Suzumiya Haruhi:Band3 Einsame Insel Syndrom

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Das „Einsame Insel“- Syndrom[edit]

Die Szene vor mir war so schockierend, dass ich den Schmerz in meinen Schultern schon vollkommen vergessen hatte.

Unfähig aufzustehen, da mich das was ich hier sehe einfach zu sehr geschockt hat, liege ich momentan auf dem Boden. Der Grund warum ich mich nicht bewegen kann ist ein ankerschwerer Gegenstand, der auf meinem Rücken liegt und sich nicht von mir entfernen lässt, aber das ist mir momentan sowieso egal. Koizumi, der über mir war als wir die Türe aufbrachen und mittlerweile auf mir drauf liegt, ist wahrscheinlich genau so schockiert wie ich. Geh runter von mir! Ich war noch nicht mal in der Lage ihn das zu sagen. Ihr könnt euch vorstellen wie fassungslos ich war.

Wie kann das möglich sein? Ich kann nicht glauben, dass das tatsächlich passiert. Das ist nicht zum lachen. Was sollen wir machen?

Ein helles Licht blitze außerhalb des Fensters auf. Ein paar Sekunden später toste das Geräusch des Donners durch meinen Magen. Ein wahrhaftes Unwetter. Es bedeckt die Insel schon seit gestern.

„......Wie kann das sein?“

Ich hörte ein Stöhnen. Das kommt wohl von Arakawa-san, der neben mir und Koizumi die Türe aufgebrochen hatte und zusammen mit uns zu Boden gefallen war.

Koizumi stieg endlich von meinem Rücken. Ich rollte mich über und setzte mich aufrecht hin.

Ich sehe nun ein weiteres Mal diese unglaubliche Szene vor mir.

Auf dem Teppich in der nähe der Tür liegt ein Mann, der genau wie ich auf den Rücken gefallen war. Es handelt sich dabei um keinen Anderen als den Besitzer des Anwesens, der heute Morgen nicht im Speisesaal erschienen ist. Wir erkannten ihn an seinem Anzug, da es derselbe war, wie der den er gestern trug als er uns gute Nacht gewünscht hatte. Er ist die einzige Person hier, die unnötigerweise einen Anzug auf dieser tropischen Insel tragen würde. Es handelt sich bei ihm um den Arbeitgeber Arakawa-sans und den Besitzer dieser Insel samt Anwesen:

Tamaru Keiichi-san.

Keiichi-san lag mit einem geschockten Gesichtsausdruck regungslos auf dem Boden. Es ist vollkommen normal, dass er sich nicht bewegt, da er tot zu sein scheint.

Woher ich das wusste? Naja, es war ziemlich offensichtlich. Der Gegenstand auf seiner Brust sah sehr bekannt aus. Es war der Griff des Obstmessers, das gestern Abend während des Abendessens im Obstkorb lag.

Ich wette mit euch, dass an diesem Griff eine scharfe Metallklinge befestigt ist, ansonsten wäre es für das Messer unmöglich gewesen aufrecht auf der Brust einer Person zu stehen. In anderen Worten steckt das Messer in Keiichi-sans Brust.

Ich glaube nicht, dass jemand es überleben kann, wenn er ein Messer mitten ins Herz gestochen bekommt?

Und das ist die momentane Situation von Keiichi-san.

„KYAA......!“

Von der zerbrochenen Tür hinter mir kam ein kurzer verängstigter Schrei. Ich drehte mich um und sah Asahina-san, die ihren Mund hinter ihren Händen versteckte. Nagato stand hinter Asahina-san, die langsam zurückwich und sich dann an Nagatos Schultern klammerte. Nagato sah mich mit ihrem ewig ruhigen Gesicht an und senkte langsam ihren Kopf so, als ob sie tief in Gedanken versunken wäre.

Natürlich würde wo auch immer wir hingehen auch sie sein.

„Kyon, diese Person...... könnte er......“

Haruhi, deren Kopf aus Asahina-sans Seite herausragte um zu sehen was los war, sah ebenfalls schockiert aus und starrte den in ewigen Schlaf versunkenen Keiichi-san mit ihren dunklen katzenähnlichen Augen an.

„Tot?“

Es kommt sehr selten vor, dass sie mit einer so sanften und mit etwas Anspannung versehenen Stimme spricht. Ich drehte mich um und war kurz davor etwas zu sagen als ich Koizumi sah, dessen normal fröhlicher Gesichtsausdruck durch einen der Verwirrung ersetzt war. Das Dienstmädchen Mori-san stand ebenfalls im Flur.

Nur eine Person, die Gestern den gesamten Tag lang im Anwesen war, war nicht vor zu finden.

Ein Raum dessen Tür aufgebrochen werden muss damit man reingehen kann, der tote Besitzer und eine vermisste Person. Was hat das alles zu bedeuten?

„Ich sage, Kyon......“

Haruhi sprach erneut mit einem Gesicht, das einen unvertrauten Ausdruck von Unbehagen zeigte. Ich hatte sogar den Eindruck, als ob sie kurz davor wäre sich an meine Brust zu lehnen.

Ein weiterer Blitz, der den ganzen Raum erhellte. Das Gewitter, das seit Gestern wütete fing langsam an nach zu lassen. Die wütenden Wellen schlugen auf die Küste der Insel und erzeugten zusammen mit dem Donner einen beängstigenden Klangeffekt.

Der Besitzer einer abgelegenen Insel liegt während eines Unwetters, mit einem Messer in seiner Brust, tot in einem verschlossenen Raum. Das war die Szene die ich sah.

Ich kann nicht anders als zu Vermuten.

Hey Haruhi.

Hast du das alles hervorgebracht?

Ich erinnerte mich an die Reise, die die SOS Brigade in diese Situation brachte.

Ein paar Tage bevor die Sommerferien begannen......

.........

......

...


Es war Hochsommer in der Mitte Julies. Die Sonne war so heiß, dass ich mir wünschte, dass sie ausnahmsweise mal Urlaub machen würde.

Wie immer hing ich in unserem Untergrundhauptquartier, namentlich den Literaturclubraum, und genoss Asahina-sans Tee. Obwohl ich mich von den Ergebnissen der Zwischenprüfungen erholt hatte konnte ich mich, sobald ich an den bevorstehenden Wiederholungsunterricht dachte, nicht mehr entspannen. In diesem Moment hatte ich nur eine Wahl, nämlich vor allen wegzulaufen.

Augenblicklich dachte ich mir etliche Entschuldigungen aus, die mich davon überzeugten, dass die Realität in der ich mich befand nur eine Lüge war. Als ich darüber grübelte welche ich benutzen sollte......

„Entschuldigung...... geht es dir gut?“

Ich erwachte aus dem Traum in dem ich ein Alien Fallschirmjäger war, der von der Rückseite des Mondes heran flog und das Parlamentsgebäude stürmte.

„Du siehst heute so verzweifelt aus...... ist mein Tee nicht gut genug?“

„Nein, das ist es nicht.“

Antwortete ich. Obwohl dein Tee aus Billigteeblättern gebraut wurde ist er immer noch so süß wie Honig aus dem Himmel.

„Das ist wunderbar.“

Asahina-san, die ein Sommerdienstmädchenkostüm trug, seufzte vor Erleichterung. Sie gab mir ein sanftes Lächeln, welches ich mit meinem eigenen Lächeln erwiderte. Dein Glück ist auch mein Glück. Nicht einmal ein Weiser könnte in den abgelegensten Bergen ein Elixier finden, das so effektiv wie Asahina-sans Lächeln ist. Mein Geist war nun klarer als die Oberfläche des Mashu Sees[1] in Hokkaido. Ich kann selbst Engel die Trompeten blasen hören......

Ich fühlte mich so wohl, dass ich meine Leidenschaft allen mitteilen wollte, so wie es Franz von Assini[2] mit Herz und Seele machte, als er zu seinen Geschwister Vögeln predigte, aber letzten Endes gab ich es doch auf. Nicht weil ich nicht mit eleganten Worten umgehen konnte, sondern weil in diesem Moment eine nervige Person mit melodischen Tönen hereinplatzte...

„Hey Leute! Wie waren eure Zwischenprüfungen?“

Koizumi legte das Monopoly Brett, was er mit sich brachte, auf den Tisch, während er mir diese unwichtige Frage stellte. Dank ihm bin ich jetzt wieder auf der dunklen Seite des Mondes, wo ich mich in Satellitenorbit versteckte und darüber nachdachte wie ich all diese Gedanken aufhalten kann. Warum kannst du nicht einfach leise dein Monopoly spielen? Du solltest von Nagato lernen, die friedlich in der Ecke sitzt und ihr Buch liest.

Nagato saß auf einem Klappstuhl in ihrer Sommer Sailoruniform, während sie ein gebundenes Buch öffnete, das so dick war wie ein Lexikon. Sie hatte ihre Augen, zusammen mit ihren Glassstatuen ähnlichem Gesicht, auf das Buch fixiert. Je nach Sichtweise ist sie eine digitalisierte Lebensform, aber dennoch scheint sie es zu lieben physikalische Daten zu absorbieren. Ich frage mich ob es einen bestimmten Grund dafür gibt?

