Suzumiya Haruhi:Band5 Das “Verschneiter Berg”-Syndrom

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Das “Verschneiter Berg”-Syndrom[edit]

“Mist.”

Haruhi, die mir vorausging, sprach aus was ihr durch den Kopf ging.

„Man kann überhaupt nichts erkennen!“

Wollt ihr wissen wo wir sind? Im Sommer waren wir auf einer einsamen Insel, und im Winter? Versetzt euch mal in Haruhis Rolle und ratet.

„Es ist eigenartig.“,

tönte Koizumis Stimme von der Seite.

„Wir sollten inzwischen am Fuß des Berges sein, nachdem wir schon so lange gewandert sind.“

Mein Tipp an alle ist, dass wir uns an einen kalten und verschneiten Ort befinden.

„Es ist so kalt, oh…Uuuu~“

Die schneidenden Winterböen ließen Asahina-san verstummen. Ich wandte meinen Kopf um die Person imSkianorak, die wie ein Entenkücken wackelte zu beruhigen und nickte ihr ermunternd zu. Dann drehte ich mich zurück nach vorne.

„…“

Vielleicht war es nur Einbildung, aber ich hatte das Gefühl, dass die Schritte von Nagato, die uns den Weg vorgab, langsam schleppender wurden. Die Schneekristalle klebten auf ihren Stiefeln und sammelten sich mit jedem Schritt weiter an. Wo würden wir so etwas durchmachen müssen?

Ich werde euch nicht länger auf die Folger spannen, hier die Antwort:

In einer so weit das Auge reicht silbern glänzenden weißen Welt, wo das Einzige außer Schnee, Schnee ist, wo hin auch immer man sich wendet.

Wo sonst, als auf einem verschneiten Berg könnte das so sein?

Und gerade jetzt war es ein verschneiter Berg, der von einem Schneesturm heimgesucht wird.

Um präzise zu sein – Dank des Ausbruchs eines Schneesturms war unser Rückweg in die Berghütte ein totales Disaster – diese Beschreibung würde auf unsere Situation zu 100% zutreffen.

Um aufs Thema zurückzukommen, wer hatte sich das alles ausgedacht? Inzwischen war ich bereit zu glauben, dass es damit Enden könnte, dass alle fünf von uns mit dem Tod konfrontiert werden und vielleicht das Tageslicht erst wieder als gefrorene Leichen erblicken werden, wenn der Frühling den Schnee wegschmilzt.

„Koizumi, denk dir was aus!“

„Mir sind die Ideen ausgegagen.“,

sagte Koizumi während er auf den Kompass starrte.

„Die Richtung scheint zu stimmen. Nagatos Orientierung ist unvergleichlich. Allerdings sind wir jetzt schon seit Stunden unterwegs, ohne den Fuß des Berges zu Gesicht zu bekommen. Normalerweise wäre das eine höchst seltsame Situation.“

„Und was heißt das jetzt? Sind wir in diesem riesigen Skiresort für immer gefangen?“

„Die einzige Schlussfolgerung, die sich derzeit ziehen lässt ist, dass es sich um einen bizarren Vorfall handelt, eine unvorhersehbare Abnormität. Nicht einmal Nagato kann den Grund hierfür verstehen und weiß auch nicht mehr, als dass wir mit einer Widrigkeit konfrontiert sind.“

Du brauchst mir nichts erzählen was ich schon weiß. Es ist ungewöhnlich mit Nagato als Führerin den Weg nach Hause nicht finden zu können.

„Es muss wieder eine von Haruhis nicht-von-dieser-Welt-Ideen am Werk sein.“

„Ich würde mit meinen Vermutungen nicht soweit gehen. Mein Instinkt sagt mir, dass Suzumiya-san sich ihren Rückweg nicht abschneiden lassen würde.“

„Warum bist du dir dessen so sicher?“

„Weil Suzumiya-san sich schon auf die mysteriöse Murder-Mystery in der Berghütte freut. Für dieses Rätselspiel habe ich nicht wenige Dinge arrangiert und das Ganze sorgfältig durchdacht.“

Schon seit dem Sommer stand fest, dass es auch beim Winterausflug wieder zu einem Detektivspiel kommen würde. Letztes Mal war es eine Horrorgeschichte, die mit einem enttäuschenden Abschluss endete und dieses Mal war es ein Kombinier-Spiel, in das jeder eingeweiht war. Die Besetzung war die gleiche, mit Arakawa dem Butler und Mori dem Dienstmädchen in den Hauptrollen. Tamaru würde der Gaststar sein und die gleiche Rolle, mit den gleichen Beziehungen und dem gleichen Namen spielen.

„Das ist wahr…“

Haruhi konnte es schon gar nicht mehr erwarten die Verschwörung des Opfers und die Identität des Mörders aufzudecken, also würde sie es auch nicht unbewusst verhindern, dass wir in die Berghütte zurückkehren, wo sie diese Murder-Mystery erwartete.

Außerdem warteten noch meine Schwester, Tsuruya-san, die immer als Extra die Lücken ausfüllt, und Shamisen in der Berghütte auf unsere Rückkehr.

Um ehrlich zu sein gehörte die Berghütte, die wir uns dafür ausgeborgt hatten, der Tsuruya Familie. Dieser Senpai mit endloser Energie stimmte sofort zu uns die Hütte zur Verfügung zu stellen, solange sie mitkommen durfte. Dass ich Shamisen mitbrachte war aufgrund von Koizumis Bitte, da er Teil der Inszenierung sein sollte. Meine Schwester wurde aus eigenen Stücken Teil meines Gepäcks. Diese Zwei plus Eins sind jedoch nicht Teil der Gruppe, die gerade der sicheren Katastrophe ins Angesicht blickt. Shamisen würde wohl gerade zu einer Kugel zusammengerollt vor dem Kamin liegen und Tsuruya-san gemeinsam mit meiner Schwester, die nicht Skifahren konnte, einen Schneemann bauen. Das war das Letzte an das ich mich von ihnen erinnerte.

Für Haruhis waren die Drei Reservemitglieder, was auch der Grund dafür war, warum sie nicht dagegen war sie wieder zu treffen.

Warum ist das so? Warum können wir nicht zurück zum beheizten Rückzugsort der SOS Brigade gelangen?

Selbst mit dem Segen von Nagato Yuki konnten wir den Rückweg nicht finden. Was läuft hier nur falsch?

„Wir treffen laufend auf diese extremen Stürme, sei es im Sommer oder im Winter…“

Könnte es gar ein Naturgesetz sein, dass wir während allen längeren Ferien in irgendeine Abnormalität hineingezogen werden, die das menschliche Verständnis übersteigt?

Als wäre ich von einem Cocktail aus Angst und Unsicherheit betrunken, begann ich mir schnell mein Erinnerungsvermögen zu aktivieren.

„Wie ist es so weit gekommen?“

Flashback-Modus an.

..........

......

...

Ein gemeinsamer Winterausflug war eine nahezu ausgemachte Sache. Selbst wenn wir wirklich die Zukunft vorhersagen könnten, wären wir von dieser Tatsache unbeeindruckt gewesen.

Außerdem hatte schon zum Zeitpunkt, als der mörderische Ausflug zur einsamen Insel (inklusive Taifun) beendet war, eine gewisse Person die kommenden Ereignisse angekündigt. Wer könnte es sein außer Haruhi? Diejenigen, die ihre Rücksichtslosigkeit und ihre Ausdrücke zu ertragen hätten, waren wir alle, mit Ausnahme von ihr selbst natürlich. Die Führung würde Koizumi übernehmen.

Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass Haruhi die Sache bis zum Winter vergessen würde, aber das Gedächtnis des Anführers versagt nicht bei solchen Dingen-

„Countdown zum Jahresende im Schneesturm.“ Haruhi überreichte stapelweise zusammengeheftetes Papier. Nachdem sie es ausgeteilt hatte grinste sie wie ein perverser Kidnapper.

„Wie ursprünglich geplant werden wir diesen Winter eine eingeschneite Berghütte aufsuchen um dort mit Teil zwei unserer Mystery-Tour durchführen!“

Diese Deklaration erfolgte im Clubraum am vierundzwanzigsten Dezember, gleich nach der Zeremonie zum Jahresende. Wir hatten einen Keramiktopf auf einem portablen Gasofen an einem Ende des Tisches stehen, der jedes Mal wackelt während wir diverse Zutaten in ihn hineinwarfen, als Ersatz für einen Feuertopf zum Mittagessen.

Haruhie schmiss Fleisch, Fisch und Gemüse ohne bestimmte Ordnung hinein, während die mit einem Kopftuch geschmückteDienstmädchenversion von Asahina-san das Essen mit einem Paar Stäbchen aufteilte und es in regelmäßigen Abstände aus der Brühe holte. Nagato, Koizumi und ich waren für das Konsumieren zuständig. Neben der Fünfergruppe der SOS Brigade war heute auch ein Gast anwesend.

„Waaa! Das ist toll! Was ist das? (mampfend)… Haruhi, du bist kein 5-Sterne-Koch oder? (kauend)….Yoho! Diese Suppenbrühe ist das Beste! Yumyumyum~ (verschlingend)”

Der Gast war niemand anderer als Tsuruya-san. Die Quelle dieser lebhaften Geräusche schien sich mit Nagato zu duellieren, die still vor sich hin aß, und bewegte hastig ihre Essstäbchen um sich die Leckerbissen auf ihr Teller zu schaufeln.

„Im Winter muss man einfach einen Feuertopf essen! Kyon als Renntier ist auch ein Kracher, haa, ist das schön!“

Die Einzige die mir Anerkennung für meinen Auftritt zollte war als Tsuruya-san und nur Tsuruya-san. Haruhi und Koizumi zeigten nur ein falsches Lächeln, während Asahina-san plötzlich ihre Augen verdeckt hatte und mit ihren Schultern zuckte. Nagato zeigte am ganzen Körper, dass sie versuchte die Quelle dieses Humors mittels Logik zu ergründen und ich fühlte nur völlige Verlegenheit während mir der Schweiß über das Gesicht rannte. Da geht er hin mein Funken von Ambition in die Unterhaltungsindustrie einzusteigen…Aber was solls, es ist auch besser so.

Es musste einen Grund dafür geben, dass Tsuruya-san unser Gast war, außer um sich am Festmahl zu beteiligen oder Asahina-sans Begleitung zu sein. Dieser spezielle Grund war..

„Bezüglich der Berghütte im Blizzard.“

Haruhis Beschreibung wurde vom Schneesturm auf einen Blizzard aufgerüstet.

„Freu dich Kyon! Wer hätte gedacht, dass uns Tsuruya-san gratis ihre Villa zur Verfügung stellen würde? Das und dass sie erstklassig ist! Ich brenne schon darauf. Komm, komm, komm! Nicht so schüchtern, hau rein!”

Haruhi warf ein paar Schweinekoteletts auf Tsuruya-sans Teller während sie sich Anglerfischscheiben für sich selbst nahm.

„Normalerweise würde unsere Familie ihren Urlaub dort verbringen…“

Tsuruya-san stopfte sich ihren Mund voll mit Schweinefleisch und schlang es runter.

„Aber mein Vater befindet sich dieses Jahr auf einer Geschäftsreise nach Europa und kann deshalb nicht. Nachdem seine Arbeit aber in drei Tagen erledigt sein wird haben wir beschlossen später auf Skiurlaub in die Schweiz zu fahren. Also werde ich mit euch in die Villa fahren! Das wird ein Kracher!“

Wie es schien hatte uns Tsuruya-san ihre eigene Villa für den gemeinsamen Ausflug in dem Moment überlassen, in dem Asahina-san beiläufig unsere Winterpläne erwähnt hatte. Koizumi schloss sich der Idee an und befürwortete sie aus ganzem Herzen, während Haruhi so aufgeregt war wie eine Katze, der man gerade einen Teller voll Sashimi vorgesetzt hatte, als sie schließlich davon erfuhr.

„Tsuruya-san, das ist für dich!“

Haruhi holte ein violettes Manschettenband hervor, auf dem „Ehrenamtlicher Berater“ stand und überreichte es ihr- womit die Sache besiegelt war.

Koizumi hatte ein strahlendes Lächeln im Gesicht als er auf Haruhi, Nagato und Tsuruya-san sah, die alle aßen als wären sie bei einem Esswettbewerb. Vielleicht weil er meinen Blick bemerkte, begann er zu sprechen:

„Keine Sorge. Dieses Mal werden wir Niemanden einen Schrecken einjagen. Es wird nur ein einfaches vorbereitetes Detektivspiel sein. Wir haben sogar dieselben Leute dafür.“

Das bedeutete, dass Arakawa der Butler, Mori das Dienstmädchen und die Tamaru-Brüder wieder an der Show mitwirken würden. Aber das war egal. Schon mehr würde mich interessieren, was sie normalerweise taten. Sind sie Teil der Verwaltung der „Organisation“?

„Sie sind Schauspieler aus einer kleinen Truppe, die ich zufällig kenne. Reicht dir das als Erklärung?“

Solange Haruhi damit zufrieden war, hatte ich keine Bedenken.

„Suzumiya-sans Hauptkriterium ist ob das Schauspiel interessant ist, sonst kümmert sie nichts. Das ist allerdings auch schon das schwierigste Problem. Ich bin mir nicht sicher ob sie das Szenario zufrieden stellen wird und der Gedanke daran bereitet mir Magenschmerzen.“

Koizumi drückte sich auf den Magen und simulierte Sodbrennen, behielt aber sein Lächeln. Was für ein schrecklicher Schauspieler.

Ich war eine normalere Person als Haruhi wenn man bedachte, dass ich nicht einfach den Spaß ins Zentrum stellen und alles andere ignorieren konnte. Ich sah mich um nach etwas, das meine Nerven beruhigen könnte und stoppte zuerst bei der ausdruckslosen Fassade von Nagato. Das gute alter Pokerface Nagato. Die mir so gut bekannte Nagato Yuki schlang die Zutaten des Hot Pots hinunter als wäre nichts geschehen.

„….“

Was auch immer, dachte ich zu mir selbst.

Dieses Mal sollte es keinen kritischen Zwischenfall geben, der Nagato über die Maßen beansprucht. Nein, eher es sollte überhaupt kein solches Ereignis auftreten. Im Angesicht der geplanten Dinge, sollte es dieses Mal eine gemütliche Sache werden. Nagato hatte beim gemeinsamen Sommerausflug nicht übermäßig viel zu tun und ich hoffte, dass es dieses Mal das Gleiche sein würde. Überlass einfach die ganze Arbeit Koizumi und seinen Freunden.

Ich dachte all dies während ich die Broschüre las, die neben mir lag.

Laut dem Zeitplan in der Broschüre war die Abfahrt am 30. Dezember, einen Tag vor Silvester. Der Berg war nicht allzu weit entfernt und konnte per Bus innerhalb von ein paar Stunden erreicht werden, also noch am gleichen Tag.

Nach unserer Ankunft würden die Pläne für den Tag nur eines sein: Schifahren und noch mehr Schifahren. Am Abend würde eine Party stattfinden (kein Alkohol erlaubt) und Abendessen serviert werden, das von Arakawa-san, dem Butler von dieser einsamen Insel (der obwohl er ein falscher Butler war, makellos und überzeugender war als ein echter, weshalb ich keine Einwände hatte) sowie von Mori-san (die obwohl sie ein falsches Dienstmädchen…et cetera) zubereitet wird. Die Tamaru-Brüder würden am nächsten Tag als verspätete Ehrengäste eintreffen, bevor sich der Vorhang für das Detektivspiel schließlich hebt.

Anschließend daran würde Silvester damit verbracht werden das Spiel und die Verschwörung dahinter aufzulösen. Die Gruppe würde sich kurz vor Sonnenaufgang versammeln und abwechselnd ihre Lösung für den „Fall der vergifteten Schokolade“ präsentieren, woraufhin Koizumi als Mastermind schließlich die Wahrheit verkünden würded. So würde sich dann jeder vom vergangenen Jahr verabschieden und Hallo zum neuen sagen können. Prosit Neujahr!“

-das wäre eine kurze Zusammenfassung des gemeinsamen Ausflugs.

Als ich meinen Kopf aufrichtete starrte ich in Haruhis hämisches Gesicht. Es kam nicht überraschend, dass sie mich selbst in dieser unchristlichen Stunde so direkt ansah.

“Wir sollten das neue Jahr wirklich feiern!”

Haruhi hob den Lauch mit ihren Essstäbchen auf.

„Und dem neuen Jahr dann gleich unseren Dank erweisen, damit es auch ein gutes wird. Ich glaube fest daran, dass das kommende Jahr eines sein wird, in dem Schicksal der SOS Brigade zu unserem Gunsten wenden wird.“

Kleines Fräulein, es ist schon in Ordnung, dass du das neue Jahr wie eine Person behandeln willst, aber ich glaube nicht, dass deine Definition eines guten Jahres die gleiche ist, wie für den Rest von uns.

„Wirklich? In meinen Augen war dieses Jahr interessant, weshalb ich will, dass auch das nächste so verläuft. Ahh, Mikuru-chan, die Brühe ist drauf und dran völlig zu verdunsten, beeil dich mit dem Wasser.“

„OK, ich komme schon.“

Asahina-san eile schnellen Schrittes zum Teekessel.

„Eishu.“

Sorgfältig goss sie das Wasser aus dem augenscheinlich schweren Teekessel in den Topf.

Der Anblick von Asahina-sans verführerischen Gesicht ließ mich auf die Unglücke dieses Jahres zurückblicken und meine Emotionen wurden davon ein wenig aufgerührt. Haruhi hatte gesagt, dass dieses Jahr interessant gewesen war. Hätte man mir die gleiche Frage gestellt, wäre meine Antwort definitiv ja gewesen.

Als Kind hatte ich auf Begegnungen gehofft mit denen ich angeben konnte. Sei es einen Außerirdischen zu treffen oder irgendwas anderes in diesem Bereich. Ich wollte wirklich, dass so etwas geschieht und damit meiner Kindheit ein neues aufregendes Kapitel hinzufügen würde. Es wäre ungewöhnlich nicht davon zu träumen, dass die eigenen Phantasien wahr werden. Wie es allerdings derzeit war, wo meinem Leben ohne Unterlass neue Kapitel hinzugefügt wurden, das ging über meine Erwartungen hinaus.

Das gesagt, fühlte ich mich nachdem ich diese ganzen Ereignisse durchlebt habe wie folgt:

- ja, sehr zufrieden.

Erst jetzt wo der ganze Trubel vorbei war konnte ich das so laut verkünden. Es hatte mich wirklich einige Zeit gekostet diese Einstellung zu entwickeln. Nichtsdestotrotz, wenn ich die Chance gehabt hätte mehr darüber zu sagen wie ich mich im Inneren fühle, dann hätte ich gesagt, dass ich mir mehr friedliche Tage wünsche. Persönlich hoffte ich auf mehr dieser Zeiten, die wir hier im Clubraum verbringen und herumalbern, nur ein bisschen mehr.

„Du und dein ganzes verrücktes Gerede.“

Haruhis Backen waren voll mit Anglerfischleber als sie keifte:

„Du hast ja auch nur herumgealbert! Jetzt komm mir nicht und sag, dass du nicht genug hattest. Wenn du mehr haben willst, dann verwende dafür die letzten Tage vor Silvester und feiere sie bis zum letzten Moment durch!“

„Nein danke.“

Dieser Blödmann hatte keine Ahnung wie sehr ich bis jetzt gelitten hatte und dass ich mich erst von all den Wunden erholt hatte. Den Sieg in dem Baseballspiel erringen, den Sommerferien ein Ende setzen, die Realität nach dem Filmdreh wieder in Ordnung bringen, zurück und vor in die Vergangenheit und Zukunft reisen und sogar kürzliche Ereignisse korrigieren. Es stimmt schon, dass ich das alles aus eigenem Ermessen getan hatte, also konnte ich das niemandem vorwerfen, aber es auch nicht vor mir selbst rechtfertigen, wenn man bedenkt, dass ich im Moment nicht derartig beschäftigt sein hätte sollen.

Aber was solls, ich kann meine Wut nicht an Haruhi auslassen, selbst wenn ich mich bei aller Welt darüber beschwere.

„Wenn wir in der Berghütte ankommen werden wir noch genug Zeit zum Feiern haben.“

Ich schob Haruhis in Lauerstellung gehaltene Essstäbchen beiseite und angelte mir Kohl aus dem Topf. Das war eine der seltenen von Haruhi zubereiteten Mahlzeiten, also sollte ich mir schnell genug davon einwerfen, bevor die hungrige Gruppe der weiblichen Geschöpfe hier (mit Ausnahme von Asahina-san) alles für sich beanspruchte, schließlich war unklar, wann wir wieder so eine Delikatesse haben würden.

„Wir werden es noch schaffen.“

Haruhi schaufelte sich Rindfleisch auf ihren Teller.

„Einfaches Feiern ist nicht genug, wir müssen es richtig krachen lassen. Hört mir zu, es gibt nur einen Silvesterabend pro Jahr. Denkt mal darüber nach, das diesjährige Silvester findet nur einmal in eurem Leben statt, genauso wie der heutige Tag. Dieser Tag wird nicht wiederkommen wenn er einmal vorbei ist. Also würde man dem heutigen Tag nicht gerecht werden, wenn man ihn nicht in vollen Zügen genießen würde. Deshalb hoffe ich, dass ich alle Tage meines Lebens aufs Vollste auskosten werde können, schließlich ist es das Beste sie unvergesslich zu machen.“

Beim Hören dieser naiven Worte öffnete Tsuruya-san ihren Mund, während sie noch auf etwas halbgarem Hühnerfleisch herumkaute:

„Whoa! Du erinnerst dich an alle dreihundertfünfundsechzig Tage des Jahres? Weite so! Ahh, Mikuru, bitte noch etwas Tee.”

“Sicher, kommt gleich!”

Asahina-san nahm den Tontopf und goss den gekochten Tee sorgfältig in den Becher, den ihr Tsuruya-san entgegen hielt. Obwohl sie wie eine einfache Kellnerin behandelt wurde, schien Asahina-san mehr als glücklich mit ihrer Tätigkeit. Haruhi, die Küchenchefin, die alles was ihr unter die Finger kam in den Topf war, war auch völlig in die Sache versunken. Koizumis elegantes Lächeln spiegelte sich schemenhaft im dampfenden Feuertopf, während die ruhig dinierende Nagato das Essen still hinunterschlang. Tsuruya-san, die ehrenamtliche Beraterin, war hier nur als Reservemitglied, aber das störte nicht den Umstand, dass wir genauso gut miteinander auskamen wie üblich in der SOS Brigade.

Ich war mit zu der Zeit völlig bewusst wie kostbar dieser Augenblick war. Da ich diesen Weg gewählt hatte, würden mich ohne Zweifel in Zukunft weitere märchenhafte Ereignisse rund um Haruhi erwarten. Bevor ich irgendwann das Zeitliche segne, rechne ich damit, dass ich noch ein oder zwei weitere mir Kopfschmerzen bereitende Krisen durchgemacht haben werde.

Und außerdem musste ja noch der Dimensionsreisende seinen Auftritt machen.

„Beeil dich und tauch endlich auf!“,

entkam es mir. Glücklicherweise befanden sich Haruhi und Tsuruya-san gerade in einem intensiven Kampf um die Pilze, so dass es niemanden auffiel was ich gerade zu mir selbst gesagt hatte.

Allerdings fiel mir auf, dass sich Nagatos Wimpern leicht bewegt hatten.

Ich warf einen Blick aus dem Fenster, wo nur der graue Himmel und der langsam fallende Schnee zu sehen war, der beim Beobachter schnell ein gewisses Gefühl von Trägheit auslöste. Koizumi bemerkte wo ich hinsah:

„Wenn wir auf der Berghütte fertig sind wirst du Schnee nicht mehr sehen können. Übrigens, bevorzugst du Schifahren oder Rodeln? Es gehört zu meinen Aufgaben mich um die Ausrüstung zu kümmern.“

„Ich bin noch nie gerodelt.“

Nach dieser unklaren Antwort wandte sich mein Blick vom Winterhimmel ab. Koizumi behielt sein harmloses Lächeln, aber öffnete seinen Mund um mich weiter zu befragen:

„Welche(n) Yuki(Schnee) siehst du gerade an? Den der vom Himmel fällt oder-“

Es brachte mir nichts Koizumi für seine Frage in Grund und Boden zu starren, also warf ich mich in den Kampf um die Pilze.

Dieses Hot Pot Festmahl entging den Augen der Lehrer und wurde auch von sonst keiner Petze gesehen. Vielleicht hatten sie es aber auch bemerkt und nur ein Auge zugedrückt. Was auch immer jetzt der Wahrheit entsprach, als wir uns alle vollgestopft hatten, wuschen wir die Schüsseln aus und verließen den Clubraum. Gerade als wir durch das Schultor traten hörte es auf zu schneien.

Nachdem wir uns von Tsuruya-san verabschiedet hatten, die zurück musste um am Weihnachtsessen ihrer Familie teilzunehmen, begab sich die SOS Brigade Richtung Bäckerei. Wir holten den extragroßen Kuchen ab, den Haruhi bestellt hatte und gingen wir weiter zu Nagatos Apartement.

Es war nicht aus Mitleid, weil Nagato sonst den Weihnachtsabend allein verbringen hätte müssen, sondern weil Nagatos Wohnung die einzigartige Gelegenheit bot gemeinsam den Kuchen zu genießen und dabei ein bisschen auszuflippen, ohne uns eine Standpauke von jemandem anhören zu müssen. Ich wunderte mich wer wohl glücklicher war: Koizumi mit Twister oder ich mit dem Kuchen. Haruhi, die die mit tänzelndem Schritt die Führung übernahm, sah ziemlich zufrieden aus und auch bei Asahina-san (deren Hände gepackt und mit ihnen herumgewunken wurde) schien es daran keinen Zweifel zu geben. Selbst die Schritt um Schritt setzende Nagato müsste sich eigentlich von der fröhlichen Stimmung angesteckt haben lassen.

Von der derzeitigen Situation aus betrachtet, sollten eigentlich keine Vorfällte wie, dass auf einmal Weihnachtsmänner statt Schnee auf uns niedergingen, geschehen. Haruhi hatte die Freuden eines typischen Weihnachtsabends voll ausgekostet und schien Spaß daran gehabt zu haben. Ihre Laune schien auf dem gleichen Niveau wie die meiner kleinen Schwester zu sein, aber vielleicht lag es auch einfach nur an diesem besonderen Festtag.

