterrahmen, Türen.


Schweiß, und ein einzelnes Rinnsal Blut lief der Frau das Gesicht runter, und sie wischte es mit der Hand weg.


Kino rief der Frau zu,


"Kannst du mich hören? Bist du sicher, dass du nicht aufgeben willst?"


"Sehr lustig! Unterschätz Frauen bloß nicht!"


"Bei diesem Abstand hast du ganz klar einen Nachteil."


"......",


war die Antwort der Frau.


Kino lehnte sich gegen eine metallene Tür inmitten des Haufens, der als Deckung diente, klammerte sich fester an den Holzfäller in der linken Hand. Schweiß erschien jetzt auch auf Kino's Stirn, ein Tropfen lief die Wange runter, kitzelte. Kino murmelte,


"Gewinnen ohne jemanden umzubringen ist echt hart, Meister."


Während Kino das dachte zog die Frau einen Bolzen aus dem Gewehr, als würde sie es auseinanderbauen wollen. An die Stelle, an der sich der Bolzen befunden hatte, setzte sie ein zylindrisches Teil, dass sie aus ihrer hinteren Tasche zog. Dann zog sie ein langes, schmales Magazin aus ihrer Oberschenkeltasche, die sich so gut für lange, schmale Gegenstände eignete.

Sie grinste.


Kino beobachtete dies durch ein Loch in der Deckung, zielte, und schoss mit dem Holzfäller auf den Metallhaufen, hinter dem sich die Frau verbarg. GAAN! Die Kugel traf das oberste Teil, was umfiel, den Haufen runterrollte, der stürzte ein Stück ein.


Die Frau hielt ihr Gewehr unter den Armen und sprang heraus, feuerte. Kino hatte aus der Deckung springen wollen, aber stoppte aus einem Instinkt hinaus. Der Knall des Schusses war zu kurz, der Einschlag der Kugel hatte zu wenig Schaden verursacht.


Ein nicht aufhörender Strom aus Kugeln schoss aus dem Lauf des Gewehrs. Sie alle trafen auf die Erde, wirbelten Staub auf wo Kino sich befand.


"W-was zum--?"


Kino rollte an den Rand der Deckung und lugte vorsichtig heraus.


Die Frau war hinter neuer Deckung, zwei Haufen weit weg von Kino's Position. Ihr Gewehr hatte ein neues Teil montiert: ein langes, schmales Magazin. Es lehnte sich nach rechts außen, zerstörte die schlichte Silhuette des Gewehrs.


"Na also das is' was neues.",


sagte Kino und ging wieder in Deckung. Das Gewehr, dass man eigentlich hätte manuell laden müssen war nun vollautomatisch, konnte also Dutzende Kugeln hintereinander schießen.


Eine Strategie wäre, zu warten, bis die Frau das Magazin leergeschossen hatte, dann auf sie zuzurennen, während man kontinuierlich schoss, und sie zur Aufgabe zwingen, aber,


"Ob das klappt...",


murmelte Kino. Gleichzeitig trafen mehr Kugeln den Müllhaufen. Abgeschossene Metallplättchen flogen durch die Luft.


Die Frau zog das Magazin aus dem Gewehr, obwohl immer noch ein paar Kugeln drin waren, und lud ein neues. Sie verließ die Deckung, hielt das Gewehr auf Kino's Position gerichtet, und ging auf sie zu. Dann sagte sie,


"Du bist echt gut, dass du bis hier durchgehalten hast. Aber ich werd' das jetzt zuende bringen. Ich schieß' nicht mehr, also komm' raus. Dein Aufgeben ist angenommen.


"Ach echt...",


kam Kino's Antwort von der anderen Seite des Müllhaufens. Die Frau zielte auf die rechte Seite der Deckung, und bewegte sich nach rechts, behielt die linke Seite aber genau im Auge.


Dann, einen Augenblick später begann die Frau plötzlich zu schießen. Sie umkreiste den Haufen und rannte auf ihn zu. Kugeln, Patronen, und das Geräusch von Explosionen flogen durch und füllten die Luft.


Kino war nirgends zu sehen. Stattdessen stand dort eine Tür, die, wie es aussah, dort nortdürftig aufgestellt worden war. Sie war von den Kugeln getroffen worden, aber alle waren abgeprallt.


Im Bruchteil eines Augenblicks realisierte die Frau, dass Kino den Hügel ebenso umkreist haben musste. Sie hörte nicht auf zu schießen, begann sich zu drehen, und,


"?"


bemerkte die Hand, die hinter der Tür aufgetaucht war. In der Hand, eine Pistole. Und auf der anderen Seite war eine Hälfte eines Gesichtes einer Person, ein großes Auge sah sie direkt an.


"Lüüüügneeer~~",


sagte Kino, genoss die Situation. Der Frau konnte man das Erstaunen am Gesich ablesen.


Drei trockene Schüsse ertönten, der Holzfäller feuerte drei Kugeln, drei Kugeln trafen die rechte Schulte der Frau. Das Gewehr fiel zu Boden.


Kino zielte weiter auf die Frau, und kam hinter der Tür hervor.


Hmph, machte die Frau. Dann schüttelte sie den Kopf, sagte,


"Sieht so aus, als hätte ich keine Wahl... ich geb auf."


"Danke sehr."


Die Frau, blutig an Schulter und Kopf, lächelte und sagte,


"Jetzt wo ich dich von nahem sehe, du bist ziemlich niedlich. Willst du später ein bisschen Spaß haben?"


=[edit]

Kino kam zurück und Hermes, der, wie gewöhnlich, geschlafen hatte, erwachte durch das Rascheln.


Kino trug mit sich eine schwer aussehende Papiertüte.


"Willkommen zuück, Kino. Gut dass du ok bist. Übrigens, was ist das? Ein Trostpreis oder so?"


