Difference between revisions of "Kino no Tabi Band 1 : Kapitel 3"

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"Ich mag es nicht wirklich, durch den Wald zu fahren. Weißt du warum, Hermes?"
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"Ich bin kein Freund davon, durch den Wald zu fahren. Weißt du warum, Hermes?"
   
   
Die Person, die gesprochen hatte, stand neben einem der gigantischen Bäume, hatte kurzes Haar, und war etwa fünfzehn oder sechzehn Jahre alt.
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Die Person, die gesprochen hatte, stand neben einem der Bäume, hatte kurzes Haar, und war etwa fünfzehn, sechzehn Jahre alt.
   
   
Die Figur war schlank, und trug um die Schultern eine schwarze Lederjacke und um die Hüfte einen dicken Gurt. Zumindest verhältnismäßig dick, für so eine schmale Hüfte. Auf der Hinter- und an der rechten Seite waren Holster befestigt. Sie hielten zwei Persuader (Anmerkung: Persuader sind Feuerwaffen. In diesem Fall, Pistolen).
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Die Figur war schlank, trug um die Schultern eine schwarze Lederjacke, und um die Hüfte einen dicken Gurt. Zumindest verhältnismäßig dick, für so eine schmale Hüfte.
   
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An der Hinter- und an der rechten Seite waren Holster befestigt. Sie hielten zwei Persuader (Anmerkung: Persuader sind Feuerwaffen. In diesem Fall, Pistolen).
   
Rechts von der Person stand ein einzelnes Motorad, (Anmerkung: Zwei-rädriges Fahrzeug. Nur solche, die nicht fliegen) auf dem mittleren Ständer stehend. Ein Motorad ohne zweiten Sitz, sondern stattdessen mit einer Art Gepäckträger. Auf ihm befestigt war eine etwas schmutzige Tasche. Der Motor war immer noch an, das Hinterrad drehte sich.
 
   
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Nerben der Person stand ein Motorad, (Anmerkung: Zwei-rädriges Fahrzeug. Kann nicht fliegen). Es besaß keinen zweiten Sitz, sondern stattdessen eine Art Gepäckträger. Auf ihm befestigt war eine etwas schmutzige Tasche.
   
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Der Motor lief noch, das Hinterrad drehte sich.
"Isses wegen der Raupen, Kino? Wegen denen mit Haaren?"
 
   
   
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"Isses wegen der Raupen, Kino? Wegen der Raupen mit den Haaren?"
Das Motorad, dass als Hermes angesprochen wurde, antwortete.
 
   
   
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Das Motorad, das Kino als Hermes angesprochen hatte, antwortete.
"Das geht's nicht... ok, das ist ein Teil davon. Was ich aber meinte war, wie einfach es ist, sich zu verlaufen. Du denkst vielleicht, du gehst nach Westen, vielleicht ist deine Richtung in Wirklichkeit Süden. Dass man die Sonne nicht sieht, macht es nochmal schwieriger.",
 
   
   
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"Darum geht's nicht... ok, darum geht's nicht ''nur''. Was ich meinte war, es ist so einfach, sich zu verlaufen. Du ''denkst'' vielleicht, du gehst nach Westen, aber in Wirklicheit läufst du nach Süden.
sagte die Person, genannt Kino, und setzte sich einen Hut auf. Der Hut hatte ein kleines Visier, und Ohrenklappen an den Seiten.
 
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Dass man die Sonne nicht sieht, macht's auch nicht besser."
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Kino setzte sich eine Mütze auf. Sie hatte ein kleines Visier, und Ohrenklappen an den Seiten.
   
   
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"Genau, Hermes. Wenn wir nach Norden fahren, sollten wir bald aus diesem Wald mit den gigantischen Bäumen raus sein. Und wieder auf die Straße kommen."
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"Orientierung, Hermes. Naja, Wenn wir nach Norden fahren, sollten wir bald aus diesem Wald raus sein. Wieder auf der Straße."
   