Aus unbekannten Gründen bin ich während dieser Zeit des Jahres versöhnlicher. Selbst wenn Haruhi die winterlichen Straßen durchstreifen würde um Weinachtsmänner zu jagen, würde ich es vielleicht mit einem schiefen Lächeln geschehen lassen.

Während wir die diversen Spiele spielten, die Koizumi mitgebracht hatte, schien jeder von un seine gute Zeit zu haben. Nagatos Aufmerksamkeit war auf <Der Tag des Schützen 3> gerichtet, das auf zwei vernetzten Notebooks lief, während Haruhi und ich uns bei Twister herumstießen und –schoben. Es war wirklich eine wilde Nacht, wo sich vorbeiwandernde Pärchen wohl schnell dem Spaß angeschlossen hätten.


Damit verbrachten wir einen spaßerfüllten Weihnachtsabend.


Die Tage zwischen dem Weihnachtsabend und Silvester vergingen wie im Flug, als würde Haruhi sie gemeinsam mit Chronos, dem Gott der Zeit, beschleunigen. Wir machten einen Komplettputz des Clubraumes und ich erhielt sogar einen Telefonanruf eines scheinbar hirntoten früheren Klassenkameraden. Nach einiger Bettelei begleitete ich ihn zu einem Footballmatch. Während dieser Zeit kam das Ende des Jahres immer näher.

Das neue Jahr. Würde es ein gutes oder schlechtes werden? Ich wusste es nicht. Was mich betrifft, wenn sich meinen Noten nicht verbessern, dann werde ich ziemlich auf die Nase fallen.

Das Verlangen meiner Muter mich in einem Institut für die Collegeprüfungsvorbereitung anzumelden ging schon über das Rhetorische hinaus. Wäre ich irgendeinem professionellen Sportklub beigetreten und mich hineingesteigert oder auch nur in einen anderen weniger gut organisierten klassischen Club eingetreten, dann hätte ich noch eine Ausrede gehabt. Leider ist es nun mal so, dass ich einer obskuren und wenig überzeugenden Gruppe angehöre, die nichts anderes tut als herumzualbern –so erscheint es zumindest Außenstehenden.

Vielleicht gibt es so etwas wie Gerechtigkeit aber auch nicht, nachdem Haruhis Noten geradezu außergewöhnlich gut waren und auch Koizumis Noten aus den letzten großen Tests für die Spitzengruppe reichten. Auch Asahina-san folgte gewissenhaft dem Unterricht, vielleicht auch wegen ihres Interesses an Archäologie, während für Nagato sowieso alles ohne den geringsten Denkaufwand gelöst werden konnte.

„Vergesst es, lasst uns später darüber reden.“

Die dringendste Sache war jetzt der gemeinsame Winterausflug, also war es in Ordnung sich zuerst um diesen zu kümmern. Die Schule konnte bis zum nächsten Jahr warten, während der Countdown für den Ausflug noch in diesem stattfand.

Das gesagt-

„Lasst uns gehen!”,

rief Haruhi aus.

„Yahoo-!”,

schrie Tsuruya-san zurück.

„Wir haben wie es scheint klares Wetter, was den heutigen Tag perfekt macht zum Schifahren, zumindest nach derzeitigem Wetter.“,

gab Koizumi den Wetterbericht zum Besten.

„Schifahren? Ist das das wo man über den Schnee rutscht?“,

bemerkte Asahina-san als sie ihr Kinn hob, das eng von ihrem Schal umschlungen war.

„…“

Nagato stand regungslos mit ihrem kleinen Gepäcksstück in einer Hand.

„Hi!“,

rief meine kleine Schwester und sprang heraus.

Wir standen gerade in aller Früh fertig vorbereitet am Bahnhof. Wir würden den Zug nehmen und dann einige Male umsteigen, bis wir dann plangemäß am Nachmittag am Berg ankommen. Das war aber kein Thema, viel eher stellte sich die Frage wie meine kleine Schwester hier uneingeladen auftauchen konnte…

„Egal, was willst du machen wenn sie schon mal hier ist? Nehmen sie wir mit. Wenn wir gemeinsam fahren lässt sich die Sache wahrscheinlich einfacher lösen und du wirst uns ja keine Probleme bereiten oder?“

Haruhi beugte sich zu meiner Schwester und zeigte ihr ein Lächeln.

„Wäre es jemand, der mir nichts bedeutet, hätte ich ihn bereits rausgeworfen, aber deine Schwester ist mit ihrer ehrlichen Persönlichkeit ganz anders als du, also gibt es keinen Grund nicht OK zu sagen. Das, und weil sie im Film mitgespielt hat und Shamisen braucht ja auch einen Spielkameraden.“

Das ist wahr, sogar Shamisen befand sich unter meinem Gepäck. Ihr wollt wissen warum? Dann hört zu was der Planer des gemeinsamen SOS Brigade Winterausflugs zu sagen hatte:

„Die Katze brauchen wir für die Handlung des Krimis.“

Ist es eine Geschichte ähnlich wie „Die Katze war Zeuge?

Koizumi, der auf seinem Gepäck saß, fuhr fort:

„Es ist egal welche Katze, es kann jede sein, solange sie den Fall lösen kann. Seine außergewöhnliche Schauspielkunst im Film jedoch hat mich dazu gebracht ihn auch für dieses Schauspiel einsetzen zu wollen.“

Der jetzige Shamisen ist allerdings nicht mehr als eine typische Hauskatze, die kein Wort sprechen kann. Es ist also besser nicht allzu große Hoffnungen in seine Schauspielkunst zu haben. Ich fuhr fort und sagte folgendes zu Haruhi, die gerade mit meiner Schwester die Köpfe zusammensteckte:

„Dank ihm wurde ich auf frischer Tat ertappt als ich gerade das Haus verlassen wollte.“

Bei Anbruch der Dämmerung das Haus zu verlassen war einfach zu früh. Gegenüber meiner Mutter hatte ich mich stumm verhalten um meine Deckung zu bewahren und meine Schwester hatte keine Ahnung davon, dass ich mit Haruhi & Co wegfahren würde, jedoch hatte der Plan eine Schwachstelle. Als ich gerade dabei war den schlafenden Shamisen in einen Katzenkorb zu schieben, stolperte meine Schwester in mein Zimmer. Vielleicht war sie gerade auf dem Weg ins Badezimmer und hatte sich im Halbschlaf in der Tür geirrt, nehme ich zumindest an.

Die Situation eskalierte sofort. Die verschlafenen Augen meiner Schwester öffneten sich weit-

„Wohin willst du mit Shamisen? Warum bist du so angezogen? Was soll das Gepäck?“

Mensch, gib Ruhe. Was jetzt folgte war ein Anfall einer elfjährigen Fünftklässlerin, wie sie meine Schwester darstellte, der noch Schlimmer war als der im vergangenen Sommer und in dem sie vollen Gebrauch von ihren Händen und Füßen machte um sich an meine Tasche zu klammern und nicht mehr loszulassen. Es hatte große Ähnlichkeit mit diesen farbenfrohen Muscheln, die sich mit stählernem Griff an die Felsen klammern auf denen sie sich befinden und welche sie unter keinen Bedingungen loslassen.

„Einer mehr gefährdet den Plan nicht.“, sagte Koizumi lächelnd, „Es übersteigt nicht unser Budget die Fahrt für ein zusätzliches Kind zu bezahlen. Außerdem finden sowohl Suzumiya-san als auch ich, dass es gemein wäre sie jetzt noch nach Hause zu schicken.“

Nachdem sie mit Haruhi herumgealbert hatte, vergrub meine Schwester ihr kleines Gesicht in den vollen Brüsten von Asahina-san und umarmte die Knie der stillstehenden Nagato. Als Finale ließ sie sich von Tsuruya-san im Kreis schwingen und hörte dabei gar nicht mehr auf zu kreischen.

Was bin ich froh, dass sie eine Schwester ist. Wäre es ein Bruder, dann würde er inzwischen in einer Tasche verpackt in irgendeiner dunklen Gasse stehen.

Auch im Expresszug zum Berg hielt das Bedürfnis meiner Schwester zu spielen an und sie wuselte um uns Vier herum und verbrannte dabei ihre ganze Energie. Schon am Beginn so aufgeregt zu sein würde nur dazu führen, dass wir wenn wir am Ziel ankommen völlig erschöpft sind, was bedeuten würde, dass ich meine dann schlafende Schwester tragen müsste. Aber meine Warnungen fielen auf taube Ohren. Haruhi und Tsuruya-san verhielten sich genauso wie meine Schwester und waren völlig überdreht. Sogar die eher zurückhaltende Asahina-san schien aufgeregt und selbst Nagato, die ihr Buch nach ein paar Seiten wieder eingepackt hatte, beobachtet meine Schwester mit stummem Blick.

Ich stützte meinen Kopf auf meinen Arm und starrte nachdenklich auf die am Fenster vorbeiziehende Landschaft. Koizumi saß neben mir, Haruhi und die anderen Mädchen uns gegenüber. Sie hatten ihre Sitze gedreht, so dass sie zueinander sahen, um gemeinsam UNO spielen zu können. Werdet dabei nicht zu laut, ihr stört sonst die anderen Passagiere.

Koizumi und ich, die Ausgeschlossenen, spielten nach der Abfahrt für zehn Minuten Rommé, doch wurde das je länger es ging immer langweiliger, weshalb ich aufgab. Warum müssen immer wir zwei Männer die tragischen Gestalten sein?

Wenn dem so sein musste, war das Einzige was einem übrig blieb, sein geistiges Auge auf das kommende gloriose Festmahl zu richten, wobei der noch zu kommende Anblick von Asahina-san in Schioutfit um einiges besser wirkte. Gerade als ich darüber nachdachte wie ich es zu einer Szene mit nur uns beiden in verliebter Stimmung auf der Schipiste kommen lassen könnte…

„Miau~“

Ein Geräusch ertönte aus dem Katzenkorb und Schnurrbarthaare erschienen in der Öffnung.

Nach dem Filmphänomen wurde aus Shamisen eine artige Hauskatze von geringem Pflegeaufwand, die bei niemanden mehr den Eindruck eines Streuners erweckte. Er benahm sich und wartete bis es Fütterungszeit war und kratze oder kaute nicht an Dingen. Vielleicht lag es daran, dass die erste Priorität dieses Burschen keine andere als schlafen war. Sobald er an diesem Morgen im Katzenkorb war begann er zu schlafen, doch egal wie faul eine Katze ist, irgendwann hat sie genug geschlafen und wacht letztendlich auf. Er rieb sich über die Ecken seiner Augenlieder, als würde er sich langweilen, doch konnte ich ihn natürlich nicht im Wagon herumstreunen lassen.

„Halte noch ein bisschen länger durch.“

Ich redete auf ihn ein während er neben meinen Beinen lag.

„Sobald wir da sind bekommst du neues Katzenfutter.“

„Miau~“

Shamisen verfiel in Stille und schien meine Absicht zu verstehen. Erstaunt bemerkte Koizumi:

„Als er zum ersten Mal zum Sprechen anfing, hat es mich völlig umgehauen. Diese Katze gefangen zu haben war wie auf Gold zu stoßen. Damit meine ich nicht nur eine männliche Glückskatze gefunden zu haben, sondern dass es unglaublich ist wie gut er menschliche Emotionen versteht.“

Es war Haruhi gewesen, die ihn aus einer Gruppe von streunenden Katzen ausgesucht hatte, die eine Chromosomenmutation aufwiesen, wie sie nur einmal bei ein paar tausend Katzen vorkommt. Ich sollte ihr wirklich raten an Lotterien teilzunehmen. Egal was wir gewinnen, es würde irgendwie die Kosten unserer Aktivitäten decken. Ich fühle mich nicht gut dabei immer das Budget des Literaturclubs dafür zu verwenden.

„Lotterien…Wenn Suzumiya-san wirklich in der Lotterie gewinnen würde, wären die Folgen davon wahrscheinlich schwierig zu kontrollieren. Denk nur mal daran was passieren würde, wenn sie mehrere Millionen Dollar zur Verfügung hätte?“

Ich denke nicht oft über solche Dinge nach, aber ich glaube der Schwachkopf würde damit beginnen ausgemusterte Kampfflugzeuge der amerikanischen Armee zu kaufen. Einsitzer sind ja Ok, was mir Kopfschmerzen bereitet sind Zweisitzer. Man braucht gar nicht zu überlegen, um zu wissen wer als Co-Pilot in den hinteren Sitz gestopft werden würde.

Entweder das, oder sie würde es verschwenderisch für Werbung verwenden und wenn man sich dann eines Tages zurücklehnt und zur Hauptabendzeit fernsieht, wird plötzlich ein „Dieses Sendung wird einzig und allein von der SOS Brigade gesponsert“ über den Bildschirm flimmern. Nur der Gedanke daran, dass unsere Werbung in jedem Haushalt zu empfangen sein würde, jagte mir Schauer über den Rücken. Wenn Haruhi Produzent werden würde, würde jede Show einfach nur krank werden. Sogar ein Kindergartenkind könnte höhere Quoten einfahren, als wenn sie die Leitung innehat.


„Vielleicht würde sie auch Dinge tun, die der Allgemeinheit nützen würden, wie ein paar Stiftungen für Erfindungen gründen oder ein Labor einrichten.”

Man verliert allerdings in 90% der Fälle im Leben und der Einsatz hier war einfach zu hoch. Selbst ein erfahrener Statistiker würde hier zögern. Wir sollten uns nicht noch mehr Probleme schaffen solange wir keinen vernünftigen Grund dafür haben.

„Es würde ausreichen sie im Supermarkt Eis am Stiel kaufen zu lassen bei dem man etwas gewinnen kann.“

Ich betrachtete wieder die Landschaft hinter dem Fenster. Koizumi lehnte sich zurück, versank in seinem Stuhl und schloss seine Augen um sich ein wenig auszuruhen. Sobald wir ankommen würden wir ständig beschäftig sein, also war es ratsam schon jetzt dafür Enegie zu sparen.

Die Umgebung wurde immer ländlicher. Tunnel für Tunnel wurde der Anblick weißer und während ich noch die Aussicht bewunderte versank ich langsam in Schlaf.

Am Ziel angekommen schnappten wir uns unser Gepäck und rollten damit aus der Bahnstation. Was sich uns bot war ein von zwei Farben geprägter Anblick, der klare blaue Himmel im Kontrast zum gleißend weißen Schnee und einer Zweiergruppe bekannter Gesichtern, die uns begrüßte.

„Willkommen zusammen. Es ist schon einige Zeit her, dass wir uns gesehen haben.“

Mit einer tiefen Verbeugung stand hier der beste Schauspieler in der Rolle des Butlers-

„Sie müssen von der langen Reise müde sein. Willkommen.“

-neben dem wunderschönen Dienstmädchen von unbekanntem Alter.

„Nein gar nicht, überhaupt nicht, Entschuldigung, dass wir euch Umstände bereiten.“

Koizumi, der bei dieser Art von Unterhaltung in seinem Element war, begab sich in ihre Richtung und stellte sich zu ihnen.

„Das wäre wohl das erste Mal, dass Tsuruya-san sie trifft. Sie sind meine Freunde, Arakawa-san und Mori-san. Ich habe sie hinsichtlich der Essensversorgung auf diesem Ausflug um Hilfe gebeten.“

Ihr Auftreten entsprach exakt dem auf der einsamen Insel…der einen Dreiteiler tragende grauhaarige Gentleman-Butler Arakawa-san und das eine einfache Schürze über einem Kleid tragendes Dienstmädchen Mori-san.

„Mein Name ist Arakawa.“

„Ich heiße Mori.“

Die Zwei begrüßten uns gleichzeitig.

Sie begrüßten uns bei diesen frierenden Temperaturen ohne auch nur einen Mantel zu tragen. War das Teil des Schauspiels oder war es aufgrund von Professionalität hinsichtlich der Rollen, die sie in diese Sache verwickelt hatten?

Tsuruya-san schwang ihr schweres Gepäck herum.

„Hallo! Schön Sie kennenzulernen! Nachdem Sie uns Koizumi-kun empfohlen hat, habe ich keinerlei Bedenken. Bitte kümmern Sie sich um uns und benutzen Sie das Haus wie es ihnen gefällt!“

„Ich danke Ihnen vielmals.“

Arakawa-san verbeugte sich nochmals, richtete sich mit einiger Mühe wieder auf und zeigte ein steifes Lächeln auf seinem Gesicht.

„Wir sind erleichtert Sie alle bei so guter Laune zu sehen.“

„Ich entschuldige mich für die dürftige Begrüßung im Sommer, bitte vergeben Sie uns.“

Mori-san offenbarte ein warmes Lächeln, das sogar noch weicher wurde, als sie meine Schwester sah.

„Wow, so ein süßes kleines Mädchen.“

Der uneingeladene Gast erwachte schnell wieder zum Leben, fast wie Seegras wenn es auf kochendes Wasser trifft. „Hallo!“, sagte sie und stürmte rasch zu Mori-sans Rock.

Haruhi ging ein paar Schritte und stieg in den Schnee.

„Es ist schon zu lange her. Ich freue mich schon wirklich auf den gemeinsamen Winterausflug. Dass uns im Sommer der Taifun erwischt hat war ein ziemliches Pech, also will ich das alles mit diesem Ausflug auf einmal wieder ausgleichen!“

Damit wandte sie sich um und startete weg, als wäre sie ein Verbrecher auf der Flucht.

“Lasst uns gehen! Danach können wir es endlich krachen lassen! Lasst uns den ganzen Dreck des alten Jahres abschütten und das neue Jahr begrüßen! Nicht ein Funken von Reue darf ins neue Jahr mitgenommen werden. Genau!“

Jeder von uns antwortete darauf auf seine eigene Art. Tsuruya-san erhob beide Hände und rief „JA-!“, Asahina-san sah schüchtern aus und nickte nur zurückhaltend, Koizumi verblieb bei seinem Lächeln und Nagato verhielt sich wie üblich still, während meine kleine Schwester nicht von Mori-sans Seite wich.

Was mich betrifft, ich wandte meinen Blick seitwärts auf den Horizont um dem strahlend, schon nahezu gleißend lächelnden Gesicht von Haruhi zu entgehen.

Der Himmel war absolut klar und zeigte keine Zeichen eines aufziehenden Sturmes.

Zu diesem Zeitpunkt.

Wir stiegen in Allradfahrzeuge ein um zu Tsuruya-sans Villa zu gelangen. Die Fahrer waren Arakawa-san und Mori-san, so dass wir daraus schließen konnten, dass Mori-san zumindest alt genug sein musste um einen Führerschein zu machen. Das war ein ziemlicher Durchbruch, nachdem ich davor wenig Zweifel daran gehabt hatte, dass sie zu unserer Altersgruppe gehört. Nein, nein, ich will damit gar nichts anderes andeuten. Asahina-san als einziges geschäftiges Dienstmädchen ist genug. Ich habe kein Bedürfnis nach Mori-san, nur um das mal klarzustellen. Dieser Punkt ist mir wichtig.

Die Autofahrt durch die weiße Landschaft zwar eher kurz. Schon nach fünfzehn Minuten hielt das vierrädrige Monster vor einem Edelbau an.

„Das kann sich sehen lassen!“

merkte Haruhi an, die als erste aus dem Auto stieg.

„Das wäre die kleinste und schönste der Villen, die wir besitzen.“, sagte Tsuruya-san, „Aber mir gefällt es hier, da sie auch die gemütlichste ist.“

Die Villa befand sich nicht weit von der Bahnstation entfernt und man konnte zu Fuß das Schigebiet erreichen. Berücksichtigt man die Lage, war es klar, dass die Villa nicht wenig gekostet haben musste. Die Aussage, dass es das die kleinste Villa war, war aber keine Lüge, denn der Vergleich hinsichtlich Größe und Schönheit bezog sich auf ihr eigenes Anwesen im japanischen Stil. Beschreibt man sie mit den Worten von einfachen Leuten, dann entsprach die Ausdehnung des Grundstückes der der einsamen Insel, wo wir den Sommer verbracht hatten. In was für dunkle Geschäfte war die Tsuruya Familie nur verwickelt um sich solche riesigen Häuser leisten zu können?

„Bitte treten Sie ein.“

Arakawa-san, der Butler, übernahm die Führung. Er und Mori-san hatten schon im Voraus die Erlaubnis und die Schlüssel für die Villa erhalten und waren einen Tag früher angereist, was bedeutete, dass sie seit gestern das Schauspiel vorbereiteten. Das zeigte nur Koizumis minutiös genaue Planung, als auch wie locker die Tsuruya Familie damit umging.

Wäre diese aus Holz gebaute Villa in der kommenden Schisaison für die Öffentlichkeit geöffnet, sie wäre sicher ausgebucht. Gerade als ich voller Dankbarkeit in das Haus trat, überkam mich eine kleine Vorahnung.

Hinsichtlich was genau konnte ich nicht sagen, aber sie war definitiv da.

„Hmm…?“

Ich wandte mich um und betrachtete ehrfurchtsvoll die Einrichtung der Villa.

Tsuruya-san konnte nicht aufhören zu lächeln als Haruhi sie mit schmeichelnden Worten überschüttete, die von Tsuruya-san mit schallendem Gelächter beantwortet wurden. Koizumi und Arakawa-san sowie Mori-san unterhielten sich, während sich meine Schwester sofort Shamisen schnappte und ihn an sich drückte. Asahina-san atmete tief durch nachdem sie ihr Gepäck abgestellt hatte und Nagato wandte ihren Blick gen Himmel auf ein unbekanntes, nicht erkennbares Ziel.

Keine Anomalie war zu erkennen.

Von nun an würden wir die nächsten paar Tage den gemeinsamen Urlaub verbringen und schließlich in unsere normale Umgebung zurückkehren und das alltägliche Leben genießen…

Theoretisch…

Wir alle wussten, dass der kommende Mordfall nur ein Schauspiel und nicht echt sein würde, also würde Haruhis Stimmung nicht außer Kontrolle geraten. Es sollte also für Nagato und Asahina-san nicht notwendig sein zu intervenieren und auch Koizumis Kräfte würden überflüssig sein.

Um es anders auszudrücken, die kommenden Ereignisse waren mehr wie Insiderhandel und nicht wie irgendein bizarrer unklarer Mordfall oder eine gigantische Grille, die einen anspringt sobald man einen Raum öffnet, nichts derartig Außergewöhnliches.

Aber was war dann dieses Gefühl? Ich konnte es nur als Inkohärenz beschreiben, was inzwischen schon nichts ungewöhnliches mehr war. Nicht unähnlich einem Phantom, das an einem vorbeistreift. Ja, genau wie bei den endlosen Sommerferien. Es fühlte sich ähnlich an, nur ohne die Déjà-vus….

„Ich gebe auf.“

Wie der glitschige Körper eines Fisches entglitt mir das Gefühl aus den Händen.

„Mache ich mir nur zu viele Gedanken?“

Ich schüttelte den Kopf und stieg die Treppen innerhalb der Villa hinauf um zum mir zugewiesenen Zimmer zu gelangen. Die Inneneinrichtung war nicht verschwenderisch, aber vielleicht habe ich auch nur kein Auge für Qualität. Wer weiß, ob ich nach der Frage nach dem Preis des einfach wirkenden Treppengeländers nicht eine astronomische Summe an den Kopf geworfen bekommen hätte.

Wir befanden uns im zweiten Stock, in dem die Schlafzimmer waren.

„Kyon-kun.“

Tsuruya-san näherte sich mir mit einem Lächeln.

„Kann ich gemeinsam mit deiner Schwester schlafen? Um ehrlich zu sein haben wir nicht genug Zimmer. Ich könnte sie in das Zimmer lassen, das ich selber als Kind benutzt habe, aber wäre sie nicht einsam, wenn sie alleine schläft?“

„Sie kann sich mit mir ein Zimmer teilen.“

Haruhis Kopf tauchte plötzlich auf.

„Ich habe mich gerade umgesehen, das Bett ist riesig. Sogar drei Leute wären kein Problem. Egal wie du es drehst und wendest, es ist einfach gesünder wenn Mädchen gemeinsam mit Mädchen schlafen.“

Wie, gesünder? Meine Schwester in meinen Zimmer zu haben… Als ob ich ihr irgendwas antun würde. Kritisch würde es nur werden, wenn ich mir ein Zimmer mit Asahina-san teilen würde, aber ob es jetzt meine Schwester ist oder Shamisen macht für mich keinen Unterschied.

„Also, wie sollen wir es machen?“

Haruhi fragte meine kleine Schwester, die sich gerade Shamisen auf die Schultern hängte. Sie kicherte und antwortete ohne Rücksicht auf die aktuelle Situation:

„Ich will bei Mikuru-oneechan schlafen!“

Meine Schwester erschlich sich damit einfach so Zugang zu Asahina-sans Zimmer und ließ Shamisen bei mir zurück. Ich schickte mich an den anderen die seltene Chance zu geben die Nacht mit diesem Stubentiger zu verbringen-

„Danke für deine gute Absicht, aber ich habe nicht die Geduld mich um eine sprechende Katze zu kümmern.“

Koizumi wiegelte ab, während Nagato für gut dreißig Sekunden auf die Wimpern der Glückskatze starrte-

„Kein Bedarf.“

Mit dieser kurzen Antwort wandte sie sich um und ging von dannen.

Gut, ihn auf dem Anwesen herumstreunen zu lassen würde wohl auch nicht schaden. Allerdings verhielt sich Shamisen auf fremdem Territorium nicht anders als zu Hause sondern sprang sofort ins Bett und begann zu schnarchen. Dabei hatte er doch schon so lange im Zug geschlafen. Ich hätte mich selbst gerne hingelegt, aber Haruhi wollte keine Zeit verschwenden, also hatten alle der Tagesorder Folge zu leisten und sich unten zu versammeln.

„Gut! Lasst uns gehen! Auf zum Schifahren!”

Meiner Ansicht nach übereilten wir das Ganze, aber Haruhi wollte energiegeladen wie sie war nicht auch nur eine einzige Sekunde verlieren. Bedingt durch die energetische Tsuruya-san, die das Feuer nur noch weiter anfachte, würde Haruhi ihre Geschwindigkeit vielleicht sogar noch verdoppeln, solange diese mit ihrer hyperaktiven Art bei ihrer Seite blieb.