Kino platzierte die Tüte vorsichtig auf dem Bett und sagte,


"Nein. Die Sachen hier brauch ich für morgen."


"Oh Junge..."


Kino zog eine Flasche mit einer grünen Flüssigkeit aus der Tüte. Es war die Schießflüssigkeit, die Kanone brauchte. Dann öffnete Kino einen kleinen Karton mit 44. Klaliber Kugeln. Sie hatten hohle Spitzen, eingekerbt wie ein Vulkan.


Aus einer ihrer Taschen zog Kino einen tragbaren Ofen, befüllte in mit mehreren Brocken Brennstoff und machte ein Feuer. Kino wusch eine der Tassen, aus der normalerweise Tee getrunken wurde, goss die Flüssigkeit hinein und stellte sie über die Flamme.


"Was machst du da, Kino?"


Kino, sehr konzetriert aiuf die Arbeit, antwortete, ohne sich umzudrehen,


"Ich destilliere das Schießpulver."


"Wofür? Das ist doch gefährlich."


Als der Inhalt der Tasse dickflüssig wurde, entfernte Kino sie von dem Feuer, goss mehr flüssiges Schießpulver hinein, und wiederholte den Prozess.


"Dadurch wird das Schießpulver dichter, heißt, die Explosion ist größer, und die Kugel schneller."


Kino begann, das flüssige Schießpulver vorsichtig umzurühren, bis es so dick war wie Stärkesirup. Dann füllte Kino die Waschschale mit Wasser und stellte die Tasche dort hinein, zum Kühlen. Das Schießpulver wurde noch zähflüssiger und nahm eine dunkelgrüne Farbe an.


Kino nahm eine Kugel in die Hand, eine mit hohler Spitze. Hohlspitzkugeln waren auf maximalen Schaden, nicht Durchschlagkraft ausgelegt, deshalb würde die Kugel beim Einschlag zersplittern und sich im Körper des Ziels ausbreiten. Es hatte ein Loch, vorne in der Mitte, die Ränder waren dünn.


Kino nahm eine Kugel und füllte die hohle Spitze vorsichtig, sehr vorsichtig, mit dem destillierten Schießpulver. Die letzten paar Milimeter füllte Kino mit normaler Schießflüssigkeit und setzte das Zündhütchen wieder auf.


Kino griff zu etwas Kitt. Normalerweise wurde sie dazu benutzt, Schäden an Hermes auszubessern, an Schraubenköpfen, Bolzenlöchern, und so weiter. Sie würde so hart sein wie Stahl, war sie einmal getrocknet.


Kino mischte zwei verschiedene Powerkneten, gab dabei Acht auf das richtige Mengenverhältnis. Die Mischung wurde vorsichtig auf die Spitze der Kugel aufgetragen, über das Zündhütchen.


Die Spitze der Kugel war nun ein schöner, gleichmäßiger Kegel, was sie mehr denn je nach Vulkan aussehen ließ.


"Fertig!"


Kino hob die Hand mit der handgemachten Kugel, fröhlich wie ein Kind.


Hermes war schon längst wieder eingeschlagen.


=[edit]

Am morgen des dritten Tages Kino erwachte vor dem Sonnenaufgang.


Als erstes baute Kino den Holzfäller auseinander, reinigte und lud ihn nach, dann, Ziehübungen, wie immer.


Nachdem Kino Frühstück gegessen hatte sprach Kino mit einem Soldaten und bat um Schriftstücke, die die Geschichte des Landes und seine Gesetze enthielten.


"Da hast du's."


Kino laß das Buch, was der Soldat gebracht hatte, von vorne bis hinten durch.


=[edit]

Zu dem, was hier sieben Jahre zuvor passiert war...


Der vorherige König, der wegen seines Regierungsstils sehr beliebt gewesen war, wurde von seinem Sohn umgebracht, und zwar auf einzigartig brutale Weise.


Der Sohn hatte wohl lange einen Groll gegen ihn gehegt, da seine Politik so streng war. Irgendwann war seine Wut dann ausgebrochen, und er ließ alle umbringen, die er gegen sich sah. Dies schloss fast seine ganze Familie mit ein, Brüder und Schwestern, Onkel, Tanten, das ganze Königshaus, alle ermordet.


Seine Frau ließ er am Leben, aber sie war so geschockt und traurig dass sie sich selbst tötete. Seine beiden Kinder verbannte er, wohin, weiß niemand. Man spekuliert noch immer, ob er sie nicht doch hat umbringen lassen, oder ob sie vielleicht unter dem Palast gefangen gehalten wurden.


Dann krönte der Königsmörder sich selbst zum König. Er führte ein verschwenderisches Leben, legte dem von Natur aus reichen und gesegneten Land willkürliche Gesetze auf. Die Bürger, die bis dahin einfache, arbeitsreiche Leben geführt hatten, forderte er auf, ihre Lebensweise zu ändern.


Zuerst schien es Wiederstand gegen den König zu geben. Jedoch gewöhnten die Massen sich allzu bald an ihre neue, hedonistische Realität.

Was für halbherzige Kreaturen.


Und nun, zurück in die Gegenwart...


=[edit]

Als Hermes aufwachte, es war fast Mittag, war Kino zur letzten Runde gerufen worden.


Kino lud Kanone mit einem leeren Zylinder und lud eine der Kammen mit dem destillierten Schießpulver, doppelt so viel wie sonst immer. Auf eine Filzunterlage verzichtend, lud Kino dann die handgemachte Kugel.

Mithilfe einer leeren Patrone drückte Kino die Kugel in die Kammer.

In die Kammer, die der eben geladenen gegenüberlag kamen nur Filzunterlagen, keine Kugel.

