Difference between revisions of "Kino no Tabi Band 1 : Kapitel 3"

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Der Wald war voll riesiger Bäume.
 
Der Wald war voll riesiger Bäume.
 
   
 
Stämme so dick wie Doppelbetten. Sie sahen aus wie Säulen eines Tempels, nur standen sie wild durcheinander, ohne jeden Sinn für Ordung.
 
Stämme so dick wie Doppelbetten. Sie sahen aus wie Säulen eines Tempels, nur standen sie wild durcheinander, ohne jeden Sinn für Ordung.
 
   
 
Würde man den Kopf heben um hochzuschauen, man sähe nichts außer die Farbe Grün. Die niedrigesten Äste und Blätter waren immer noch zwanzig Meter hoch, und blockierten die Sicht auf den Himmel komplett. Da nur ein Minimum an Sonnenlicht je am Boden ankam, wuchs auch nirgendwo Gras. Nur nackte, feuchte dunkle Erde. Es war eine Welt außerordentliche Kontrastes zwischen Schwarz und Grün, erschaffen von der Natur selbst.
 
Würde man den Kopf heben um hochzuschauen, man sähe nichts außer die Farbe Grün. Die niedrigesten Äste und Blätter waren immer noch zwanzig Meter hoch, und blockierten die Sicht auf den Himmel komplett. Da nur ein Minimum an Sonnenlicht je am Boden ankam, wuchs auch nirgendwo Gras. Nur nackte, feuchte dunkle Erde. Es war eine Welt außerordentliche Kontrastes zwischen Schwarz und Grün, erschaffen von der Natur selbst.
 
   
 
"Ich bin kein Freund davon, durch den Wald zu fahren. Weißt du warum, Hermes?"
 
"Ich bin kein Freund davon, durch den Wald zu fahren. Weißt du warum, Hermes?"
 
   
 
Die Person, die gesprochen hatte, stand neben einem der Bäume, hatte kurzes Haar, und war etwa fünfzehn, sechzehn Jahre alt.
 
Die Person, die gesprochen hatte, stand neben einem der Bäume, hatte kurzes Haar, und war etwa fünfzehn, sechzehn Jahre alt.
 
   
 
Die Figur war schlank, trug um die Schultern eine schwarze Lederjacke, und um die Hüfte einen dicken Gurt. Zumindest verhältnismäßig dick, für so eine schmale Hüfte.
 
Die Figur war schlank, trug um die Schultern eine schwarze Lederjacke, und um die Hüfte einen dicken Gurt. Zumindest verhältnismäßig dick, für so eine schmale Hüfte.
 
 
An der Hinter- und an der rechten Seite waren Holster befestigt. Sie hielten zwei Persuader (Anmerkung: Persuader sind Feuerwaffen. In diesem Fall, Pistolen).
 
An der Hinter- und an der rechten Seite waren Holster befestigt. Sie hielten zwei Persuader (Anmerkung: Persuader sind Feuerwaffen. In diesem Fall, Pistolen).
   

Revision as of 20:16, 10 September 2021

Drei Männer auf den Schienen -Auf der Schiene-

KNT V01 TOC C03.jpg

Der Wald war voll riesiger Bäume.

Stämme so dick wie Doppelbetten. Sie sahen aus wie Säulen eines Tempels, nur standen sie wild durcheinander, ohne jeden Sinn für Ordung.

Würde man den Kopf heben um hochzuschauen, man sähe nichts außer die Farbe Grün. Die niedrigesten Äste und Blätter waren immer noch zwanzig Meter hoch, und blockierten die Sicht auf den Himmel komplett. Da nur ein Minimum an Sonnenlicht je am Boden ankam, wuchs auch nirgendwo Gras. Nur nackte, feuchte dunkle Erde. Es war eine Welt außerordentliche Kontrastes zwischen Schwarz und Grün, erschaffen von der Natur selbst.

"Ich bin kein Freund davon, durch den Wald zu fahren. Weißt du warum, Hermes?"