   
"''Sollten'', hah."
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"''Sollten'' sagst du."
   
   
Kino zog einen Kompass aus der Brusttasche, tat einen Schritt weg von Hermes, und bestätigte ihre Richtung.
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Kino zog einen Kompass aus der Brusttasche, tat einen Schritt weg von Hermes, und schaute drauf.
   
   
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Kino schaute erneut nach hinten um sicher zu sein, dass sie nichts zurückließen. Und auch, um zu bestätigen, dass das Gepäck sicher verstaut war und der Mantel, der über das Gepäckt gelegt und geknotet worden war, nicht runterfallen würde.
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Kino schaute nach hinten, um sicher zu sein, dass sie nichts zurückließen.
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Und auch, um zu bestätigen, dass das Gepäck sicher verstaut war, und der Mantel, der über das Gepäckt gelegt und geknotet worden war, nicht wegflog.
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Mit den Motoradhandschuhen wieder agezogen stieg Kino auf Hermes auf, lehnte sich vorwärts und trat den Ständer weg.
   
Mit den Motoradhandschuhen wieder agezogen stieg Kino auf Hermes auf, lehnte sich vorwärts und trat den Ständer weg. Die Kupplung getreten, die Bremsen gecheckt, und zuletzt, die Motoradbrille wieder aufgesetzt.
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Die Kupplung getreten, die Bremsen gecheckt, und zuletzt, die Motoradbrille wieder aufgesetzt.
   
   
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Kino stieg ab, nahm einen Schritt weg von Hermes, und schaute wieder auf den Kompass.
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Kino stieg ab, nahm einen Schritt weg von Hermes, schaute wieder auf den Kompass.
   
Dann sprang Kino wieder auf, sie fuhren eine Weile, Kino stieg ab, schaute auf den Kompass. Dies wiederholte sich wieder und wieder.
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Kino sprang wieder auf, sie fuhren eine Weile, Kino stieg ab, schaute auf den Kompass. Dies wiederholte sich, wieder und wieder.
   
   

Revision as of 19:47, 10 September 2021

Drei Männer auf den Schienen -Auf der Schiene-

KNT V01 TOC C03.jpg

Der Wald war voll riesiger Bäume.


Stämme so dick wie Doppelbetten. Sie sahen aus wie Säulen eines Tempels, nur standen sie wild durcheinander, ohne jeden Sinn für Ordung.


Würde man den Kopf heben um hochzuschauen, man sähe nichts außer die Farbe Grün. Die niedrigesten Äste und Blätter waren immer noch zwanzig Meter hoch, und blockierten die Sicht auf den Himmel komplett. Da nur ein Minimum an Sonnenlicht je am Boden ankam, wuchs auch nirgendwo Gras. Nur nackte, feuchte dunkle Erde. Es war eine Welt außerordentliche Kontrastes zwischen Schwarz und Grün, erschaffen von der Natur selbst.


"Ich bin kein Freund davon, durch den Wald zu fahren. Weißt du warum, Hermes?"


Die Person, die gesprochen hatte, stand neben einem der Bäume, hatte kurzes Haar, und war etwa fünfzehn, sechzehn Jahre alt.


Die Figur war schlank, trug um die Schultern eine schwarze Lederjacke, und um die Hüfte einen dicken Gurt. Zumindest verhältnismäßig dick, für so eine schmale Hüfte.

An der Hinter- und an der rechten Seite waren Holster befestigt. Sie hielten zwei Persuader (Anmerkung: Persuader sind Feuerwaffen. In diesem Fall, Pistolen).


Nerben der Person stand ein Motorad, (Anmerkung: Zwei-rädriges Fahrzeug. Kann nicht fliegen). Es besaß keinen zweiten Sitz, sondern stattdessen eine Art Gepäckträger. Auf ihm befestigt war eine etwas schmutzige Tasche.

Der Motor lief noch, das Hinterrad drehte sich.


"Isses wegen der Raupen, Kino? Wegen der Raupen mit den Haaren?"