Kino brachte nur ein Zündhütchen an, da der Zylinder nur mit einer Kugel geladen war.


"Was glaubst du tust du da gerade, Kino? Wenn du das so zusammenbaust, kannst du nur einmal schießen."


Kino lächelte und sagte "Einmal reicht.", drehte den Zylinder und packte Kanone in's Holster.


Dann wurde Hermes wieder mit dem Gepäck beladen, festgebunden, die Jacke auf alles draufgelegt.


"Alles klar, los geht's. Ich möchte das du diesmal zuschaust, Hermes."


Kino schob Hermes mit sich aus dem Raum.


"Warum?"


"So dass wir dieses duschenlose Land so früh wie möglich verlassen können.",


sagte Kino, mit Vorfreude.


=[edit]

Das Kolosseum war erfüllt vom Lärm der Zuschauer, Klatschen, Rufen. Kino machte sich auf in die Mitte der Arena. Hinter Kino stand Hermes, der gerade als Garderobe für Kino's Mantel benutzt wurde, am Eingang der des Kolosseums. Hinter dem Motorad nun waren die endlosen Reihen von Zuschauerplätzen. In der Mitte der Tribüne sah man den König, wie er von seinem Thron aus Alkohol aus einem Krug sippte und arrogant dreinblickte.


Kino erreichte die Mitte, und der letzte Gegner kam in Sichtweite. Kino beobachtete ihn aufmerksam.


Der Mann war jung, wahrscheinlich frühe Zwanziger. Er war groß, und muskulös. Seine Haare hatten dieselbe Farbe wie Kino's. Er trug Bluejeans und ein grünes Hemd, dass an Schultern und Ellenbogen mit Stoff verstärkt war.


Kino's Aufgen trafen auf die des Mannes. Sein Gesichtsausdruck war überhaupt nicht wie der der Gegner bis zu diesem Punkt. Er würde in einigen Augenblicken um sein Leben kämpfen, und war trotzdem ruhig, so ruhig, sein Lächeln gab eine freundliche Aura ab. Kino fühle sich erinnert an einen Märtyrer auf seinem Weg zum Galgen.


Seine einzige Waffe war ein Katana, dass er in seinen Gürtel gesteckt hatte.


=[edit]

"'Tschuldigung, Mister."


Hermes sprach die Wache an, ein Mann im mittleren Alter der mit ihm am Eingang stand.


"Was?"


"Der junge Kerl da ist der letzte Gegner? Der, der so freundlich und harmlos ausschaut?"


"Jap, so isses. Bis jetzt hat er alle Runden mühelos gewonnen. Jeder kann sehen das er taff is'. Dein Partner ist auch ziemlich gut, aber diesmal könnt's gefährlich werden."


Hermes, nicht wirklich überzeugt, sagte,


"Hm~m."


"Das wars? 'Hm~m'? Du machst dir keine Sorgen, oder was?"


Der Soldat stellte die Frage reflexhaft.


"Sorgen? Was würde es bringen? Kino würde es nicht helfen."


"Du bist ziemlich kalt, weißt du das?"


"Wie auch immer, wahrscheinlich gibt es gar keinen Grund zur Sorge... Aber jetzt mal von der Runde abgesehen, es sieht so aus, als hätte Kino irgendwas vor. Was Unangenehmes. Da mach' ich mir mehr Sorgen drüber."


"Was?"


Zu diesem Zeitpunkt hatte der Soldat noch keine Ahnung, wovon Hermes redete.


=[edit]

"Man nennt mich Shizu."


Der Mann mit dem Katana sah Kino an und sagte seinen Namen. Sein Ton war höflich, seine Ausprache angenehm.


"Ich bin Kino.",


sagte Kino.


"Kino, ah. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dich gern um etwas bitten."


"Was könnte das wohl sein?"


Shizu sprach dieselben Worte die Kino bereits vier mal gesprochen hatte.


"Ich hätte gerne das du aufgibts, hier und jetzt. Ich werde natürlich akzeptieren."


Kino, milde überrascht, fragte,


"Du willst hier Staatsbürger werden, Shizu?"


"Ja... ja, will ich."


"Staatsbürger in diesem stinkenden Land?"


Dieses Mal war es an Shizu, überrascht zu sein; er stand da, und starrte Kino eine Weile einfach nur an. Seine Blick war durchdringend, aber nicht unangenehm. .


"Also das ist jetzt überraschend. Du weißt, wie es hier ist, aber du nimmst trotzdem noch an diesem Wettbewerb teil? Gewinnst sogar alle Runden bis zum Finale? Etwa nicht, um Bürger zu werden?"


"Nein. Aber was ist mit dir? Warum bist du hier?"


Shizu wendete seinen Blick ab, dachte einen Augenblick nach, sah Kino wieder in die Augen. Er sprach, ruhig,


"Es gibt etwas, was ich absolut tun muss, und dafür muss ich hier gewinnen. Ich frage dich noch einmal, würdest du bitte aufgeben?"


"Ich weiß nicht wirklich wovon du sprichst. Aber nein.",


sagte Kino entschieden.


"Warum? Du willst nichtmal Bürger werden, also warum kämpfst du?",


Auf Shizu's Gesicht erkannte man das Unverständnis, dass er aufgrund der Antwort empfand.


"Es ist ganz einfach. Ich will kämpfen; hier, und jetzt. Deshalb kämpfe ich.",


sagte Kino, und berührte Kanone leicht mit der rechten Hand.


Resignierend schüttelte Shizu den Kopf, schaute einen Augenblick zurück in den Tunneleingang aus dem er gekommen war.


Mit dem Daumen der linken Hand holte er sein Katana aus seiner Schwertscheide, ohne ein Geräusch zu machen.


Die silberne Klinge war nun zu sehen. Shizu griff das Schwert mit beiden Händen.