Die Person, die gesprochen hatte, stand neben einem der Bäume, hatte kurzes Haar, und war etwa fünfzehn, sechzehn Jahre alt.

Die Figur war schlank, trug um die Schultern eine schwarze Lederjacke, und um die Hüfte einen dicken Gurt. Zumindest verhältnismäßig dick, für so eine schmale Hüfte. An der Hinter- und an der rechten Seite waren Holster befestigt. Sie hielten zwei Persuader (Anmerkung: Persuader sind Feuerwaffen. In diesem Fall, Pistolen).


Nerben der Person stand ein Motorad, (Anmerkung: Zwei-rädriges Fahrzeug. Kann nicht fliegen). Es besaß keinen zweiten Sitz, sondern stattdessen eine Art Gepäckträger. Auf ihm befestigt war eine etwas schmutzige Tasche.

Der Motor lief noch, das Hinterrad drehte sich.


"Isses wegen der Raupen, Kino? Wegen der Raupen mit den Haaren?"


Das Motorad, das Kino als Hermes angesprochen hatte, antwortete.


"Darum geht's nicht... ok, darum geht's nicht nur. Was ich meinte war, es ist so einfach, sich zu verlaufen. Du denkst vielleicht, du gehst nach Westen, aber in Wirklicheit läufst du nach Süden.

Dass man die Sonne nicht sieht, macht's auch nicht besser."


Kino setzte sich eine Mütze auf. Sie hatte ein kleines Visier, und Ohrenklappen an den Seiten.


"Orientierung, hah."


"Orientierung, Hermes. Naja, Wenn wir nach Norden fahren, sollten wir bald aus diesem Wald raus sein. Wieder auf der Straße."


"Sollten sagst du."


Kino zog einen Kompass aus der Brusttasche, tat einen Schritt weg von Hermes, und schaute drauf.


"Lass uns gehen."


Kino schaute nach hinten, um sicher zu sein, dass sie nichts zurückließen.

Und auch, um zu bestätigen, dass das Gepäck sicher verstaut war, und der Mantel, der über das Gepäckt gelegt und geknotet worden war, nicht wegflog.


Mit den Motoradhandschuhen wieder agezogen stieg Kino auf Hermes auf, lehnte sich vorwärts und trat den Ständer weg.

Die Kupplung getreten, die Bremsen gecheckt, und zuletzt, die Motoradbrille wieder aufgesetzt.


Kino fuhr los.


Dann, sie hatten nur eine kurze Strecke zurückgelegt, hielten sie wieder an.


Kino stieg ab, nahm einen Schritt weg von Hermes, schaute wieder auf den Kompass.

Kino sprang wieder auf, sie fuhren eine Weile, Kino stieg ab, schaute auf den Kompass. Dies wiederholte sich, wieder und wieder.


"Was ein Mist..."


Trotz der Beschwerden führte Kino die Routine jedes mal präzise und gewissenhaft aus.


Als sie sich wieder in Bewegung befanden, sie hatten gerade ihre Richtung zum hundert-und-achtem Mal kontrolliert, bemerkte Kino einen dünnen Lichtsrahl in der Richtung in die sie fuhren. Bald wurde dieser breiter, ein heller, leuchtender Streifen Licht.


Kino fuhr langsamer. Die Augen hatten sich gerade an die neue Helligkeit gewöhnt, da passierten sie den letzten der gigantischen Bäume und verließen endlich den Wald.


Da war keine Straße.


Vor Kino lag nichts weiter als ein gewöhnlicher, volkommen überwachsener, dichter... Dschungel.


"Okay, keine Straße. Sind wir in die falsche Richtung gefahren?",


fragte Hermes.


"Nein... Es ist ok, glaub ich. Guck,"


Kino bedeute Hermes nach unten zu schauen.


Zwischen dem überall wachsenden Grashalmen, konnte man einen dünnen, rot-braunen Streifen ausmachen. Etwas weiter war noch einer. Symetrisch nebeneinander ausgelegt, es waren...


"Schienen! Hier liegen Schienen!"


"Genau."