Das Motorad, das Kino als Hermes angesprochen hatte, antwortete.


"Darum geht's nicht... ok, darum geht's nicht nur. Was ich meinte war, es ist so einfach, sich zu verlaufen. Du denkst vielleicht, du gehst nach Westen, aber in Wirklicheit läufst du nach Süden.

Dass man die Sonne nicht sieht, macht's auch nicht besser."


Kino setzte sich eine Mütze auf. Sie hatte ein kleines Visier, und Ohrenklappen an den Seiten.


"Orientierung, hah."


"Orientierung, Hermes. Naja, Wenn wir nach Norden fahren, sollten wir bald aus diesem Wald raus sein. Wieder auf der Straße."


"Sollten sagst du."


Kino zog einen Kompass aus der Brusttasche, tat einen Schritt weg von Hermes, und schaute drauf.


"Lass uns gehen."


Kino schaute nach hinten, um sicher zu sein, dass sie nichts zurückließen.

Und auch, um zu bestätigen, dass das Gepäck sicher verstaut war, und der Mantel, der über das Gepäckt gelegt und geknotet worden war, nicht wegflog.


Mit den Motoradhandschuhen wieder agezogen stieg Kino auf Hermes auf, lehnte sich vorwärts und trat den Ständer weg.

Die Kupplung getreten, die Bremsen gecheckt, und zuletzt, die Motoradbrille wieder aufgesetzt.


Kino fuhr los.


Dann, sie hatten nur eine kurze Strecke zurückgelegt, hielten sie wieder an.


Kino stieg ab, nahm einen Schritt weg von Hermes, schaute wieder auf den Kompass.

Kino sprang wieder auf, sie fuhren eine Weile, Kino stieg ab, schaute auf den Kompass. Dies wiederholte sich, wieder und wieder.


"Was ein Mist..."


Trotz der Beschwerden führte Kino die Routine jedes mal präzise und gewissenhaft aus.


"Deine Mühen werden sehr geschätzt."


Als sie sich wieder in Bewegung befanden, sie hatten gerade ihre Richtung zum hundert-und-achtem Mal kontrolliert, bemerkte Kino einen dünnen Lichtsrahl in der Richtung in die sie fuhren. Bald wurde dieser breiter, ein helles, leuchtendes Band aus Licht.


Kino drosselte die Geschwindigkeit. Die Augen hatten sich gerade an die neue Helligkeit gewöhnt, da passierten sie den letzten der gigantischen Bäume und verließen endlich den Wald.


Da war keine Straße.


Vor Kino lag nichts weiter als ein gewöhnlicher, volkommen überwachsener, dichter Dschungel.


"Okay, keine Straße. Sind wir in die falsche Richtung gefahren?"


grummelte Hermes.


"Nein... Es ist ok, glaub ich. Guck,"


Kino signalisierte Hermes nach unten zu schauen.


Zwischen dem überall wachsenden Grashalmen, konnte ein dünnen, rotb-braunen Streifen ausmachen. Etwas weiter war sich einer. Symetrisch nebeneinander ausgelegt, es waren...


"Schienen! Hier liegen Schienen!"


"Richtig."


Kino bewegte Hermes langsam rückwärts.


"Als die Person uns gesagt hat "Ein Motorad wird's schaffen. Es ist ein breiter Weg," muss sie das hier gemeint haben. Die Leute benutzen sie wahrscheinlich als Pfad durch den Dschungel."


"Aha... aber heißt das nicht auch dass uns Züge entgegenkommen?"


"Das Gras ist viel zu viel, und die Schienen sind überall rostig. Ich glaub nicht, dass die noch benutzt werden... Hau-Ruck."


Kino hob Hermes' Vorderrad hoch, und richtete ihn nach Westen aus. Schaute man etwas genauer hin, wuchs das Gras ordentlich um die Schienen herum, und formte eine Art Grüne Straße durch den Dschungel.