„......“

Jetzt wo ich mal darüber nachdenke, wie kann es sein, dass jeder in unserem Club so viel Freizeit hat?

Die Schule war heute schon früh aus, da die Unterrichtsstunden schon am Morgen beendet waren. Aber warum versammeln sich trotzdem alle hier? Mich eingeschlossen, aber ich habe einen berechtigenden Grund hier zu sein! Wenn ich Asahina-sans Tee nicht mindestens einmal am Tag trinken würde, würde ich praktisch zum Zombie werden. Wohl deswegen leide ich an Wochenenden für gewöhnlich unter Entzugserscheinungen.

War nur ein Scherz. Glaubst du, dass ich das ernst meinte? Es ist einfach nur das ich etwas gelernt habe seit dem ich hier zur High School gehe – einige Menschen neigen dazu Scherze zu ernst zu nehmen. Ich kann nicht falsch liegen, da ich das aus meiner Erfahrung der letzten paar Monate sage. Man muss eine klare Linie zwischen Scherz und Ernst ziehen oder etwas Schreckliches könnte passieren.

Ganz so wie in meiner momentanen Situation.

Ich öffnete die Tüte und aß das Schinkensandwich, das ich vom Fürsorgeamt bekommen habe.

Da es nur noch wenige Tage bis zu den Sommerferien sind, muss es einen bestimmten Grund für uns geben, uns hier zu versammeln...... oder nicht. Ich sage dies, weil die SOS Brigade ohne irgendeinen Sinn gegründet wurde, oder eher, sie wurde genau dafür gegründet keinen Sinn zu haben. Es würde sogar noch nerviger sein, wenn sie den einen Sinn hätte. Anstatt irgendetwas Bescheuertes zu machen ist es dann doch besser in diesen sinnlosen Zustand zu verweilen, da ich so nicht all zu viel denken muss.

„Ich glaube ich werde auch eine Kleinigkeit essen.“

Asahina-san, die so sorgfältig war ihren eigenen Tee zu machen, zog eine niedlich aussehende Butterbrotdose hervor und setzte sich gegenüber von mir hin.

„Lasst euch nicht von mir stören, ich habe bereits in der Kantine gegessen.“

Koizumi lehnte ab. Niemand hat dich gefragt. Währenddessen war Nagatos Hunger wohl eher auf das Lesen von Büchern als auf Essen konzentriert.

Asahina-san nahm den Reis, der mit einer Creme ein lächelndes Gesicht gemalt bekommen hatte, mit ihren Essstäbchen und sagte,

„Wo ist Suzumiya-san? Sie ist immer noch nicht da.“

Frag mich nicht. Sie fängt wahrscheinlich irgendwo ein paar Zikaden. Immerhin ist es Sommer.

Koizumi antwortete für mich,

„Ich habe sie in der Kantine gesehen. Ihr Appetit ist erstaunlich. Ich frage mich wie viele Erg[3] es sein würden, wenn alles was sie isst in Nährstoffe umgewandelt werden würde?“

Ich werde das bestimmt nicht ausrechnen. Wenn sie vor hat sich in der Kantine einzuschließen, kann sie das ruhig bis heute Abend machen.

„Das bezweifle ich. Sie sagte das sie heute etwas wichtiges zu verkünden hätte.“

Ich verstehe es einfach nicht, wie kannst du so gut gelaunt bleiben? Was auch immer sie vor hat uns zu sagen wird mit Sicherheit nicht zum Wohle der Gesellschaft sein, oder irre ich mich da? Ist deine Gedächtniskapazität weniger als die einer 5-inch Diskette?

„Außerdem, warum weißt du überhaupt davon?“

Koizumi sagte lässig,

„Hmm, warum weiß ich das? Ich könnte es dir sagen, aber Suzumiya-san würde es bevorzugen es dir persönlich mitzuteilen. Es wäre sehr problematisch, wenn ich ihre Laune dadurch verderben würde, dass ich dir bereits davon erzählt habe, noch bevor sie überhaupt dazu in der Lage war. Fürs erste ist es besser nichts zu sagen.“

„Es interessiert mich sowieso nicht.“

„Ist das so?“

„Yep, da diese Idiotin, nach deinen Ton zu urteilen, wieder etwas dummes vor hat. Ich weiß nicht wie viele Minuten ich noch meine Ruhe haben werde, aber ich bin mir sicher, dass es bald unruhig werden wird......“

Als ich dabei war fortzufahren unterbrach mich das Krachen der brutal aufgeschlagenen Tür.

„Perfekt! Alle sind hier!“

Haruhis Augen leuchteten so hell wie ein Spektrometer.

„Da wir heute eine wichtige Sitzung haben, habe ich vor von jetzt an, als Strafe, jeden der nach mir ankommt als Zielscheibe für Dosenwerfen zu benutzen. Aber es scheint, dass ihr alle bereits angefangen habt diesen Teamgeist zu wahren. Das ist Exzellent!“

Nutzlos zu sagen, dass ich nie davon wusste, dass wir heute eine wichtige Sitzung haben würden.

„Du hast wirklich eine Menge Freizeit.“

Ich versuchte sie zu demütigen.

„Du weißt. Das Geheimnis der Schulkantine ist erst kurz bevor sie schließt hinzugehen. Dann werden dir die alten Frauen nämlich eine größere Portion geben. Aber das Timing ist dabei sehr wichtig. Es wäre nutzlos dann zu gehen, wenn sie komplett ausverkauft sind. Heute hatte ich glück!“

„Wirklich?“

Für jemanden wie mich, der nur selten zur Schulkantine geht, ist diese neue Information, egal wie großzügig die Portionen auch werden würden, nicht sonderlich nützlich.

Haruhi setzte sich auf den Stuhl des Kommandanten.

„Wie auch immer, belassen wir es dabei.“

„Du warst diejenige die mit diesem Thema angefangen hat.“

Haruhi ignorierte mich und rief Asahina-san, die sorgsam mit ihren Essstäbchen am essen war.

„Mikuru-chan, was kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du an den Sommer denkst?“

„Huh?“

Asahina-san bedeckte ihren Mund beim Kauen und Runterschlucken des Essens, das sie gekocht hatte.

„Sommer......um...... das O-Bon Fest[4]?“

Haruhi zwinkerte unaufhaltsam mit ihren Augen in Angesicht einer derartig nostalgisch traditionellen Antwort.

„’O-Bon Fest’? Was soll das den sein? Hast du mich falsch verstanden? Ich frage dich nicht danach, was ich meine ist, wenn es zum Sommer kommt, was ist das erste was dir in den Kopf kommt?“

Was zum Henker willst du von uns?

Haruhi sagte in einem fachmännischen Ton,

„Sommerferien! Muss man da überhaupt nachdenken?“

Diese Art zu denken ist ein bisschen zu direkt.

„Was kommt dann mit den Sommerferien?“

Haruhi stellte ihre zweite Frage und sah auf ihre Armbanduhr, wobei sie das Tickgeräusch einer Uhr imitierte, „Tick tack, tick tack.“

Vielleicht weil sie sich von ihr unter Druck gestellt fühlte, fing Asahina-san an verzweifelt nachzudenken.

„Um, da ist, ah...... das Meer!“

„Richtig! Nah genug. Und was kommt zusammen mit dem Meer?“

Was zum Henker soll das werden? Ein Ratespiel?

Asahina-san neigte ihre Kopf,

„Meer, Meer...... ah, Fisch?“

„Falsch! Sommer ist vorbei bevor du es richtig erraten hast. Was ich sagen will ist, dass wir während der Sommerferien auf einen Ausflug gehen müssen!“

Ich starrte zu Koizumi und wurde immer angepisster von seinem Grinsegesicht. War das die wichtige Ankündigung von der du geredet hast?

„Ausflug?“

Ich fragte langsam, worauf Haruhi energetisch anfing zu nicken,

„Ja, ein Ausflug.“

Es mag vielleicht normal sein, dass Clubs auf Ausflüge und dergleichen gehen, aber ist es wirklich in Ordnung wenn auch wir einen machen? Sie kann uns doch nicht in die Berge schicken um nach Unidentifizierten Mysteriösen Tieren (UMAs / Unidentified Mysterious Animals) zu suchen, oder?

Ich sah der Reihe nach in Asahina-sans, Koizumis und Nagatos Gesicht und sah dementsprechend ein fassungsloses, ein lächelndes und ein ausdrucksloses Gesicht. Dann sagte ich,

„Ein Ausflug, hmm...... Ausflug für was?“

„Für die SOS Brigade.“

„Ich meinte was wir machen werden?“

„Auf einen Ausflug gehen.“

Was?

Auf einen Ausflug gehen nur aus dem Grund um einen Ausflug zu erleben.

Ist das nicht dasselbe, als wenn man sagen würde „meine Kopfschmerzen tun weh“, „die Tragödie ist tragisch“ oder „ich brate einen gebratenen Fisch“?