PUU~~UN!


erklangen die Trompeten.


Kino zog langsam den Holzfäller raus, entsicherte ihn, zielte auf Shizu, schoss aber nicht.


Shizu stand da. Er hielt sein Katana in mittlerer Höhe, die Klinge leicht nach vorne gestreckt. Die Aura der Freundlichkeit, die ihn noch vor wenigen Au8genblicken umgeben hatte war verschwunden. Die Luft um ihn herum war wie elektrisch aufgeladen, sein Körper und sein Schwert schienen wie eine einzige Waffe.


Shizu machte einen Schritt vorwärts. Dann noch einen.


Kino schoss mit dem Holzfäller. Die Kugel verfehlte Shizu's Kopf deutlich. Ihm merkte man nicht an, das gerade auf ihn geschossen worden war.

Er machte noch einen Schritt.


Kino schoss erneut, verfehlte Shizu's Kopf diesmal nur knapp. Shizu immer noch unbeeindruckt, obwohl er die Kugel an seinem Ohr gespürt haben musste, tat einen weiteren Schritt vorwärts.


Kino seufzte, und zielte auf Shizu's Schulter. Der hielt sofort sein Schwert hoch, in den Weg, den die Kugel nehmen würde.


"!"


Kino, überrascht, drückte ab. Die Kugel traf auf die Klinge und wurde abgelenkt.


"Whoa."


Kino, überrascht und begeistert, zeigte offen Bewunderung für Shizu's Fähigkeiten, und schoss nochmal, diesmal auf seine Hände und Beine.


Shizu ließ sein Schwert durch die Luft fliegen, jede der Kugeln wurde abgelenkt.


Er machte noch einen Schritt.


=[edit]

"Siehst du, Motorad? Der Typ ist unglaublich.",


sagte der Soldat zu Hermes.


"Hah... Kugeln mit 'nem Schwert abblocken ist ziemlich cool, ja. Weiß er, wann Kino schießen wird oder so?"


"Er schaut wahrscheinlich, wo der Gegner hinzielt, auf die Händer und die Augen. Die letzten zwei Gegner mit Persuadern hat er auch so besiegt."


"Cool. Ich war nie der Meinung, das die Welt schön ist, aber groß ist sie auf jeden Fall."


Der Soldat schlüpte in die Rolle eines Moderators und sagte,


"Man könnte sagen dass er... schwer zu überzeugen ist."


"Bist du jetzt zum Dichter geworden oder was?"


"Heh heh", der Soldat kicherte als Antwort auf Hermes' Bemerkung, und sagte,


"Aber jetzt mal echt, ich frag mich warum er noch niemanden getötet hat."


"Sorry, wie bitte?"


"Er hat noch niemanden getötet. Hat sich aber auch net zurückgehalten, was Verletzungen austeilen angeht. Wie dein Partner, jetzt wo ich drüber nachdenke. Geschossen, aber nicht getötet. Sowas hatten wir noch nie, ein Finale, bei dem beide Teilnehmer noch niemanden umgebracht haben. Was denken sie sich dabei?"


Im Ton des Soldaten vermischten sich Bewunderung und Abscheu.


"Gute Frage."


Während Hermes sprach, erklangen mehr Schüsse .


=[edit]

KinoNoTabi-Volume-1-Chapter-4-1.jpg


Kino hatte nun acht mal geschossen, und keine der Kugen hatte Shizu getroffen. Das Magazin des Holzfällers hatte noch zwei Schüsse drin, aber Kino ließ es rauslaffen und lud ein neues.


Shizu stand jetzt vor Kino.


"Würdest du bitte aufgeben?",


fragte Shizu , ruhig, das Katana auf mittlerer Höhe.


"Würd' ich ehrlich gesagt nicht so gern.",


antwortete Kino, auf Shizu's Klinge zielend. Nicht absichtlich, das Schwert folgte der Pistole einfach, wohin sie auch zielte.


Kino schoss. Die Kugel wurde abgelenkt.


Sofort sprintete Shizu vorwärts, und schloss den letzten Abstand zwischen ihnen auf.


"Hah--!"


Das Schwert schnitt unglaublich schnell von links unten nach rechts oben, Shizu das Schwert nur in einer Hand. Die Spitze der Klinge traf den Lauf des Holzfällers, und er flog aus Kino's linker Hand.


Shizu griff das Schwert wieder mit beiden Händen, drehte die Klinge, wieder, ohne das dabei ein Geräusch irgendeiner Art entsand, und schwang in Richtung Kino's Schulter.


Kino ging in eine Verteidigungsstellung, beugte das linke Knie, überkreuzte die beiden Arme über dem Kopf und machte einen Schritt auf Shizu zu.


CLANK!


Die Klinge traf auf die Arme, aber Kino hielt sie weiter hoch.

Die Klinge stoppte, Funken sprühten.


"Was zum--?",


rief Shizu, und Kino schob die Klinge mit dem linken Arm zur Seite, machte eine Drehung nach rechts, und schlug mit der rechten offenen Hand auf Shizu's Schläfe.


Von der Wucht des Hiebs stolptere Shizu nach rechts, schwang sein Katana in Kino's Richtung. Der Schlag hatte keine Kraft hinter ihm, Kino blockte ihn mühelos mit dem linken Arm. Ein Ton wie von Metall auf Metall erklang.


Shizu tat zwei Schritte zurück, gewann seine Orientierung zurück und hielt sein Katana wieder auf mittlerer Höhe.


Kino ging erneut in eine Verteidigungsstellung, rechter Fuß zuück und die Arme seitlich blockend.


Dann entspannte sich Kino kurz, schüttelte beide Arme, als ob sie eingeschlafen wären.