Schianzüge und Schi hatte Koizumi gemietet. Es war mir unerklärlich wie er an unsere genauen Maße gekommen war. Sogar für meine kleine Schwester, die sich uns erst im letzten Moment angeschlossen hatte, gab es einen Anzug, der ihr passte wie angegossen. Ich hatte die Spione der „Organisation“ vor Augen, die, gekleidet in schwarze Anzüge und sich in den Schatten bewegend, sich in die North High und die Volksschule meiner Schwester schleichen und das Krankenzimmer stürmen um an die Unterlagen der Schuluntersuchung zu kommen. Hmm, vielleicht sollte ich ihn in den nächsten Tagen mal nach den Maßen von Asahina-san fragen, natürlich nur aus reiner Neugierde.

„Ich bin schon länger nicht mehr Schi gefahren. Seit den Ausflügen in meiner Volksschulzeit hatte ich nicht mehr die Gelegenheit dazu, da es dort wo wir wohnen nicht schneit. Im Winter braucht man Schnee um richtig in Stimmung zu kommen!“

Die Worte einer Göre, die keine Ahnung von den Gefahren von verschneiten Feldern hat. Es gibt viele Leute die Schnee hassen. So war etwa Uesugi Kenshin aus der Zeit der streitenden Reiche einer von ihnen. Uesugi Kenshin

Beladen mit Schischuhen und Schi auf unseren Rücken, marschierten wir schließlich Richtung großer Schipiste. Wie Haruhi hatte auch ich schon länger keine Gelegenheit mehr gehabt Schi zu fahren. Das letzte Mal war in meiner Mittelschulzeit gewesen. Für meine Schwester war es das erste Mal, genauso wie scheinbar für Asahina-san. Ich war mir sicher, dass Nagato noch keine Erfahrung darin hatte, aber mein geschulter Verstand sagte mir, dass sie jedem Profi Konkurrenz machen würde sobald sie sich auf der Piste befand.

Die verstreuten Fahnen in verschiedenen Farben, wie die Skijacken aus der Entfernung aussahen, fielen mir ins Auge sobald wir vom Lift abstiegen und machten mir bewusst, wie viel weniger Leute hier entgegen meiner Erwartung waren, was Tsuruya-san sofort erklärte:

„Das hier ist ein versteckter Ort, ein Skigebiet, das nur einigen wenigen Experten bekannt ist, weil es bis vor einem Jahrzehnt noch im Privatbesitz war.“

Obwohl es seitdem für die Öffentlichkeit geöffnet war, hatte Tsuruya-sans Ergänzung keinen verächtlichen Unterton. Es gibt solche Leute, sie sehen gut aus, haben eine großartige Persönlichkeit, eine großartige finanzielle Situation, stammen aus gutem Hause und sind damit mit einem Wort geradezu fehlerfrei.

Haruhi sagte zu mir als sie sich die Ski anschnallte:

„Was machen wir Kyon? Ich würde gerne sofort die Expertenpiste ausprobieren, aber kann überhaupt jeder hier Schi fahren? Wie stehts mit dir?“

„Lass uns vorher noch ein wenig üben.“

Ich sah zu meiner Schwester und Asahina-san, die nachdem sie sich die Schi angeschnallt hatte gestürzt war, nach einer zurückgelegten Strecke von neununddreißig Zentimetern, weshalb ich Haruhi sofort antwortete:

„Wenn du ihnen nicht einmal die Grundlagen lernst, kannst du die Expertenpiste vergessen, dann wird sogar das Aufsteigen auf den Sessellift ewig dauern.“

Asahina-san, die nach dem Sturz völlig mit Schnee bedeckt war, war ein Naturtalent als Model für Skiausrüstung. Manchmal dachte ich darüber nach, ob es irgendwas gab, das ihr nicht stand.

„Dann lasst uns das machen! Ich werde mit Mikuru trainieren, Imouto-chan wird mit Haruhi-nyan losziehen. Und bezüglich Kyon-kun und dem Rest, denkt auch einfach selber etwas aus.“

Der Vorschlag von Tsuruya-san hätte nicht zu einer besseren Zeit kommen können. Ich brauchte ein wenig Zeit um mich an das Gefühl von Schiern zu gewöhnen. Ich warf einen flüchtigen Blick zur Seite..

„….“

Die absolut emotionslose Nagato hatte bereits ihre Stöcke gepackt und problemlos losgelegt.

Letztendlich lernte meine Schwester gar nichts. Waren Haruhis Lehrmethoden etwa ungeeignet?

„Press die Füße zusammen und stoß dich stark mit den Skistöcken ab, dann visier dein Ziel an und schon bist du unterwegs. Fahr einfach mit Volldampf und bleib auch mit Volldampf stehen. Ok! Jetzt ist alles zur Abfahrt bereit!“

Schon eher sich Schritt für Schritt vortasten. Wenn alles mit Volldampf angehen alles wäre was man braucht, dann hätte man viele Probleme der Welt schon längst gelöst. Unglücklicherweise brachten die Bemühungen meiner Schwester mit Volldampf zu fahren nur eine Verlängerung der zurückgelegten Strecke von dreißig Zentimetern auf drei Meter, bevor sie auf den Boden stürzte. Aber sie hatte Spaß daran und schrie herum, fiel und aß Schnee. Egal wie das Ergebnis war, das war eine gesunde Form sich zu entspannen, auch wenn man aufpassen sollte, dass man davon nicht Magenweh bekommt und sich zu sehr reinsteigert.

Hinsichtlich der anderen Gruppe hatte Asahina-san entweder Talent oder Tsuruya-san war eine großartige Lehrerin, denn Asahina-san hatte schon nach dreißig Minuten Schifahren gelernt.

„Wa, wa! Das macht Spaß! Wa! Das ist toll!”

Vor dem strahlend weißen Hintergrund war das Gesicht der lachenden Asahina-san, um es kurz zu sagen, wie ein grandios gefertigtes Abbild einer Schneefee, so umwerfend wie ein Kunstwerk. Dieser Anblick wäre mir schon genug gewesen, wenn wir jetzt unsere Sachen gepackt hätten.

Haruhi warf einen Blick auf Koizumi und mich, die wir gerade eigenständig übten und sah dann auf meine Schwester, die keinerlei Fortschritte machte. Ihr Blick sagte, dass sie am liebsten den Gipfel stürmen würde um dann ins Tal zu schießen, aber es war unmöglich die Fünftklässlerin dabei mitzunehmen.

Tsuruya-san schien sie durchschaut zu haben, weshalb sie sagte:

„Haruhi-nyan! Geht schon voraus und nehmt den Lift!”

Sie fiel hin, lachte aber aus ganzem Herzen als sie meine Schwester hastig ausgrub.

„Ich werde es Imouto-kuntu beibringen! Entweder das, oder ich baue einen Schneemann mit ihr oder fahre mit ihr Schlitten, wenn es hier einen zum mieten gibt.“

„Wirklich?”

Haruhi sah auf meine Schwester und Tsuruya-san und dankte ihr.

„Vielen vielen Dank~ Es tut mir leid~“

„Kein Problem, kein Problem~ Komm Imouto-kuntu! Willst du lieber Schistunden, einen Schneemann bauen oder Schlittenfahren?“

„Schneemann!“,

antwortet meine Schwester laut während Tsuruya-san ihre Schiausrüstung ablegte.

„Ok, dann bauen wir einen Schneemann. Lass ihn uns richtig groß machen, oder?“

Während sie die beiden dabei beobachtete wie sie einen Schneeball rollten, sagte Asahina-san neidisch:

„Schneemann…Ich will hier bleiben und einen Schneemann bauen…“

„Keine Chance.“

Haruhi packte Asahina-san schnell am Arm und sagte mit einem Lächeln auf dem Gesicht:

„Wir fahren jetzt zum Gipfel des Berges und treten dann gegeneinander an. Der Erste, der das Tal erreicht wird von mir mit dem Titel General Winter belohnt. Gebt euer Bestes!“

Diese Göre würde sich ohne Zweifel erst zufrieden geben wenn sie als Sieger aus dem Wettkampf hervorgeht. Auch egal, aber sofort den Gipfel in Angriff zu nehmen bereitete mir etwas Sorgen. Man sollte die Dinge Schritt für Schritt angehen.

Haruhi rümpfte die Nase und spottete:

„Feigling. Um wirklich Spaß am Schi fahren zu haben muss man sofort am Gipfel beginnen!“

Obwohl sie das gesagt hatte, ging sie auf meinen Vorschlag ein, was eine wahre Seltenheit war. Wir entschieden uns dafür zuerst auf der normalen Piste zu fahren und uns das Hauptereignis des Tages, die Expertenpiste, als letzte Herausforderung aufzuheben.“

„Auf zu den Liften. Yuki, wir fahren los! Komm her!“

Nagato, die in weiten Bögen um uns herum gefahren war, eilte zu unserer Position nachdem Haruhi sie gerufen hatte und stoppte direkt neben mir.

„Wir fahren gegeneinander! Wettkampf! Ich habe genug Gratistickets für den Lift um uns bis zum Sonnenuntergang damit zu versorgen. Nein! Sogar in der Dämmerung können wir den Lift benutzen! Ok, mir nach!“

Das hätte ich auch ohne dein Gebrülle gemacht. Außerdem, selbst wenn ich die Absicht gehabt hätte an der Schneemann bauen Klasse teilzunehmen, hättest du dein Veto eingelegt. Lassen wir mal Koizumi beiseite, allein weil Nagato und Asahina-san Haruhi tun lassen was sie will, würde ich sagen, dass nicht nur ein Blizzard sondern auch die Rückkehr der Eiszeit nicht völlig abwegig war. In so einer Situation ist ein Mann offenen Geistes mit ethischen Grundsätzen unabdingbar. Ich war mir nicht sicher, ob mein Geist offen genug dafür war all die Außergewöhnlichkeiten in unserer Mitte wahrnehmen zu können und Koizumi würde nur seine Freude daran haben wenn er mir mit den diversen Einwänden kommen könnte. So kümmerte ich mich nicht mehr darum, nachdem das alles ja jetzt sowieso keine Rolle mehr spielte.

Die ganze Brigade stand energiegeladen bereit. Beim Schnee handelte es sich um Pulverschnee und der klare helle Himmel zeigte sich in Zyan. Die Anführerin hob ihre Hand, mit einem Ausdruck im Gesicht, so strahlend wie der Himmel über ihr:

„Der Lift ist ein Zweisitzer, also lasst uns der Fairness halber Schere-Stein-Papier spielen.“

Als nächstes…

... hatte der Schneemann schon erste Formen angenommen und Tsuruya-san und meine Schwester vergnügten sich als wären sie im gleichen Alter

…absolut nichts Erwähnenswertes. Meine Schwester und Tsuruya-san entschlossen sich zurück zu bleiben und sich eigenen Aktivitäten hinzugeben, während die regulären Mitglieder der SOS Brigade langsam mit dem Lift nach oben fuhren um die einfachen Freuden des Schifahrens zu genießen. Als wir wieder im Tal ankamen hatte der Schneemann schon erste Formen angenommen und Tsuruya-san und meine Schwester vergnügten sich als wären sie im gleichen Alter. Egal ob es das Aufsetzen eines Kübels oder das Anbringen einer Nase war, sie waren in ihre Arbeit versunken. Kurz darauf begannen sie mit einem zweiten Schneemann. Das wäre dann die aktuellste Szene, an die ich mich erinnern konnte.

Beziehungsweise die letzte Erinnerung an diese Beiden.

„Wieviele Durchgänge der Wettfahrt waren das jetzt?“

Wir waren den Berg irgendwie ohne Sturz heruntergekommen und hatten der Zeit keine Beachtung geschenkt. Aus heiterem Himmel fanden wir uns plötzlich in einem dichten Schneeturm wieder. Vor uns war ausschließlich Weiß zu sehen und die Sichtweite betrug nur einen Meter.

Die stürmischen mit Schnee gemischten Winde trafen uns in voller Härte. Die Schmerzen waren dabei noch schlimmer als die sich verstärkende Kälte. Unsere ungeschützten Gesichter foren schnell ein und wir konnten nur atmen wenn wir Richtung Boden sahen, so stark war der Blizzard in dem wir uns befanden.

Dafür hatte es wirklich keinerlei Anzeichen gegeben.

Die in Führung liegende Haruhi hielt an, ebenso die mit ihr konkurrierende Nagato, während Asahina-san und ich auf Koizumi aufschlossen und die Nachhut bildeten-

-wir befanden uns bereits mitten im Blizzard.

Es war fast so, als wäre er von irgendjemand da draußen gerufen worden.

...

......

..........

Ende des Flashbacks. Wisst ihr jetzt wie wir in diese kritische Situation hier auf dem verschneiten Berg geraten sind?

Die Sicht war einfach zu schlecht und sollte sich ein paar Meter entfernt eine Klippe befinden, dann würden wir dort hinunterfallen und unser Ende finden wenn wir nicht Acht gaben. Eigentlich sollte es ja keine Klippe geben, aber es würde mich nicht überraschen wenn irgendwas auf der Karte nicht verzeichnetes plötzlich vor uns auftauchen würde. Dieses Schigebiet hatte immerhin keine Sprungschanze, die wir hinabstürzen konnten und vom Fallen zu sprechen wäre vielleicht auch übertrieben, aber es bestand die Möglichkeit uns unsere Nasenrücken zu brechen wenn wir in direkten Kontakt mit einem der im dichten Weiß versteckten Bäume kamen.

„Wo sind wir gerade?“

Ich war etwas betrübt mich hier wieder auf Nagato verlassen zu müssen, aber nichts ist wichtiger als unser Leben. Jetzt waren wir allerdings in einer Situation wo Nagato unfähig war uns zu leiten und nach stundenlanger Wanderung waren wir immer noch nicht weitergekommen.

„Das ist seltsam.“

Sogar Haruhis Gemurmel zeigte Anzeichen von Verwirrung.

„Was geht hier nur vor? Wie kann es sein, dass wir nicht einmal den Schatten einer anderen Person sehen? Das ist einfach zu komisch. Wie lange sind wir jetzt schon unterwegs?“

Sie sah nach vorne zu Nagato, die gerade so aussah, als würde sie sich fragen ob sie irgendwie den falschen Weg ins Tal erwischt hatte. Diese Sache musste jetzt warten. Das hier war kein Wunderland, also sollten wir eigentlich den Fuß des Berges erreichen solange wir Ruhe bewahrten und entlang der Piste nach unten gingen. Das Problem war nur, dass wir aus irgendeinem Grund nicht dort ankamen.

„Wir haben keine Wahl, lasst uns eine Höhle in den Schnee graben und ein Lager aufschlagen. Wir gehen weiter wenn der Sturm abflaut.“

„Warte.“

Ich stoppte Haruhi während ich zu Nagato vorstapfte, die den Schnee wie ein Pflug beiseite zu schieben schien.

„Was geht hier eigentlich vor?“

Das junge Mädchen mit Pokerface, ihre kurzen Haare von den frostigen Winden steifgefroren, hob ihren Kopf langsam zu mir hoch.

„Ein unerklärliches Ereignis ist geschehen.“,

sagte sie ruhig. Diese dunklen Pupillen sahen mich mit ernstem Blick an.

„Wenn die Dimensionskoordinaten, die ich empfange korrekt sind, dann sollten wir uns derzeit schon von unserem Ausgangspunkt entfernt haben.“

Was und was? Wenn dem so gewesen wäre, wären wir inzwischen auf menschliche Lebenszeichen gestoßen, aber selbst nach der ganzen Wanderei waren wir noch nicht auf Liftkabel oder auch nur auf irgendeine Hütte gestoßen.

„Ein Ereignis, das nicht innerhalb der Kontrolle meiner Dimensionsmanipulationsfähigkeiten liegt ist geschehen.“

Nachdem ich Nagatos kühle Stimme gehört hatte, atmete ich tief durch. Worte entwichen aus meinem Mundwinkel gerade so wie Schneeflocken, die augenblicklich schmelzen wenn sie mit der Zungenspitze in Berührung kommen.

Ein Ereignis außerhalb von Nagatos Kontrolle?

Hatten sich meine seltsamen Vorahnungen darauf bezogen?

„Wer könnte dieses Mal dafür verantwortlich sein?“

Nagato verfiel in Stille und starrte mich ohne zu blinzeln an, während die Schneeflocken wild um sie herumtanzten und ihr ins Gesicht geweht wurden.

Keiner von uns hatte eine Uhr oder ein Handy, da wir so übereilt zur Schipiste aufgebrochen waren, also wusste niemand wie spät es war. Das Einzige was wir wussten war, dass wir die Villa um ungefähr drei Uhr Nachmittag verlassen hatten und seitdem schon einige Zeit vergangen war. Am wolkigen Himmel waren ein paar Lichtstreifen zu sehen, aber die dicken Wolken und der Blizzard verhinderten es, dass wir die Sonne ausmachen konnten. Es war ungefähr so hell wie in einer moosbewachsenen Höhle. Aus den Tiefen meines Weisheitszahnes kam plötzlich ein rostiger Geschmack und er begann leicht zu schmerzen.

Wir schienen dieser Wand aus Schnee nicht entkommen zu können und der Himmel war von Grau bedeckt.

Es war ja nicht so, als ob ich so etwas vorher nicht schon einmal erlebt hätte.

Könnte es sein, dass-

„Ahh!“

Haruhi, die direkt neben mir stand, schrie plötzlich auf. Ich war so geschockt, dass mein Herz fast aus meiner Brust gesprungen wäre, direkt durch die Rippen hindurch.

„He! Erschreck uns hier nicht einfach so! Warum schreist zu plötzlich so herum?!“

„Kyon, schau, dort!“

Haruhi deutete mit den Fingern und unbeeindruckt von den starken Winden-

war ein schwaches Leuchten vor uns zu sehen.

„Was ist das?“

Ich starrte in das Licht. Aufgrund des Sturmes flackerte das Leuchten, aber die Quelle blieb stabil. Es ähnelte dem matten Leuchten von Glühwürmchen bei der Paarung.

„Das Licht kommt aus einem Fenster!“

Haruhis Stimme klang plötzlich wieder heiter.

„Dort drüben muss ein Haus sein! Lasst uns gehen und nachsehen. Wir werden hier noch erfrieren wenn wir länger bleiben.“

Wenn wir stehen bleiben ist es aus mit uns, so wie sie es gesagt hat. Trotzdem…ein Haus? Ist es möglich, dass in einer so verlassenen Gegend ein Haus steht?

„Hier drüben, hier drüben! Mikuru-chan, Koizumi-kun! Alle Mann mir nach!“

Haruhi verwandelte sich in einen menschlichen Schneepflug und öffnete heldenhaft einen Pfad für uns. Kälte, Angst und Erschöpfung ließen Asahina-sans Körper zittern. Koizumi folgte Haruhi und stützte sie. Die Worte die er mir zuzischte, als er an mir vorbeiging ließen mein Herz erstarren.

„Das ist definitiv künstliches Licht. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass vorhin noch kein Licht aus dieser Richtung gekommen ist, da ich die die nähere Umgebung inspiziert habe.“

„…“

Nagato und ich sagten kein Wort während wir auf den Rücken von Haruhi starrten, die ihre Schi dazu verwendete den Schnee wegzuschaufeln.

„Beeilt euch! Kyon, Yuki! Fallt nicht zurück!”

Es blieb uns nichts übrig. Bevor unsere gefrorenen Körper ein Jahrhundert später die Schlagzeile in den Zeitungen werden, setzte ich lieber auf diese kleine Überlebenschance. Selbst wenn es eine vorbereitete Falle war, zu diesem Zeitpunkt hatten wir sonst keine Chance.

Ich schob an Nagatos Rücken während ich dem Weg folgte, den Haruhi freigeschaufelt hatte.

Je näher wir kamen, desto heller wurde das Licht. Haruhis Adleraugen sind keine Übertreibung, das ist definitiv Licht, das von innen durch die Fenster scheint.

„Es ist ein Haus! Sogar ein großes…“

Haruhi blieb stehen, richtete sich auf und schaufelte weiter nachdem sie ihren Gedanken Ausdruck verliehen hatte.

Ich starrte auf die massive Struktur und meine schon bedrückte Stimmung sank noch weiter. Vor einer Kulisse aus silberglänzenden Schnee und graphitfarbenen Himmel stand es da wie ein Haus aus einem Schattenspiel, wodurch es nur noch weniger einladend aussah. Es war allerdings nicht so, dass sein Außeres ein besonders ungewöhnlicher Anblick gewesen wäre. Ob Villa wirklich der richtige Ausdruck war? Es sah mehr aus wie ein Schloss. Mehrere Türme unbekannter Funktion ragten aus dem Dach empor und auch wenn das vielleicht an der mangelhaften Beleuchtung lag, sahen sie alle ziemlich düster aus. Ein solches Gebäude mitten auf einem verschneiten Berg ist geradezu der Inbegriff von bizarr. Wenn dem nicht so wäre, dann müssten alle Wörterbücher dieser Welt auf diese neue Definition umgeschrieben werden.

Der Ort war ein verschneiter, von einem Blizzard heimgesuchter Berg. Die Besetzung waren wir, die wir uns in einer Notlage befanden. Nachdem wir auf ein mattes Licht aufmerksam wurden und diesem gefolgt waren, stießen wir auf ein eigenartiges Anwesen-

Nur eine Zutat fehlt noch. Was kommt als nächstes? Das Auftreten des Besitzrs, der noch außergewöhnlicher als die Villa war, oder sogar ein außerirdisches Monster? Würde sich die Geschiche in Richtung Krimi, Mystery oder Horror entwickeln?

„Hallo!„

Haruhi trat vor die Tür und erhob ihre Stimme. Die Tür hatte keine Gegensprechanlage oder auch nur eine Klingel, also klopfte Haruhi mit ihrer Faust gegen die geschmacklose Tür.

„Ist irgendjemand zu Hause!?“

Ich warf noch einmal einen Blick auf die Villa während ich neben Haruhi stand.

Es ist ja nicht so, dass ich zynisch bin, aber dieses Setting war einfach zu gut vorbereitet, gerade als wäre es extra für uns gemacht. Ich war mir allerdings im Klaren, dass das nicht das Werk von Koizumi sein konnte. Es wäre toll gewesen, wenn sich die Tür geöffnet hätte und Arakawa-san und Mori-san uns begrüßt hätten…aber selbst Nagato hatte gesagt, dass die aktuelle Situation über ihren Verstand geht, was beweist, dass nicht Koizumi dafür verantwortlich sein konnte, dem ich nicht zutraue sie täuschen zu können. Selbst wenn er Nagato eingeweiht hätte und sie Teil der Überraschung gewesen wäre, hätte sie mich nicht angelogen.

Haruhi schrie mit einer dröhnender Stimme, die es sogar mit dem Sturm aufnehmen konnte:

„Wir haben uns verirrt! Würden Sie uns bitte hier rasten lassen? Wir sind im Schnee gefangen und werden sterben wenn es so weitergeht!“

Ich wandte mich um um zu bestätigen, dass noch alle da waren. Nagato sah mit ihrem typischen marionettenhaften Ausdruck auf Haruhis Rücken, Asahina-san umklammerte mit panischem Gesicht ihren eigenen Körper um sich zu wärmen und stieß ab und zu einen niedlichen Nieser aus, woraufhin sie sich dann ihre komplett rote Nase putze. Koizumis klassisches Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. Tief in Gedanken versunken hatte er seine Arme verschränkt und hielt seinen Kopf in aufgerichteter Position. Sein Gesichtsausdruck war, als hätte er gerade etwas Bitteres gekostet. Er wirkte wie es ein unentschlossener Hamlet vielleicht täte, der überlegte ob man die Tür öffnen sollte oder nicht.

Haruhis Lärmpegel erreichte eine Lautstärke, dass hätte sie das in der Nähe meines Hauses gemacht, die Nachbarn längst zu den Waffen geeilt wären. Allerdings hatte sie bisher keine Antwort erhalten.

„Ist niemand zu Hause?“

Während sie sich ihre Handschuhe auszog und ihre Hände anhauchte sagte Haruhi gereizt:

„Innen sind Lichter an, also habe ich angenommen, dass auch Leute zu Hause sind… Kyon, was sollen wir tun?“

Ich kann dir darauf keine schnelle Antwort geben, auch wenn du nach einer fragst. Nur ein hitzköpfiger Held, der ausschließlich impulsiv handelt und alles tut was ihm durch den Kopf schießt, würde ohne zu zögern in dieser mysteriösen Villa einfallen.

„Es reicht wenn wir einen Ort finden, den wir als Unterstand benutzen können…gibt es hier in der Nähe eine Garage oder einen Schuppen?“

Für Haruhi jedoch waren solche Nebensächlichkeiten wie eine Suche nach einem Schuppen keine Option. Sie zog sich ihre Handschuhe an und ergriff die Türschnalle, auf der sich schon einiges Eis angesammelt hatte. Sie stieß einmal den Atem uns, was schon fast wie ein Gebet wirkte und drückte mit einem ernsthaften Gesichtsausdruck langsam die Schnalle.

Vielleicht hätte ich sie stoppen sollen. Zumindest nachdem ich Nagatos Hinweis gehört hatte, hätte ich wissen müssen was uns erwartete. Aber jetzt war es zu spät-

-es war als würde die Villa ihr Maul öffnen.

Die Tür war offen.

Künstliches Licht erhellte unsere Gesichter.

„Sie ist also nicht verschlossen. Wäre es zuviel verlangt, dass jemand zur Tür kommt wenn er im Haus ist?“

Haruhi stürmte als Erste hinein und lehnte ihre Schi und Stöcke gegen die Wand.

„Irgendwer? Ist irgendjemand hier? Entschuldigen Sie unser Eindringen!”

Was hätten wir tun sollen? Wir konnten es nur unserer Anführerin gleichtun. Koizumi, der Letzte der eintrat, schloss die Tür und wir konnten schließlich zumindest vorerst einen Abschied von den Stunden voller Kälte und peitschender Stürme nehmen und uns ausrasten.

„Hoo-!“

Asahina-san sank sofort auf den Boden.

„Hallo! Ist hier jemand-?!“

Die dröhnenden Rufe von Haruhi klingelten mir in den Ohren, während mir die Wärme und Helligkeit des Hauses in die Knochen sank. Es ist wie wenn man eine heiße Dusche nimmt, nachdem man im tiefsten Winter nach Hause gekommen war. Der Schnee, der sich auf unseren Jacken und Köpfen angesammelt hatte, verflüssigte sich schnell und tropfte auf den Boden. Die Heizung muss hier ziemlich hochgedreht sein.