"Okay, das ist toll. Wenigstens müssen wir jetzt nicht mehr ständig unsere Himmelsrichtung überprüfen, 'ne, Kino?"


Kino nickte und fuhr los. Sie fuhren vorsichtig, um zu verhindern, dass das Vorderrad mit zu hoher Geschwindigkeit auf die Schienen prallte, und fuhren mit mittlerer Geschwindigkeit.


Als die Sonne ihren Zenit erreicht hatte begegeneten sie dem Erstem Mann.


Hermes bemerkte ihn zuerst.


=

Sie hatten gerade eine Kurve hinter sich gelassen, da gab Hermes plötzlich bekannt,


"Da vorne kommt jemand."


Kino fing an zu bremsen, als die Sillhuette einer Person in Sichtweite kam.


Sie näherten sich dem Mann langsam. Er war gebückt, und arbeitete an etwas. Nur für einen Moment schaute er hoch. Hinter ihm stand ein Wagen, der mit Rädern ausgestattet worden war, um auf den Schienen zu fahren. Er war voll beladen.


Kino stoppte Hermes kruz vor dem Mann, stellte den Motor ab und schwang sich von Hermes.


"Hallo."


Als er von Kino begrüßt wurde, stand der Mann auf.


Er war sehr alt und eher klein. Sein Gesicht bestand aus fein gemeißelten, faltigen Zügen. Er besaß kleine, graue Augen.


Das lange schwarze Haar, dass er einmal besessen hatte, war fast komplett weiß geworden; sein Bart und sein Schnurrbart waren schon lange nicht mehr gestutzt worden. Er trug einen kleinen, schwarzen Hut. Die abgetragenen Klamotten, die er trug, waren hier und da geflickjt, aber auch jetzt konnte man immer noch erkennen, dass sie gute Handwerksarbeit waren.


"Sei gegrüßt, Reisender.",


sagte der alte Mann.


Kino wollte weiter mit dem Mann sprechen, bemerkte dann aber was,


"Ah--!"


Und ein Laut der Überraschung kam aus ihrem Mund. Hermes hatte es auch bemerkt, war aber, anders als Kino, sprachlos.


Der alte Mann drehte sich langsam um, um zu sehen, was Kino und Hermes entdeckt hatten. Dann sah er wieder Kino und Hermes an, und sagte nonchalant,


"Jap. Das hab alles ich gemacht..."


Kino sah den alten Mann für einen Moment an, und schaute dann wieder auf das, von dem der Mann behauptet, dass er es getan hätte.

"Unglaublich..."


Vor Kino und Hermes lagen Schienen. Aber im Gegensatz zu den Schienen, auf denen sie is jetzt gefahren waren, waren diese Schienen nicht mit Gras überwachsen, nein kein einziger Halm war zu sehen. Das einzige, was die Schotterstraße bedeckte, waren Gleise, symerisch aneinandergelegt und von jeglichem Grün befreit.


Und diese Gleise, sie schimmerten, als wären sie gerade frisch aus der Gießerei hier angekommen. Das Sonnenlicht verlieh ihnen einen glänzenden schwarzen Schimmer, sowohl Oben, als auch an den Seiten. Kinos Augen konnten kein Ende ausmachen.


"'Tschuldigung, aber es ist echt nicht einfach, den Karren hier von den Schienen runterzubekommen. Tut mir echt leid, Reisender, aber könntest du dein Motorad für einen Moment von den Gleisen nehmen?"


"--Hah? Oh, ja. Natürlich mach ich das.",


sagte Kino, leicht verlegen. Der Mann bückte sich erneut, und Kino nährte sich ihm, beugte den Rücken leicht, und fragte,


"Entschuldigung, aber es gibt da etwas, was ich gerne fragen würde... ist das ok?"


"Worum geht's? Ich kann's dir sagen, wenn ich's denn weiß..."


"Ähm, haben sie... haben sie all das Gras rausgezogen und die Gleise poliert? Ganz alleine?",


fragte Kino, und zeigte auf die Schienen hinter dem Mann.