„Wen kümmerts? Anders gesagt heißt das doch nur, dass der Weg und das Ergebnis zu dem er führt, ein und dasselbe sind. Mal nebenbei, natürlich schmerzen Kopfschmerzen oder hast du schon mal jemanden gesehen der sie genießt?“

Ich weiß nicht ob etwas an Haruhis Grammatik falsch war oder ob sie in einen anderen Dialekt sprach. Aber das eigentliche Problem ist der Ausflug.

„Wo willst du hinfahren?“

„Ich will zu einer abgelegenen Insel und es muss eine sein, die mitten im Meer liegt.“

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass man „Zwei Jahre Ferien“[5] als eine Urlaubbroschüre auffassen kann. Was um Himmels Willen hat sie gelesen um auf so eine Idee zu kommen?

„Ich habe mir bereits ein paar Ziele rausgesucht.“

Haruhis Freude war deutlich aus ihrem Gesicht zu lesen.

„Ich hatte Schwierigkeiten mich zu entscheiden, ob wir in die Berge oder zum Meer fahren sollten. Zuerst dachte ich mir, dass es praktischer wäre in die Berge zu fahren, aber die einzige Möglichkeit die es gibt um in einer abgelegenen Berghütte festzustecken, wäre bei einem Blizzard. Außerdem ist das viel zu umständlich.“

Vielleicht solltest du mal versuchen nach Grönland zu gehen......nein, die Frage ist doch warum müssen wir überhaupt etwas Derartiges machen?

„Du willst nur deswegen zu einer abgelegenen Berghütte gehen um dort festzustecken?“

„Ja! Ansonsten wäre es langweilig. Aber lasst uns jetzt nicht über die Berge reden! Wir verschieben das auf den Winterausflug. Diesen Sommer fahren wir ans Meer, nein, zu einer abgelegenen Insel!“

Sei nicht so vernarrt in abgelegene Inseln. Dachte ich, fand aber keinen Grund zu widersprechen. Es wäre so oder so nutzlos ihr zu widersprechen und für diese Jahreszeit hört sich das Meer besser an; außerdem müsste es doch ein Hotel auf diesen abgelegenen Inseln geben, oder?

„Natürlich gibt es eins dort! Richtig Koizumi?“

„Hmm, ich vermute es. Obwohl es ein Hotel ist, das keine Rettungsschwimmer oder Imbissbuden hat.“

Voller Zweifel sah ich Koizumi an. Warum hilfst du ihr bei all dem?

„Weil......“

Koizumis Erklärung wurde von Haruhi unterbrochen.

„Weil es kein anderer ist als Koizumi, der uns das nötige Ausflugziel zur Verfügung stellt!“

Haruhi steckte ihre Hand in die Schublade ihres Schreibtisches und zog ein farbiges Armband von dort heraus. Daraufhin schrieb sie mit einem Filzstift „Vizekommandant“ auf es drauf.

„Koizumi, wegen deiner herausragenden Leistungen solltest du dich geehrt fühlen. Hiermit ernenne ich dich zum Vizekommandanten der SOS Brigade!“

„Danke, ich fühle mich geehrt.“

Graziös nahm Koizumi das Armband an. Er sah in meine Richtung und zwinkerte mir zu. Nur damit ihr mich nicht falsch versteht, ich bin kein bisschen eifersüchtig. Wer würde ein so albernes Geschenk haben wollen?

„Soweit! Es ist ein vier Tage und drei Nächte Luxusausflug! Lasst uns schon mal mental darauf vorbereiten!“

Haruhi gab uns in den glauben, dass wir alle damit einverstanden wären, einen „Das war’s Leute!“ blick, was natürlich nicht der Fall war.

„Warte einen Augenblick.“

Ich nahm einen Schritt vorwärts und sprach im Namen von Asahina-san und Nagato.

„Wo ist diese Insel? Zur Verfügung gestellt? Was zum Henker meinst du damit? Wie kann uns Koizumi das alles zur Verfügung stellen?“

Koizumi, der von Haruhi als mysteriöser Austauschschüler bezeichnet wird, ist mit Sicherheit eine übernatürliche Person, ganz zu schweigen von dieser ’Organisation’ zu der er gehört, die noch um einiges verdächtiger ist als er selbst. Könnte es sein, dass sie uns zu einem geheimen Forschungszentrum schicken wollen um Haruhi und Nagato zu autopsieren?

„Ich habe einen sehr reichen Verwandten.“

Koizumi machte ein harmloses Lächeln.

„Er ist so reich, dass er sich eine unbewohnte Insel kaufen und auf ihr ein Anwesen bauen kann. Tatsächlich hat er das Anwesen sogar schon gebaut. Es wurde erst vor ein paar Tagen eingeweiht, aber da keiner zu einen so weit entfernten Gebiet reisen will, hatte er sich dafür entschieden einfach ein paar Freunde und Verwandte einzuladen. Und da kam ich ins Spiel.“

Ist die Insel so bizarr? Ich fing an mich an die Geschichte von „Robinson Crusoe“ zu erinnern, die ich vor einer langen Zeit gelesen hatte.

„Nein, es war eigentlich eine unbewohnte Insel. Die Sommerferien fangen bald an und wenn wir einen Ausflug machen wollen wäre es lustiger für die gesamte SOS Brigade zu gehen. Der Besitzer des Anwesens scheint uns auch willkommen zu heißen.“

„So stehen die Dinge!“ sagte Haruhi.

Sie gab uns ein Lächeln, was uns in Schwierigkeiten hätte bringen können.

„Eine abgelegene Insel! Und ein riesiges Anwesen! So was kommt nicht alle Tage! Ich kann es nicht abwarten dort hinzufahren. Das ist das perfekte Reiseziel für die SOS Brigade!“

„Warum? fragte ich, „Was hat eine abgelegene Insel mit Anwesen, mit deinen so geliebten mysteriösen Ereignissen zu tun?“

Leider war Haruhi bereits in ihrer eigenen Welt versunken.

„Eine abgelegene Insel mitten im Meer! Und ein Anwesen! Dein Verwandter ist wirklich großzügig Koizumi! Hmm, ich wette das ich gut mit ihm auskommen werde.“

Die einzigen Personen die sich gut mit Haruhi verstehen sind für gewöhnlich Verrückte. Der Besitzer des Anwesens muss eine sehr merkwürdige Person sein.

Ich konnte nicht wirklich sagen ob Nagato überhaupt mitbekommen hat was uns Haruhi gerade verkündet hat; bei Asahina-san war es hingegen einfach, da sie mit einem fassungslosen Gesicht aufgehört hatte zu essen.

„Keine Sorge Mikuru-chan. Du kannst dort so viel Fisch haben wie du willst! Richtig?“

„Ich versuche es zu arrangieren.“ Sagte Koizumi.

„So ist es.“

Haruhi nahm ein weiteres farbiges Armband aus der Schublade ihres Schreibtisches. Ich weiß nicht wie viele sie noch gemacht hat.

„Zu einer abgelegenen Insel! Eine Menge interessanter Sachen werden uns dort erwarten. Ich habe mich bereits für unsere Mission dort entschieden!“

Sagte sie während sie mit dem Filzstift auf das Armband schrieb. Die Buchstaben waren undeutlich geschrieben, aber anscheinend sollte da „Meisterdetektiv“ stehen.



„Ich würde gerne wissen, was du jetzt wieder ausheckst.“

„Nichts Besonderes.“

Versuch es nicht abzuweisen ohne auch nur zu zucken!

Nachdem Haruhi uns diese Botschaft mitgeteilt hatte ging sie, gefolgt von Asahina-san und Nagato, die sich ebenfalls auf den Weg nach Hause machten, aus dem Clubraum. Nur ich und Koizumi blieben zurück.

Koizumi strich sich übers Haar und sagte,

„Es ist wahr. Selbst wenn ich diesen Vorschlag nicht gemacht hätte, hätte Suzumiya-san dennoch selber ein Reiseziel gefunden, oder etwa nicht? Immerhin sind die Sommerferien ziemlich lang. Würdest du lieber in den Bergen nach einen Tsuchinoko[6] suchen oder am Strand entlang gehen?“

„Ein Tsuchinoko...? ...Vergiss es, du musst mir jetzt wirklich nicht erklären was das ist. Ich weiß zumindest soviel.“

„Vor drei Tagen habe ich Suzumiya-san zufällig im Buchladen vor der Station getroffen. Ich sah wie sie konzentriert eine Karte Japans betrachtete, während sie ein Magazin durchstöberte, das sich mit Unidentifizierten Mysteriösen Tieren befasste.“

Ein Ausflug um UMAs zu finden, huh? Das hört sich an sich nicht so schlecht an, aber das Erschreckende dabei ist, dass Haruhi tatsächlich erwarten würde etwas Mysteriöses zu finden.