Seltsamerweise war niemand im Haus. Es wäre an der Zeit gewesen, dass jemand herauskommt um zu zeigen wie sehr er sich von Haruhi gestört fühlte und sie hinauswarf, aber es kam keine Antwort auf ihre Rufe.

„Könnte es sich um ein Geisterhaus handeln?“,

murmelte ich, während ich mich im Haus umsah. Sobald man durch die Doppeltür trat befand man sich in der Halle. Es wäre allerdings angemessener sie mit einer Lobby eines Luxushotels zu vergleichen. Der Raum war ziemlich hoch und von einem großen Kronleuchter erhellt, während der Boden mit einem dicken roten Teppich bedeckt war. Von Außen sah es vielleicht wie ein Gespensterschloss aus, aber Innen war es ziemlich modern. Ein beeindruckender Aufzug, der zum zweiten Stock führte, befand sich direkt in der Mitte der Halle. Wenn es in der Nähe eine Garderobe gegeben hätte, hätte ich die Halle vielleicht als Erdgeschoss eines Hotels bezeichnet.

„Ich werde mich mal umsehen.“

Der nicht vorhandene Hausbesitzer ging Haruhi auf die Nerven. Sie entledigte sich ihrer Skijacke als würde sie sich häuten und schleuderte ihre Stiefel weg.

„Ich mach mir keine großen Sorgen, da es sich um einen Notfall handelt, aber ich will nicht wegen Ruhestörung angezeigt werden, also werde ich nachsehen ob jemand hier ist. Ihr wartet hier inzwischen auf mich.“

Wie man es von der Anführerin erwarten konnte, war ihre Einschätzung der Lage einer Führungspersönlichkeit würdig. Gerade als Haruhi nur mit Socken bekleidet losziehen wollte-

„Warte mal.“,

rief ich ihr zu.

„Ich begleite dich. Gott bewahre wenn du alleine gehst und wieder etwas tust, das völlig aus dem Rahmen fällt. „

Ich zog hastig meine Schischuhe und meine Jacke aus. Mein Körper wurde sofort beweglicher. Die ganze durch das Verirren im Schneesturm verursachte Müdigkeit war scheinbar verschwunden. Ich warf die schwere Kleidung beiseite.

„Koizumi, kümmere dich inzwischen um Asahina-san und Nagato.“

Ein schiefes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Esper-Jungen, der uns nicht vom Berg herunterführen konnte und er nickte leicht. Ich sah auf die besorgte dreinblickende Asahina-san und warf einen Blick auf Nagato, die noch immer still da stand.

„Lass uns gehen. Das Haus ist groß, also befindet sich der Besitzer vielleicht irgendwo tief drinnen, wo er unsere Rufe nicht hören kann.“

„Seit wann bestimmst bitte du was zu geschehen hat? In Situationen wie dieser bin ich die Einzige, die Befehle erteilt! Mach das was ich dir sage!“

Die scharfzüngige Haruhi unterstrich somit ihre Befehlsgewalt, packte mich am Handgelenk und sagte zu den drei Zurückbleibenden:

„Wir werden bald zurück sein. Koizumi-kun, kümmere dich um die zwei.“

„Verstanden.“,

antwortete Koizumi Haruhi mit seinem üblichen Lächeln und nickte mir zu.

Wahrscheinlich denkt er gerade das gleiche wie ich.

Aber selbst nach einer Durchsuchung alle Ecken des Hauses werden wir auch nicht nur einen Geist einer Person finden.

Aus irgendeinem Grund hatte ich dieses Gefühl

Haruhi beschloss zuerst die oberen Stockwerke zu durchsuchen. Am Ende der großen Stiege erwarteten uns zu unserer Linken und Rechten lange Korridore, an deren Wänden unzählige hölzerne Türen zu sehen waren. Wir entschieden uns dafür eine der Türen zu öffnen, die schließlich auch mit Leichtigkeit aufging. Dahinter lag ein ordentliches Schlafzimmer im europäischen Stil.

An den Enden jedes Korridors schien sich eine Stiege zu befinden, die wir hinaufgingen, natürlich immer Haruhis Anweisungen folgend.

„Da, danach geh mal da lang.“

Haruhi zeigte mit einer Hand nach vorne und benutzte die andere um mich am Handgelenk zu ziehen. Jedes Mal wenn wir ein neues Stockwerk erreichten rief sie: „Ist irgendjemand hier?“, in einer Lautstärke, dass ich das Bedürfnis hatte mir die Ohren zuzuhalten. Aber nicht einmal das konnte ich, so dass mir nichts anderes übrig blieb als Haruhis Anweisungen zu folgen und sie zu begleiten.

Da es unzählige Räume waren konnten wir immer nur stichprobenartig welche öffnen um hineinzusehen. Als wir gerade nur wieder die gleiche Art von Schlafzimmer entdeckt haten, befanden wir uns schon im vierten Stock. Sind die Nachtlampen in den Korridoren immer eingeschaltet? Jeder Stock schien hell erleuchtet zu sein.

Welche Tür sollen wir als nächstes aufmachen? Gerade als ich eine Auswahl treffen wollte –

„Das erinnert mich an das eine Mal im Sommer, als wir nach Draußen gingen um zu sehen ob das Boot noch da war.“

…hmm, haben wir so etwas gemacht? Damals wurde ich wie jetzt von Haruhi mitgeschleift und wir rannten umher während es goss wie aus Eimern.

Während ich die dunklen vergilbten Filme meiner Erinnerung weiterdrehte, blieb Haruhi pötzlich stehen, was auch mich, der ich am Handgelenk gehalten wurde, zum Stillstand brachte.

„Weißt du ich…“

Haruhi fuhr leise fort:

„…kann mich nicht erinnern wann das alles angefangen hat…Ich fing an wann immer möglich den Weg zu wählen, der weniger frequentiert wurde, in der Annahme, dass die übliche Wahl die langweiligere ist. Warum sich Leute für gewöhnliche Dinge entscheiden kann ich einfach nicht nachvollziehen. Schließlich fand ich heraus, dass solange ich mich immer von Beginn an anders als die meisten Leute entscheiden würde, würden interessante Dinge darauf warten von mir entdeckt zu werden.“

Die geborene Rebellin würde also den anderen Weg nehmen, nur weil es ihrer Ansicht nach zu gewöhnlich wäre unter Berücksichtigung des Vorteils geringeren Risikos die Alternative zu wählen. Auch ich habe diese Neigung, es ist also nicht so, dass ich nicht verstehen würde, was Haruhi damit sagen will. Jedoch halte ich sie darin für zu extrem und sie bewegt sich schon abseits des Niveaus, das noch vertretbar ist.

Haruhi lächelte mir zu wie die Mona Lisa.

„Vergiss es, es ist nicht so wichtig.“

Was? So etwas braucht keine Anwort von mir, also bemüh erst gar nicht eine zu bekommen! Könntest du mal unsere Situation betrachten! Das ist nicht die Zeit um Witze zu machen und es locker anzugehen.

„Obwohl mich schon länger etwas beschäftigt.“

„Was ist es dieses Mal?“,

fragte ich ungeduldig.

„Was ist zwischen dir und Yuki?“

Haruhi sah mich nicht an sondern starrte gerade aus in den Korridor.

Meine Antwort kam mit einiger Verzögerung.

“… Was meinst du? Nichts ist zwischen ihr und mir.”

„Lügner. Ich kann doch sehen, dass du ihr seit Weihnachten mehr Aufmerksamkeit schenkst. Jedes Mal wenn ich zu dir schaue, siehst du Yuki an.“

Haruhi starrte noch immer gerade aus.

„Du hast dir nicht den Kopf gestoßen oder so etwas? Oder ist es weil du irgendwas hinsichtlich Yuki planst?“

Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich Nagato exzessiv angestarrt hatte. Das Verhältnis verglichen mit meinen Blicken auf Asahina-san betrug höchstens 6:4 …aber jetzt war nicht die Zeit um so etwas zu sagen!

„Als ob…“

Es verschlug mir die Sprache. Seit dem Vorfall mit dem Verschwinden, genau wie es Haruhi behauptete, hatte ich Nagato ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Ich fühlte mich deswegen einfach etwas unwohl, weshalb ich es auch abstreitete. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es Haruhi auffallen würde, also hatte ich mir nie eine Ausrede dafür überlegt. Das und weil ich ihr ja nicht einfach die Wahrheit sagen konnte.

„Sag schon!“

Haruhi betonte ausdrücklich jede Silbe.

„Yuki hat sich irgendwie verändert. Obwohl sie genauso aussieht wie immer weiß ich es einfach. Irgendwas ist zwischen dir und Yuki vorgefallen, nicht?“

In der Zeitspanne von zwei oder drei Sätzen waren wir von „dunkler Vermutung“ zu „in Stein gemeißelt“ fortgeschritten. Wenn wir das in dieser Geschwindigkeit weiterlaufen ließen, dann würde das zwischen Nagato und mir „Realität“ geworden sein, wenn wir zu Koizumi und dem Rest zurückkommen. Es stimmte, dass zwischen uns etwas vorgefallen war, also konnte ich diese Anschuldigung schlecht abstreiten wenn ich so darüber nachdachte.

„Eh… um… weißt du…“

„Versuch dich nicht irgendwie rauszureden, du erbärmlicher Abschaum!“

„Nein! Wir haben nichts Fragwürdiges getan. Es ist nur so, nur… in Wirklichkeit…“

Haruhis Gesichtsausdruck glich mehr und mehr einem Adler, der seine Beute anvisiert.

„In Wirklichkeit was?“

Mit einiger Anstrengung schaffte ich es meine Worte herauszubringen während Haruhi ihre herausfordernden Augen auf mich fixiert hatte.

„Nagato hatte ein paar Probleme, Ja, so ist es. Sie ist zu mir gekommen um mit mir darüber zu reden.“

Im selben Moment zu sprechen und zu denken ist ziemlich schwierig und es wird noch schwieriger, wenn du dabei spontan Lügen erfinden musst.

„Um genau zu sein sind ihre Probleme noch nicht vorbei. Wie soll ich es ausdrücken… es ist wie… im Prinzip liegt es an Nagato sie zu lösen. Ich kann ihr nur zuhören, denn auch wie sie es lösen soll muss sie selbst entscheiden. Nagato hat mir nicht gesagt, was sie jetzt tun wird, also mache ich mir natürlich Sorgen und das ist wahrscheinlich der Grund warum ich gelegentlich zu ihr hinsehe.“

„Worum muss sich Yuki Sorgen machen? Warum würde sie sich an dich wenden? Mit mir zu reden geht doch genauso!“

Sie klang noch immer skeptisch.

„Ich glaube nicht, dass Yuki dich für verlässlicher hält als mich oder Koizumi.“

„Im Prinzip ist Nagato jeder außer dir recht um mit ihm zu reden.“

Meine freie Hand packte Haruhi, deren Augenbrauen hochgezogen waren und mein Gehirn begann endlich wieder normal zu arbeiten.

„Es ist wirklich so. Weißt du warum Nagato alleine leben muss?“

“Familiäre Gründe? Ich stecke nicht gerne meine Nase in private Angelegenheiten, also weiß ich es nicht genau.”

„Es hat Veränderungen in ihrer familiären Situation gegeben. Je nachdem wie sie ausgehen werden Nagatos Tage allein in einem Apartement vielleicht zu Ende gehen.“

„Was ist denn los?“

„Einfach ausgedrückt, sie muss vielleicht umziehen, die Luxuswohnung verlassen und an einen weit entfernten Ort übersiedeln… vielleicht zu einem Verwandten. Das hätte natürlich Auswirkungen auf ihre Ausbildung, da sie die Schule wechseln müsste. Sie muss vielleicht schon nächsten Frühling auf eine andere Schule gehen, wenn wir unser zweites Jahr beginnen…“

„Wirklich?“

Haruhis Augenbrauen waren wieder gesunken, so dass nur noch ein letzter Schubs genügte.

„Wirklich. Aber egal was ihre Eltern sagen, sie will nicht die Schule wechseln. Sie will bis zu ihrem Abitur auf der North High bleiben.“

„Darüber macht sie sich also Sorgen…“

Haruhi senkte für einige Zeit ihren Kopf, sah mich jedoch wütend an sobald sie ihn wieder gehoben hatte:

„Das ist nur umso mehr Grund mir davon zu erzählen! Yuki ist ein wichtiges Brigademitglied, ich würde es ihr nicht erlauben einfach von selbst auszusteigen!“

Als ich das hörte war ich zufrieden.

„Da siehst du es… Du würdest die ganze Sache nur wieder übermäßig aufblasen. Du würdest wahrscheinlich zum Haus ihrer Verwandten rennen und bei ihnen gegen Nagatos Schulwechsel protestieren.“

„Das ist wahr.“

„Nagato hat beschlossen das selber zu regeln. Obwohl sie vielleicht noch ein wenig ratlos ist, hängt ihr Herz an unserem Clubraum. Diese Situation immer im Hinterkopf zu haben ist eine ziemliche emotionale Belastung für sie, also beschloss sie mit mir zu reden. Ich war damals im Krankenhaus und als sie mich einmal alleine besuchte, hat sie es mir erzählt. Es war einfach so, dass außer mir niemand da war.“

„So ist das also…“

Haruhi seufzte leicht.

„Also sorgt sich Yuki um solche Dinge…? Sie sieht in letzter Zeit so glücklich aus, deshalb ist es mir nicht aufgefallen. Vor den Ferien sah die die Handlanger des Computerclubs sich mit einer neunziggradigen Verbeugung bei ihr bedanken. Es sah nicht danach aus als würde es sie stören…“

Ich versuchte mir krampfhaft vorzustellen wie eine Nagato, die etwas nicht stört, aussehen würde, aber ich konnte es einfach nicht, also verwarf ich den Gedanken. Genau in diesem Augenblick hob Haruhi ihren Kopf und sagte:

„Aber, hmm, vergiss es. Das klingt nach etwas, das Yuki tun würde.“

Sieht so aus als hätte sie es geschluckt. Ich stieß innerlich einen Seufzer der Erleichterung aus. Nur welcher Teil dieser Geschichte klingt nach etwas, das Nagato tun würde? Sogar ich finde sie unglaubwürdig. Aber ich sollte mich damit zufrieden geben wenn Haruhi zu dem Schluss gekommen ist, dass Nagato diese Art von Mädchen ist.

„Lass aber keine anderen Leute davon erfahren, besonders nicht Nagato. Keine Sorge, sie wird auch nächstes Jahr noch im Clubraum sitzen und ihre Bücher lesen.“

„Natürlich, sonst würde ich die Sache nicht dabei belassen!“

„Aber…“

Ich, dessen Handgelenke noch von Haruhis stählernem Griff brannten, fügte noch diese ergänzende Erklärung an:

„Für den Fall, nur für den Fall, dass Nagato trotzdem wechseln muss oder mit Gewalt dazu gezwungen wird, kannst du soviel Theater machen wie zu willst, ich werde dich dabei unterstützen.“

Haruhi starrte mich mit sanften Augen an und blinzelte zweimal, bevor sie ein breites Grinsen zeigte und sagte:

„Aber natürlich!“

Als wir in die Haupthalle zurückgekehrt waren, hatten dort schon die drei Zurückgelassenen ihre Jacken abgelegt und grüßten uns mit unterschiedlichen Blicken.

Aus irgendeinem Grund sah Asahina-san noch immer so aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.

„Kyon-kun, Suzumiya-san… ihr seid zurück, endlich…“

„Warum weinst du Mikuru-chan. Habe ich nicht gesagt, dass wir gleich wieder da sein werden?“

Haruhi tröstete glücklich Asahina-san und führ ihr durch die feinen Haare, während Koizumi mir einen äußerst verwirrenden Blick zuwarf. Was willst du mir damit nur sagen? Solche Blicke sind vergeblich, mit denen wirst du bei mir nichts bewirken.

Die einsame Nagato stand nur da und sah mit ihren dunklen Pupillen direct auf Haruhi. Sie wirkte noch lebloser als sonst. Sogar für eine von Außerirdischen erschaffene humanoide Lebensform ist es vielleicht zu anstrengend wie ein Schneepflug durch den Schnee zu stapfen. Ich erklärte es mir auf diese Weise, da es so für mich nachvollziehbar war. Nagato war kein perfektes Individuum, soviel hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon begriffen.

„Es gibt etwas, das ich dir sagen muss…“

Koizumi näherte sich ungezwungen meinem Ohr.

„Aber du musst es von Suzumiya-san geheim halten.“

In diesem Fall sollte ich ihm wohl besser zuhören.

„Wie lange glaubst du, dass du und Suzumiya-san weg wart?“

„Das sollte nicht mehr als dreißig Minuten gewesen sein.“

Auch wenn Haruhi schwachsinniges Zeug gefaselt hatte und ich ihr ein paar Lügen auftischen musste, waren wir meiner Meinung nach nur so lange abwesend gewesen.

„Ich wusste, dass du so etwas sagen würdest.“

Koizumi klang etwas verwirrt, jedoch gleichzeitig irgendwie zufrieden.

„Für uns, die wir zurückgeblieben sind, sind drei Stunden vergangen vom Zeitpunkt als du und Suzumiya-san aufgebrochen seid bis zu eurer Rückkehr.“

„Nagato hat die Zeit gemessen“, sagte Koizumi.

„Mikuru-chan ist ganz aufgelöst weil ihr so lange gebraucht habt.“

Er strich ein paar seiner getrockneten Stirnfransen beiseite und fuhr mit einem Lächeln fort:

„Deshalb habe ich beschlossen ein kleines Experiment durchzuführen. Ich habe Nagato gebeten irgendwo hin zu gehen, wo wir sie nicht sehen können und nach für sie zehn Minuten zurückzukommen.“

„Nagato tat so ohne Widerrede. Sie ging in den Gang, der seitlich an die Halle anschloss und verschwand um die Ecke – „

„Bevor ich jedoch noch bis zweihundert gezählt hatte, war Nagato zurückgekehrt. Ich konnte nicht anders als mich zu wundern, da sie nach meinem Gefühl gerade einmal für drei Minuten weg gewesen war, aber Nagato hat für sich selbst in der Tat zehn Minuten gestoppt.“

„Nagato konnte sich nicht geirrt haben. Könnte es sein, dass du entweder eingeschlafen bist oder falsch abgerundet hast?“

„Asahina-san hat still mitgezählt und ist auf das gleiche Ergebnis gekommen.“

„Ist das so…Ich denke aber noch immer, dass Nagatos Angaben präziser wären.“

„Nicht einmal ich zweifle an der Präzision von Nagato-san. Sie kann beim simplen Zählen keinen Fehler machen.“

“Was dann?”

“Ich vermute, dass der Zeitfluss in dieser Villa je nach Aufenthaltsort variiert… oder dass die Zeitwahrnehmung von jedem von un seine Diskrepanz zur generellen Zeit aufweist. Ich weiß nicht, welche der Theorien eher stimmt… es könnte auch sein, dass beide korrekt sind.“

Koizumi sah zuerst auf Haruhi, die Asahina-san glücklich in dreister Art tröstete und dann auf mich.

„Es wäre das Beste als Gruppe unterwegs zu sein, da ich fürchte, dass sich das Zeitproblem sonst verschlimmern könnte. Es wäre sogar eine Erleichterung, wenn sich die Sache hierauf beschränkt, da es Möglichkeiten gibt die Zeitverzögerung auszugleichen solange sie nur innerhalb der Villa auftritt. Jedoch, was ist wenn diese chronologische Störung schon aufgetreten ist, bevor wir hier reingelockt wurden? Was würde das für den Sturm, der plötzlich aufgezogen ist bedeuten und die darauf folgende Wanderung, bei der wir nie ein Ziel erreicht haben? Was wenn wir in eine andere Raumzeit gezogen wurden, dann…“

Ich sah zu Asahina-san, deren Haare von Haruhi zersaust worden waren und dann zu Nagato. Ihre Frisur, die vom Sturm außer Form geblasen worden war, war inzwischen getrocknet und wieder normal und sogar ihr Teint war wieder zu einem Weiß geworden, das wärmer war als weißer Schnee.

Ich fing an Koizumi zuzuflüstern:

„Du, Nagato und Asahina-san müsstet danach ja eine Gruppenbesprechung abgehalten haben. Irgendwelche Ergebnisse?“

„Asahina-san hatte keine Ideen.“

Das war selbsterklärend wenn man gesehen hatte wie sie geweint hat. Wichtig war die andere Person.

Koizumi senkte noch einmal seine Stimme.

„Sie sagte absolut nichts. Sie ging ohne ein Wort zu sagen als ich sie vorher um Hilfe gebeten hatte und blieb ab ihrer Rückkehr stumm. Als ich sie gefragt habe ob sie wirklich zehn Minuten abgezählt hat, hat sie nur mit einem Nicken geantwortet. Sonst hat sie keinerlei Meinung zu dem Thema abgegeben.“

Nagato starrte weiter still auf den roten Teppich. Ihr Pokerface war das gleiche wie am Tag zuvor, obwohl ich das Gefühl hatte, als wäre sie irgendwie perplex… mache ich mir vielleicht zu viele Gedanken? Gerade als ich meiner Besorgnis gegenüber Nagato Ausdruck verleihen wollte –

„Kyon, was zur Hölle tust du? Beeil dich und berichte allen!“

Mit durchdringendem Blick sprach Haruhi von den Ergebnissen der Expedition:

„Nach einer Runde sind wir zurückgekommen. Im zweiten Stock und darüber sind nur Schlafzimmer, dabei hatten wir gedacht dort ein Telefon zu finden…“

„Ja, aber wir haben keines gefunden.“ fügte ich hinzu, „Außerdem gibt es keinen Fernseher und kein Radio. Wir haben auch keine Telefonbüchsen oder Stationen für Funktelefone gefunden.“

„Ich verstehe.“

Koizumi fasste mit den Fingerspitzen an sein Kinn.

„In anderen Worten es gibt keine Möglichkeit die Außenwelt zu kontaktieren oder Informationen von ihr zu empfangen.

„Zumindest nicht im zweiten Stock und darüber.“

Haruhis Lächeln zeigte nicht einen Hauch von Besorgnis.

„Es ist alles in Ordnung wenn es im ersten Stock eine Möglichkeit gibt, obwohl, gibt es überhaupt einen ersten Stock? Dieses Haus ist so groß, dass es hier vielleicht sogar irgendwo einen eigenen Kommunikationsraum gibt.“

„Lasst uns also losziehen und ihn finden“; Haruhi benutzte ein Handsignal anstelle eines Flaggenzeichens und zog die besorgte Asahina-san zu sich heran.

Ich folgte nach Koizumi und Nagato und wir gingen los.

Kurz darauf ließen wir uns im Speisesaal nieder. In diesem Raum, eingerichtet mit Antiquitäten, fanden wir einen luxuriösen, glitzernden, goldfunkelnden Kerzenständer auf einem Esstisch stehen, der mit einem weißen Tischtuch bedeckt war. Solche Dinge sieht man auch in Dreisternerestaurants, die ich aber noch nie besucht hatte und von denen ich entsprechend wenig wusste. Direkt darüber hing ein Kronleuchter von der Decke, der kalt auf die Mitglieder der SOS Brigade herunterblickte.

„Hier ist sonst wirklich niemand.“

Haruhi hob eine dampfende Teetasse zu ihren Lippen.

„Wo sind die alle hin? Strom und Heizung sind noch immer aufgedreht. Denkt nur an die Energieverschwendung. Und es gibt keinen Kommunikationsraum. Warum ist das so?”

Den heißen Milchtee, an dem Haruhi nippte, hatten wir uns in der Küche besorgt, die genauso luxuriös war wie die eines Luxusrestaurants, ebenso die Teetassen und Wasserflaschen. Während sie darauf warteten, dass das Wasser kocht, sahen sich Asahina-san und Haruhi um und fanden blankgeputzte Küchenutensilien in einer Küchenlade, in der kein Staubkorn zu finden war. Der übergroße Kühlschrank beinhaltete eine Ladung Essen, die es einem schwer machte zu glauben, dass das hier ein verlassenes Haus war. Es fühlte sich eher so an, als hätten die Bewohner schnell zusammengepackt und wären verschwunden, gerade als wir das Haus betreten hatten. Nein, sogar diese Hypothese hat Ungereimtheiten, denn wenn das wahr gewesen wäre, dann hätten sich noch irgendwelche Anzeichen von Leben finden lassen.

„Es ist schon fast wie auf der Mary Celeste

Haruhi wollte die Stimmung heben, ohne Erfolg.

Die Erkundung des ersten Stocks wurde von uns allen gemeinsam durchgeführt. Im Gänsemarsch öffneten wir jede Tür auf die wir stießen und wir fanden jedes Mal etwas, das wir gebrauchen konnten. Es gab einen Waschraum mit einer großen Waschmaschine und ein riesiges Bad in der Größe eines Badehauses. Sogar ein Spielraum, komplett mit einem Billardtisch, einem Tischtennistisch und einem automatischen Mah-jong Tisch war vorhanden.

Ich wünsche mir nur, dass die Räume in diesem Korridor keine von Haruhi neu geschaffenen Dimensionen sind.

„Es gibt noch eine andere Möglihckeit…“

Koizumi stellte die Teetasse auf die Untertasse und spielte mit dem flimmernden Kerzenständer. Ich dachte schon er wollte ihn zu seinem Besitz erklären, aber nachdem er ihn fertig begutachtet hatte, stellte er ihn an seinen ursprünglichen Platz zurück.

„Die Bewohner der Villa sind fortgefahren bevor der Sturm aufgezogen ist und können unter diesen Wetterbedingungen nicht zurückkehren.“

Er zeigte ein schwaches Lächlen, scheinbar Haruhi zuliebe.

„Wenn dem so ist, dann werden sie zurückkommen sobald der Sturm abgeflaut ist. Hoffentlich versetzen sie sich in unsere Lage und verzeihen uns, dass wir einfach in ihr Eigentum eingedrungen sind.“

„Das werden sie definitiv tun, da wir ja keinen anderen Platz hatten wo wir hätten hingehen können. Ahh, könnte es sein, dass diese Villa als Notfallunterkunft gebaut wurde, für Skifahrer wie uns, die sich verirrt haben? Das würde erklären warum niemand hier ist.“

„Welche Notfallunterkunft würde über kein Telefon verfügen?“

Ich klang ziemlich erschöpft. Wir hatten erst so wenig erreicht obwohl wir zu fünft jede Tür in diesem Stockwerk abklappert hatten. Dieses Gebäude hatte keine Kontaktmöglichkeiten nach Außen, noch nicht einmal eine Uhr.