"Jep. Schließlich ist das mein Job.",


Sagte der alte Mann. Für ihn schien es nicht so außergewöhnlich zu sein wie für Kino.


"Job, sagen sie...?"


"Genau. Ich mach' das hier schon seit Ewigkeiten."


Während er das sagte , zog er das Gras vor seinen Füßen raus.


Kino besah sich den Karren. Auf ihm geladen waren hauptsächlich Vorräte für den Mann. Dann, nachdem Kino zurück zu Hermes geschaut hatte, stellte Kino eine Frage dessen Antwort das Motorad bestimmt auch gerne wissen würde,


"Wenn sie sagen Seit Ewigkeit, wie lang meinen sie dann ungefähr?"


"So fünfzig Jahre schätz ich.",


antworte der Mann, als wäre es nichts besonderes. Er arbeitete immer noch.


"Fünfzig?!",


rief Hermes aus, als brauchte er Bestätigung, um sich sicher zu sein, dass er sich nicht verhört hatte.


"Weiß nicht wie lang genau, aber so viel ungefähr, ja. Ich hab die Winter gezählt, versteht ihr..."


"...Und die letzten fünfzig Jahre, da haben sie nichts gemacht, außer diese Schienen zu putzen?",


fragte Kino.


"Ah? Jap. Ich hab angefangen, bei der Eisenbahngesellschaft zu arbeiten, da war ich achtzehn. Sie sagten mir, hier draußen wären Schienen, die sie nicht mehr benutzen, aber vielleicht in der Zukunft wieder. Ich sollte die Schienen so gut es geht wieder auf Vordermann bringen. Noch hat mir niemand gesagt, aufzuhören, also mach ich weiter."


"Sie waren nie Zuhause?"


"Nope. Als ich angefangen habe, da hatte ich bereits Frau und Kind. Ich muss sichergehen, dass sie genug zu Essen haben, egal, was. Ich frag mich, wie es ihnen wohl jetzt geht... Naja, zumindest mein Gehalt sollten sie aber kriegen. Sie werden wohl über die Runden kommen."


"......"


Kino and Hermes standen nur da und sagten nichts.


"Also, wo geht's hin, Reisender?",


fragte der Erste Mann, als wäre es nichts Besonderes.


=

Das Motorad fuhr zwischen zwei glänzenden Schienen.


Kino and Hermes waren seit dem Sonnenaufgang in Bewegung. Nur einmal hatten sie gehalten, an einem Bach, um sich auszuruhen und ihre Wasservorräte aufzufüllen.


Die Schienen streckten sich unbeirrt weiter durch den Dschungel, ab und zu in sanften Kurven. Der graue Kies erschuf einen Pfad, den Kino und Hermes folgten.


"Wir sind dem Mann von gestern ganz was schuldig, 'ne?",


sagte Hermes, zum x-ten Mal allein an diesem Tag. Dank der Schienen, die so gründlich poliert worden waren, dass sie den Himmel reflektierten, und der Abwesenheit des störenden Grases war ihre Reise um einiges leichte geworden. Kino und Hermes folgten weiter dem Weg.


Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Kino begann, hungrig zu werden, begegneten sie dem Zweiten Mann.


Kino bemerkte ihn zuerst.


=

Sie hatten gerade eine ziemlich scharfe Kurve genommen, da bremste Kino plötzlich. Erst dann bemerkte Hermes den Man, der neben einem Karren stand, der auf den Schienen fuhr.


Überrascht drehte sich der Mann um, lehnte das große Wergkzeug, dass er in der Hand hielt, an den Karren, und breitete seine Hände in einer Geste aus, die ihnen bedeutete, anzuhalten.


Kino stoppte Hermes kruz vor dem Mann, stellte den Motor ab und schwang sich von Hermes.


"Hallo."


Kino verbeugte sich leicht.


"Ah, Hallo, Reisender."