„Es sah so aus, als ob Suzumiya-san etwas mit nach Hause nehmen wollte. Ich hatte das Gefühl, dass sie mit Mt. Hiba[7] anfangen würde. Da dies der Fall war dachte ich dann doch, dass es besser für uns wäre uns am Strand zu sonnen. Außerdem hatte ich schon ein Reiseziel im Hinterkopf.“

Was für ein erstaunlich Zufall, dass du schon ein Reiseziel für uns im Hinterkopf hattest. Jedoch andererseits ist der Unterschied zwischen Mädchen am Strand betrachten und bei strahlendem Sonnenschein in den Bergen klettern, wohl einer wie zwischen Himmel und Hölle.

„Der Schlüsselpunkt ist, dass es sich um eine Insel handelt, die in Privatbesitz ist, also wo ein ’abgeschlossener Kreis’ vorliegt.“

Das musste ich jetzt fragen. Nachfragen wenn du etwas nicht verstehst ist immer die beste Lösung.

„Was ist ein ’abgeschlossener Kreis’?“

Koizumis Lächeln war nicht wirklich störend. Wenn es einen so vorkommen würde läge das Problem in den Augen des Betrachters. Selbst ich wusste das.

„Vielleicht gibt es eine Ähnlichkeit......“ Koizumi lächelte und machte eine kurze Pause, „Vielleicht wäre es passender es eine ’Verschlossene Realität’ zu nennen?“

Ich wusste nicht wie albern mein Gesichtsausdruck gewesen sein muss, aber für Koizumi war er Grund genug um zu lachen.

„Nur ein Scherz. Ein ’abgeschlossener Kreis’ ist ein Ausdruck für Krimis. Er bedeutet, dass jeglicher direkter Kontakt zur Außenwelt abgeschnitten ist.“

Erkläre es so, dass auch jeder es verstehen kann!

„Es ist eine Situation, die man oft in klassischen Detektivromanen vorfindet. Zum Bespiel wenn wir Skilaufen gehen würden kurz bevor ein Schneesturm über uns hereinbricht......“

Ach ja, hat Haruhi nicht gesagt das die zu einen verschneiten Berg fahren wollte?

„Als Ausflug zu einem verschneiten Berg gehen ist ja noch in Ordnung, aber was wäre wenn dann der stärkste Blizzard seit beginn der Wetteraufzeichnung über uns hereinbrechen würde?“

Wenn wir dorthin gehen würden, müssten wir halt zuerst die Wettervorhersage anschauen.

„Das ist das Problem. Wir sitzen in einen Blizzard, sind umgeben von einer dicken Schneedecke und es gibt keinen Weg der vom Berg runter führen oder für andere Personen hoch führen würde.“

Dann lass dir halt was Neues einfallen!

„Es gibt keinen Ausweg. Das ist der Grund warum es ’abgeschlossener Kreis’ genannt wird. Für gewöhnlich passiert unter diesen Umständen etwas. Ich vermute, dass das üblich Ereignis in so einer Situation ein Mord wäre. Die Bühne steht also bereit. Es gibt keinen Ausweg für den Täter oder die anderen Leute und es ist ausgeschlossen das andere Personen, ganz zu schweigen von der Polizei, auftauchen könnten. Es wäre nicht lustig, wenn wir anfangen müssten die Spuren zu sichern, um den Täter zu finden.“

Was will er mir jetzt schon wieder sagen?

„Ah, Entschuldigung. In anderen Worten ist es Suzumiya-sans Ziel bei diesem Ausflug in ein derartiges mysteriöses Ereignis involviert zu sein.“

Das ist also der Grund warum sie sich für eine abgelegene Insel entschieden hat?

„Ja, eine abgelegene Insel. Ich dachte mir, dass sie wahrscheinlich eine Situation heraufbeschwören würde, in der die Insel von der Außenwelt abgeschnitten ist und das in dieser Zeit, in der keiner entkommen kann, jemand ermordet werden wird. Eine Berghütte, die von einem starken Blizzard getroffen wird oder eine abgelegene Insel mitten in einem tropischen Sturm, dies sind beides perfekte Zutaten für einen ’abgeschlossenen Kreis’ in dem die Behörden keine Möglichkeit haben einzugreifen. Der ultimative Schauplatz für ein Verbrechen.“

„Du scheinst das alles zu genießen.“

Haruhi wird schon nicht so einfach über den Sommer ihre Kontrolle verlieren, aber das heißt nicht, dass du sie weiter dazu ermutigen solltest. Und ich sage das nicht aus Eifersucht darüber, dass nicht ich das Armand des Vizekommandanten bekommen habe.

„Weil ich ein solches Szenario ebenfalls mögen würde.“

Ich hatte keine Lust noch länger mit ihn zu streiten, aber das musste ich noch sagen, Mir gefällt das alles überhaupt nicht.

Koizumi ignorierte meine Präferenz und fuhr so fort, als ob er mir eine These vortragen würde,

„Denk mal an diese ’Meisterdetektive’. Normalerweise sind Personen mit normalen Leben nur selten in solche unerklärlichen Mordfälle verwickelt.“

„Macht Sinn.“

„Aber wie kommt es dann, dass diese Romandetektive immer wieder in diese rätselhaften Fälle verwickelt werden? Kennst du den Grund?“

„Weil, wenn es nicht so wäre, es keine schreibenswerte Geschichte gebe.“

„Exakt, deine Antwort trifft es genau. Diese Dinge passieren nur in der fiktionalen Welt der Romane. Suzumiya-san hat so zu sagen vor, da einem die realistischen Elemente nur den spaß verderben würden, in einer fiktionalen Welt zu leben.“

Wenn man mal so darüber nachdachte, war dies sogar der Grund für die Erschaffung der SOS Brigade.

„Man muss zu einem passenden Standort gehen um in eine derartig übernatürliche und mysteriöse Situation zu geraten. In den Romanen ist dies nämlich die Vorraussetzung, damit die Detektive in diesen Situationen enden. Das heißt also, dass man selbst aktiv am Geschehen teilnehmen muss. Wenn Jemand will, dass diese Ereignisse tatsächlich passieren, muss man entweder einen brillanten Detektiv als Verwandten haben, selbst ein Polizist sein, oder man muss darauf warten bis man selbst eine Reihe von Romanen veröffentlicht hat.“

Das macht Sinn. Ich weiß, dass Nagato Science-Fiction Romane liebt, aber es ist mir neu, dass sie auch Krimis mag. Haruhi dagegen würde wahrscheinlich beides lieben.

„Damit ein Außenseiter in die Rolle eines Detektivs schlüpfen kann, muss er unerwartet in diese Situation gezogen worden sein und er muss so schnell wie möglich in der Lage sein die Antwort für diese Umstände zu finden.“

„Man kann es also nicht einfach den Zufall überlassen, ob etwas passiert oder nicht.“

Koizumi nickte,

„Ja, die Realität entwickelt sich nur selten so wie in den Romanen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein geheimnisvoller Mord in einem verschlossenen Raum in der Schule passiert ist verschwindend gering. Daher will Suzumiya-san vermutlich irgendwo hin, wo die Wahrscheinlichkeiten dafür besser stehen.“

Das Idiom „Etwas auf den Kopf stellen“ kam mir plötzlich in den Sinn.

„Und dieser Standort ist die Bühne für unseren Ausflug – die abgelegene Insel. Aus irgendeinem Grund denken die meisten Menschen, dass dies einer der passendsten Schauplätze für einen Krimi ist.“

Was meinst du mit „die meisten Menschen“? Dein „die meisten“ ist wohl eher eine Minderheit.

„Daher passieren für gewöhnliche merkwürdige Dinge an Orten wo Meisterdetektive auftauchen. Es ist kein Zufall, sondern eher die übernatürliche Fähigkeit dieser Detektive, diese Ereignisse zu sich zu führen. Es sind nicht die Ereignisse, die die Detektive anziehen, sondern die Gegenwart der Detektive, die diese Ereignisse erschafft.“

Ich gab Koizumi einen Blick, als ob ich gerade auf eine Meeresschnecke getreten wäre.

„Bist du dir dessen vollkommen sicher?“

„Ich weiß immer was ich wissen muss. Ich habe mir die Verbindung zwischen Detektiven und abgeschlossenen Kreisen nicht ausgedacht, ich versuche nur dir Suzumiya-sans Gedankengänge zu verdeutlichen. Um es einfach auszudrücken könnte man sagen, dass wir nur auf diesen Ausflug fahren, weil sie ein Detektiv sein will.“

Was braucht sie um ein Meisterdetektiv zu werden? Vielleicht wäre es dann möglich, wenn sie alles selber leiten und dirigieren würde, während sie den Täter und den Detektiv zugleich spielt.

„Zumindest ist es besser als in den Bergen nach einen Tsuchinoko oder Bigfoot suchen zu müssen. Ich habe Suzumiya-san nur gesagt, dass ich jemanden kenne, der ein Anwesen auf einer Insel gebaut hat und gerade Gäste dorthin einlädt. Natürlich erwarte ich nicht, dass jemand ermordet werden wird.“

Koizumis entspanntes Lächeln und selbst sein lässiges Schulter zucken fing an mich aufzuregen.