Aber noch vor alledem, verletzte diese Villa definitiv die Bau- und Feuerschutzvorschriften.

„Wer in der Welt würde eine so große und unhandliche Notfallunterkunft bauen?“

„Vielleicht eine nationale oder regionale Organisation, die mit Steuergeldern finanziert wird? Wenn man es so sieht fühle ich mich berechtigt den schwarzen Tee hier zu trinken. Schließlich zahle ich auch Steuern. Mikuru-chan, hilf mir mal.“

„Eh? Ahh, ok.”

Asahina-san wurde in die Küche geschleift kurz nachdem sie uns einen besorgten Blick zugeworfen hatte. Es war ihr gegenüber unfair, aber Koizumis Zeitverzerrungstheorie bereitete mir Sorgen, also war es zu diesem Zeitpunkt ideal, dass Haruhi aus unserem Blickfeld verschwand.

„Nagato“, sagte ich zum kurzhaarigen Mädchen, das auf das Porzellan auf der Seite starrte.

„Was geht in dieser Villa vor? Wo genau sind wir?“

„Diese Dimension verursacht signifikanten Stress bei mir.“

Sie warf mir einen derartigen Satz an den Kopf.

„Ich verstehe es nicht. Was heißt das? Könntest du nicht deinen Schöpfer oder deinen Patron kontaktieren und um Hilfe bitten? Das hier ist eine außerordentliche Situation. Ist gelegentliche Hilfe zuviel verlangt?“

Das Gesicht, das sie mir schließlich zuwandte, zeigte kein Zeichen von Emotion.

„Meine Verbindung zur Datenintegrations-Entität wurde getrennt. Grund unbekannt.“

Ich begriff es nicht weil sie es so locker aussprach. Nachdem ich mich gesammelt hatte, fragte ich noch einmal:

„… Wann ist das passiert?“

„Gemessen an meiner eigenen Zeitperspektive, vor sechs Stunden und dreizehn Minuten.”

Es wäre sinnlos die wirkliche Uhrzeit anzugeben wenn man sein Zeitgefühl verloren hat. Gerade als ich darüber grübelte –

„Seit dem Moment in dem wir in den Blizzard gekommen sind.“

Die dunklen Pupillen waren noch wie zuvor, aber in meinem Herz bahnte sich eine Lawine an.

„Warum hast zu damals nichts gesagt?”

Ich wollte sie nicht beschuldigen, Nagatos stille Aura war eine ihrer Charaktereigenschaften. Sie wurde damit geboren und hat sie nicht erst später entwickelt.

“Du sagt also, dass das hier nicht die reale Welt ist? Nicht nur diese Villa… sondern auch der Berg von dem wir nicht wegkommen. Das alles ist eine Paralleldimension, geschaffen von irgendjemandem da draußen?“

Nagato verfiel für einige Zeit in Stille bevor sie sagte:

„Ich weiß es nicht.“

Sie ließ ihren Kopf wie nach einer Niederlage sinken. Ich war etwas unruhig, da es mich an die Nagato von diesem einen Tag erinnerte. Allerdings, gibt es überhaupt irgendetwas mit Ausnahme von Haruhi, das eine derartige Anomalie erschaffen kann, dass sie nicht einmal diese Person hier verstand?

Ich sah zur Decke und fragte ein anderes Mitglieder SOS Brigade.

„Was denkst du? Irgendwas hinzuzufügen?“

„Nagato-sans Kommentare einmal außer Acht gelassen, übersteigt diese Anomalie meinen Verstand.”

Ich schenkte dem ehrenwerten Vizeanfüher der Brigade etwas Aufmerksamkeit, woraufhin er sich ein wenig aufrichtete:

„Nach allem was ich weiß, handelt es sich hierbei nicht um eine abgeschlossene Dimension im eigentlichen Sinn. Das hier ist keine Dimension die durch den Willen von Suzumiya-san entstanden ist.“

„Bist du dir sicher?“

„Ja. Du kannst mich als Experten betrachten wenn es darum geht Suzumiya-sans psychische Aktivitäten zu studieren. Wenn sie die physische Welt verändert hätte, würde ich das auf jeden Fall wissen. Jedoch hat sie dieses Mal nichts dergleichen getan, da sie nicht auf einen derartigen Notstand gehofft hat. Ich kann garantieren, dass das in keinster Weise mit ihr in Verbindung steht. Lass und darum wetten, egal wie viel zu wettest, ich verdopple den Einsatz.“

„Wer kann es dann sein?“

Ich fühlte wie in mir Kälte aufstieg. Es hätte aufgrund des Sturms sein können, aber die Fenster im Speisesaal zeigten nur einheitliches Grau. Selbst wenn ein neonblauer „Avatar“ plötzlich einen Blick herein werfen würde, er würde sich nicht wirklich vom Hintergrund abheben.

Koizumi zeigte einen Nagato-Ausdruck und zuckte wortlos mit den Schultern. Er schien nicht beunruhigt zu sein, aber vielleicht lag das auch an seinen schauspielerischen Fähigkeiten und er wollte mir nur nicht sein besorgtes Gesicht zeigen.

„Entschuldigt, dass ihr warten musstet!“

Genau in diesem Blick trugen Haruhi und Asahina-san eine große Platte voll Sandwiches herein, so hoch wie ein kleiner Hügel.

Meine biologische Uhr sagte mir, dass wir nicht derart lange gewartet hatten. Es konnten nicht mehr als fünf Minuten gewesen sein, seit Haruhi Asahina-san mit ihn die Küche geschleift hatte. Als ich jedoch Haruhi fragte, während ich so tat als wäre nichts geschehen, stellte sich heraus, dass es mindestens dreißig Minuten gedauert hatte die Sandwiches zu machen. Gemessen am Ergebnis glaubte ich nicht, dass sie übertrieb. Jeder einzelne Toast war gegrillt worden, der Schinken und das Kraut hatten gewürzt werden müssen, die Eier waren in Scheiben geschnitten worden nachdem man sie gekocht hatte und zum Abschluss war noch Mayonnaise verwendet worden. Schon allein die Zutaten herzurichten hätte länger als fünf Minuten gedauert. Wenn man dann noch die Menge an Sandwiches berücksichtigt, dann ist es egal wie viele Tricks man anwendet, ein nicht geringer Zeitaufwand wäre trotzdem notwendig gewesen. Nur nebenbei, ich muss auch anmerken, dass sie ziemlich gut geschmeckt haben. Natürlich hatte ich schon beim weihnachtlichen Feuertopf die Gelegenheit Haruhis kulinarische Künste zu genießen. Worin war diese Frau eigentlich nicht gut? Hätte ich sie in der Volksschule getroffen, wäre das einzige Fach in dem ich sie vielleicht hätte schlagen können Ethik gewesen…

Ich schlug mir selbst auf den Kopf.

Jetzt ist nicht die Zeit um über solche nebensächlichen Dinge nachzudenken. Worüber ich mir wirklich Sorgen machen sollte ist unsere derzeitige Situation.

Asahina-san schien darauf zu achten wer ihre Werke aß. Wann immer ich nach einem neuen Sandwich griff, begann sie voller Erwartung zu schauen und ihr Gesichtsaudruck änderte sich sofort von ent- auf gespannt. Man konnte leicht erkennen, dass das vordere von Haruhi war und das hintere von Asahina-san.

Es gab etwas, das sie nicht wusste. Ich hatte es nicht einmal Koizumi erzählt und Haruhi durfte es natürlich erst recht nicht wissen.

Nur Nagato und ich waren uns bewusst, dass es etwas gab, das ich noch nicht getan hatte.

Genau-



Ich musste noch immer in die Vergangenheit zurückkehren um die Welt zu retten.



Ich dachte anfangs, dass es keine Priorität hatte und es reichen würde es nach Neujahr zu erledigen. Der Umstand, dass ich es irgendwie Asahina-san erklären musste, hatte ebenfalls dazu beigetragen, dass ich es immer weiter verschoben hatte. Das Verschieben auf das nächste Jahr läuft also nicht? Was wenn wir nicht mehr von hier wegkommen?

„Warte mal kurz.“

Das ist seltsam. Nagato und ich sind definitiv irgendwann Mitte Dezember mit Asahina-san in die Vergangenheit gereist. Wie sonst hätte ich die drei damals sehen können? Um es anders auszudrücken, wir werden auf jeden Fall in die ursprüngliche Welt zurückkehren. Es so zu betrachten erleichterte mich ein wenig.

„Kommt, kommt, los haut rein.“

Haruhi schnappte sich Sandwiches und stopfte sich damit den Mund voll, bevor sie alles mit schwarzem Tee runterspülte.

„Es ist noch immer genug übrig, haut rein, ich kann euch machen was auch immer ihr wollt. Im Lagerraum ist genug Essen für uns alle.“

Koizumi lächelte etwas unbeholfen und genoss sein Schinken und Schweinekotelett Sandwich.

„Lecker, einfach nur lecker. Das ist so gut wie die in berühmten Restaurants.“

Dieses übertriebene Kompliment war natürlich an Haruhi gerichtet, obwohl ich mich eigentlich nicht wirklich um sie sorgte, ebenso wenig um Asahina-san, die ihr Essen scheinbar nicht genießen konnte weil sie ein schlechtes Gewissen hatte, da sie fremde Vorräte dafür verwendet hatte.

„…“

Um wen ich mir Sorgen machte war Nagato.

Nur einen kleinen Bissen nach dem anderen zu nehmen war nicht ihre Art.

Der übliche extreme Appetit des von außerirdischen erschaffenen humanoiden Interfaces war nicht zu erkennen. Die Hand zu Mund Bewegung schien höchstens halb so schnell wie sonst.

Die Sache endete damit, dass Haruhi und ich uns gemeinsam den Großteil der leichten Mahlzeit unter den Nagel rissen-

„Auf ins Bad.“

Haruhis plötzlicher Vorschlag stieß auf keinen Widerstand und es war ihre Ansicht, dass das Ausbleiben von Einwänden einer allgemeinen Zustimmung gleichkommt.

„Das Bad ist ziemlich groß, aber es gibt keine Unterteilung in Männer und Frauen, also müssen wir uns abwechseln. Als Anführerin kann ich es nicht erlauben, dass in der Brigade unzüchtige Dinge vor sich gehen. Die Frauen zuerst. Irgendwelche Einwände?“

Wenn man keine Ahnung hat, was man als erstes tun soll, ist es nicht schlecht eine Person wie Haruhi zu haben, die alles Schritt für Schritt befiehlt. So konnten wir uns auf andere Dinge konzentrieren. Wenn man in einer Sackgasse steckt kann man ja auch seinen Körper bewegen um damit das Gehirn anzuregen. Wer weiß ob man dabei nicht einen Geistesblitz hat. Soviel zu meiner Gehirnleistung.

„Davor lasst uns noch die Zimmereinteilung regeln. Welchen wollt ihr? Und ja, sie sind alle gleich.“

Nach Koizumis Hypothese wäre es das Beste alle in das gleiche Zimmer zu stecken, aber sollte auch nur irgendwer diesen Vorschlag machen, ist ihm ein direkter Faustschlag von Haruhi gewiss. Manchmal hat die Selbsterhaltung Vorrang.

„Es ist besser von uns nahe beisammen zu schlafen, etwa in gegenüberliegenden oder benachbarten Zimmern, so lange es fünf davon gibt.“

Nach diesen ernsthafteren Worten stand Haruhi auf.

„Gut, dann lasst uns im zweiten Stock schlafen.“



Haruhi ging mit breiten Schritten voran und wir eilten ihr nach. Bevor wir nach oben gingen warfen wir noch die Skijacken in den Trockner im Wäscheraum.

Haruhi wählte die fünf Zimmer aus, die am nächsten zur Stiege waren, um schnell nach unten gelangen zu können falls der Eigentümer des Anwesens zurückkehrte. Ich schlief im Zimmer neben Koizumi und die auf der anderen Seite liegenden Räume wurden der Reihe nach von Nagato, Haruhi und Asahina-san belegt, wobei sich Haruhis Zimmer direkt gegenüber von meinem befand.

Die Schlafzimmer wirkten noch immer so wie als Haruhi und ich sie vorher inspiziert hatten. Jeder Raum war nur spärlich eingerichtet und war gerade mal ein Ort zum Schlafen. Sogar billige Business Suites hatten mehr Möbel. Neben einer archaischen Frisierkommode gab es nur Vorhänge und ein Bett. Das Fenster war dicht geschlossen. Wenn man es genau betrachtete, sah man, dass es ein Doppelglasfenster war. Vielleicht bewirkt das eine bessere Lärmisolation, da es trotz des draußen tobenden Sturmes im Haus mucksmäuschenstill war, was genau genommen aber sogar ein unangenehmes Gefühl von Anspannung verursachte.

Nachdem wir kein Gepäck zum auspacken hatten, beschlossen wir uns nach Inbesitznahme der Zimmer im mit einem roten Teppich ausgelegten Gang zu treffen.

Haruhi sagte mit einem provokanten Lächeln:

„Kyon, du weißt?“

„Was soll ich wissen?“

"Stell dich nicht so dumm. Du darfst natürlich auf keinen Fall die eine Sache tun, die alle Burschen mit Sorgen in dieser Situation tun würden. Ich hasse dieses primitive Verhaltensmuster.“

Was soll ich also tun?

„Und deshalb…“

Haruhi schnappte sich die Arme der zwei anderen weiblichen Mitglieder, lehnte ihren Kopf seitlich an die Haare der bewegungslosen Nagato und ließ dann alles mit einem Schrei raus:

„Nicht spannen!“


Ich verließ, besser ausgedrückt schlüpfte aus meinem Zimmer, sobald die Gruppe der drei Mädchen weg war, die rappelige Haruhi in ihrer Mitte. Die Luft war warm und der Gang lag in völliger Stille, unbeeinträchtigt vom Blizzard, der draußen tobte, aber mein Herz war alles andere als ruhig. Diese Wärme konnte mich nicht beruhigen wenn in meinem Herzen eine solche Kälte herrschte.

Ich schlich zum benachbarten Zimmer und klopfte leise an die Tür.

„Wie kann ich dir helfen?“

Koizumi ließ sich blicken und setzte ein Willkommenslächeln auf. Gerade als er zu Sprechen anfangen wollt, legte ich meinen Zeigefinger auf seine Lippen, woraufhin er seinen Mund wieder schloss. Ohne ein Wort zu sagen schlich ich in sein Zimmer. Eigentlich wäre ich ja viel lieber in Asahina-sans Zimmer schleichen, aber dafür war keine Zeit.

„Zu allererst gibt es etwas, das ich dir erzählen muss.“

„Oh?“

Koizumi setzte sich auf sein Bett und signalisierte mir ebenfalls Platz zu nehmen.

„Was könnte das sein? Das macht mich neugierig. Ist es etwas, das von den anderen drei geheim bleiben muss?”

„Also wenn es Nagato mitkriegen würde, wäre das in Ordnung.“

Was es ist? Du fragst noch immer um was es geht?

Natürlich geht es um die Ereignisse zwischen Haruhis Verschwinden und meinem Aufwachen im Krankenhauszimmer. Die Wiederauferstehung von Asakura Ryouko, die Wiederholung des Tanabata Festes vor drei Jahren, die Mitglieder der SOS Brigade in einem völlig anderen Setting, die erwachsene Asahina-san und die kommenden Pläne die Welt wieder in Ordnung zu bringen.

„Das wird einige Zeit dauern.“

Koizumi ist ein großartiger Zuhörer. Nicht nur gibt er mir ein gutes Feedback wenn ich zu einer Pause komme, er behält auch bis zum Schluss die Aufmerksamkeit eines Top-Schülers.

Da ich mich nur auf die Hauptpunkte beschränkte, dauerte es nicht allzu lange alles zu erklären. Ich überlegte mir bei manchen Dingen auf die grausigen Details einzugehen, aber um zuerst ein allgemeines Verständnis zu gewährleisten, entschied ich mich für eine kompakte Zusammenfassung.

Nachdem er alles gehört hatte rief Koizumi aus:

„So ist das also.“

Er schien davon nicht speziell bewegt zu sein. Ich beobachtete wie er die Seite seines Mundes mit einem Finger antippte.

„Wenn alles was du erzählt hast wahr ist, dann kann ich nur sagen, dass das alles sehr interessant ist.“

„Versuchst du höflich zu sein mit deinem „interessant“?“

„Nein, das denke ich wirklich, da ich mir selber auch schon etwas zusammengesponnen hatte. Wenn du das alles erlebt hast, dann untermauert das meinen Verdacht.“

Meine Gesichtszüge sollten nun in die Richtung „Das ist nicht gut. Was zur Hölle hat er sich überlegt?“ gehen.

„Ich nehme an, dass es sich abgeschwächt hat.“

„Was?“

„Suzumiya-sans Kräfte. Die und Nagato-sans Datenmanipulationsfähigkeiten.“

„Wovon redest du?“ Ich sah Koizumi an, der nur ein unschuldiges Lächeln zeigte.

„Dass Suzumiya-san abgeschlossene Dimensionen erzeugt ist seltener geworden, was ich dir ja schon zu Weihnachten gesagt habe. Und als wäre es die Antwort darauf, fühle ich, dass Nagato-sans…wie soll ich es sagen? Ihre außerirdische Aura? Die und andere Anzeichen scheinen sich drastisch reduziert zu haben.“

„…was?“

„Suzumiya-san wird mehr und mehr zu einem normalen Mädchen. Genauso Nagato-san, die immer weniger wie ein Terminal der Datenintegrations-Entität wirkt.“

Koizumi sah mich an.

„Aus meiner Sicht kann ich mir keine bessere Entwicklung vorstellen. Wenn Suzumiya-san in der Realität mit sich ins Reine kommen würde, dann müsste sie nicht an solche Dinge denken wie die Welt zu verändern, was dann auch meine Mission beenden würde. Es wäre auch zu meinem Vorteil wenn Nagato-san ein normales High School Mädchen ohne spezielle Kräfte werden würde. Was Asahina-san betrifft…für jemanden aus der Zukunft macht es keinen Unterschied wie die Sache hier ausgeht.“

Koizumi fuhr mit seinem Monolog fort, gerade so als wäre ich nicht anwesend.

„Du musst also in die Vergangenheit zurückkehren um die Welt und dich selbst wieder in Ordnung zu bringen. Das ist so weil dein vergangenes Ich dein zukünftiges Ich mit Nagato-san und Asahina-san beobachtet hat, ist das korrekt?“

„Aye.“

„Jedoch sind wir jetzt auf diesem Berg gefangen, auf den ein Blizzard niedergeht. Wir befinden uns in einer seltsamen Villa, die jemand unter viel Aufwand für uns vorbereitet hat und uns in einer alternativen Welt eingesperrt hat, die nicht einmal Nagato-san verstehen kann. Wenn dieser Zustand anhält, dann werdet ihr alle nicht in die Vergangenheit zurückkehren. Also müsst zumindest du, Nagato-san und Asahina-san in die normale Welt zurückkehren. Nein, es ist eigentlich sogar sicher, dass ihr alle in die normale Welt zurückkehrt.“

Es wäre seltsam wenn dem nicht so wäre, aber ich habe wegen dem keine Panik. Ich bin mir nahezu sicher, dass ich damals meine eigene Stimme gehört habe. Obwohl ich derzeit noch in die Vergangenheit zurückkehren muss, ist das etwas, das in der Zukunft geschehen wird. Das bedeutet, dass es mehr oder weniger in Stein gemeißelt ist, dass wir nicht ewig in diesem verrückten Haus im tobenden Sturm gefangen sein werden. Um Asahina-san (alt) zu zitieren: „ansonsten wäre dein derzeitiges Ich nicht hier.“

„So ist es.“

Koizumi wiederholte den Satz und lächelte mich an.

„Allerdings habe ich auch andere Theorien, aber die sind alle pessimistisch. Um es einfach auszudrücken, sie besagen, dass es keine Rolle spielt, selbst wenn wir nicht mehr in die ursprüngliche Welt zurückkehren.

„Hör auf herumzudrücken und sprich es aus.“

Nach dieser Aufforderung senkte Koizumi behutsam seine Stimme:

„Stell dir einmal vor, dass wir hier nicht unsere originalen Ichs sind, sondern nur Kopien, die in einer anderen Welt existieren.“

Koizumi starrte mich an, als wartete er darauf, dass ich seine Worte erst einmal verdaue. Um ehrlich zu sein hatte ich dabei auch Verdauungsprobleme.

„Ich werde es einmal umformulieren, damit du es besser verstehen kannst. Stell dir vor, dass unser Psyche kopiert und in eine digitale Welt transferiert wurde. Was würde dann geschehen? Nehmen wir einmal an, dass unsere Psyche so wie sie ist in eine imaginäre Realität kopiert wurde.“

„Ist es das, was du mit Kopien meinst?”

„Ja. Alles kann kopiert werden, nicht nur die Psyche. Auf der Ebene einer Datenintegrations-Entität ist so etwas möglich. In anderen Worten, wir, die wir in dieser alternativen Welt gefangen sind, sind nicht die Originale sondern nur genaue Kopien, die zu einem bestimmten Zeitpunkt geschaffen wurden. Und was unsere Originale betrifft…die feiern während wir hier sprechen vielleicht gerade fröhlich in Tsuruya-sans Anwesen.“

“Warte mal kurz. Das übersteigt gerade meinen Verstand. Könnte es sein, dass mir einfach Hintergrundwissen fehlt?“

„Das denke ich nicht. Um ein besseres Beispiel zu geben. Stell dir vor du spielt ein Videospiel, sagen wir einmal eines dieser Fantasy RPGs. Hier wäre es klug die Fortschritte abzuspreichern bevor zu einen Dungeon betrittst, in dem dich weiß Gott was erwartet. Das Spiel abzuspeichern ist nur logisch. Selbst wenn die gesamte Gruppe von den Monstern ausgelöscht wird, kann man am Speicherpunkt neu beginnen. Solange die Kopien nur aus Daten bestehen, bleiben die Originale in Sicherheit und nur die Kopien der Brigademitglieder tragen alle Risiken. Sollte etwas schief gehen reicht es aus den Reset-Knopf zu drücken. Meinst du, dass das eine zutreffende Metapher für unsere aktuelle Situation ist?“

„Koizumi…“

Ein intentives Gefühl von Vertrautheit überkam mich im Moment, wo ich das aussprach. Genauso wie das Gefühl, dass ich während des endlosen Augusts mit der plötzlichen Erinnerungslöschung erlebt hatte. Was ist es? Ich verlangte innerlich nach Erinnerungen, die ich eigentlich vergessen haben sollte. Komm schon! Beeil dich!

Ich fragte wenig konkret:

„Haben wir in der Vergangenheit schon einmal etwas Ähnliches erlebt?“

„Du meinst auf einem verschneiten Berg gefangen sein? Nein, nicht persönlich.“

„Das mein ich nicht.“

„Es hat nichts mit dem verschneiten Berg zu tun. Ich meine abseits dieser Situation kommt es mir ständig so vor, als gäbe es irgendwo in meinem Kopf Erinnerungen von uns wie wir in andere Dimensionen gezogen wurden… an sehr irreale Orte…“

„Du meinst damals, als wir die riesige Grille bekämpft haben? Das geschah in einer anderen Dimension.“

„Nein, nicht diesen Vorfall.“

Ich zerbrach mir weiter darüber den Kopf und langsam erschien ein Bild wie ein ein gerade erkennbares Wasserzeichen. Da war Koizumi in seltsamer Kleidung, Haruhi, Nagato mit Asahina-san und schlussendlich ich selbst.

„Ahh langsam kommt es. Koizumi, aus irgendeinem Grund stelle ich mich dir mit einer Harfe in der Hand vor und alle von uns tragen historische Kleidung und tun etwas Bestimmtes…“

„Willst du damit sagen, dass du Erinnerungen an frühere Leben hast? Ich dachte du glaubst nicht an sowas.“

„Wenn es wirklich so etwas wie Wiedergeburt geben würde, dann wären die Leute sich gegenüber verständnisvoller und würden einander eher verzeihen. Solche Dinge sind reine Fantasy, gemacht für Leute die eine Ausrede brauchen um aus der gegenwärtigen Realität zu flüchten. „

„Exakt.“

Verdammt. Ich kann mich an nichts Genaues erinnern. Meine eigene Logik sagt mir, dass ich keinerlei Erinnerung an irgendwelche alternativen Dimensionen habe, aber mein Bauchgefühl tief in mir erzählt mir, dass dem nicht so ist.

Was konnte es sein. Obwohl ich mich nur an Fragmente erinnern konnte, schwirrten mir Bilder wie Könige, Piraten und Schießereien in einem Raumschiff im Kopf herum. Was hat es damit nur auf sich? Mein Gedächtnis sagte mir, dass nichts dieser Art geschehen ist, aber was war mit diesen Bruchstücken, die ich einfach nicht zusammensetzen kann, die in meinem Herzen aber miteinander verbunden waren? Ich schaffe es einfach nicht sie zu einem Gesamtbild zu ordnen.


Wer weiß wie Koizumi mein verwirrtes Auftreten interpretierte. Er fuhr im ruhigen Ton fort:

„Wenn selbst Nagato-san nicht in der Lage ist alles zu interpretieren, das hier vorgefallen ist, gemeinsam mit dem Umstand, dass diese Welt eine Belastung für sie darstellt, dann ist es eigentlich nicht schwer zu schlussfolgern wer das Mastermind ist, das dieses Bergdrama und dieses Haus inszeniert hat.“

Ich konnte darauf nichts antworten.

„Es müsst jemand auf dem gleichen oder einem höheren Level wie Nagato-san sein.“

„Wer also?“

„Das weiß ich nicht, aber wenn wir annehmen, dass es der Plan unseres Widersachers ist, uns in eine Krisensituation zu bringen und uns darin zu belassen, dann würde Nagato-san das größte Hindernis für seinen Plan darstellen.“

Koizumi griff sich auf seine Unterlippe.