Kino bewegte Hermes langsam rückwärts.


"Als sie uns gesagt haben "Ein Motorad wird's schaffen. Es ist ein breiter Weg," müssen sie die Schienen gemeint haben. Die Leute benutzen sie wahrscheinlich als Weg durch den Dschungel."


"Aha... aber was ist wenn uns 'nen Zug entgegenkommt?"


"Hier ist viel zu viel gewachsen, und die Schienen sind überall rostig. Ich glaub nicht, dass die noch benutzt werden... Hau-Ruck."


Kino hob Hermes' Vorderrad an, und richtete ihn nach Westen aus. Schaute man etwas genauer hin, wuchs das Gras ordentlich um die Schienen herum, und formte eine Art Grüne Straße durch den Dschungel.


"Okay, das ist besser. Wenigstens müssen wir jetzt nicht mehr ständig unsere Himmelsrichtung überprüfen, was, Kino?"


Kino nickte, und fuhr los.

Sie fuhren vorsichtig, um zu verhindern, dass das Vorderrad mit zu hoher Geschwindigkeit auf die Schienen prallte.


Als die Sonne ihren Zenit erreicht hatte, begegeneten sie dem Erstem Mann.


Hermes bemerkte ihn zuerst.


=

Sie hatten gerade eine Kurve hinter sich gelassen, da gab Hermes plötzlich bekannt,


"Da vorne kommt jemand."


Kino fing an zu bremsen, als die Person in Sichtweite kam.


Sie näherten sich dem Mann langsam. Er stand gebückt, arbeitete an etwas. Nur für einen Moment schaute er hoch. Hinter ihm stand ein Karren auf den Schienen. Er war voll beladen.


Kino stoppte Hermes kurz vor dem Mann, stellte den Motor ab, und schwang sich von Hermes.


"Hallo."


Als er von Kino begrüßt wurde richtete der Mann sich auf.


Er war sehr alt und eher klein.

Sein Gesicht bestand aus fein gemeißelten, faltigen Zügen.

Er besaß kleine, graue Augen.

Das lange schwarze Haar, dass er einmal besessen hatte, war jetzt fast komplett weiß;

sein Bart und sein Schnurrbart waren schon lange nicht mehr gestutzt worden.

Er trug einen kleinen, schwarzen Hut.

Die abgetragenen, schwarzen Klamotten die er trug waren hier und da geflickt.


"Sei gegrüßt, Reisender.",


sagte der alte Mann.


Kino wollte antworten, bemerkte dann aber was,


"Ah--!"


und ein Laut der Überraschung kam aus ihrem Mund. Hermes hatte es auch bemerkt, war aber, anders als Kino, sprachlos.


Der alte Mann drehte sich langsam um, um zu sehen, was Kino und Hermes entdeckt hatten. Dann sah er sie an, und sagte nonchalant,


"Jap. Das hab alles ich gemacht..."


Kino sah den alten Mann für einen Moment an, und schaute dann wieder auf das, von dem der Mann behauptet, dass er es getan hätte.


"Unglaublich..."


Vor Kino und Hermes lagen Schienen.

Im Gegensatz zu den Schienen aber, auf denen sie bis jetzt gefahren waren, waren diese Schienen nicht mit Gras überwachsen.

Nein es war kein einziger Halm zu sehen.

Das einzige, was die Schotterstraße bedeckte, waren Gleise, symerisch aneinandergelegt und von jeglichem Grün befreit.

Und diese Gleise, sie schimmerten, als wären sie gerade frisch aus der Gießerei hier angekommen.

Das Sonnenlicht verlieh ihnen einen glänzenden schwarzen Schimmer, sowohl Oben, als auch an den Seiten. Kinos Augen konnten kein Ende ausmachen.


"'Tschuldigung, aber es ist echt nicht einfach, den Karren hier von den Schienen runterzubekommen. Tut mir echt leid, Reisender, aber könntest du dein Motorad für einen Moment von den Gleisen nehmen?"