„Ich versuche nur Suzumiya-san ein bisschen zu unterhalten. Wer weiß was sie ansonsten noch aus lauter Langeweile heraufbeschwören würde? Bevor das passiert, ist es dann doch besser wenn wir ihr die Dinge schon in vorhinein zurechtlegen.“

„Wir?“

„Das hat nichts mit der ’Organisation’ zu tun. Obwohl ich ihnen sicherheitshalber einen Lagebericht gegeben habe. Ich mag vielleicht ein Esper sein, aber ich bin immer noch ein High School Schüler. Des Weiteren ist doch an einen Ausflug auch nichts Verkehrtes. Es ist ziemlich normal für High School Schüler einen zu machen. Ist ein Ausflug mit deinen besten Freunden nicht etwas worauf du dich freuen solltest?“

Es wäre in Ordnung, wenn Haruhi sich auf einen normalen Ausflug freuen würde. Ich hätte nichts dagegen auszusetzen, wenn sie eine normale heiße Quelle oder einen Strand nah am Festland ausgesucht hätte, aber eine abgelegene Insel? Wir reden hier von Haruhi, sie wird wahrscheinlich zwei Taifune mit sich bringen.

......Vergiss es, egal wie eigenartig sie auch sein mag, sie ist dennoch nicht die Art von Person, die sich wünschen würde, das jemand getötet wird, ansonsten würden sich die Körper hier in der North High bereits stapeln. Es kam mir so vor als ob es noch etwas Wichtiges geben würde, was ich in betracht ziehen müsste, weswegen ich anfing angestrengt nachzudenken.

Vier Tage und drei Nächte am Strand während des Sommers. Ein weißer Strand und wahrscheinlich entspannender Sonnenschein. Ich denke so einen Sommer kann ich überleben, komm her Mr. Sonnenschein!

Ah ja, ich sollte mich schon mal auf den fantastischen Anblick von Asahina-san in ihren Badeanzug vorbereiten.



Der Besitzer des Anwesens ist unglaublich großzügig dafür, dass er uns eine kostenlose Unterkunft samt Essen anbietet. Wir müssen nur die Rückreise von der Insel bezahlen.

Und so trafen wir uns, auf die Ankunft unserer Fähre wartend, an der Fährbootanlegestelle am Hafen.

Haruhi konnte es nicht mehr abwarten aufzubrechen. Erst gestern hatten wir die Versammlung zum Quartalsende, was bedeutet, dass heute der erste Sommerferientag war. Anscheinend war es Koizumis Verwandten egal wann wir kommen wollten, aber das wir direkt am ersten Ferientag fuhren ist der Beweis für Haruhis Vorfreude. Jegliche Hoffnungen auf friedliche Sommerferien, in denen ich nicht ein einziges Mal Haruhis Gesicht sehen würde, sind hiermit verloren. All das nur, weil Haruhi hier ist und, wenn man so will, existiert.

„Es ist lange her seit dem ich das letzte Mal mit einer Fähre gefahren bin.“

Haruhi legte ihren Schirm beiseite und sah weit hinaus in die graue See. Während sie am Rand der Anlegestelle stand, tanzte ihr dunkles seidiges Haar im Seewind.

„So ein großes Schiff! Es ist wirklich erstaunlich, wie ein so großes Schiff auf dem Wasser schwimmen kann.“

Asahina-san, die zwei Koffer in ihren Händen hielt, sah beeindruckt der Fähre entgegen. Sie trug ein weißes Sommerkleid und einen Strohhut auf ihren Kopf. Sie sah wirklich bezaubernd aus. Es passt zu ihr, die Befestigungsschnur eines Hutes an ihren Kinn zu zubinden. Während sie die Fähre betrachtete leuchteten ihre Augen wie die eines kleinen Kindes, die ein antikes, von Archäologen ausgegrabenes, Holzboot sahen. Vielleicht schwimmen die Schiffe ja in ihrer Zeit nicht mehr auf dem Wasser.

„......“

Das Firmenlogo auf der Hülle der Fähre betrachtend, war Nagatos Gesicht so ausdruckslos wie eh und je. Ausnahmsweise trug Nagato mal nicht ihre Uniform, sondern eine karierte ärmellose Bluse. Einen gelb-grünlichen Schirm tragend gab sie einen den Eindruck, ein schwaches Mädchen zu sein, was gerade aus dem Krankenhaus gekommen war. Ich wünschte ich hätte eine Sofortbildkamera mitgenommen. Wenn ich ein Bild hiervon nehmen würde, könnte ich es bestimmt, für einen hohen Preis, an Taniguchi verkaufen.

„Das Wetter ist perfekt. Das ist wirklich gut, man könnte sagen, dass dies das perfekte Wetter zum segeln ist, obwohl wir heute zweiter Klasse reisen werden.“ Sagte Koizumi.

„Das ist mir ganz recht.“

Es ist nicht so, als ob die Kabinen sonderlich groß wären. Aber dennoch ist es, selbst wenn es eine lange Schiffsreise sein wird, noch zehn Jahre zu früh für uns, um alleine in einer Privatkabine zu reisen. Immerhin ist das hier nur ein Schulausflug.

So gesehen ist das hier gar kein Schulausflug, weder etwas Vergleichbares. Ein Ausflug, den man macht nur um auf einen zu gehen, kann nicht wirklich als sinnvoll bezeichnen werden. Normalerweise würde der Beratungslehrer des Clubs mit auf einen Schulausflug gehen. Es gibt allerdings keinen für die SOS Brigade. Das kommt daher, da uns die Schule immer noch nicht als formellen Club anerkannt hat. Es hätte mich überrascht, wenn ein Lehrer mitgekommen wäre. In der North High kann man ohne einen Beratungslehrer noch nicht mal einen Verein gründen. Ich vermute mal das Haruhi, selbst wenn sich ein Beratungslehrer für die SOS Brigade melden würde, ihn für unnötig erachten würde. Ansonsten hätte sie wohl schon längst, wie sie es auch schon bei uns gemacht hat, einfach einen gekidnappt.

Während ich meine Arme dehnte, kam mir Asahina-san langsam entgegen. Ihre runden Augen wurden mit jedem ihrer Schritte noch runder.

„Wie kann dieses riesige Schiff schwimmen?“

Wie kann es schwimmen? Durch den Auftrieb. Ich glaub nicht, dass es sonst noch einen Grund gibt. Unterrichtet man in Asahina-sans Zeit kein Physik?

„Wirklich? Auftrieb... ach ja. Ich verstehe. Also das meinen die damit, wenn man sagt ’die Umgebung ist einen für gewöhnlich unbewusst’...“

Was redest du da? Mit einem ernsthaften Gesichtsausdruck fing Asahina-san an zu nicken.

Versuche ich mal eine Frage zu stellen. Eine frage dürfte nicht weh tun.

„Ahem......Asahina-san, schwimmen Schiffe in der Zukunft durch moderne Technologien?“

„Um...... glaubst du, dass ich dir das sagen darf?“

Nachdem sie es so formuliert hatte schüttelte ich meinen Kopf. Ich habe es nicht erwartet. Ich versuchte es mit einer anderen Frage,

„Es muss doch ein Meer geben?“

Asahina-san griff die Spitze ihres Hutes und neigte ihren Kopf,

„Eh, ja, es gibt ein Meer.“

„Das ist gut zu hören.“

Ich weiß nicht ob sie aus einer nahen oder einer weit entfernten Zukunft kommt, aber es ist gut zu hören, dass sich die Erde in der Zukunft nicht in eine Wüste verwandelt hat, zumindest dann, wenn das Meer dort sauberer ist als hier.

Ich wollte noch ein paar nützlichere Informationen aus dieser Zeitreisenden herausbekommen.

„Kyon! Mikuru-chan! Was macht ihre da? Es ist Zeit!“

Haruhi schrie uns zu, dass es Zeit war an Bord zu gehen.



Wo wir gerade dabei sind, war ich für das Treffen heute zu spät. Als ich heute Morgen drauf und dran war loszugehen, kam mir meine Tasche auf einmal schwerer vor als sonst, daher entschied ich mich sie zu öffnen und reinzusehen. Anstelle meiner Klamotten und meiner Badesachen war meine Schwester in ihr drin. Nachdem mir gestern Nacht aus Versehen rausgerutscht war, dass ich mit Haruhi und den Anderen auf einen Ausflug fahren würde, hörte sie nicht mehr auf „Ich will mitkommen“ zu schreien. Ich verbrachte zwei Stunden mit dem Versuch sie wieder aufzuheitern, aber ich hätte nie gedacht, dass sie sich in meine Tasche schleichen würde. Darauf zog ich sie aus der Tasche raus und fragte sie, wo sie meine Sachen versteckt hatte. Der Versuch die guter Bulle, böser Bulle Nummer bei ihr abzuziehen dauerte etwas, aber blieb letztendlich erfolglos. „Wenn du es mir nicht verrätst, werde ich dir keine Souvenirs kaufen! Ich werde das ganze Geld dafür benutzen, der SOS Brigade unterwegs etwas zu Essen zu kaufen!“

Die SOS Brigade versammelte sich in einer Ecke der zweiten Klasse Kabine, in der wir uns dann unterhielten und das von mir gekaufte Essen aßen. Eigentlich waren es nur Haruhi und Koizumi, die die gesamte Zeit am reden waren.