„Wäre ich diese Person, dann würde ich als erstes Nagato-san ins Visier nehmen, denn anders als ich, der ich auf mich allein gestellt machtlos bin oder ungleich Asahina-san, ist Nagato-san ein außerirdischer Androide mit direkter Verbindung zur Datenintegrations-Entität.“

„Dieser Beschreibung nach steht die Person vielleicht sogar über Haruhi. Ich habe allerdings keine Ahnung ob es jetzt allerdings eine einzelne Person oder eine ganze Gruppe ist. Aber Nagato hatte gesagt, dass ihre Verbindung mit ihrem Boss getrennt worden war.“

„Vielleicht ist dieses Superhin sogar um einiges mächtiger als die Erschaffer von Nagato-san. Wenn das der Fall ist, dann haben wir de facto schon verloren…“

Mitten während seiner Rede schien dem jungen Burschen etwas durch den Kopf zu gehen und er verschränkte seine Arme.

„Erinnerst du dich noch an Asakura Ryouko?“

Ich hatte sie schon fast vergessen, aber die unvergesslichen Ereignisse dieses Monats hatten meine Erinnerung an sie wieder wachgerüttelt.

„Es existiert eine radikale Minderheit innerhalb der Datenintegrations-Entität. Jetzt über leg dir mal, was geschehen würde, wenn sie einen erfolgreichen Staatsstreich durchgeführt hätten. Von unserem Standpunkt aus sind sie allmächtige Wesen. Nagato-san zu isolieren und uns in einer anderen Welt in einer anderen Dimension gefangen zu halten wäre ein Leichtes für sie. „

Ich erinnerte an die soziale, herausragende und leichtlebige Klassensprecherin, und an ihr scharfes Messer. Ich war bereits zweimal von ihr attackiert worden und beide Male hatte mich Nagato gerettet.

„Auf jeden Fall wird das nicht das Ergebnis beeinflussen. Wenn wir das Anwesen nicht verlassen können, dann müssen wir für immer hier bleiben.“

Was? Ist das hier Ryugu-jo [1]?

„Volltreffer. Ich kann sogar sagen, dass wir hier wie VIPs behandelt werden. Man hat für alles Nötige gesorgt. Ein komfortables Anwesen, ein Kühlschrank voller Essen, ein Badehaus gefüllt mit heißem Wasser, bequeme Schlafzimmer,…so gut wie alles ist hier, mit Ausnahme von Dingen, die uns helfen könnten das Haus zu verlassen.“

Ein derartiges Leben wäre sinnlos. Ich bin nicht derart unzufrieden mit meinem Leben, als dass ich es vorziehen würde in dieser unbekannten Dimension zu bleiben und sorgenfrei vor mich hin zu leben. Es ist einfach noch zu früh mein High School Leben schon nach einem Jahr zu beenden. Außer den Leuten hier gibt es noch andere, die ich gerne wieder sehen würde. Es wäre einfach zu tragisch meine Familie und Shamisen nicht mehr sehen zu können und man kann sogar Taniguchi und Kunikida dazuzählen. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, ich mag den Winter nicht. Entschuldigt bitte ihr Isländer, aber ich kann mir nicht vorstellen mein Leben in Eis und Schnee zu verbringen. Nennt mich ruhig einen Mann, der sich nach der Hitze des Sommers und dem Lärm der Zikaden sehnt.

„Ich bin sehr erleichtert dich das sagen zu hören.“

Koizumi seufzte theatralisch.

„Die Folgen davon, wenn Suzumiya-san ihre Kraft einsetzt nachdem sie den ernst der Situation begriffen hat, sind noch nicht abzusehen. Das ist vielleicht auch die Intention des Täters. Wenn der Fortschritt ausbleibt, beginnt man gerne jemanden bewusst zu provozieren um eine Reaktion zu erreichen. Das ist eine bekannte Taktik. Sollte das hier wirklich nur eine simulierte Umgebung und wir nur Kopien der Originale sein, dann muss sich die unsichtbare Hand nicht zurückhalten. Nur selten sieht man jemanden, der Gewissensbisse hat wenn sich seine Videospielcharaktere zu Tode arbeiten. Ist es bei dir nicht genauso?“

Jetzt wo er es erwähnt, natürlich habe ich dabei keine Gewissensbisse. Jedoch sind Videospielcharaktere nur Nummern, während ich es bevorzugen würde ein echter Charakter in der wirklichen Welt zu sein.

„Das Wichtigste ist jetzt von hier zu entkommen. Es wäre besser in der realen Welt eine Katastrophe zu konfrontieren als in dieser alternativen Dimension zu bleiben. Es wird einen Weg geben, besser gesagt wir werden uns einen Weg überlegen müssen. Wer auch immer es ist, der Suzumiya-san und uns hier gefangen hat, ist offenkundig ‚unser’ Feind. Damit meine ich nicht ‚unser’ wie in ‚unsere Organisation’ oder der Datenintegrations-Entität, sondern der der SOS Brigade.“

Beides ginge in Ordnung. Solange wir beide uns auf Augenhöhe begegnen, sehe ich dich als meinen Bruder an.

Danach versank ich tief in Gedanken. Koizumi schloss sich mir an und stützte sein Kinn auf seiner Hand auf.

Kurz darauf-

Das Geräusch leichten Anklopfens brach die Stille zwischen mir und Koizumi. Ich erhob meinen Körper, der sich anfühlte als wäre er an das Bett geleimt worden und öffnete die Tür.

„Umm…das Bad ist jetzt frei. Ihr Zwei könnt es jetzt benutzen.“

Asahina-sans errötete Wangen passten genau zu ihrem Ausdruck von Lieblichkeit und Unschuld. Eine nasse Haarsträhne klebte an ihrer Wange und erhöhte nur die Zuneigung, die man für sie empfand. Unter dem etwas längeren T-shirt blitzen ihre Schenkel hervor, was einfach unglaublich sexy war. Wäre ich in normaler geistiger Verfassung gewesen, hätte ich darüber nachgedacht sie mit in mein Zimmer zu nehmen und sie dort in die Ecke zu stellen um den Anblick zu genießen.

„Wo sind Haruhi und Nagato?“

Ich sah in den Gang und Asahina-san schenkte mir ein wunderschönes Lächeln.

„Sie trinken Saft im Speisesaal.“

Sich meiner gierigen Augen bewusst zog sie am Saum ihres T-Shirts.

„Ahh, Ersatzkleidung ist im Umkleideraum. Ich hab das T-Shirt hier bekommen. Handtücher und Badeutensilien sind alle…“

Es fällt mir schwer die Anziehungskraft ihres schüchternen und verlegenen Verhaltens zu beschreiben.

Ich warf Koizumi einen Blick zu damit er seine Bewegungen einstellte, ging schnell auf den Gang hinaus und schloss hinter mir die Tür.

„Asahina-san, ich habe eine Frage an dich.“

„Was ist es?“

Diese runden, großen Augen blickten mich an während sie ihren Kopf unsicher zur Seite lehnte.

„Was hast du über dieses Anwesen zu sagen? Ich finde es merkwürdig, wie steht es mit dir?“

Asahina-san blinzelte mit ihren langen und dichten Wimpern und antwortete folgendermaßen:

„Umm, Suzumiya-san glaubt, dass das ein Teil von Koizumi-sans Detektivspiel ist…wie hat sie es noch einmal genannt? Ja, so etwas wie ein Vorspiel. Das hat sie zumindest im Schlafzimmer gesagt.“

Es ist am besten so, dass Haruhi so darüber denkt., obwohl es problematisch werden könnte, wenn Asahina-san der gleichen Meinung ist.

„Wie kannst du dir dann die Unstimmigkeit im Zeitfluss erklären? Du hast Koizumis Experiment aus erster Hand miterlebt, oder?“

„Ja. Aber das ist Teil des Plans…richtig? Oder etwa nicht?“

Ich fasste mir auf die Stirn und versuchte mein Seufzen zu verhindern. Ich hatte wirklich keine Ahnung ob Koizumi so etwas bewerkstelligen konnte, aber wenn sogar Zeitverzerrung teil des ganzen Szenarios ist, wäre es unfair Haruhi nicht vorzuwarnen. Außerdem, ist Zeit nicht das Spezialgebiet von Asahina-san?

Ich beschloss es auszuprobieren.

„Asahina-san, kannst du die Zukunft kontaktieren? Genau hier und jetzt?”

“Ehh?”

Ihr verwirrted kindliched Gesicht sah mich an.

„Wie könnte ich dir solche Dinge sagen? Huhu. Das ist klassifizierte Information!“

Sie kicherte als ob sie es lustig finden würde, aber weder scherzte ich, noch fand ich es amüsant.

Asahina-san lachte jedoch weiter.

„Genug davon, nimm einfach ein Bad, sonst wird Suzumiya-san wieder wütend. Hoho.“

Mit Schritten so leicht wie Schmetterlinge, die im Frühling über ein Rapsfeld flattern, schwebte die zierliche Gestalt in Richtung Stiegen und verschwand nachdem sie noch einmal ihren Kopf gedreht und mir einen geradezu unnatürlich bezaubernden Blick zugeworfen hatte.

Nicht gut. Auf Asahina-san kann ich mich nicht verlassen. Die einzige Verlässliche ist…

„Verdammt!“

Ich seufzte in Richtung Teppich.

Ich wolltel ihr jetzt nicht noch mehr Stress zumuten, doch wie die Dinge standen, war sie die Einzige, die die Situation noch zu unseren Gunsten drehen konnte. Koizumis Vermutungen waren nicht mehr als die eines Schreibtischstrategen und wer weiß, was für ein Chaos Haruhi mit ihren Methoden anrichten würde. Selbst wenn ich die Trumpfkarte in der Hand hätte, nach den ganzen Horrorgeschichten die Koizumi erzählt hatte, würde ich jetzt nicht leichtfertig handeln. Es kann gut sein, dass das Individuum, das das alles geplant hat, das schon vorausgesehen hat.

„Was ist jetzt also zu tun…?“


Nachdem ich ein Bad genommen hatte, grübelte ich noch einige Zeit mit neu auf Touren gebrachtem Blutkreislauf, in der Hoffnung, dass mir doch noch eine gute Idee kommen würde. Aber es war vergeblich. Selbst wenn ich mich noch so anstrengte, nicht einmal die Hälfte einer Idee, die uns helfen könnte wollte mir einfallen. Es war einfach unmöglich. Ich fühlte mich zwar nicht entmutigt, aber wenn ich jetzt darüber nachdenke war es ein wenig traurig.

Genau wie es Asahina-san gesagt hatte, waren im Umkleideraum Handtücher und Kleidung zum Wechseln. Trainingshosen und T-Shirts lagen gestapelt in einem Regal. Ich zog mir ein Set an und ging mit Koizumi zum Speisesaal.

Die drei, die vor uns gebadet hatten, hatten eine ganze Reihe von Saftbechern auf dem Tisch aufgestellt und warteten auf uns.

„So langsam, warum zur Hölle habt ihr so lange gebraucht?“

Für mich hatte es nicht länger gedauert als die Zeit, die auch eine Krähe für ihr Bad benötigen würde.

Ich nippte am Orangensaft, den Haruhi mir überreicht hatte. Mein Blick richtete sich nicht auf Nagato sondern auf die Außenwelt hinter dem Fenster. Vielleicht weil ihr Körper nun aufgewärmt war, trank Haruhi ihre Dose Saft in einem Zug und erhob triumphierend ihren Zeigefinger. Asahina-san lächelte, nichts ahnend der Situation in der sie sich befand, während Koizumi, der sich dessen sehr wohl bewusst war, es ihr gleich tat. Nagato sah noch zierlicher aus als sonst, vielleicht weil ihre feuchten Haare gerade nach unten hingen.

Welche Uhrzeit hatten wir überhaupt gerade? Das Bild hinter dem Fenster zeigte noch immer einen Schneesturm, aber es schien eher düster als schon pechschwarz, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.

Haruhi schien ihren Zeitsinn verloren zu haben.

„Lasst und in den Spieleraum gehen.“

Noch immer in Spiellaune.

„Sogar Karaoke ginge in Ordnung, aber wir haben schon lange nicht mehr Mahjong gespielt. Die Wette ist drei Mal die Anzahl der Ziegel und alles ist erlaubt. Aber ich will die großen Ziegeln verwenden, also müssen wir keine Punkte ab- oder dazuzählen. Wir werden nach dem finalen Punktestand entscheiden. Kokushi Shisan-men und Su-ankou Tanki auf Yakuman, in Ordnung?" (Anmerkung: in Japan gebräuchliche Mahjong Ausdrücke)

Auch wenn ich mich nicht über die Regeln des Spiel beschweren wollte, schüttelte ich doch meinen Kopf. Was wir in diesem Augenblick tun sollten war weder Karaoke, noch Mahjong, sondern nachdenken.

„Ich würde sagen wir sollten uns erst einmal ein wenig schlafen. Wir werden später noch immer genug Zeit zum Spielen haben und derzeit bin ich wirklich müde.“

Wir waren für Stunden mit unseren Schiern auf dem Rücken im hohen Schnee gewandert. Haruhis Muskeln schienen die einzigen zu sein, die nicht bis zur völligen Erschöpfung beansprucht worden waren.

„Das ist wahr…“

Haruhi schien zu wissen wie es den anderen ging. Nachdem sie einen Blick auf jeden von uns geworfen hatte:

„Gut, in Ordnung, lasst uns eine Pause machen. Aber sobald wir aufwachen will ich, dass jeder mit vollem Einsatz mitspielt.“,

verlautbarte sie mit einem Leuchte von zwei oder drei Nebelflecken in ihren Augen.



Nachdem jeder in seinen jeweiligen Bau zurückgekehrt war, begann ich geistig eine Konferenz mit mir selbst, während ich auf dem Bett lag um über einen Ausweg aus der Situation nachzudenken. Traurigerweise brachte das nur das Ergebnis, dass ich in diesem Moment nutzlos war und kein konstruktiver Vorschlag wollte auftauchen. In meinem Kopf blieb es still, als wartete jeder darauf, dass ein anderer das Eis bricht. Während die Zeit so verstrich, wurde mein Bewusstsein von Minute zu Minute vernebelter. Wie ich darauf kam?

„Kyon-kun.“

Ich hatte weder das Geräusch einer sich schließenden Tür, nochr das der Schritte von jemanden der in mein Zimmer trat gehört, ebensowenig das von raschelnder Kleidung. Schon allein dadurch bekam ich Angst und ich war nur noch zusätzlich geschockt durch die Silhouette der Person, die in der Mitte meines Zimmers stand.

„Asahina-san?“

Das Licht, das durch das Fenster ins Zimmer schien, war vom Schnee reflektiert worden und verursachte einen einseitigen Schatten. Jedoch war ich mir sicher selbst in diesem schummrigen Licht das zu sehen, was ich glaubte zu sehen. Da stand die süße Fee des Clubraums, der Glücksbringer der SOS Brigade, Asahina-san.

Asahina-san lächelte als sie meinen Spitznamen rief, bewegte sich grazil zu mir hin und nahm neben mir Platz. Ich beeilte mich damit mich aufzurichten als ihre nackten Beine sich schlossen.

„Kyon-kun…”

Asahina-san lächelte als sie meinen Spitznamen rief, bewegte sich grazil zu mir hin und nahm neben mir Platz. Ich beeilte mich damit mich aufzurichten als ihre nackten Beine sich schlossen. Eine unbeschreibliche surreale Stimmung lag in der Luft. Nach einem genaueren Blick stellte ich fest, dass sie etwas anderes trug als zu der Zeit, als wir uns im Gang Gute Nacht gewünscht hatten. Nicht, dass es so war, dass sich die Menge an Stoff gegenüber dem T-Shirt viel vergrößert hätte.

Asahina-san sah mich an, gekleidet in ein weißes Hemd, das von meiner Vorstellungskraft fast in Fetzen gerissen wurde und sie war mir so nahe, wie es näher nicht hätte sein können.

„Nun gut…“

Dieses schöne, kindliche Gesicht schien etwas zu wollen.

„Könnte ich hier übernachten?“

Ihre Worte waren genug um mich fast meine Lungen aushusten zu lassen.


Diese feuchten Augen sahen mir direkt ins Gesicht während sich diese kecke Asahina-san sanft an meine Schultern lehnte. „Wa…wawawawas soll das hier?“

„Ich hatte Angst so alleine und habe mich nur im Bett umhergeworfen ohne einschlafen zu können. Wenn ich an der Seite von Kyon-kun bin, dann sollte ich gut schlafen können…“

Körperwärme stieg durch das Hemd auf. Sie war so heiß, dass man sie schon für Feuer hätte halten konnte. Etwas Weiches drückte sich an mich. Asahina-san umarmte meinen Arm und presste ihr Gesicht näher an meines.

„Ist das ok?“

Das war keine Sache von ok oder nicht. Es gibt keinen Mann und keine Frau in der Welt, die es übers Herz bringen würden eine bittende Asahina-san abzuweisen. So lautete die Antwort natürlich ja, dieses Bett war ja auch ein wenig zu groß für eine Person…Warte mal!

Hoho, sie ließ meinen Arm mit einem hinreißenden Lächeln los und fing an ihr bereits sehr loses Hemd weiter aufzuknöpfen. Langsam enthüllten sich ihre blendenden, weichen Kurven. Ihre vollen Brüste, die ich gesehen hatte als sie von Haruhi in das Bunny-Kostüm gezwungen worden war, die ich gesehen hatte als ich versehentlich in den Clubraum ging während sie sich umzog, die ich auf ein Foto gebannt hatte, das nun tief in einem verstecktem Ordner auf dem Computer schlief…waren nun direkt vor mir. Wach auf, darum geht’s nicht

Nur noch zwei Hemdknöpfe waren übrig…nein, einer. Das war sogar verführerischer als völlige Nacktheit, da es sich um ein Model von höchster Qualität handelte. Außerdem, egal wie man es betrachtete, diejenige die sich in diese provozierenden Posen warf war schließlich Asahina-san. He!

Asahina-san sah mich von unten herauf an und warf mir ein schüchternes, provokantes) Lächeln zu. Ihr Finger hatte schlussendlich den letzten Knopf gelöst. Sollte ich wo anders hinsehen? Konzentrier dich!

Unterhalt ihres nun komplett geöffneten Hemdes bewegte sich ihre weiße Haut mit jedem Atemzug auf und ab. Auf dem Körper dieser Person, der in einer solchen künstlerischen Perfektion geschaffen ist, dass sich selbst die Venus selbst in ihrer Muschel verstecken würde Keiner hat gesagt du sollst dort hinschauen , lag auf dem Hügel über den weichen und runden Brüsten ein klar erkennbarer Stern…

Ein tiefer Atemzug kam aus den Tiefen meines Halses.

„Hoo…!“

Ich sprang aus dem Bett als hätte ich eine Feder in mir.

„Unmöglich!“

Schau genau hin! Warum habe ich das nicht bemerkt? Die Person vor mir ist nicht „meine Asahina-san“. Ich sollte das besser wissen als sonst jemand. Habe ich das nicht schon letztes Mal gemacht um die Authentizität sicherzustellen? Man würde es wissen nachdem man auf „diesen Punkt“ auf Asahina-san gesehen hatte.

„Wer bist du?“

-Es war kein Muttermal auf der linken Brust dieser Asahina-san.

Die halbnackte Schönheit, die auf meinem Bett saß sagte mit einem betrübten Blick.

„Warum? Du willst mich nicht?“

Wenn das die echte Asahina-san wäre Ich hab dir doch schon gesagt, sie ist es nicht! , dann sollte ich noch abwarten können. Nein, nein. Das ist nicht das Problem. Asahina-san würde sich nie hereinschleichen und mich verführen. Ich bin ihr verfallen ohne dass sie so etwas tun muss.

„Du bist nicht Asahina-san.“

Ich ging weiter zurück und starrte auf die verführerischen Augen, die daran waren in Tränen auszubrechen. Meine Vorbehalte waren drauf und dran sich aufzulösen. Wie kann ich eine solche Dame traurig machen. Das hat nichts damit zu tun, dass sie nicht Asahina-san ist, richtig? Reiß dich zusammen

„Bitte hör auf damit.“,

brachte ich endlich hervor.

„Wer bist du? Bist du der Erschaffer dieses seltsamen Hauses, eine Außerirdische oder Dimensionsreisende? Warum hast du das getan?“

„…Kyon-kun.“

Die Asahina-san vor mir klang so verzweifelt. Sie ließ ihren Kopf hängen und ihre Lippen verzogen sich vor Deprimiertheit. Und dann-

„!“

Sie wandte sich um und flog wie der Wind zur Tür, so dass sich ihr Hemd in die Luft hob. In dem Moment, in dem sie den Raum verließ, drehte sie sich um, sah mich mit Tränen in den Augen an und verschwand schließlich im Gang. Der Knall der Tür war überraschend laut und rüttelte mich wieder wach. Ich versperrte die Tür, so dass von Außen niemand mehr hereinkommen konnte.

„Bitte warte einen Moment!“

Sobald ich das in einem nun respektvollen Ton gesagt hatte, rannte ich zur Tür um sie wieder zu öffnen.

Bang! Ein lautes Geräusch war zu hören. Egal wieviel Gewalt ich dabei aufgewandt hatte, das Geräusch des Öffnens einer Tür sollte nicht so laut sein, dass mein Abdomen dabei erzittert. Gerade als ich das gedacht hatte-

„Ehh,you…“

Ich rannte direkt in Haruhi. Haruhi, deren Zimmer direkt gegenüber von meinem lag, hatte ihren Kopf durch die Tür gestreckt und sah mich mit weit offenem Mund an.

„Kyon, du warst noch vor einem Moment in meinem Zimmer…oder warst du nicht?“

Noch mehr Leute außer Haruhi streckten ihren Kopf bei der Tür heraus.

„Umm…“

Haruhis rechte Nachbarin, die T-Shirt bekleidete Asahina-san war ebenso verwirrt und hatte ihre Tür halb geöffnet. Was die Nachbarin auf der Linken betraf-

„…“

Nagatos schlanker Körper zeigte sich. Ich sah auf die Seite-

„Was war das…“

Koizumi griff sich auf die Nasenspitze und warf mir einen seltsamen Blick zu, gemeinsam mit einem steifen Lächeln.

Es stellte sich heraus, dass der Grund warum der Widerhall des Öffnens der Tür so laut war, der war, dass alle fünf von uns gleichzeitig die Türen geöffnet hatten, es also der Nachklang eines Fünferensembles war.

„Warum alle? Ist etwas passiert?“

Haruhis Verstand kehrte als erster zurück und sie sprach während sie mich anstarrte.

„Warum kommen alle zur gleichen Zeit aus ihren Zimmern?“

Ich habe die falsche Asahina-san verfolgt- gerade als ich daran dachte, das zu sagen, realisierte ich etwas. Haruhis vorige Worte waren grammatikalisch nicht richtig gewesen.

„Wie steht es denn mit dir? Du wirst ja nicht hier heraußen sein um auf die Toilette zu gehen.“

Überraschenderweise senkte Haruhi ihren Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Erst nach einiger Zeit antwortete sie:

„Ich hatte einen sehr seltsamen Traum. Ich habe geträumt, dass du in mein Zimmer geschlichen bist, aber nicht geredet hast wie du es tun würdest… urr, und du hast Dinge getan, die du nicht tun würdest. Ich fand das merkwürdig…letztendlich habe ich dich geschlagen und du bist weggerannt! Das war ein seltsamer Traum! Richtig? Aber es fühlte sich nicht wirklich wie ein Traum an.”

Wenn das ein Traum war, dann wäre das hier die Fortsetzung davon. Während ich mit starrem Blick auf die irritierte Haruhi sah, kam Koizumi in meine Richtung.

„Bei mir auch.“

Er starrte mir direkt ins Gesicht.

„Du bist auch bei mir im Zimmer aufgetaucht. Dem Aussehen nach warst es zwar du, aber dein Verhalten war einfach furchteinflößend… jedenfalls hast du Dinge getan, die du nicht tun würdest.“

Mir lief es plötzlich kalt über den Rücken. Mein Blick bewegte sich weg vom lächelnden Gesicht Koizumis, der offensichtlich etwas verheimlichte und wandte sich in Richtung Asahina-san. Das war der richtige McCoy. Ein Blick und kein Zweifel bestand mehr daran. Wie konnte ich nur diese Person für sie halten? Sei es ihr Auftreten oder ihre Handlungen, sie war kein Vergleich mit der originalen Asahina-san.

Vielleicht weil mein Blick sie beschämte, errötete Asahina-san. Bin ich vor ihr aufgetaucht? Gerade als ich annahm, dass das der Fall gewesen war-

„Suzumiya-san ist in mein Zimmer gekommen.“

Sie fummelte mit ihren Fingern herum.

„Diese seltsame Suzumiya-san… Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, sie war wie eine Fälschung…“

Ja, definitiv eine Fälschung. Soviel ist sicher. Das Problem ist nur, dass das überhaupt passier ist. Warum sind gefälschte Versionen von uns in den anderen Zimmern aufgetaucht? Asahina-san in meinem, ich war bei Haruhi und Koizumi und Haruhi in Asahina-sans Raum.

„Nagato“, ich drängte weiter, „Wer war in deinem Zimmer?“

Das stoische Antlitz von Nagato, die wie Asahina-san mit einem T-Shirt bekleidet war, hob sich und sah direkt in mich:

„Du.“

Nachdem sie das in einem flüsternden Ton gesagt hatte, schloss sie langsam ihre Augenlieder.

Daraufhin-

„…Yuki?!“

Untermalt von Haruhis verwirrtem Schrei von der Seite, erlebte ich eine unglaubliche Szene.

Nagato, die echte Nagato Yuki fiel, als würde sie von einer unsichtbaren dämonischen Hand niedergedrückt, flach auf den Boden.

„Yuki! Was ist passiert? Yuki…”

Alle waren zu überrascht um ein Wort zu sagen und starrten sprachlos und wie festgefroren auf die Szene. Nur Haruhi eilte zu ihr hin und hob den zierlichen Körper auf.

„Whoa…so heiß! Yuki, bist du in Ordnung? Yuki? Yuki!”

Nagatos Augen waren geschlossen und ihr Kopf hing nach unten. Mein Instinkt sagte mir jedoch, dass sie sich nicht in tiefem Schlaf befand.

Haruhi umarmte Nagatos Schultern und schrie mit scharfem Blick:

„Koizumi-kun, bring Yuki schnell in ihr Bett. Kyon, geh und such Kühlkissen. Es sollten welche da sein. Mikuru-chan, geh und richte nasse Handtücher her.”