Da, wo die Klinge auf Kinos Arm getroffen war, war der Stoff der Jacke geschnitten worden, und nun konnte man sehen, was darunter versteckt war. Metallplatten.


"Du bist gut. Kennst alle möglichen Tricks. Wie überraschend."


Shizu drehte sein Katana, die Spitze zeigte jetzt auf Kino.


"Aber mir wär's wirklich lieber, wenn jetzt aufgäbest."


Shizu sagte dies, ohne sich auch nur ein bisschen zu bewegen, und hielt sein Katana fester.


Kino stand still, ließ die Arme sinken, antwortete,


"Abgelehnt."


"Wenn ich Bürger werde, könnte ich ein Gesetz erlassen, dass dich auf zum Bürger macht."


"Kein Interesse. Erinnerst du dich? Ich will gar kein Bürger werden."


"Ah, richtig. Aber wenn wir so weitermachen, wirst du sterben."


Sein Blick war hart, sein Ton sanft.


Im Gegensatz dazu sprach Kino nun mit einem humorvollen Unterton, sagte,


"Um ehrlich zu sein... ich hab hier noch niemanden umgebracht."


Shizu verzog sein Gesicht.


"Hah... Na und?"


"Also weißt du..."


Kino lächelte und sagte, immer noch mit dem humorvollen Unterton,


"Ich hab mir gedacht, also mindestens eine Person muss ich schon umbringen-- Sodass das hier mit 'nem Knall aufhört."


"......"


Shizu schwieg. Er starrte Kino an, seine Augen schienen Sympathie für Kino auszudücken.


Kino schaute zurück zu Shizu, seine Augen freudig und lebhaft, als hätte er endlich jemanden gefunden, innerhalb einer unendlich großen Menschenmenge.


Er bewegte sich nach vorne, legte die Strecke zwischen ihnen im Bruchteil einer Sekunde zurück, schwang das Katana über seinen Kopf. Kino lächelte, und sei es nur leicht, und griff mit der rechten Hand nach Kanone und zog sie raus.


Beide standen absolut still.


Kino hatte mit Kanone auf Shizu's Kopf gezielt bevor der sein Katana nach unten hatte schwingen können.


Der Hammer des Revolvers war bereits zurückgezogen worden, Shizu sah dies, wusste, dass Kino nur den Finge krümmen brauchte, um eine Kugel durch sein Kinn und in seinen Kopf zu jagen. Er flüsterte,


"Schnell bist du..."


"Man muss nur ruhig bleiben und schauen, von wo der Schlag kommt. Viel einfacher, als zu schätzen, wo eine Kugel aus einer Pistole landen wird. Danach muss ich nur schnell ziehen."


"......"


"Dir ist Gewinnen zu wichtig. Es mag unangemessen von mir sein, das zu sagen, aber Wettbewerbe sind zum Spaß da. Nicht zum Töten.",


sagte Kino. Der Ausdruck der Stärke verschwand aus Shizu's Gesicht und wurde zu einem der Ruhe.


Shizu sprach,

"...Es ist vorbei. Ich hab verloren. Also was jetzt? Akzeptierst du meine Aufgabe? Oder werde ich hier sterben?"


"Keins davon."


Die Antwort kam sofort, Kino's Ausdruck hatte sich verändert. Das Lächeln war nach da, aber nur bis zu den Lippen.


Mit der linken Hand drehte Kino Kanone's Trommel. In der Kammer mit der Kugel, die jetzt geladen war, steckten Filzpolster. Kino klappte den Mechanismus zu.


"Was... was machst du da?"


Ein Schrei kam von der Zuschauertribüne, "DAS REICHT! JETZT TÖTE IHN!", und bald schallte wieder der Chor von Stimmen durch das Stadion,


TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN!


Gesicht immer noch ausdruckslos, ging Kino auf Shizu zu, immer noch auf ihn zielend, lehnte sich leicht nach links.


"Worauf wartest du... Wenn du mich erschießen willst, dann..."


Kino zielte jetzt auf Shizu's Hals, der ganze Körper angespannt. Sie sahen sich in die Augen, und Kino fragte, fragte, wie jemand, der einem Kind ein Rätsel aufgab:


"Wer sitzt da hinter dir?"


"Was? Eh--? Ah--! Du... Unmöglich..."


Kino schrie,


"Runter!"


"!"


Shizu fiel auf die Knie, Kino schoss.


Das Hämmerchen traf das Zündhütchen.


Die Schießflüssigkeit, so weit runterdestilliert wie möglich, wurde entzündet und die Kugel flog flog aus dem Lauf und durch den Reifen den Shizu beim Fallen mit den Armen gebildet hatte denn er hielt das Schwert immer noch in beiden Händen und die beiden spürten eine Schockwelle wie von einer Explosion weit weg.


Shizu und Kino wurden beide zurückgeschleudert, Kino's Schultern schmerzten von dem Rückstoß.


Die Kugel flog direkt auf die Glasbox zu, wo der König drin saß, genau, wie Kino es geplant hatte. Die mit Kitt verstärkte Kugel traf auf das Glas, so dick war es gar nicht, flog weiter. Das Glas zersplitterte in unzählige Teile, die Scherben fielen runter wie ein Wasserfall.


Durch den Aufprall brach die Spitze der Kugel in vier Teile, und zwar genau da, wo Kino eingeschnitten hatte.


Der Rest der Kugel flog weiter, in Richtung des Mannes, der genau in der Mitte der Box saß --der mit der Krone-- drang in seinen Mund ein und seinen Oberkiefer.


Die Kugel bohrte sich durch die Haut, pulverisierte Knochen, grub sich durch das Fleisch, und war in seinem Kopf.


Der Rand der Kugel knirschte als würde er von innen nach außen gedreht. Dann erreichte der Schock das Zündütchen. Ein Funken flog, Schießflüssigkeit begann zu brennen.