„Wie lange noch bis wir da sind?“

„Nach der Geschwindigkeit der Fähre zu urteilen, wohl noch so sechs Stunden. Dort müsste dann jemand am Hafen auf uns warten. Von dort aus werden wir dann noch ungefähr eine halbe Stunde mit einem Schnellboot fahren bevor wir an der Insel mit dem Anwesen ankommen. Ich war noch nie dort, daher kann ich auch nicht sagen wie es sein wird.“

„Ich wette, dass es eine unheimliche Villa ist. Weißt du wie der Architekt heißt?“ Fragte Haruhi.

„Ich kann mich daran erinnern, dass er mir von einem Architekten erzählte, den er für den Bau angeworben hatte, aber soweit habe ich nicht nachgefragt.“

„Ich kann es nicht abwarten.“

„Es wäre großartig wenn es deinen Erwartungen entsprechen wird, aber da ich selbst noch nie dort war, weiß ich auch nicht sonderlich viel mehr als du. Aber ein privates Anwesen, das auf einer unbewohnten Insel gebaut wurde, muss auf irgendeine Art ungewöhnlich sein. Es wäre perfekt wenn es denn so wäre.“

Sagte Koizumi, aber ich war deutlich anderer Meinung. Wenn der Bauplan nach Haruhis Vorstellungen wäre, hätte der Architekt, während er den Plan zeichnete, drei Tage durchgehend wach sein müssen, unter einer Alkoholvergiftung leiden müssen und beim zeichnen des Öfteren mal eingenickt sein. In so einem Haus will ich nicht bleiben, da ist mir ein normales Gasthaus noch lieber. Nur ein einfaches japanisches Frühstück für mich bitte. Wenn das Anwesen einen Namen hätte, würde Haruhi wohl zum Serienmörder werden, nur um ein paar Vorfälle auszulösen.

„Eine Insel! Und ein Anwesen! Es gibt keinen besseren Ausflug für die SOS Brigade. Wenn es so weiter geht, werden dies die besten Sommerferien überhaupt werden.“

Während Haruhis Stimmung immer besser wurde, sahen die anderen ihr stillschweigend dabei zu.



Außer auf dem Schiffsdeck herumzugehen, war nichts zu tun, weswegen wir Koizumis Vorschlag akzeptierten, etwas Go Fish[8] zu spielen. Koizumi, der miserabel verlor, musste uns allen ein Getränk kaufen. Ich nahm mein Getränk und trank es in aller ruhe.

Ich konnte nicht anders, als ein schlechtes Gefühl wegen der vor uns liegenden Insel zu haben. Anscheinend teilte Asahnia-san meine Auffassung.

Nachdem Haruhi ihren Saft in zwei Schlucken getrunken hatte sagte sie,

„Mikuru-chan, du siehst schrecklich aus, bist du seekrank?“

„Nein......es......ah, vielleicht.“ Antwortete Asahina-san, worauf Haruhi sagte,

„Das ist nicht gut, du solltest etwas an die frische Luft gehen. Die Seeluft auf dem Deck ist einfach herrlich. Komm, lass und gehen!“

Darauf packte sie Asahina-sans Hand und lächelte,

„Keine Sorge, ich werde dich schon nicht ins Meer werfen. Hmm......obwohl es keine schlechte Idee wäre. Das plötzliche Verschwinden, eines weiblichen Passagiers.“

„Eh!?“

Haruhi klopfte auf Asahina-sans steif gewordene Schultern.

„Nur ein Scherz! Das würde überhaupt nicht lustig sein. Es wäre spannend, wenn das Schiff einen Eisberg rammen würde oder von einem Riesenkraken angegriffen würde. Ich bin keiner dieser Menschen, der es mag andere, bloß für sein Vergnügen, in Schwierigkeiten zu bringen!“

Ich glaube es wäre ratsam nach den Rettungsbooten Ausschau zu halten. Natürlich bezweifle ich, dass ein Eisberg so nah am Japanischen Meer, mitten im Sommer, auftauchen würde, aber es wäre möglich, dass uns plötzlich unbekannte Meereskreaturen angreifen. Zornig sah ich Koizumi an: Wenn uns ein Monster angreifen sollte verlassen wir uns auf dich! Ich weiß nicht wie er meine Gedanken interpretierte, aber er antwortete mir mit einem Lächeln, während Nagato einfach nur die Wand anstarrte.

Haruhi fuhr unaufhaltsam fort,

„Die besten Events sind natürlich für die Insel aufbewahrt! Koizumi, werde ich enttäuscht sein?“

„Es gibt keine exakte Definition dafür, was ein Event ausmacht.“

Sagte Koizumi beschwichtigend,

„Auch ich hoffe, dass wir einen erfreulichen Ausflug haben werden.“

Koizumi gab uns ein rätselhaftes Lächeln. Obwohl es sein üblicher Gesichtsausdruck war, starrte ich den Esper, versuchend herauszufinden was sich hinter dieser lächelnden Maske befinden würde, energisch an. Bald darauf gab ich es auf. Sein Lächeln ist wie das ausdruckslose Gesicht von Nagato – unmöglich zu deuten. Mal ernsthaft, er sollte echt mal ein paar mehr Emotionen zeigen. Aber natürlich nicht so überdeutlich wie Haruhi.

Ein selbst erfundenes Lied vor sich hersummend, zerrte Haruhi Asahina-san aus der Kabine. In der Hoffnung, dass ich mitkommen würde, drehte sich Asahina-san wiederholt um; vielleicht habe ich zu viel nachgedacht, aber da ich Haruhis Laune nicht verderben wollte, ließ ich sie gehen.

Egal wie verrückt Haruhi auch sein mag würde sie Asahina-san trotzdem, kurz bevor sie ins Meer fallen würde, noch retten. Ich betete und starrte an die Decke, dann benutze ich meine Tasche als Kissen und legte mich hin. Da wir morgen schon am frühen Morgen da sein werden, sollte ich besser etwas schlafen.



Ich träumte davon, wie ich etwas Merkwürdiges mache, aber gerade als ich mich anfing zu wundern was es war wurde ich von den kommandierenden Schallwellen Haruhis geweckt,

„Hör auf zu schlafen du Idiot! Wach endlich auf! Bist du wirklich an diesen Ausflug interessiert? Was sollen wir von dir erwarten, wenn du schon während der Reise schläfst?“

Anscheinend sind wir in der Zeit in der ich geschlafen hatte, fast an der Insel, wo wir umsteigen müssen, angekommen. Es kam mir so vor, als ob ich unter Gedächtnisverlust leiden würde.

„Der erste Schritt ist der wichtigste! Du bist nicht in der Lage die Dinge zu genießen. Sieh dir die Anderen an. Man kann ihre Erwartungen an diesen Ausflug deutlich an den glitzern in ihren Augen erkennen!“

Ich folgte Haruhis Finger, der auf drei Diener gerichtet war, die damit beschäftigt waren, ihre Sachen abtransportfähig zu machen.

Die lächelnde Jugend sagte,

„Lass ihn ruhig Suzumiya-san, er versucht nur seine Energie für den Ausflug aufzusparen. Wer weiß, er wird wahrscheinlich die gesamte Nacht darüber nachdenken, wie er uns als nächstes unterhalten kann!“

Koizumis unbedeutende Erklärung anhörend, beobachtete ich Nagatos Puppen ähnliches Gesicht und Asahina-sans Welpen ähnliche Augen, in den Versuch das so genannte Glitzern in ihren Augen zu finden.

„Sind wir schon da?“ Murmelte ich.

Auf einer langen Schifffahrt mit den Mitgliedern der SOS Brigade...Nein, lassen wir die Anderen beiseite. Ich habe meinen Verlangen nachgegeben und ein langes Nickerchen gemacht. Das Resultat daraus ist, dass ich die Gelegenheit verpasst habe meine Zeit zusammen mit Asahina-san in der eleganten Kabine zu verbringen.

Verdammt, das ist frustrierend. Wie kann ich meine Sommerferien so enden lassen? Bis jetzt ist meine einzige Erinnerung in diesen Ferien, dass wir Go Fish gespielt haben. Hätte ich nicht etwas Interessanteres auf der Fähre machen sollen? Wie zum Beispiel uns auf dem Deck, in dem sanften Wind der Seeluft, unterhalten?

Mir war wirklich danach, meinem vergangenen Selbst für seine Schläfrigkeit in den Hintern zu treten.

Ich packte meinen halb verschlafenen Kopf, während ich mir endlos Beschuldigungen zuwarf.

Klick!

Ein helles Licht sorgte dafür, dass mir schwindlig wurde.