Als sie sah wie ich, Asahina-san und Koizumi starr dastanden brüllte Haruhi noch einmal:

„Beeilt euch!“


Nachdem ich Koizumi die völlig kollabierte Nagato aufheben sah, rannte ich nach unten. Kühlkissen, Kühlkissen, Kühlkissen, wo sind nur die Kühlkissen?

Es war wohl so, dass ich mich noch nicht völlig von dem Schock des Anblicks der in Ohnmacht fallenden Nagato erholt hatte. Es schien einfach so unmöglich. Das war auch der Grund warum der Vorfall mit der falschen Asahina-san in meinem Zimmer und den anderen falschen Versionen von uns in den anderen Zimmern, etwas war, von dem ich einfach derartig genug hatte, dass ich ihn nur noch vergessen wollte. Vergesst es. Das hat mit mir nichts zu tun.

„Verdammt!“

Das ist einfach nur schlecht, verdammt. Ich hatte gehofft, dass Nagato die nächsten paar Tage wie eine normale Person ein friedliches Leben führen könnte und nun war genau das Gegenteil geschehen.

Ich konnte nirgendwo eine Eispackung entdecken, also endete ich in der Küche. Bei mir war das Kühlkissen nicht im Notfallsset sondern im Kühlschrank, wo sollte sie also in diesem seltsamen Haus sein?

„Warte.“

Ich stoppte meine Hand als ich gerade daran war den Kühlschrank zu öffnen. Ich betete so fest wie ich konnte nachdem ich das Kühlkissen in meinem Kopf visualisiert hatte.

Danach öffnete ich den Kühlschrank.

„….da.“

Das blaue Kühlkissen lag auf dem Kohl.

Hier war wirklich für alles gesorgt. Das war schon fast zu bequem. Ich wusste nicht wer hier an alle Eventualitäten gedacht hatte, aber es führte nur zu einem unerwünschten Ergebnis. Dank dieser Person war ich nun entschlossener als je zuvor.

Wir können definitiv nicht hier bleiben.


Ich ging mit dem Kühlkissen durch den Speisesaal und sah Koizumi in der Eingangshalle stehen, wo er die Haustür intensiv betrachtete. Was macht er hier? Hatte ihm die ehrenhafte Haruhi befohlen Schnee zu sammeln um Nagato kühlen zu können?

Gerade als ich ihm ein paar Ratschläge erteilen wollte, entdeckte mich Koizumi und fing als Erster an:

„Du bist gerade zur richtigen Zeit gekommen. Schau dir mal das hier an.“

Er deutete auf die Tür.

Ich schluckte und sah wo er hindeutete. Ich sah etwas ziemlich Unglaubliches und war sprachlos vor Überraschung.

„Was…was ist das?“,

war alles was ich aus mir herausbrachte.

„Das haben wir vorhin noch nicht gesehen.“

„Ja, es war damals auch noch nicht da. Ich war der letzte, der das Haus betreten hat. Als ich die Tür geschlossen habe, war da noch nichts Derartiges zu sehen.“

Auf der Innenseite der Tür war etwas angebracht, das man nur schwer beschreiben konnte. Womit man es noch am besten vergleichen konnte, war glaube ich ein Bedienfeld oder ein Eingabefeld.

Eine Tafel von fünfzig Zentimeter Länge war in die Tür eingefügt – oder ist es doch ein Eingabefeld? Ein Haufen von Symbolen und Nummern, die bei mir nur Kopfschmerzen auslösten, waren darauf geschrieben.

Ich sah sie mir geduldig an. Die oberste Reihe war –

x-y = (D-1)-z

Ganz unten stand -

x= □ , y= □ , z= □

Der □ Teil war nach innen gewölbt. Es war nur der kürzeste Weg jemanden zu sagen, dass man hier etwas reinstecken musste. Gerade als ich diese Markierungen mit einem verwirrten Blick betrachtete –

„Das Zubehör ist hier drüben.“

Koizumi zeigte auf einen Haufen nummerierter Blöcke in einer Holzschachtel neben dem Türstock. Nach einem kurzen Blick sah ich, dass es drei Reihen mit Zahlen von 0 bis 9 waren. Ich beugte mich hinunter um eine herauszunehmen und sie näher zu betrachten. Sie sahen aus wie Mahjong Steine und hatte auch deren Gewicht. Der einzige Unterschied war, dass das Muster darauf eine einstellige arabische Zahl war.

Drei Gruppen mit einer Zehnerreihe Zahlen, die in einer flachen Holzschachtel platziert waren.

„Das sollten die Nummern sein mit denen wir die Gleichung lösen sollen.“

Koizumi hob ebenfalls eine auf um sie zu studieren.

„Man soll sie wohl in die leeren quadratischen Löcher reinstecken.“

Ich sah zurück auf die Gleichung, woraufhin mein Kopf wieder zu schmerzen begann. Mathematik war schon immer eine schmerzhafte Sache für mich gewesen.

„Koizumi, kannst du das lösen?”

„Ich kann mich irgendwie an die Gleichung erinnern, aber die Hinweise sind mir nicht genug. Wenn es nur darum geht auf beiden Seiten den gleichen Wert zu haben, dann existiert eine Unzahl von möglichen Ergebnissen. Um es nur auf bestimmte Zahlen zu reduzieren, muss es noch andere Bedingungen geben.“

Ich sah auf den herausstechendsten der vier Buchstaben.

„Was soll das D bedeuten? Es scheint nicht gelöst werden zu müssen.“

„Es ist der einzige derartige Fall in der oberen Gleichung.“

Koizumi spielte mit seinem Nummer 0 Stein und sagte schließlich mit gesenkter Stimme:

„Diese Gleichung…Ich habe sie wirklich schon mal wo gesehen, aber ich hätte nie gedacht, dass sie hier auftauchen würde…was ist es? Mir kommt es so vor als wäre erst vor Kurzem gewesen…“

Er runzelte die Stirn und verharrte still. Eine Seltenheit für Koizumi ein derartig nachdenkliches Gesicht zu zeigen.

„Und? Glaubst du, dass dahinter ein tieferer Sinn steckt?“

Ich legte meinen Stein zurück in die Holzschachtel.

„Ich weiß, dass diese mathematische Aufgabe plötzlich auf der Innenseite der Tür aufgetaucht ist, aber was soll sie bedeuten?“

„Hmm.“

Koizumis Aufmerksamkeit kehrte zurück.

„Ich denke, dass das vielleicht der Schlüssel für die verschlossene Tür ist. Man kann sie nicht von Innen öffnen. Die Türschnalle zu drücken ist eine reine Kraftverschwendung.“

“Was hast du gerade gesagt?”

„Geh und probier es selbst aus. Schau, es gibt weder ein Schlüsselloch auf der Innenseite noch sonstige Vertiefungen für einen Schlüssel.“

Ich versuchte es und konnte sie nicht öffnen.

„Wer könnte sie versperrt haben? Selbst wenn es ein automatisches Schloss wäre, müsste man die Tür von Innen öffnen können.“

„Das beweist nur abermals, dass diese Dimension den gesunden Menschenverstand übersteigt.“

Koizumi setzte wieder sein bedeutungsloses Lächeln auf.

„Die Identität des Täters ist unbekannt, aber es ist offensichtlich, dass er uns hier einsperren will. Die Fenster sind dicht versiegelt und die Tür fest versperrt…“

„Wenn dem so ist, wofür ist dann die Gleichung auf der Tafel gut? Ein Rätsel mit dem wir uns die Zeit vertreiben können?“

„Wenn ich richtig liege, dann ist die Gleichung der Schlüssel für uns um die Tür zu öffnen.“,

fuhr Koizumi in einem sorgenfreien Tonfall fort.

„Ich glaube auch, dass es sich dabei um die letzte Fluchtmöglichkeit handelt, die Nagato-san uns hinterlassen hat.“



Ich rief mir die letzten Ereignisse wieder in Erinnerung und versank völlig in dieser Rückbesinnung, doch Koizumi schenkte dem keine Beachtung und führ mit seiner Ansprache fort:

„Man könnte es als Informationskonflikt bezeichnen, eine Art der limitierten Kriegsführung. Jemand hat uns in dieser alternativen Dimension eingesperrt und Nagato hat uns schon im Voraus einen Fluchtweg geschaffen, durch den wir uns dieser dunklen Fraktion widersetzen können. Das Resultat davon ist diese Gleichung. Wir sollten in der Lage sein in unsere Welt zurückkehren wenn wir sie lösen, sonst müssen wir auf ewig hier bleiben.“

Koizumi klopfte an die Tür.

„Ich weiß nicht genau welche Art von Konflikt es ist, aber wenn es ein ungehemmter Krieg zwischen empfindungsfähigen Lebensformen ist, dann spielt es sich in Dimensionen ab, die unsere Vorstellungskraft übersteigen und das hier ist nur die physische Manifestation dieses Kampfes. Dieses Bedienfeld sollte das Endergebnis dieser Schlacht sein.“

Eine völlig deplatzierte Gleichung in einen schrägen, mysteriösem Haus.

„Es ist kein Zufall, dass Nagato kurz nach unseren seltsamen Träumen in Ohnmacht fiel und dieses Bedienfeld hier auftauchte…diese Ereignisse sind keine isolierten Phänomene, sondern hängen irgendwie zusammen.“

Koizumi fuhr fort und verbarg dabei geschickt die Besorgnis in seinem Herzen.

„Das sollte der Schlüssel raus aus dieser alternativen Dimension sein, ein Schlüssel zur Flucht, den Nagato-san geschmiedet hat.“

Das ließ mich das Bedienfeld nach einem Schriftzug „Copyright © Yuki Nagato“ untersuchen, aber unglücklicherweise konnte ich Derartiges nicht finden.

„Im Grunde ist das alles nur meine eigene Vermutung. Nagato-san verfügt nur über limitierte Kräfte in dieser Dimension. Nachdem ihre Verbindung zur Datenintegrations-Entität getrennt wurde, konnte sie nur ihre eigenen Fähigkeiten einsetzen, was diese umständliche Lösung bewirkte.“

„Du nennst es vielleicht Vermutung, aber dein Tonfall klingt ziemlich überzeugt.“

„Hmm, das ist wahr. Die ‚Organisation’ hat versucht mit anderen Verbindungsquellen Kontakt aufzunehmen, also verfüge ich über eine gewisse Menge an Informationen.“

Obwohl ich wirklich gerne etwas über andere Außerirdische gehört hätte, war jetzt einfach nicht die Zeit dafür. Die dringlichste Sache war es jetzt dieGleichung, die auf diesem interessanten Bedienfeld geschrieben war, zu lösen. Während ich auf die Symbole auf dem Bedienfeld und auf die Gruppe von Zahlen in der Holzschachtel starrte, kamen mir Nagatos Worte wieder in den Sinn:

„Diese Dimension verursacht signifikanten Stress bei mir.“

Ich wusste nicht wer diese Falle ausgelegt hatte um uns in dieses schräge Haus im Schnee zu locken, aber ich konnte definitiv keiner Person vergeben, wegen der Nagato hohes Fieber bekommen hatte und in Ohnmacht gefallen war. Es würde nicht nach den Vorstellungen dieses außerirdischen Bastards ablaufen. Egal was, wir würden diesen Ort letztendlich verlassen und in Tsuruya-sans Villa zurückkehren. Die gesamte SOS Brigade würde dieses Haus hier ohne Ausnahmen verlassen.

Nagato hatte ihre Schuldigkeit bereits getan. Obwohl ich es nicht miterlebt, oder auch nur davon gehört hatte, hatte sie ohne Zweifeln einen Krieg gegen den unsichtbaren „Feind“ geführt, seit wir diese alternative Dimension betreten hatten. Das war wohl auch der Grund dafür, dass sie noch verschlossener gewirkt hatte als sonst. Sie hatte mit allen Mitteln gekämpft und uns trotzdem noch einen kleinen Weg offen gelassen. Was nun als nächstes kommen würde, war diese Tür zu öffnen.

„Wir müssen hier raus.“

Koizumit antwortete mit einem spröden Lächeln auf meine Deklaration.

„Der Ansicht bin ich auch. Egal wie komfortabel, das hier ist kein Ort zum Verweilen. Utopia und Dystopia sind zwei Seiten der selben Medaille.“

„Koizumi.“

Der Ernst in meiner Stimme erstaunte sogar mich selbst.

„Kannst du nicht irgendwie ein Loch in die Tür bohren? Die Situation sieht ziemlich düster aus. Nagato ist krank, also bist du der Einzige, der noch irgendwelche Kräfte hat. „

„Du überschätzt mich bei weitem.“

Selbst in einer solchen Notlage antwortete Koizumi noch mit einem Lächeln.

„Ich habe nie behauptet, dass ich ein allmächtiger Esper bin. Meine Fähigkeiten können nur unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden. Das solltest du eigentlich-„

Ich packte ihn am Hemd und zog ihn her bevor er seinen Mist beenden konnte.

„Das will ich nicht hören!“

Ich starrte auf Koizumi und seine höhnisch grinsenden Lippen.

„Alternative Dimensionen sind deine Spezialität. Auf Asahina-san kann man nicht zählen und Haruhi ist eine Bombe, die jederzeit losgehen kann. Hast du nicht mit deinen Kräften angegeben als wir die Grille konfrontiert haben? Oder besteht die ‚Organisation’ nur aus einem Haufen von Einfaltspinseln?“

In Wirklichkeit war ich genauso. Ich konnte überhaupt nichts tun, nicht einmal ein fundiertes Urteil abgeben. Man konnte sogar sagen ich stand noch tiefer als Koizumi. Das Einzige an das ich in diesem Moment denken konnte, war Koizumi zu Brei zu schlagen und ihn danach mich selbst verprügeln zu lassen. Ich konnte ja schließlich nicht meinen Ärger Luft machen indem ich mich selbst schlug, ich wäre zu gnädig mit mir selbst gewesen.

„Was zur Hölle treibt ihr?“

Eine scharfe Stimme ertönte aus dem Hintergrund und sie schien ziemlich verärgert zu sein.

„Kyon, habe ich dir nicht gesagt du sollst Kühlkissen besorgen? Nachdem ich eine Ewigkeit auf dich gewartet habe, bin ich herunter gerannt und was muss ich sehen? Du und Koizumi übt wie man kämpft. Was geht nur in euren Köpfen vor?“

Haruhi hatte ihre Arme verschränkt und stand breitbeinig da. Die Szene sah aus als hätte der alter Mann, der in meiner Nähe wohnte, gerade einen Dieb auf frischer Tat ertappt wie er seine Dattelpflaumen stiehlt.

„In einer solchen Situation herumzualbern…Denkt doch mal nur eine Sekunde an Yuki!“

Haruhi interpretierte die Haltung von mir und Koizumi als reines Spiel, vielleicht weil ihr Herz ganz woanders war. Ich ließ Koizumi los und hob das Kühlkissen auf, das ich einige Zeit zuvor fallengelassen hatte.

Haruhi nahm es mir aus der Hand.

„Was ist das?“

Haruhis Blick wandte sich auf die seltsame Gleichung. Koizumi richtete sich auf und antwortete:

„Keinen Schimmer. Wir beide haben gerade darüber gerätselt. Hast du eine Meinung dazu?“

„Ist das nicht die Eulersche Formel?“

Haruhi sagte das ohne überhaupt nachzudenken, wie peinlich für uns. Koizumi antwortete:

Du meinst Leonhard Euler? Den Mathematiker?

„Ja, den Mathematiker, aber ich weiß seinen Namen nicht.“

Koizumi betrachtete abermals das seltsame Eingabefeld und starrte es für einige Sekunden an.

„Genau.“

Er schnippte mit den Fingern als würde er vor irgendjemanden ein Schauspiel aufführen.

„Das ist die Eulersche Planargraphformel, oder besser gesagt eine Abwandlung davon. Wie man es von Suzumiya-san erwarten konnte.“

„Vielleicht ist sie es auch nicht. Dieses D muss ein Dimensionsfaktor sein. Glaube ich.“

Egal ob das richtig war, ein Haufen Fragen schwirrte in meinem Kopf umher. Wer ist Euler und was hat er gemacht? Was ist das Planargraphentheorem? Haben wir das je in Mathematik durchgenommen? Gerade als ich meine Fragen stellen wollte, erinnerte ich mich, dass ich in den meisten Mathematikstunden geschlafen hatte. Also wagte ich es nicht meine Zweifel anzumerken.

„Nein, das ist nicht Teil des High School Lehrplans, aber du solltest das Königsberger Brückenproblem Rätsel kennen.“

„Ahh, das kenne ich. In Mathematik bei Yoshizaki wird manchmal während der Stunde auf solche Beispiele verweisen. Das hier wäre dieses Bild mit den zwei Inseln und Flüssen und den sie verbindenen Brücken oder? Ich kann mich erinnern, dafür gibt es keine Lösung.“

„Das ist richtig.“ Koizumi nickte. “Dieses Problem gibt es bei einer flachen Ebene, aber Euler bewies, dass man eine Oberfläche als dreidimensionales Objekt sehen kann. Die Planargraphformel ist eine seiner vielen legendären Werke.“

Koizumi fuhr mit seiner Erklärung fot.

„Das Prinzip gilt für alle Polyeder. Wenn man die Anzahl der Ecken plus der Anzahl der Flächen minus der Anzahl der Kanten rechnet, ergibt das immer 2. [2]. [3]

„…“

Nachdem er meinen Blick sah, der zu sagen schien, dass ich alles was mit Mathematik zu tun hatte beiseite stoßen wollte, lächelte Koizumi mir schief zu und legte einen Arm auf den Rücken.

Er nahm einen schwarzen Edding heraus. Wo hat er den her? Hatte er ihn absichtlich versteckt? Oder auf dem selben Weg wie ich an das Kühlkissen gekommen bin?

Koizumi kniete sich auf den Boden und begann auf dem roten Teppich zu zeichnen. Weder Haruhi noch ich versuchten ihn aufzuhalten, als würde es niemanden stören wenn jemand das Haus mit Graffitis verzierte.

Koizumi zeichnete das Bild eines würfelartigen Polyeder.


Square.jpg


“Wie ihr sehen könnt, ist das ein normaler Hexaeder. Die Anzahl der Ecken ist 8, die Anzahl der Flächen ist 8 und es gibt 12 Kanten. 8+6-12=2…stimmt doch, oder?“

Als ob das nicht genug wäre, zeichnete Koizumi eine neue Form.

Pyramid.JPG

„Dieses Mal habe ich eine Pyramide gezeichnet. Hier gibt es 5 Ecken, 5 Flächen und wieder 8 Kantzen. 5+5-8 ist ebenfalls 2. Man sieht, auch wenn ich die Anzahl der Flächen auf hundert erhöhe, die Antwort ist immer 2 (die Euler-Charakteristik), was den eulerschen Polyedersatz ergibt.

„Wirklich? Ich glaube ich habe das jetzt verstanden. But… was meint Haruhi mit dem dimensionalen Faktor?”

„Das ist einfach. Das Prinzip kann man nicht nur auf dreidimensionale Objekte anwenden sondern auch auf flache Oberflächen. Nur wird dann aus der Formel ‚Ecken+Flächen-Kanten=1’ Das sieben Brücken Problem basiert auf diesem Prinzip.“

Eine neue Zeichnung entstand auf dem Teppich.

Five point star.JPG

“Wie ihr seht ist das ein fünfzackiger Stern, der mit einem einzigen Strich gemalt wurde.”

Dieses Mal werde ich es selbst ausrechnen. Es gibt 1,2…10 Ecken, Flächen…6 Flächen. Kanten gibt es amn meisten mit…insgesamt 15. Die Lösung von 10+6-15 ist 1.

Während ich mit dem Zählen beschäftig war, hatte Koizumi bereits die vierte Form gezeichnet, die wie ein misslungener Großer Wagen aussah.


Big dipper.JPG


“Es funktioniert auch mit so einem Gekritzel.”

Du brauchst dir wirklich nicht die Mühe machen. Aber gut, nachdem du es schon gezeichnet hast, werde ich mir auch die Zeit nehmen es auszurechnen. Umm… es sind 7 Ecken, 1 Fläche… Kanten… vielleicht 7? Ich verstehe, die Antwort ist wirklich 1.

Mit seinem üblichen Lächeln steckte Koizumi die Verschlusskappe wieder auf seinen Stift.

„Jedenfalls ist die Charakteristik 2 für dreidimensionale Polyeder und 1 für flache Objekte. Verstanden? Und jetzt sieh dir die Gleichung an.“

Der Stift zeigte auf das Bedienfeld.

„Sie lautet x-y = (D-1)-z. x ist die Anzahl der Ecken und wir können von der Eulerschen Formel ableiten, dass y die Anzahl der Kanten ist. Man kann leicht feststellen, dass z, das sich ursprünglich auf der linken Seite befand, die Anzahl der Flächen ist und nach rechts verschoben und negiert wurde. Und bezüglich (D-1) wissen wir durch die Euler Charakteristik, dass 2 für dreidimensionale Objekte und 1 für flache steht. D wäre also entweder 3 oder 2. D steht also für ‚Dimension’.“

Ich hörte ihm still zu und strengte während dieser Zeit meine grauen Zellen an. Hmm. Im Prinzip verstehe ich es jetzt. Also hängt die Gleichung auf der Tafel mit dem, wie hieß es doch gleich, ach ja, Prinzip, dieses Herrn Euler zusammen, verstehe.

„Und jetzt?“,

fragte ich.

„Was ist dann die Antwort? Welche Zahlen aus der Schachtel nehmen wir für x,y und z?“

„Gute Frage…“,

antwortete Koizumi.

„Ohne den ursprünglichen Polyeder oder Planargraphen als Referenz kann ich das nicht lösen.“

„Was soll der Scheiß? Wo sollen wir den von dir erwähnten ursprünglichen Graphen finden?“

Keine Ahnung – Koizumi zuckte mit den Schultern und ich bekam langsam Panik.

In diesem Augenblick-

Haruhi, die völlig in der Gleichung versunken schien, schrie plötzlich als hätte sie sich an etwas erinnert:

„Das ist jetzt wirklich nicht wichtig – und Kyon!“

Was zur Hölle!

„Besser du schaust später noch bei Yuki vorbei!“

Ich werde auch gehen ohne, dass du mich daran erinnerst, aber musst du mich hier wirklich so herumkommandieren und mich drängen?

„Sie hat deinen Namen gesagt, wenn auch nur einmal.“

Meinen Namen? Diese Nagato? Du scherzst.

„Wie hat sie mich genannt?”

„Nur ‚Kyon’!”

Nagato hattte mich noch nie bei meinem Namen genannt, nicht ein einziges Mal. Eigentlich ist es ja nur mein Spitzname, aber Nagato hat mich noch nie mit ihm oder meinem wirklichen Namen angesprochen. Wann immer wir Angesicht zu Angesicht sprachen, redete sie mich in der zweiten Person an.

Ein ungewöhnlicher Hauch von Emotion stieg auf meiner Brust auf.

„Nein…“,

wandte Koizumi ein.

„War es wirklich ‚KYON’? Bist du dir sicher, dass du dich nicht verhört hast?“

Was hat er vor? Hast du etwa eine eigene Meinung zu Nagatos Gemurmel?

„Suzumiya-san, das ist sehr wichtig. Bitte versuch dich zu erinnern.“

Das waren ziemlich deutliche Worte für Koizumi. Sogar Haruhi fand es verwunderlich, begann dann aber mit nach oben blickenden Augen nachzudenken.

„Hmm… Ich habe es nicht sehr deutlich gehört. Vielleicht war es auch nicht KYON, sie hat es nur geflüstert. Es könnte auch HYON oder ZEON gewesen sein. KYAN oder KYUN war es aber definitiv nicht.“

„Ich verstehe.“,

antwortete Koizumi befriedigt.

„Das bedeutet also, dass die erste Silbe nicht so deutlich war und wir nur das Ende haben. Hahaha, so ist das also. Nagato-san hat vielleicht nicht KYON oder ZYON, sondern YON (vier) gemeint.“

„Vier”, sagte ich.

„Ja, die Zahl ‘4’.”

„Selbst wenn es 4 ist…“

Ich hielt inne und sah zurück auf die Gleichung.

„He!“

Haruhi blies ungeduldig Luft über ihre Lippen.

„Wir haben nicht die Zeit um mit diesem Zahlenspiel herumzuspielen! Könntet ihr auch mal für eine Sekunde um Yuki sorgen? Ich kann euer Verhalten nicht ausstehen!“

Sie wirbelte mit dem Kühlkissen herum während ihre Augen eine bedrohliche Form annahmen.

„Ihr schaut besser mal nach Yuki! Hört ihr!“

Nachdem sie das gebrüllt hatte, begab sie sich mit stampfenden Schritten nach oben. Wir verabschiedeten sie mit unseren Augen und Koizumi wartete bis sie weg war, bevor er unser Gespräch fortsetzte, nicht ohne dabei in Gestalt und Stimme Selbstvertrauen auszustrahlen.

„Alle Angaben sind nun bekannt, wir können also jetzt x, y und z lösen.“



„Bitte denk zurück an den vorigen Vorfall, das Ereignis mit den falschen Versionen von uns, die Suzumiya-san für einen Traum hielt, die ich aber ziemlich real fand.“

Koizumi bückte sich und nahm den Stift vom Boden auf.

„Lass uns mal aufzeichnen welche Erscheinung in wessen Zimmer aufgetaucht ist.“

Koizumi fing mit einem Punkt auf dem Teppich an und beschriftete ihn mit „KY“.

„Das wärst dann du. Asahina-san war in deinem Zimmer.“

Von dort zog er eine Linie, die in einem Punkt endete, der mit “ASA” beschriftet wurde.

„Suzumiya-san erschien in Asahina-sans Zimmer.“

Dieses Mal zeichnete er eine diagonale Linie auf der linken Seite und schrieb „SUZU“ über den neuen Punkt.

„Derjenige, der in Suzumiya-sans Zimmer war, warst du.“

Daraufhin zog er eine Linie von „SUZU” zu „KY” und vervollständigte damit das Dreieck.

„Und derjenige, der in meinem Zimmer war, warst du. Obwohl ich ja sagen sollte, eine Person, die wie du aussah, aber nicht du warst. Ich glaube du hättest das, was er getan hat, nicht einmal getan wenn du verrückt wärst.“

Eine Linie wurde von „KY“ nach unten gezogen und der Punkt mit „KO“ beschriftet.