Der Mann war ziemlich alt. Er war grüßer als Kino, mit einem dünnen, schlaksigen Körperbau. Nur das mindeste an Bart wuchs über seinem Mund. Ein Hut saß locker auf dem haarlosen Kopf.


Er trug schwarze Klamotten, dieselbe Art von Schwarz, wie der Mann sie gestern sie auch gertragen hatte. Auch seine waren hier und da geflickt worden.


Kino wollte weiter mit dem Mann sprechen, aber dann bemerkte Hermes etwas und rief,


"Kino! Die Schienen--!"


"Die Schienen?" Kino fragte sich was los war. Dann sah Kino es. Die Gleise, denen sie bis jetzt gefolgt waren hörten hier auf. Nichtmal die Querstangen waren noch da. Nur der Schooter ließ noch erahnen, wo sich die Gleise mal befunden hatten.


"Die Schienen sind weg..."


"Genau. Ich hab' sie abgerissen."


Der alte Mann antwortete auf Kino's gemurmelte Feststellung. Während Kino weiter verblüfft dastand, fuhr er fort,


"Der Karren kommt leider nicht von den Schienen. Tut mir leid, aber ihr müsst bitte außenrum gehen."


Dann nahm der Mann wieder sein langes, brechstangenartiges Werkzeug in die Hand, dass er an den Karren gelehnt hatte. Er ging zum Hinterteil des Wagens, der voll beladen war.


Kino startete Hermes' Motor, fuhr über die Gleise, und um den Karren herum.


Der alte Mann platzierte das Ende der Brechstange unter einem der Gleise. Dann,


"Ngh--!"


Er belastete die Stange mit seinem Gewicht. Ein Teil der Schiene löste sich und flog ein Stück davon, fiel den Kieshügel hinunter in den Dschungel.


Kino schaute näher hin, und bemerkte mehr Teile der Schienen, die davor abgerissen worden waren. Sie glänzten nicht mehr, waren bedeckt von der roten Erde des Dschungels. Der Mann riss auch das andere Ender des Gleises ab.


"Es gibt da etwas was ich gerne fragen würde...",


sagte Kino. Der alte Mann drehte sich zu Kino um.


"Ähm, warum reißen sie die Schienen ab?"


"Es ist mein Job. Ich mach das hier schon seit Ewigkeiten, die Schienen abreißen. Die Querstreben, die auch."


Hermes flüsterte so leise, dass nur Kino ihn hören konnte,


"Ich hab 'nen ganz mieses Gefühl bei der Sache..."


"Wenn sie sagen seit Ewigkeite... Wie lang glauben sie ist das?"


"Fuffzig Jahre, oder? Bin mir nicht ganz sicher."


"......"


"Ich hab bei der Eisenbahn angefangen, da war ich sechzehn. Sie ham mir gesagt, hier draußen wäre diese Streckt, die sie nicht mehr benutzen würden, also sollte ich sie abreißen. Es war mein erster Job, deshalb war ich am Anfang super motiviert. Noch haben sie mir nicht gesagt, aufzuhören."


"Sie sind nie zurück nach Hause?",


fragte Hermes.


"Richtig. Hab fünf kleine Brüder, müsst ihr wissen. Brauch Geld, damit sie Essen haben. Kann es mir nicht leisten, Urlaub zu nehmen."


"Aha..."


Kino stellte die nächste Frage,


"Diese Schienen sind ziemlich sauber, dafür, dass sie schon so lange niemand mehr benutzt hat, oder?"


Der alte Mann antworte,


"Ja, so warn sie schon, seit ich angefangen hab. Schon merkwürdig. Naja, wenigstens macht sie das einfacher abzureißen."


"......"


Kino und Hermes standen da und schwiegen.


"Also, wo wollt ihr hin, Reisender?"


=

Dass Motorad fuhr auf dem Pfad aus Kies und Schotter.


Kino and Hermes waren seit dem Sonnenaufgang in Bewegung. Sie machten dast nie eine Pause.


Der Weg vor ihnen war relativ gerade. An seiner Seite lagen abgerissene Schienen und Querstreben. Ab und zu sahen sie auch Stapel von Schienennägeln.