Ich drehte meinen Kopf in die Richtung aus der das Geräusch kam, nur um zu sehen, wie Asahina-san, mit einen lieblichen Lächeln auf ihren engelsgleichen Gesicht, eine Kamera hielt,

„Hee hee! Ich habe ein Bild von dir genommen, als du aufgewacht bist.“

Sie hatte das Gesicht eines Vorschulkindes, das einen Streich ausgeheckt hatte.

„Ich habe auch Fotos von dir gemacht, als du geschlafen hast. Du musst sehr müde gewesen sein.“

Auf einmal fühlte ich mich wiederbelebt. Warum hat Asahina-san heimlich Bilder von mir geschossen? Könnte es sein, dass sie unbedingt ein paar Bilder von mir wollte? Will sie mein Foto in einen kleinen Rahmen stecken und es dann neben ihr Kissen stellen, damit sie mir jede Nacht ’gute Nacht’ sagen kann? Das ist kein schlechter Gedanke.

Wirklich, wenn du ein Foto von mir haben wolltest, hätte ich auch mit Freuden für dich posiert! Es würde mich noch nicht mal stören, selbst wenn ich dir mein abhanden gekommenes Fotoalbum geben müsste

Jedoch gab Asahina-san, während ich mir diese Vorschläge ausdachte, die Sofortbildkamera weiter an Haruhi.

„Kyon, was grinst du so? Du siehst aus wie ein Volltrottel. Geh dir am besten dein Gesicht waschen.“

Haruhi machte daraufhin ein Gesicht, als ob sie ein paar besonders exklusive Bilder an eine Zeitung verkaufen wollte. Kurz darauf quetschte sie die Kamera in ihre Tasche.

„Ich habe Mikuru-chan die Rolle des Fotographen der SOS Brigade gegeben. Diese Fotos sind nicht zum spielen! Ich will mit ihnen die Aktivitäten der SOS Brigade, für unsere Nachfahren, dokumentieren. Diesen törichte Mädchen war einfach danach nutzlose Bilder zu schießen, weswegen sie von jetzt an meinen Anweisungen folgen muss.“

Was haben dann Bilder von mir, in denen ich schlafe und aufwache, für einen informatorischen Wert?

„Da du kein Gefühl für die Dringlichkeit der Dinge hast werde ich die Bilder, in denen du wie ein Idiot schläfst, an alle als Bestrafung verteilen! Hör zu! Es ist unmoralisch und gegen die Regeln der Brigade, wenn Untergebene in aller ruhe schlafen, während der Kommandant noch wach ist!“

Haruhi sah mich mit einen Ausdruck an, bei dem ich mir nicht sicher war, ob er gut oder schlecht gelaunt war. Ich wusste, dass es nutzlos wäre sie zu fragen, wann sie diese Regel erfunden hatte, da sie sowieso nicht niedergeschrieben würden. Ich kann genau so gut einfach mitspielen.

„In Ordnung. Du meinst also das wir, wenn wir nicht wollen, dass auf unseren Gesichtern gemalt wird, wir nicht vor dir einschlafen dürfen, oder? Das heißt also, dass ich dir einen Schnurrbart aufs Gesicht malen darf, wenn ich nach dir einschlafen sollte?“

„Was soll das bedeuten? Hast du tatsächlich vor etwas so kindisches zu machen? Nur um klar zu sein, ich kann sehr wachsam sein. Ich kann mich selbst im Schlaf wehren. Außerdem riskierst du die Todesstrafe, wenn du deinen Kommandanten etwas Dummes antun solltest.“

Hey Haruhi, die Anzahl an entwickelten Ländern, die immer noch die Todesstrafe ausüben, ist ob du es glaubst oder nicht nur eine Minderheit. Was hältst du davon?

„Warum sollte ich das Strafsystem anderer Länder kommentieren? Was zählt sind nicht andere Länder, sondern die Insel zu der wir gerade fahren!“

Während ich meine Tasche heranzog betete ich dafür, dass nichts passieren wird.

Das schiff wackelte. Vielleicht ist es bereits dabei anzulegen. In Zweier- oder Dreiergruppen gingen die restlichen Passagiere bereits zu den Ausgängen.

„Eine mysteriöse Insel, huh......?“

Was für eine Insel erwartet uns? Bitte lass es keine Insel sein, die plötzlich im Meer aufgetaucht ist oder eine, die auf einmal weggedriftet ist.

„Keine Sorge.“

Koizumi nickte, als ob er gerade meine Gedanken gelesen hätte,

„Abgesehen davon, dass die Insel weit abgelegen ist, gibt es nichts Besonderes an ihr. Ich kann dir garantieren, dass es dort weder Monster noch verrückte Wissenschaftler gibt.“

Deine Garantien bedeuten mir gar nichts. Schweigend sah ich mit einem fragenden Ausdruck in Nagatos blasses Gesicht.

„......“

Nagato antwortete mir ebenfalls mit Schweigen. Wenn Monster auftauche sollten würde sie uns wohl helfen, sie zu vertreiben. Alien, ich verlass mich auf dich.

Das Schiff fing erneut an stark zu schwanken.

„Kyaa!“

Ohne auch nur zu zucken fing Nagato Asahina-san, die ihre Balance verloren hatte und beinahe hingefallen wäre, auf.



Dort, unsere Ankunft erwartend, standen ein Butler und ein Dienstmädchen.



„Hallo Arakawa-san, lang nicht gesehen.“

Sagte Koizumi laut, der seinen Arm zum Gruß erhoben hatte.

„Auch dir hallo Mori-san. Danke das ihr hier seit um uns abzuholen.“

Daraufhin drehte sich Koizumi um und sah uns, mit unseren Mündern weit aufgerissen, an. Er hob seine Arme, wie ein lächerlicher Schauspieler der sein Publikum beeindrucken wollte, an und gab uns ein Lächeln, das viermal weiter als sein gewöhnlich war.

„Wenn ich vorstellen dürfte. Arakawa-san und Mori-san sind Butler und Dienstmädchen des neuen Anwesens und sie werden sich in der Zeit die wir dort verbringen um uns kümmern. Ach ja, das habt ihr wahrscheinlich schon wegen ihrer Kleidung erraten können.“

Es war einfach zu erraten. Nachdem sie sich verbeugt hatten sah ich mir die beiden, still vor uns stehenden Figuren, an. Ich vermute mal, dass das richtige Wort in dieser Situation „faszinierend“ wäre.

„Es muss eine anstrengende Reise für euch alle gewesen sein. Ich bin der Butler Arakawa.“

Der in einen Anzug gekleidete Gentleman, der weißes Haar, Bart und Augenbrauen hatte, grüßte uns und verbeugte sich noch mal.

„Ich bin das Dienstmädchen Mori Sonou. Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen.“

Nachdem die Lady neben ihm sich ebenfalls im selben Winkel verbeugte, hoben beide ihre Köpfe zur gleichen Zeit wieder an. Man fragte sich da, ob sie das extra unzählige Male geübt hatten.

Arakawa-san sah älter aus, aber es war schwierig sein genaues Alter zu schätzen; wogegen Mori-san sehr jung aussah. Sie sah so aus als ob sie in unserem Alter wäre, oder benutzte sie einfach nur Make-up, welches sie jünger aussehen ließ? Oder wurde sie mit diesen jugendlichen Aussehen geboren?

„Butler und Dienstmädchen?“

Murmelte Haruhi überrascht; meine Reaktion war dieselbe. Ich wusste noch nicht mal, dass diese Berufe in Japan existierten. Ich dachte mir, dass sie ausgestorben wären und daher nur eine begriffliche Existenz hätten.

Ich verstehe. Es scheint, als ob die beiden Personen, die dort elegant hinter Koizumi stehen, tatsächlich ein echter Butler und ein echtes Dienstmädchen wären. Sie sahen so sehr danach aus, dass man spätestens nachdem man gehört hatte, wie sie sich bei uns vorstellten, einfach denken musste, Ah......Ich verstehe. Sie sind also echt. Besonders das Dienstmädchen, Mori-san, wenn ich mich jetzt noch richtig erinnere. Egal wie man sie ansah, sie ist durch und durch ein echtes Dienstmädchen. Dies scheint vor allem so, weil sie richtige Dienstmädchenkleidung trägt. Ich kann das aus Erfahrung garantieren, da ich über Monate hinweg jeden Tag im Clubraum Asahina-san in ihren Dienstmädchenkostüm beobachten konnte. Des Weiteren sieht es nicht so aus, als ob Arakawa-san und Mori-san nur zu Haruhis Unterhaltung so gekleidet wären, sondern so, als ob sie tatsächlich für ihren Beruf so gekleidet wären.

„Wah......“

Asahina-san gab ein Japsen von sich und starrte die beiden beeindruckt an – genauer gesagt starrte sie nur zu Mori-san. Sie war zur hälfte von Ehrfurcht ergriffen und zu 30% besorgt. Was mit den restlichen 20% ist? Ich vermute, dass sie etwas eifersüchtig ist. Nachdem Haruhi sie jeden Tag dazu gezwungen hat dieses Kostüm zu tragen, muss sie unterbewusst angefangen haben, die Rolle des Dienstmädchens zu mögen.