„Nagato hat auch gesagt, dass du in ihrem Zimmer warst.“

Jetzt verstehe ich. Koizumi verschloss den Stift und vollendete seine Zeichnung nachdem er von meinem Punkt aus eine Linie nach rechts zum „NAGA“ Punkt gezogen hatte.

„Alles steht in gegenseitiger Beziehung. Es scheint fast so, als wären die falschen Versionen von uns, die uns im Traum bzw. der Realität erschienen sind, Erscheinungen waren, die Nagato geschaffen hat.“

Ich starrte auf die neueste Zeichnung von Koizumi ohne meine Augen auch nur einen Moment davon abzuwenden.


Four.JPG


Es war eine mit einem Strich gezeichnete „4“.

„Das Einzige was noch zu tun ist, ist die Gleichung auf der Tür auf diese Figur anzuwenden. Nachdem es eine flache Figur ist, ist D gleich ‚2’.“

Koizumi strich sich seine Stirnfransen zu Seite und fuhr mit einem Lächeln fort:

„x=5, y=5, z=1. Das ist die Antwort. Beide Seiten reduzieren sich auf 0.”



Ich nahm mir die Zeit vor Ehrfurcht zu erstarren und damit meiner Bewunderung Ausdruck zu verleihen, bevor ich schnell die Zahlenblöcke holte. Drei von ihnen. Jetzt wo wir die Antwort haben, worauf warten wir noch!

Koizumi schien jedoch noch immer letzte Zweifel zu haben.

„Was ich mich frage ist, ob es sich dabei um ein Löschprogramm handelt oder nicht.“

'“Lass mich zuerst einmal fragen: Was ist das überhaupt?“

„Wenn wir wirklich nur Kopien unserer Perönlichkeiten sind, dann gibt es keinen Grund diese alternative Dimension weiter bestehen zu lassen, solange unsere Originale quicklebendig in der realen Welt existieren.“

Koizumi breitete seine Arme aus.

„Dieser Mechanismus ist vielleicht so eingestellt, dass wir in dem Moment, in dem wir die Gleichung lösen, gelöscht werden. Für uns würde das dann einem Selbstmord gleichkommen. Würdest du lieber dein Leben hier weiterführen, ohne dass sich je etwas ändert, oder gelöscht werden? Was bevorzugst du?“

Weder noch. Obwohl ich kein Verlangen nach ewigem Leben habe, bin ich noch nicht so verzweifelt um auf mein baldiges Ende zu hoffen. Ich bin ich. es gibt niemanden, der mich ersetzen kann.

„Ich glaube an Nagato.“

Sogar ich war darüber erstaunt wie ruhig ich zu sein schien.

„Und ich glaube an dich, da ich glaube, dass deine Antwort die richtige ist. Dieses Vertrauen beschränkt sich allerdings auf diese Gleichung.“

„Ich verstehe.“

Koizumi lächelte freundlich, gerade so als würde er Telekinese beherrschen. Danach trat er einen Schritt zurück.

„Den Rest überlasse ich dir. Sollte etwas schief gehen, stehe ich mit dir gemeinsam auf der Seite von Suzumiya-san. Das ist meine Pflicht und mein Auftrag.“

„Es ist schön wenn das das ist, mit dem du glücklich bist. Es gibt nicht viele Jobs in dieser Welt, die man auch wirklich gerne ausübt.“

Koizumi korrigierte sein Lächeln leicht und zeigte nun einen Hauch von Ernsthaftigkeit.

„Sollten wir wirklich in die normale Welt zurückkehren, dann möchte ich dir ein Versprechen geben.“

Er fuhr im ruhigen Ton fort.

„Sollte zukünftig irgendetwas geschehen, das Nagato-san in die Klemme bringt, werde ich die ‚Organisation’ für dieses eine Mal betrügen und dir zur Seite stehen, egal wie günstig diese Entwicklung für die ‚Organisation’ wäre.“

„Wieso an meiner Seite stehen? An Nagatos Seite zu stehen wäre hier das Richtige.“

„Sollte es zu so einer Situation kommen, wirst du ohne Zweifel der Erste sein, der Nagato-san unterstützt. Dir zu helfen wird das Gleiche sein wie Nagato-san zu helfen, nur über einen Vertreter.“

Seine Lippen zuckten.

„Persönlich bin ich der Ansicht, dass Nagato-san ein wichtiges Mitglied ist. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich sie unterstützen. Obwohl ich ein Teil der ‚Organisation’ bin, bin ich noch davor Vizechef der SOS Brigade.“

Ein besorgter Blick erfüllte Koizumis Augen und sein Gesichtsausdruck schien die Überzeugung auszustrahlen, an seinem Standpunkt festhalten zu wollen und gleichzeitig für Kritik offen zu sein. Wenn dem so ist, dann brauche ich mich auch nicht zurückhalten und kann einfach tun was mir mein Instinkt sagt.

Mitte Dezember war ich alleine in einer fremden Welt gewesen und hatte es nur geschafft zu entkommen indem ich überall hingerannt bin. Dieses Mal würde ich natürlich das Gleiche machen. Jedoch kämpfte ich im Unterschied zu damals nicht alleine, sondern arbeitete mit allen aus der SOS Brigade daran einen Weg hier raus zu finden. Ryugu-jo war kein erstrebenswertes Ziel. Nicht wir sondern diese Dimension musste verschwinden.

Ohne zu zögern steckte ich die Steine in die dafür vorgesehenen Steckplätze.

„Klick“ – ein kleines aber deutliches Geräusch war zu hören. Es klang ähnlich wie das Aufschließen einer Tür.

Ich konzentrierte meine ganze Aufmerksamkeit auf die Türschnalle, und sie bewegte sich!

Die Tür schwang langsam auf.

„-“



In der Vergangenheit hatte es Momente gegeben, an denen ich zu überwältigt war um etwas sagen zu können. Oder ich war sprachlos, hysterisch oder auch völlig beschämt! Alle dieser ähnlichen Erfahrungen schossen mir durch den Kopf. „Du machst keine Witze?“ Aber nachdem ich Raum und Zeit überwunden hatte und wie ein Gummiband gezogen worden war, war auch ich so leise wie eine Kakerlake, die man gerade mit Insektenspray erwischt hatte und es hätte mich nicht verwundert auf der Stelle zusammenzubrechen.

Sieht so aus als wäre es besser wenn ich mich jetzt erst einmal zurückziehe.

Ich, derjenige, der die schwere Tür geöffnet hatte-

„-“

- befand mich nun in einer Verfassung, in der es mir unmöglich war auch nur einen Ton von mir zu geben, egal wie sehr ich mich auch bemühte.

Ich konnte nicht glauben was ich sah. Warum senden mir meine Sehnerven eine derartige Szene ins Gehirn. Bin ich jetzt völlig durchgedreht?Haben meine Netz- und meine Hornhaut endgültig ihren Geist aufgegeben?

Das gleißende Licht machte mich ganz schwindelig. Hellster Sonnenschein schien von oben auf uns herab.

„- das ist…“

Über uns war strahlend blauer Himmel. Auch nicht nur eine Schneeflocke war zu sehen, von einem Schneesturm ganz zu schweigen. Soweit das Auge reicht nur klarer Himmel, ohne auch nur eine Wolke. Das einzige was zu sehen war, waren…

… die Lichtkabel, die sich durch das Bild vor unseren Augen zogen. Die schaukelnden Sitze waren voll mit Skifahrern.

Aus irgendeinem Grund hatte ich Schwierigkeiten meine Füße zu heben.

Es war der Schnee. Ich war gefangen in einem Feld aus Schnee. Die glitzernd weiße Landschafft blendete mich und benebelte mir die Sinne.

Ich fühlte etwas kommen und als ich meinen Kopf hob rauschte eine Gestalt an mir vorbei.

„Whoa?!“

Ich sprang reflexartig weg und verfolgte den Schatten mit meinen Augen. Der Schifahrer war mir ausgewichen als wäre ich ein Hindernis in einem Schirennen.

„Das ist…“

Die Skipiste, ganz einfach. Ohne auch nur genau hinzusehen konnte man überall Schifahrer sehen, die ihren Spaß hatten.

Ich sah auf die Seite und plötzlich fühlten sich meine Schultern so an, als würde ein ziemliches Gewicht auf ihnen lasten. Das kam von den Schiern und den Stöcken auf meinem Rücken. Danach sah ich auf meine Füße und stellte fest, dass ich Schischuhe trug. Was ich also in dem Moment trug, war die Schiausrüstung, die man mir gegeben hatte bevor wir Tsuruya-sans Anwesen verlassen hatten.

Ich wandte mich schnell um.

„Aaa…“

Asahina-san sah aus wie eine Koi-Nobori im Wind, wie sie so mit geöffneten Mund und Augen dastand.

„Unglaublich…“

Koizumi blickte staunend in den Himmel. Wir beide waren in ähnlicher Aufmachung unterwegs und hatten definitiv keine T-Shirts mehr an.

Das mysteriöse Haus war spurlos verschwunden und es sah so aus, als würde es auch nicht mehr auftauchen. Das hier war nur ein einfaches Schigebiet. Vom Anwesen, das auch nie auf einer Karte eingezeichnet gewesen war, war nicht einmal mehr ein Hauch zu sehen…

…um es mal so auszudrücken.

„Yuki?!“

Der Richtung nach, aus der dieser Ausruf kam, schien sich Haruhi vor uns zu befinden. Ich drehte meinen Kopf um nach ihr zu sehen.

Haruhi stand neben Nagato und half ihr aus dem Schnee.

„Bist du in Ordnung Yuki? Du hast noch immer Fieber… eh?“

Haruhi sah sich um wie ein Schliefer, der aus seiner Höhle späht.

„Das ist seltsam… wir waren doch in diesem Haus.“

Und dann sah sie schließlich mich.

„Kyon, irgendwas ist hier los…“

Ich antwortete nicht sondern legte meine Schi und Stöcke ab und kniete mich neben Nagato nieder. Haruhi und Nagato trugen bei die gleiche Schikleidung wie vor dem Schneesturm, als wir um die Wette gefahren waren.

„Nagato.“

In Antwort auf meinen Ruf bewegten sich ihre Haare leicht und sie hob langsam ihren Kopf.

„…“

Ihr Pokerface war noch immer wie gefroren während mich ihre großen Pupillen ansahen. Nagato, mit ihrem Gesicht voller Schnee, starrte mir direkt in die Augen.

„Yuki!“

Haruhi stieß mich weg und hielt nun Nagato.

„Ich weiß nicht was genau passiert ist, aber… Yuki, kannst du mich hören? Hast du noch immer Fieber?“

„Nein.“

Nagato antwortete leise und stand auf.

„Ich bin nur hingefallen.“

„Wirklich? Aber du hattest doch gerade Fieber… eh? Was ist passiert?”

Haruhi legte ihre Hand auf Nagatos Stirn.

„Wow! Dein Fieber ist weg. Aber…”

Ihr Blick schweifte in der Landschaft umher.

„Eh? Schneesturm…? Anwesen…? Das gibt es doch nicht. Das war nicht wie ein Traum… Ehhhh? Oder…. war es wirklich nur ein Traum?“

Frag mich nicht. Ich kann dir jegliche Auskunft verweigern, dir, und nur dir.

Gerade als ich mich darauf vorbereitete meine Unschuld zu beteuern, ertönte ein lebhaftes „He-!“ direkt aus der Nähe.

„Was ist los?“,

rief Tsuruya-san. Drei Schneemänner, von groß bis mittel und klein, standen neben ihr, ebenso eine Gestalt in der ungefähren Größe wie der Mittlere. Diese hüfpende Gestald, die in unsere Richtung sah, war meine kleine Schwester.

Wir hatten es geschafft uns wieder zu orientieren.

Wir waren nicht weit weg von der Liftstation, in der Nähe der Anfängerpiste. Alle fünf von uns waren hier.

„Seufz, vergiss es.“

Haruhi hatte beschlossen der Sache nicht länger nachzugehen.

„Yuki, ich werde dich tragen, steig auf meinen Rücken.“

„Nicht nötig.“, sagte Nagato.

„Und ob!“ Haruhi war entschlossen. “Ich weiß weder was genau passiert ist, noch warum ich es nicth weiß, aber du überanstrengst dich gerade. Obwohl du kein Fieber hast, kann jeder sehen, dass es dir nicht gut geht. Du brauchst jetzt erstmal Ruhe!“

Ohne auf eine Antwort von Nagato zu warten, hob Haruhi sie auf und rannte in Richtung Tsuruya-san und meiner Schwester. Ihre Geschwindigkeit hätte sogar die schnellste Schneefräse Staub schlucken lassen. Würde es so etwas sie Huntertmeterlauf im Schnee mit einer Person auf dem Rücken bei den olympischen Winterspielen geben, hätte Haruhi ohne Zweifel Gold geholt.



Was danach geschah:

Nachdem Tsuruy-san ihn verständigt hatte, holte uns Arakawa-san ab.

Nagato protestierte leicht dagegen von Haruhi als Patient behandelt zu werden, indem sie ihre Vitalität auf Nagato-Weise zum Ausdruck brachte, aber der Blick den ich ihr zuwarf schien schlussendlich zu bewirken, dass sie sich Haruhis Anordnungen fügte.

Nagato, Haruhi, Asahina-san und meine Schwester kehrten als erste zur Villa zurück. Koizumi, Tsuurya-san und ich gingen zu Fuß.

Während wir gingen fing Tsuruya-san plötzlich an:

„Das ist seltsam, warum seid ihr alle zu Fuß mit euren Schiern auf dem Rücken vom Berg gekommen? Ist etwas passiert?“

„Uhhh, was ist mit dem Blizzard?“

„Hmm? Ahh, du musst den Schneefall meinen der an die zehn Minuten gedauert hat. Das war doch keine große Sache, nur ein kurzer, plötzlicher Schneefall.“

Wie es aussah waren unsere Wanderungen im Schnee und die Ewigkeit, die wir in diesem seltsamen Haus verbrachten, für Tsuruya-san nur ein paar Minuten.

Tsuruya-san fuhr voller Leben in Geschwindigkeit und Tonfall fort:

“Ich habe mich nur gewundert warum ihr alle runtergekommen und zusammengebrochen seid. Und dann auch noch dieser böse Sturz von Nagato-chi. Glücklicherweise hat sich sich schnell davon erholt.“

Koizumi zeigte nur ein steifes Lächeln und sagte nichts. Ich sprach ebenfalls kein Wort. Der Beobachter, der die ganze Sache sorgfältig analysierte, in diesem Fall Tsuruya-san, fand uns genauso vor, wie sie es gesagt hatte. Wenn dem so war, dann sollten wir ihre Ansicht vielleicht auch als Referenz nehmen. Vielleicht waren wir in einem Wunder- oder Traumland gewesen, aber das hier war die Realität, wo sich die eigentliche Version der Welt befand.

„Kyon-kun, lass mich dich mal etwas fragen.“

„Was ist es Sempai?“

„Ich weiß, dass Mikuru und Nagato-chi keine ordinären Personen sind, ist Haruhi-nyan auch etwas Besonderes?“

Ich musterte Tsuruya-sn mit einem ernsthaften Blick und musste feststellen, dass ihre fröhliches Auftreten nur eine eine hell strahlende Fassade war-

„Also ist sogar dir das schon aufgefallen.“

„Ich habe es schon vor einiger Zeit bemerkt. Es ist nur so, dass ich noch nicht genau weiß wie ich die beiden einordnen soll. Aber ich würde sagen, dass sie hinter unserem Rücken seltsame Dinge tun. Ahh, sag das aber nicht Mikuru. Dieses Mädchen stellt sich noch immer als durchschnittliche Schülerin dar!“

Sie lachte aus ganzem Herzen, was wohl durch meine Reaktion auf ihre Aussagen ausgelöst wurde.

„Hmm, aber Kyon-kun ist ziemlich normal. Du scheinst vom gleichen Schlag wie ich zu sein.“

Daraufhin begann sie mir ins Gesicht zu starren.

„Vergiss es. Ich will eigentlich nicht herumschnüffel was für eine Person Mikuru ist. Du hättest wohl Schwierigkeiten zu antworten. Wenn kümmert es schon was sie ist, eine Freundin ist eine Freundin.“

Haruhi, vergiss einfach das ehrenamtlicher Berater Zeug und rekrutiere Tsuruya-san als reguläres Mitglied. Dieses aufgeweckte Mädchen ist vielleicht sogar noch geeigneter als ich für die Rolle der verständnisvollen Durchschnittsperson.

Tsuruya-san klopfte mir freundschaftlich auf die Schultern.

„Gibt gut auf Mikuru Acht. Wenn dieses Mädchen etwas hat, bei dem ich ihr nicht helfen soll, dann musst du das übernehmen.“

Das… ist ein definitives Ja.

„Obwohl…“

Tsuruya-sans Augen strahlten nun noch heller:

„Der Film, der für das Schulfest. Sind die Computereffekte echt?“

Koizumi schien das gehört zu haben, da ich ihn dabei beobachtete wie er mit seinen Schultern zuckte, aber keinen Kommentar abgab.



Als wir in der Villa ankamen, wurde Nagato gerade von Haruhi ins Bett gesteckt.

Der steife Ausdruck war aus ihrem blassen Gesicht verschwunden und durch einen ruhigeren ersetzt worden. Sie war wieder die Person, die höchstens soviel wankt wie schwankendes Gras in einer Windbrise, so wie die Nagato die ich kannte.

Als wären sie ihre Bewacher, saßen sowohl Asahina-san als auch Haruhi neben Nagatos Bett, während meine Schwester und Shamisen auf Abruf in der Ecke bereitstanden. Vielleicht warteten sie auf mich, Koizumi und Tsuruya-san, da wir erst später ankamen. Sobald wir alle versammelt waren, sagte Haruhi:

„He Kyon. Ich hab noch immer das Gefühl, dass ich den realistischten Traum meines Lebens gehabt habe. Ich habe geträumt, dass wir in einem Haus angekommen sind, ein Bad genommen haben und auch ein paar heiße Sandwiches gegessen haben.“

Das bildest du dir nur ein- gerade als ich das sagen wollte, fuhr Haruhi fort:

„Yuki sagt sie weiß davon nichts, aber Mikuru-chan meint sie kann sich an exakt die gleichen Dinge erinnern wie ich.“

Ich sah zu Asahina-san hin, die Miss-Dienstmädchen, deren Anblick schon fast Mitleid hervorrief und die mir einen Blick zuwarf, der „Es tut mir leid“ zu sagen schien.

Das war nicht gut. Ich hatte gehofft sie mit der Erklärung eines Tagtraumes oder eine Art Illusion zufrieden zu stellen und jetzt hatte ich keinerlei Idee was ich sagen sollte wenn sie beiden den gleichen Traum gehabt hatten.

Als ich darüber nachdachte wie ich Haruhi anlügen sollte,

„Es ist kollektive Hypnose.“

Koizumi sah mich mit einem „überlass es nur mir“-Blick an und fuhr fort.

„Ich erinnere mich an ähnliche Dinge.“

„Du willst damit sagen, dass wir beide hypnotisiert wurden?“, fragte Haruhi.

„Das war keine von Menschen verursachte Hypnose. Hypnose würde normalerweise nicht auf Suzumiya-san wirken, da du wahrscheinlich daran zweifeln würdest wenn man dir im Vorhinein akündigt, dass du hypnotisiert wirst.“

„Das ist wahr.“

Haruhi wurde still.

„Allerdings sind wir lange im Schnee herumgeirrt, mit immer der gleichen einheitlichen weißen Landschaft vor uns. Weißt du was Autobahnhypnose ist? Leute die auf einer Autobahn fahren können fallsweise in eine Art Hypnose fallen durch den Anblick der immergleichen Szene mit den Straßenlaternen. Das war vielleicht die Ursache für unsere Situation. Man schläft ja auch durch die rhythmischen Vibrationen ein wenn man den Zug nimmt. Dabei handelt es sich um das gleiche Prinzip was auch zum Tragen kommt wenn man ein Baby durch rhythmisches Klopfen auf seinen Rücken zum Einschlafen bringt.“

„Wirklich?“

Haruhis Gesicht zeigte einen „das erste Mal, dass ich davon gehört habe“-Ausdruck während ihr Koizumi bestätigend zunickte.

„Exakt.“

Er erklärte weiter:

„Während wir uns im Schneesturm bewegten hat glaube ich jemand gesagt: ‚Es wäre toll wenn hier ein Haus wäre, in dem wir Zuflucht finden können und es wäre großartig, wenn es auch noch komfortabel ausgestattet wäre..’ oder irgendetwas Ähnliches. Auf jeden Fall ist die geistige Verfassung von Leuten in einer Notsituation nicht die Beste und unter solchem extremen Stress ist es nicht verwunderlich, dass wir unglaubliche Halluzinationen haben. Steht nicht auch in anderen Büchern, dass Reisende in der Wüste oft irgendwelche Dinge sehen?“

Verdammt Koizumi, das war wundervoll!

„Umm… vielleicht hast du recht. Also ist es das, was passiert ist?“

Haruhi richtete ihren Kopf auf und sah mich an.

Genau so war es. Ich nickte bestätigend und versuchte einen Eindruck plötzlicher Einsicht abzugeben. Koizumi spielte mit:

„Das Geräusch der stürzenden Nagato-san muss uns in die Realität zurückgeholt haben. So muss es gewesen sein.“

„Wenn du es so darstellst, ich glaube es war wirklich so…“

Haruhi legte ihren Kopf in den Nacken, brachte ihn aber schon bald wieder in Normalposition.

„Gut, belassen wir es dabei. Es wäre absurd zu glauben, dass dort ein derartiges Haus für uns bereitstehen würde wenn wir in Not geraten. Meine Erinnerung daran ist auch irgendwie verschwommen. Das Ganze ist wie ein Traum innerhalb eines Traumes.“

Genau, ein Trau. Das schräge Haus war nicht wirklich da, also kümmere dich nicht viel darum. Es war nur ein Produkt unserer Phantasie, ausgelöst durch Müdigkeit.

Das Einzige was mich jetzt noch sorgte waren die zwei Außenseiter, die Nichtmitglieder der SOS Brigade. Ich sah zu Tsuruya-san.

„Umm!“

Tsuruya-san zwinkerte mir zu und lächelte. Ich deutete das als einen Code für „Nun gut, dann belassen wir es dabei“, obwohl ich mir vielleicht auch nur zu viele Sorgen machte. Tsuruya-san gab keinen Kommentar ab und sagte auch sonst nichts mehr, sondern trug nur ihr typisches Grinsen auf dem Gesicht.

Was die andere Person angeht- meine kleine Schwester war bereits auf Asahina-sans Schoß eingeschlafen. Obwohl sie so laut sein konnte wie eine miauende Katze wenn sie wach war, war sie absolut liebenswürdig wenn sie schlief. Asahina-san sah mit einem zufriedenen Blick auf meine kleine Schwester. Es war offensichtlich, dass Asahina-san und sie nicht ein Wort des zweiten Teils von Koizumis Erklärung gehört hatten.

Endlich! Nachdem wir uns eine Ewigkeit gequält hatten, war die erste Nacht des gemeinsamen Winterausflugs gekommen!

Nagato schien Probleme damit zu haben im Bett zu bleiben, wude aber schließlich dort von der schreienden und springenden Primatin Haruhi fixiert.

Ich glaubte nicht, dass es nötig war Nagato zum Schlafen zu zwingen. Selbst wenn man einen schönen Traum hat, es ist nur ein Traum sobald man aufwacht. Das Wichtigste war, dass wir alle noch zusammen waren. Egal wie aufregend es ist auf einer glänzenden Bühne zu stehen, wenn es nur eine Illussion ist, die aufhört zu existieren sobald man die Augen öffnen, dann hat sie keine Bedeutung. Das hatte ich inzwischen realisiert.

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Ich hatte mich dazu entschlossen fürs erste ein paar Dinge zu ignorieren. Sie konnten alle noch später aufgeklärt werden, sei es die Hintergrundgeschichte zu diesem schrägen Haus auf dem verschneiten Berg oder ob Haruhi wirklich Koizumis fachwörterüberladene Ansprache geschluckt hatte. Aber es schien für sie jetzt auch keine Rolle zu spielen, jetzt da sie mit der Sorge um Nagato beschäftigt war.

Ich hatte plötzlich das Gefühl draußen ein wenig Luft schnappen zu wollen, was gleichzeitig bedeutete Haruhis dämonischer Stimmezu entkommen, die in meinem Kopf wiederhallte. Mir war aus irgendeinem Grund nicht kalt und das Sternenlicht, das sich in der silbernen Landschaft widerspiegelte war ungewöhnlich ergreifend.

„Aber“

Der nächste Tag würde der letzte des Jahres sein. Koizumis sorgfältig geplantes Detektivdrama würde sich an Silvester zutragen. Haruhi würde ebenfalls ihr Bestes geben mit ihrer Feriensause.

Was solls, die Dinge würden sich letztendlich schon irgendwie erledigen. Ich musste mich erstmal nur um sich selbst Sorgen. Für Nagato war es eine seltene Gelegenheit einmal etwas Ruhe zu finden. Wen kümmerte es schon wann sie normalerweise schlief oder ob sie überhaupt Schlaf benötigte, sie konnte sich nun wirklich ausrasten und ihr Schlafbedürfnis erfüllen. Ich würde noch Shamisen auf ihr Bett setzen, es war immer gut eine sofort wirksame Bettheizung zu haben.

Ich sah auf die endlosen Schneefelder und sprach zu mir selbst:

„Nur für heute Nacht, bitte lass keinen weiteren Blizzard aufziehen.“

Sollte Nagato träumen wenn sie schläft, dann soll sie einen guten Traum haben… zumindest für diese eine Nacht.

Zumindest persönlich hatte ich keinerlei Grund ihr keinen guten Traum für diese Nacht zu wünschen.

Letztendlich machte ich auch einen Wunsch zu den Sternen. Auch wenn es weder [4], noch Silvester war und auch die Geschichte mit Altair und Vega in keiner Weise galt, so wollte ich doch, dass sich zumindest ein Stern meines Wunsches annahm, wenn es schon so viele gab da draußen.

„Möge das kommende Jahr ein gutes sein.“

Bitte erfüllt mir diesen Wunsch, wer auch immer da oben ist in den Sternen.


(Das „Verschneiter Berg“-Syndrom Ende)


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