"--Hah? Oh, ja. Natürlich..",


sagte Kino, leicht verlegen. Der Mann bückte sich erneut, und Kino nährte sich ihm, beugte den Rücken leicht, fragte,


"Entschuldigung, aber es gibt da etwas, was ich gerne fragen würde... ist das ok?"


"Worum geht's? Ich kann's dir sagen, wenn ich's denn weiß..."


"Ähm, haben sie... haben sie all das Gras rausgezogen und die Gleise poliert? Ganz alleine?",


Kino zeigte auf die Schienen hinter dem Mann.


"Klar. Schließlich ist das mein Job.",


sagte der alte Mann. Für ihn schien es nicht so außergewöhnlich zu sein wie für Kino.


"Job, sagen sie...?"


"Genau. Ich mach' das hier schon seit Ewigkeiten."


Während er das sagte , riss er Gras vor seinen Füßen raus.


Sah sich den Karren an. Auf ihm geladen waren hauptsächlich Vorräte für den Mann. Dann, nachdem Kino zurück zu Hermes geschaut hatte, stellte Kino eine Frage, dessen Antwort das Motorad bestimmt auch gerne wissen würde,


"Wenn sie sagen, "Seit Ewigkeiten", wie lang ist das ungefähr?"


"So fünfzig Jahre schätz ich.".


Auch dies schien für den Mann nichts besonderes zu sein. Er arbeitete immer noch.


"Fünfzig?!",


rief Hermes aus, als brauchte er Bestätigung, um sicher zu sein, dass er sich nicht verhört hatte.


"Weiß nicht, wie lang genau, aber so ungefähr, ja. Ich hab die Winter gezählt, versteht ihr..."


"...Und die letzten fünfzig Jahre, da haben sie nichts gemacht, außer diese Schienen zu putzen?",


fragte Kino.


"Ah? Jap. Ich hab angefangen, bei der Eisenbahn zu arbeiten, da war ich achtzehn.

Sie sagten mir, hier draußen wären Schienen, die sie nicht mehr benutzen, aber vielleicht in der Zukunft wieder.

Ich soll die Schienen wieder auf Vordermann bringen. Noch hat mir niemand gesagt, aufzuhören, also mach ich weiter."


"Sie waren nie Zuhause?"


"Nope. Als ich angefangen habe, da hatte ich bereits Frau und Kind. Ich muss sichergehen, dass sie genug zu Essen haben, egal, was. Ich frag mich, wie es ihnen wohl jetzt geht... Naja, zumindest mein Gehalt sollten sie aber kriegen. Sie werden wohl über die Runden kommen."


"..." "..."


Kino and Hermes standen da und schwiegen.


"Also, wo wollt ihr hin?",


fragte der Erste Mann, als wäre es nichts Besonderes.


=

Das Motorad fuhr zwischen zwei glänzenden Schienen.


Kino and Hermes waren seit dem Sonnenaufgang in Bewegung. Nur einmal hatten sie gehalten, an einem Bach, um sich auszuruhen, und um ihre Wasservorräte aufzufüllen.


Die Schienen streckten sich unbeirrt weiter durch den Dschungel, ab und zu in sanften Kurven.


"Wir sind dem Mann von gestern ganz was schuldig, was?",


sagte Hermes, zum x-ten Mal allein an diesem Tag.

Dank der Schienen, die so gründlich poliert worden waren, dass sie den Himmel reflektierten, und der Abwesenheit des störenden Grases war ihre Reise um einiges leichter geworden.

Kino und Hermes folgten weiter den Schienen.


Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Kino begann, hungrig zu werden, begegneten sie dem Zweiten Mann.


Kino bemerkte ihn zuerst.


=

Sie hatten gerade eine ziemlich scharfe Kurve genommen, da bremste Kino plötzlich. Erst dann bemerkte Hermes den Mann.


Überrascht drehte sich der Mann um, lehnte das große Wergkzeug, dass er in der Hand hielt, an einen Karren, und breitete seine Hände in einer Geste aus, die ihnen bedeutete, anzuhalten.


Kino stoppte Hermes kurz vor dem Mann, stellte den Motor ab, und schwang sich von Hermes.