Der Kopf des Königs explodierte.


Sein Gesicht bestand nur noch aus lose miteinander verbundenen Fleischfetzen.


Aus seiner Schläfenregion sprudelte eine bunte Mischung aus Schädelknochen, verbranntes Fleisch von den Ohren und von der Hitze gekochtes Gehirn. Seine Kopfhaut riss auf, sein Schäde wurde nach hinten geworfen, die Krone flog weg.


Blut, Gehirn, und Haare verzierten die Kleider derer neben ihm.


Alles über dem Kiefer war verschwunden, nur seine Zunge und die untere Reihe Zähne vermochte man noch zu erkennen, wenn auch nur mit Mühe.


=[edit]

Von der Schockwelle zurückgeschleudert, sah Shizu kopfüber, wie der Kopf des Königs von der Kugel durchdrungen wurde und dann, wie der Kopf plötzlich nicht mehr da war, sondern nur ein Durcheinander aus Blut, Schädelstücken, Haut, Gehirn, und verbranntem Fleisch. In diesem Moment erreichte Shizu den Boden, sein Rücken und sein Kopf schlugen auf.


Der rote Nebel verschwand langsam, und Shizu realisierte, dass die Kugel von Kino nicht ihn, sondern den König ermordet hatte; er wusste es, dass der König tot war, bevor es irgendjemand anderes wusste, sogar Kino.


"Meine Güte...",


flüsterte Shizu. Ein scharfer Schmerz schoss durch seinen Kopf, ihm wurde schwindelig.


Und so blieb er liegen, gab vor, bewusstlos zu sein.


=[edit]

Der Chor der Zuschauerstimmen war verstummt. Sie brauchten etwas Zeit, um zu verstehen, was passiert war. Einige hatten einen Schrei aus der Box gehört, und ein paar mehr sahen des Königs Begleiter, wie sie aus der Box strömten um sich zu übergeben.


Die Erkenntnis, dass der König tot war, verbreitete sich wie Flüsterpost, und bald wusste es jeder.


Während dies geschah, packte Kino Kanone zurück in's Holster. Der Revolver klapperte. Dann hob Kino den Holzfäller auf, ging sicher, dass er nicht beschädigt war, und packte auch ihn weg.


Nicht den Hauch einer Ahnung, was sie tun sollten, saßen die Zuschauer einfach nur da, eine endlos murmelnde Masse an Menschen.


Kino sah die Zuschauer an, breitete beide Arme aus und begann eine Rede.


"Ihr Alle! Es ist bedauerlich, aber der König wurde von einem Querschläger getroffen und getötet! Mein herzliches Beileid! Trotzdem, ich habe das Turnier gewonnen, ich bin nun hier ein Staatsbürger! Und da ich gewonnen habe, werde ich jetzt ein neues Gesetz erlassen! Ohne König wird dieses Land in Chaos zerfallen! Deshalb halte ich es für nötig, einen neuen König zu bestimmen! Ab diesem Moment ist jeder Bürger in diesem Land Teilnehmer in einem neuen Turnier! Der letzte, der noch steht, ist der neue König. Die, die nicht kämpfen wollen, verlieren ihr Recht auf Bürgerschaft in dem Moment, in dem sie das Land verlassen!

Dies ist das neue Gesetz!"


Einen kurzen Moment lang war es absolut still.


In der Tat, ein sehr kurzer Moment.


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Kino ging zum Eingang, zu Hermes. Shizu lag immer noch am Boden, und auf dem Weg trat Kino ihm gegen die Schulter.


"Auh..."


"Verzeihung. Ich werde jetzt gehen, also wenn du jetzt doch noch Bürger werden willst, viel Glück."


Das Kolosseum war mittlerweile gefüllt von Brüllen und Schreien. Überall hörte man Schüsse.


Kino erreichte Hermes.


"Ich wusste du hast was vor. Wie auch immer, willkommen zurück."


Der Soldat drehte sich zu Kino und sagte,


"D-du-- du bist echt ein großartiger Kämpfer, weißt du das? W-wie-- wie wärs wenn wir zwei uns verbünden? Du wirst König, und ich Minister!"


Sich wieder den Mantel überziehend antwortete Kino, nonchalant,


"Würd' ich lieber nicht. Wie gehen jetzt nämlich."


"Hey, Mister. Du verschwindest besser auch, wenn du nicht sterben willst."


Kino startete Hermes' Motor. Sein Brummen echote von den Betonwänden.


Der Soldat sah aus, aus würde er gleich etwas sagen,


"Bis später, Mister.",


aber Hermes gab ihm keine Gelegenheit. Kino fuhr los.


Hätte man geblinzelt, sie wären schon weg gewesen.


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Shizu kletterte die Tribünen hoch, ein Schritt nach dem anderen, langsam. Sein Gesicht war, warum auch immer, völlig ausdruckslos.


Überall im Kolosseum, vielleicht auch außerhalb, waren kleine Schlachten ausgebrochen-- wenn man ehrlich war, eher einseitige Massaker – und kein Ende war in Sicht. Ein Mann ging auf Shizu zu, aber der ignorierte ihn und ging weiter, in Gedanken versunken.


"Du bist phänomenal, Mann. Wenn wir uns zusammentun, werden wir ganz sicher viel Spaß haben! Komm, wie wär's?",


sagte der Mann, aber Shizu ignorierte ihn weiter; er schaute ihn nicht mal an.


"Du... Macht ihn fertig, Jungs!",


rief der Mann, und seine Lakeien, ausgestattet mit Äxten und Metallrohren rannten auf Shizu zu.


Shizu drehte sich nach rechts und zog sein Katana raus. Es machte immer noch kein Geräusch. Er stach dem Mann hinter ihm über seine linke Schulter in die Brust, und dann, als er es rausszog, nutzte er das Momentum um den Schädel des Mannes vor him zu spalten.