"Fahren ist schwer..",


sagte Kino, zum x-ten Mal allein an diesem Tag.


Die Reifen hatten auf dem Schotter ohne Querstreben keinen Grip, sie drohten selbst in der leichtesten Kurve wegzurutschen. Kino fuhr sehr langsam und klammerte sich nervös am Lenker fest.


Als Hermes gerade vorschlagen wollte, eine Pause zu machen, begegneten sie dem Dritten Mann.


Kino and Hermes bemerkten ihn gleichzeitig.


=

Auf dem geraden Schotterweg ließ sich eine Person ausmachen.


Kino nahm prompt den Fuß vom Gas, aber Hermes sagte nichts.


Langsame nährten sie sich dem Mann. Er saß auf dem Schotter, machte wohl gerade eine Pause. Als er Kino und Hermes bemerkte, winkte er ihnen zu.


Kino stoppte Hermes kurz vor dem Mann, stellte den Motor ab und schwang sich von Hermes.


"Hallo."


"Ja hallo, Reisender!"


Der Mann antwortete während er aufstand.


Der Mann war alt, aber immer noch robust. Er trug kein Shirt, seine Arme und Schulter sahen muskulös aus. Wären da nicht die Falten gewesen, er hätte einem erzählen können, er wäre im mittleren Alter, in der Blüte seines Lebens. Er trug schwarze Hosen, dieselben Hosen wie der Mann von gestern und der Mann von vorgestern. Auch sie waren ziemlich abgenutzt.


Kino wollte weiter mit dem Mann sprechen, aber da bemerkten Kino und Hermes gleichzeitig etwas.


"Die Schienen sind noch da..." "Die Schienen sind noch da...",


murmelten sie gleichzeitig.


Hinter dem Mann war ein Karren, voll beladen. Dort starteten die Schienen wieder, und erstreckten sich hinein in den Dschungel.


Einen hievte einen schweren Hammer in die Luft, der neben ihm auf den Boden gelegen hatte, und sagte fröhlich,


"Jup. Ich war das."


"Sie bauen sie wieder hin?"


"Ersetzen, ja. Sodass hier 'nen Zug durchfahren kann. Replacing them, yeah. So that the train can run through. Die Querstreben verlegen, die Schienen platzieren, die Nägel anbringen und einhämmern."


"Alles alleine?",


fragte Hermes.


"Wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat, ist es gar nicht so schwer. Materialien hab' ich alle hier. Da, da, da auch."


Der alte Mann zeigte auf die Streben, Schienen und Nägel, die um sie herum lagen.


"Ich hab echt 'nen schlechtes Gefühl bei der Sache...",


flüsterte Hermes.


Dann fragte Kino,


"Ist das ihr Job?"


"Natürlich. Schon seit Ewigkeiten.",


antwortete der Mann, und lachte.


"Und mit seit Ewigkeiten meinen sie..."


"So ungefähr vielleicht... fünfzig Jahre? So in etwa, war nie besonder gut in Mathe, nich?"


"......"


"Hab' bei der Eisenbahn angefangen, da war ich so fünfzehn, glaub ich. Ham gesagt sie ham ne Strecke, die sie irgendwann vielleicht wieder benutzen, also sollte ich hingehen udn sie wieder aufbauen. Noch hat mir niemand gesagt "Hör auf", also mach ich weiter."


"Und sie sind nie wieder zurück nach Hause gegangen?",


fragte Kino, als wollte sie dasn bestätig wissen.


"Also, ja. Meine Eltern waren ziemlich krank, müsst ihr wissen. Sie konnten nicht mehr arbeiten, also müssen von meinem Geld drei Leute essen."


"Aha..."


Hermes machte beiläufig eine Bemerkung


"Bleiben sie dran, ja?"


"Mach ich, danke."


Kino sagte nichts mehr, und startete Hermes' Motor.


"Also, wo willst du hin?"


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