"Hallo."


Kino verbeugte sich leicht.


"Ah, hallo, Reisender."


Der Mann war ziemlich alt.

Er war grüßer als Kino, mit einem dünnen, schlaksigen Körperbau.

Nur das mindeste an Bart wuchs über seinem Mund.

Ein Hut saß locker auf dem haarlosen Kopf.

Er trug schwarze Klamotten, dieselbe Art von Schwarz, wie der Mann sie gestern sie auch gertragen hatte.

Auch seine waren hier und da geflickt worden.


Kino wollte weiter mit dem Mann sprechen, aber dann bemerkte Hermes etwas und rief,


"Kino! Die Schienen--!"


"Die Schienen?" Kino fragte sich, was los war.

Dann sah es Kino.

Die Gleise, denen sie bis jetzt gefolgt waren hörten auf.

Nichtmal die Querstangen waren noch da.

Nur der Schooter ließ noch erahnen, wo sich die Gleise mal befunden hatten.


"Die Schienen sind weg..."


"Ja. Ich hab' sie abgerissen."


Der alte Mann antwortete auf Kino's gemurmelte Feststellung. Während Kino weiter verblüfft dastand, fuhr er fort,


"Der Karren kommt leider nicht von den Schienen. Tut mir leid, aber ihr müsst bitte außenrum gehen."


Dann nahm der Mann wieder sein langes, brechstangenartiges Werkzeug in die Hand, dass er an den Karren gelehnt hatte. Er ging zum Hinterteil des voll beladenen Wagens.


Kino startete Hermes' Motor, fuhr über die Gleise, um den Karren herum.


Der alte Mann platzierte das Ende der Brechstange unter einer der Schienen. Dann,


"Ngh--!"


Er belastete die Stange mit seinem Gewicht. Ein Teil der Schiene löste sich und flog ein Stück davon, landete ein Stück weiter auf dem Schotter.


Kino schaute näher hin, und bemerkte mehr Teile der Gleise, die davor abgerissen worden waren. Sie glänzten nicht mehr, waren bedeckt von der roten Erde des Dschungels. Der Mann riss auch das andere Ende des Gleises ab.


"Es gibt da etwas, was ich gerne fragen würde...",


sagte Kino.

Der alte Mann drehte sich zu Kino um.


"Ähm, warum reißen sie die Schienen ab?"


"Es ist mein Job. Ich mach das hier schon seit Ewigkeiten, die Schienen abreißen. Die Querstreben, die auch."


Hermes flüsterte so leise, dass nur Kino ihn hören konnte,


"Ich hab 'nen ganz mieses Gefühl bei der Sache..."


"Wenn sie sagen seit Ewigkeite... Wie lang glauben sie ist das?"


"Fuffzig Jahre, oder? Bin mir nicht ganz sicher."


"..." "..."


"Ich hab bei der Eisenbahn angefangen, da war ich sechzehn. Sie ham mir gesagt, hier draußen wär 'ne Streckt, die sie nicht mehr benutzen würden, also soll ich sie abreißen. Es war mein erster Job, deshalb war ich am Anfang super motiviert. Noch haben sie mir nicht gesagt, aufzuhören."


"Sie sind nie zurück nach Hause?",


fragte Hermes.


"Richtig. Hab fünf kleine Brüder, müsst ihr wissen. Brauch Geld, damit die Essen können. Kann es mir nicht leisten, Urlaub zu nehmen."


"Aha..."


Kino stellte die nächste Frage,


"Diese Schienen sind ziemlich sauber, dafür, dass sie schon so lange niemand mehr benutzt hat, oder?"


Der alte Mann antworte,


"Ja, so warn' sie schon, seit ich angefangen hab. Schon merkwürdig. Naja, wenigstens macht sie das einfacher abzureißen."


"..." "..."


Kino und Hermes standen da und schwiegen.


"Also, wo wollt ihr hin?"


=

Dass Motorad fuhr auf dem Pfad aus Kies und Schotter.