Sie rannten, Shizu ignorierte sie. Er kletterte weiter die Tribünen hoch, und bald trat er über das Feld aus zerbrochenem Glas in der Königlichen Box.


Man hörte Quietschen, jedes Mal wenn er auftrat, denn auf dem Boden war überall Gehirnmasse verteilt.


Shizu sah den König an, immer noch in seinem Stuhl, ein Kopf kleiner als sonst.


Die Zunge des Königs hing nach unten, als würde er sich über jemanden lustig machen.


Shizu lächelte, aber nur leicht.


Er seufzte, lang und langsam.


Dann murmelte er.


"Is' ne ganze Weile her."


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Kino fuhr Hermes durch einen Wald.


Als sie an einem See ankamen, stoppten sie, Kino stieg ab, setzte sich auf das Gras am Ufer.


"Hier ist's schön.",


sagte Hermes, mit Blick auf das Wasser. Es reflektierte die grünen Bäume und den blauen Himmel. Kino warf einen Kiesel, er fiel ins Wasser und verschwand, schlug Wellen, die sich ausbreiteten, und verwanden.


"Sag mal, Kino..."


"Was is' los, Hermes?"


Hermes ließ sich Zeit mit der Antwort. Für eine Zeit hörten sie einfach nur den Vögeln zu.


Dann, endlich, begann Hermes zu sprechen.


"Vor 'ner Weile-- also eigentlich isses ziemlich lange her-- also, ne ziemlich lange Weile her... da haben wir ein Paar auf einer Pferdekutsche getroffen, oder?"


"...Ja."


Kino warf einen Kiesel.


"Wenn ich micht richtig erinnere, haben sie uns erzählt, dass es im Westen, in einem tiefen Wald, ein wundervolles Land gaäbe. Und dass sie auf dem Weg dahin wären."


"...Das haben sie gesagt, ja."


"Und dann später, da haben wir die Frau wiedergetroffen, richtig? Nur die Frau, alleine."


"...Ja."


"Und wenn ich mich nicht täusche, hat die Frau dich damals angelächelt und gesagt "Es war ein wundervolles Land. Du solltest es wirklich mal besuchen, Kino", richtig?"


"...Ja. Das stimmt."


Kino hob ein Stein auf, so groß wie der Kopf eines Baby's und warf ihn üher den Kopf.


Mit einem großen Platsch landete der Stein im Wasser, wirbelte es auf und erzeugte ungleichmäßg Wellen, die die Wasseroberfläche und die Welt, die sich in ihr spiegelte, verzerrten.


Kino sah zu.


Doch auch dies blieb nicht, bald war der See wieder, wie er gewesen war-- ein fast perfekter Spiegel der Welt.


"Okay, also..."


Kino stand auf, wischte sich Staub von der Hose und starrte einen Moment länger in den See.


Die Reflektion war das eines schmalen Gesicht's mit ungekämmten schwarzen Haaren.


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Kino wollte gerade wieder auf Hermes aufsteigen, da hörten sie ein Motorengeräusch von weitem.


"Ein Chenowth-Buggy. Nur einer."


Hermes erkannte das Auto nur anhand des Motorengeräusches.


Plötzlich tauchte er aus dem Wald auf, ein Dünenbuggy, stoppte vor Kino und Hermes. Auf dem Fahrersitz saß Shizu. Im Sitz daneben war ein Hund mit dickem, weißem Fell. Er war wirklich niedlich, mit seinen großen, mandelförmigen Augen und einem Gesicht, das zu lächeln schien.


"Hey, Kino.",


rief Shizu vom Fahrersitz, und lächelte.


"Hallo."


Shizu machte den Motor aus, nahm seine Schutzbrille ab und stieg aus dem Buggy. Das Katana ließ er auf dem Sitz liegen. Er stand bevor Kino.


"Ich hatte gehofft, dich wieder zu treffen."


"Ok... Schade, dass du doch kein Staatsbürger geworden bist."


"Nein, es ist ok. Davon mal abgesehen, wollte ich dir danken."


"Mir... danken?"


Kino's Gesicht drückte Zweifel aus.


"Jep, das stimmt."


Shizu verbeugte sich tief, und sagte,


"Du hast getan was ich getan hätte, wäre ich Staatsbürger geworden. Dafür, dass du meinen Vater umgebracht hast, werde ich dir ewig dankbar sein."


Er schaute Kino direkt in die Augen.


"Danke sehr."


"......"


Kino sagte nichts. Dann unterbrach plötzlich Hermes,


"Du bist ein Prinz?!"


"War. Jetzt nicht mehr. Um ehrlich zu sein, ich hatte geplant, zu gewinnen und ihn umzubringen, während er mir die Medallie überreichte. Sieben Jahre lang hab ich darauf gewartet. Dank dir Kino, hab ich jetzt viel freie Zeit."


Shizu lächelte auf eine merkwürdige Weise.


Kino sagte leise,


"Rache... wie lächerlich."


Shizu nickte leicht, immer noch lächelnd.


"Ja, das ist wirklich lächerlich."


Und sie schwiegen.


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"Was wirst du jetzt tun?",


fragte Kino Shizu, der bereits wieder im Fahrersitz saß.


"Von jetzt an, hmm... Ich werde reisen, bis ich etwas finde, dass ich tun will. Wir werden wohl erst einmal nach Norden gehen. Bis jetzt waren wir nämlich nur an kalten Orten. Nicht, Riku?",


sagte er, und streichelte den Hund auf dem Beifahrersitz.


"Wenn du das sagst, Meister Shizu.",


sagte Riku. Und sofort danach,


"Unmöglich--!!",


rief Hermes.