Kino and Hermes waren seit dem Sonnenaufgang in Bewegung. Sie machten fast nie eine Pause.


Der Weg vor ihnen war relativ gerade. An seiner Seite lagen abgerissene Schienen und Querstreben. Ab und zu sahen sie auch Stapel von Schienennägeln.


"Fahren ist anstrengend..",


sagte Kino, zum x-ten Mal allein an diesem Tag.


Die Reifen hatten auf dem Schotter keinen Grip, sie drohten selbst in der leichtesten Kurve wegzurutschen.

Kino fuhr sehr langsam, klammerte sich am Lenker fest.


Als Hermes gerade vorschlagen wollte, eine Pause zu machen, begegneten sie dem Dritten Mann.


Kino and Hermes bemerkten ihn gleichzeitig.


=

Auf dem Schotterweg ließ sich eine Person ausmachen.


Kino nahm prompt den Fuß vom Gas.


Langsame näherten sie sich dem Mann. Er saß auf dem Schotter, machte wohl gerade eine Pause. Als er Kino und Hermes bemerkte, winkte er ihnen zu.


Kino stoppte Hermes kurz vor dem Mann, stellte den Motor ab, und schwang sich von Hermes.


"Hallo."


"Ja hallo, Reisender!"


Der Mann antwortete während er aufstand.


Der Mann war alt, aber immer noch robust.

Er trug kein Shirt, seine Arme und Schulter waren muskulös.

Wären da nicht die Falten gewesen, er hätte einem erzählen können, er wäre im mittleren Alter, in der Blüte seines Lebens.

Er trug schwarze Hosen, dieselben Hosen wie der Mann von gestern und der Mann von vorgestern.

Auch sie waren abgenutzt.


Kino wollte weiter mit dem Mann sprechen, aber da bemerkten Kino und Hermes gleichzeitig etwas.


"Die Schienen sind noch da..." "Die Schienen sind noch da...",


murmelten sie gleichzeitig.


Hinter dem Mann stand ein Karren, voll beladen.

Dort starteten die Schienen wieder, erstreckten sich hinein in den Dschungel.


Der alte Mann hievte einen schweren Hammer in die Luft, der neben ihm auf den Boden gelegen hatte, und sagte fröhlich,


"Jap. Ich war das."


"Sie ersetzen die Schienen?"


"Wiederaufbauen, ja. Sodass hier 'nen Zug durchfahren kann.

Querstreben verlegen, die Schienen platzieren, die Nägel anbringen, und einhämmern."


"Ganz alleine?",


fragte Hermes.


"Wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat, ist es gar nicht so schwer. Materialien hab' ich alle hier. Da, da, da auch."


Der alte Mann zeigte auf die Streben, Schienen und Nägel, die um sie herum lagen.


"Ich hab echt 'nen mieses Gefühl bei der Sache...",


flüsterte Hermes, und Kino fragte,


"Ist das ihr Job?"


"Natürlich. Schon seit Ewigkeiten.",


antwortete der Mann, und lachte.


"Und mit seit Ewigkeiten meinen sie..."


"So ungefähr vielleicht... fünfzig Jahre? So in etwa, war nie besonder gut in Mathe, wah'?"


"..." "..."


"Hab' bei der Eisenbahn angefangen, da war ich so fünfzehn, glaub ich. Ham gesagt, sie ham ne Strecke, die sie irgendwann vielleicht wieder benutzen, also sollte ich hingehen udn sie wieder aufbaun'. Noch hat mir niemand gesagt "Hör auf", also mach ich weiter."


"Und sie sind nie wieder zurück nach Hause gegangen?",


fragte Kino.


"Nun, ja. Meine Eltern sind ziemlich krank. Sie können nicht mehr arbeiten, also müssen von meinem Geld drei Leute essen."


"Aha..."


Hermes machte beiläufig eine Bemerkung,


"Bleiben sie dran, ja?"


"Mach ich, danke."


Kino sagte nichts mehr, und startete Hermes' Motor.


"Hey, wo willst du denn eigentlich hin?"


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