"Der Hund spricht! Wie?!"


Riku erhob sich, und erwiderte, das Gesicht zu einer schroffen und leicht empörten Miene verzogen,


"Was war das? Was ist falsch mit einem sprechenden Hund? Ziemlich großspurig für ein Motorad, findest du nicht?"


"W--? Was hast du gesagt?"


"Hmph. Du kannst nicht einmal von alleine rennen. Wenn du ein Problem damit hast, dass ich rede, warum versuchst du mich nicht zu fangen? Ohne Hilfe."


"D-du hast gut reden-- Du kannst nichtmal ohne Rudel überleben! Noch schlimmer, deine Art ist geboren besessen damit, Anführer zu sein! Wenn du ein Problem hast, beiß mich doch? Hast du überhaupt die Zähne dafür?!"


Hermes, es allzu ernst nehmen, stichelte zurück.


"Was sagst du, hah!?"


"Willst du dich prügeln oder was?"


"Hör auf, Riku." "Genug jetzt, Hermes.",


sprachen Shizu und Kino gleichzeitig. Riku, der sich zum Sprung bereitgemacht hatte, setzte sich hin und sah respektvoll zu Kino hoch.


"Man nennt mich Riku, loyaler Begleiter von Meister Shizu. Ich war geehrt, deine letzte Runde in dem Tunier sehen zu dürfen. Danke sehr, dass du davon abgesehen hast, Meister Shizu umzubringen."


Kino lächelte, die Situation ein bisschen unangenehm, und sagte,


"Keine Ursache.",


drehte sich dann zu Shizu um um zu fragen,


"Er ist niedlich. Darf ich ihn streicheln?"


Dieser winkte mit der Hand, um sein Einverständnis zu zeigen.


Kino bückte sich und ließ beide Hände durch das Fell des Hundes gleiten. Im Gegenzug leckte der Hund über Kino's Wangen.


Hermes grummelte, zu leise, dass es irgendjemand hören konnte,


"Hmph. Verdammter Hund."


Kino streichelte Riku weiter, und bemerkte dann etwas unter dem Sitz.


"...Entschuldige mich."


Kino hob es auf. Es war die Krone des Königs.


"Oh, das... Sie ist eine Erinnerung an meinen Großvater, also hab ich sie mitgenommen."


sagte Shizu. Kino strich noch einmal über Riku's Fell, und drehte sich dann zu Shizu um.


"Also, es ist wahrscheinlich nicht an mir, mich hier einzumischen, aber... du wirst nicht König werden?"


"Nein."


"Warum nicht?"


"Ein Mann, der einmal plante, seinen eigenen Vater umzubringen, hat kein Recht auf den Thron."


"Glaubst du?"


Die Krone in beiden Händen haltend, plazierte Kino die Krone, leise, vorsichtig, auf den Kopf des jungen Mannes.


"Passt nicht zu mir, oder?"


Kino sah in einem Moment an, und sagte dann,


"Ne, wahrscheinlich net."


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Kino stieg auf Hermes, startete den Motor, setzte sich auf die extra Länge des Mantels und zog die Motoradbrille auf.


"Kino. Wie wär's, möchtest du mit uns zur nächsten Stadt im Norden kommen? Ich kenn' den Weg."


Shizu saß wieder auf dem Fahrersitz des Buggy's. Die Krone hatte er immer noch auf dem Kopf.


"Nein, lieber nicht. Ich hab andere Orte, an die ich gehen möchte. Davon abgesehen,"


"Davon abgesehen?"


"Man hat mir beigebracht, nicht mit fremden Männern mitzugehen."


Shizu war sichtlich verwirrt von dieser Aussage, bis Riku ihm etwas zuflüsterte. Shizu sah zuerst erstaunt aus, drehte sich dann zu dem Hund, sie tuschelten eine Weile, dann drehte er sich zurück zu Kino, lächelte, schüttelte seinen Kopf etwas und sagte,


"Ah, das ist es also... Ich verstehe. Dann trennen sich hier unsere Wege. Es wäre schön, wenn wir uns wieder treffen könnten, Kino, Hermes."


"Ja. Sei vorsichtig. Du auch, Riku."


"Ich danke dir sehr.",


antworte Riku, und Hermes verschwendete diesmal keine Zeit, sich über dessen Sprechweise lustig zu machen.


"Tschau, du Hund."


"Bis später, du Schrotthaufen."


"Hmph."


Shizu and Riku sahen dem Motorad hinterher, bis es verschwunden war.


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Shizu, wieder raus aus dem Buggy, stand am Rand des See's. Er sah runter, und ein junger Mann, mit der selben Krone auf dem Kopf wie der Mann schaute zu ihm hoch.


Bevor er entscheiden konnte, ob sie zu ihm passte oder nicht, begann Riku, das Wasser zu seinen Füßen aufzuwirbeln, und das Spiegelbild verzerrte.


Shizu drehte sich um an seinem Buggy vorbei in den riesigen Wald. Er konnte nicht durch ihn durchschauen-- konnte das Land nicht sehen, aus dem er kam. Dann schaute er auf den Fahrersitz des Autos, auf das Katana, dass an dessen Seite gelehnte war.


Und dann saß Riku wieder neben ihm, sah zu ihm hoch mit einem Blick von Respekt.


"Was glaubst du sollte ich tun, Riku?",

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fragte Shizu seinen treuen Begleiter, murmelnd.


"Selbst wenn ich es wollte, Meister Shizu, könnte ich nie über deinen Weg entscheiden."


Riku's Antwort hatte etwas Endgültiges.


Shizu, mit einem ruhigen Ausdruck auf dem Gesicht, murmelte,


"Stimmt..."


Dann, ein letztes Mal, sah er zurück zu dem Land-- verborgen von einem dichten Wald.