Nagatos Gesichtsausdruck blieb auch jetzt unverändert. Jedoch verblieben ihre schwarzen Obsidian Augen auf den beiden Experten ihres Faches.

„Also dann......“

Arakawa-san führte uns mit seiner Opern Tenor ähnlichen Stimme voran,

„Das Boot, das uns zu der Insel unseres Herrn bringen wird, steht bereit. Die Fahrt sollte eine halbe Stunde dauern. Da es sich um eine abgelegene Insel handelt, entschuldige ich mich schon mal vorweg für alle Unannehmlichkeiten denen ihr begegnen werdet.“

Mori-san verbeugte sich ebenfalls. Aus irgendeinem Grund kratzte es mich am ganzen Körper. Ich wollte ihnen einfach sagen, dass wir es nicht wert sind so elegant bedient zu werden. Könnte es sein, dass Koizumi der Sohn eines Milliardärs ist? Ich dachte, dass er einfach nur ein Esper wäre, der seine Kräfte nur unregelmäßig benutzen konnte. Ich frage mich ob es Personen gibt, die ihn jedes Mal wenn er nach Hause kommt „Junger Herr“ grüßen?

„Das stört mich nicht im Geringsten!“

Sagte Haruhi in einer heiteren Stimme, sämtliche meiner Fragen beiseite fegend. Bei genauerer Betrachtung hatte Haruhi ein Lächeln auf dem Gesicht, als ob sie gerade einen ignoranten Sponsor dazu getäuscht hätte ihren Film zu finanzieren.

Hmm......

„Es ist eine abgelegene Insel! Uns würde es noch nicht mal stören, wenn es mehrere Stunden dauern würde, ganz zu schweigen von einer halben Stunde! Eine einsame Insel mitten im Ozean, genau das ist es was ich möchte. Kyon, Mikuru-chan, ihr solltet euch freuen. Es ist nicht nur ein Anwesen auf der Insel, sondern auf noch ein merkwürdiger Butler und ein seltsames Dienstmädchen! Man würde wahrscheinlich in ganz Japan keine vergleichbare Insel finden!“

Es wird keine zweite Insel geben.

„Wah! D...das ist großartig......Ich...Ich kann es nicht abwarten!“

Mal abgesehen davon, dass Asahina-san gerade dazu gezwungen wurde, so zu tun als ob sie sich freuen würde, ist es einfach unglaublich unverschämt von Haruhi, jemanden mitten ins Gesicht „merkwürdig“ zu nennen. Trotzdem lächelten die Beiden immer noch. Vielleicht waren sie ja tatsächlich auf irgendeine Weise merkwürdig.

Mann, das was hier wirklich merkwürdig ist, ist der gesamte Ausflug. Ich bin allerdings nicht in der Position andere zu kritisieren, da wenn es um Merkwürdigkeit geht, die SOS Brigade den anderen noch bei weitem voraus ist. Obwohl ich nicht alles was Haruhi macht durchgehen lassen sollte.

Ich sah zu Koizumi, der sich mit dem Butler Arakawa-san unterhielt, während Mori-san leise mit gefalteten Händen neben ihnen stand und zum Meer hinaus sah. Das Meer war ruhig und der Himmel war klar. Ich bezweifle, dass wir in näherer Zukunft einen Taifun erwarten müssen.

Werden wir in einem Stück wieder zum japanischen Festland zurückkehren können?

Nagatos ruhiges Pokerface sieht immer so zuverlässig aus. Ich fühlte mich vollkommen nutzlos.



Arakawa-san und Mori-san führten uns zu einem kleinen Dock nah am Hafen. Ich hatte eigentlich vermutet, dass es ein kleines Boot sein würde, aber dort vor mir schwamm sanft und idyllisch auf den Wellen, ein privates Schnellboot. Das Schnellboot sah so vornehm aus, dass ich mich nicht gewagt habe zu fragen, wie viel es gekostet hat. Mir war plötzlich danach an Bord dieses Bootes zu fischen.

Dank meiner Tagträumerei fühlte ich, als ich Koizumi beide, Asahina-san, die sprachlos vom Anblick des Schnellbootes war, und Nagato, die es einfach nur mit einen lehren Blick ansah, eskortieren sah – Haruhi ausgeschlossen, da sie bereits an Bord gesprungen war – ein starkes Bedauern dafür, dass meine Zeit unwiederbringlich hinweggelaufen war. Das war eigentlich mein Job!

Wir wurden in eine Kabine geführt und noch bevor wir die Tatsache bewundern konnten, dass eine westliche Küche in einem Boot untergebracht war, begann das Schnellboot bereits damit fahrt aufzunehmen. Anscheinend haben Butler heut zu Tage alle einen Führerschein für Schnellboote, da Arakawa-san derjenige war der es steuerte.

Mori-san saß, als ob sie ein Dekorationsgegenstand des Bootes wäre, mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht, gegenüber von mir. Das Dienstmädchenkostüm sah zugleich schick und gefährlich aus. Es kam mir so vor, als ob ihr Dienstmädchenkostüm dünner wäre als unseres, das Haruhi Asahina-san jeden Tag im Clubraum tragen ließt, aber da ich mich nicht all zu gut mit den Dienstmädchenberuf auskannte, konnte ich mir dessen nicht vollkommen sicher sein.

Ich war nicht der einzige, der unruhig aussah. Asahina-san war es ebenfalls. Nervös starrte sie schon seit einer ganzen Weile Mori-sans Dienstmädchenkostüm an. Hat sieh vor ein echtes Dienstmädchen zu studieren, damit sie ein paar neue Tricks für die Zeit im Clubraum lernen kann? Sie ist die Art von Person, die die ungewöhnlichsten Dinge ernst nimmt.

Nagato saß dort regungslos nach vorne blickend. Koizumi zeigte sein übliches lächelndes Gesicht.

„Das ist ein gutes Boot, sollen wir auch fischen gehen?“ Wem schlägt er das gerade überhaupt vor?

Haruhi dagegen......

„Hey, weißt du wie das Anwesen genannt wird?“

„Ich weiß nicht ganz was du meinst.“

„Wird es zum Beispiel, das Haus des schwarzen Todes, Lilas Anwesen, Schloss Koketsu oder etwas Ähnliches genannt?“

„Nichts dergleichen.“

„Gibt es irgendwelche beängstigenden Geschichten wie, dass das Anwesen eine Menge versteckter Fallen hat, der Architekt ermordet wurde oder das es einen Raum gibt, den niemand wieder lebendig verlassen kann?“

„Ich habe von keinen gehört.“

„Gibt es denn dann Geschichten von dem Besitzer, wie er eine Maske trägt oder von drei merkwürdigen, in seinen Gedanken lebenden, Schwestern, die dann eines Tages spurlos verschwunden sind?“

„Nein.“ Hinzufügend sagte der Butler, „Bis jetzt zumindest.“

„Ist es denn dann möglich, dass diese Dinge eines Tages passieren werden?“

„Vielleicht.“

Versucht dieser Butler für Haruhis gute Laune zu sorgen?

Während das Boot fuhr war Haruhi an Deck geklettert und stellte Arakawa-san diese Fragen. Nach dem Inhalt des Gespräches, das ich hier noch durch das Geräusch der Maschine und der Wellen hören konnte, zu urteilen hatte Haruhi übertriebene Erwartungen an das Inselanwesen. Wo ich gerade dabei bin, warum ist sie überhaupt so spezifisch mit Details, wie eine weit vom Land entfernte Insel? Reicht es nicht einfach zu schwimmen, herumzugehen, sich besser kennen zu lernen und dann wieder glücklich zurückzufahren? Ich hoffte es zumindest.

Vielleicht ist es schon zu spät.

Ich hätte nie gedacht, dass es einen Butler und ein Dienstmädchen geben würde. Das kam noch unerwarteter als ein Hai, der einen in einem öffentlichen Pool angreift. Deswegen würde es mich wohl nicht mal mehr überraschen, selbst wenn der Besitzer des Anwesens eine Maske trägt oder andere merkwürdig aussehende Gäste da wären. Welche Überraschungen hat Koizumi noch für uns auf Lager?

„Ah! Ich sehe sie! Ist das die Villa?“

„Es ist das Anwesen.“

Haruhis Schrei knallte donnerähnlich durch mein Herz.


Von außen sah das Anwesen ziemlich normal aus.

Die Sonne neigte sich langsam dem Westen, aber es war trotzdem noch etwas Zeit bis zum Anbruch der Nacht. Das Anwesen war in das Licht der untergehenden Sonne getaucht. Es leuchtete in voller Pracht; ich hätte nie gedacht, dass ich jemals einen solchen Ort betreten würde.

Das Gebäude an der Spitze des steilen Hügels, sah so aus wie eins, was eine reiche Person bauen würde, um dort im Sommer Urlaub zu machen. Es war nichts Verdächtiges an der Architektur zu erkennen. Es sah nicht wie ein mittelalterliches europäisches Schloss aus, es war nicht von roten Dornen versehenen Rosen umschlossen und es ragten keine seltsam aussehenden Türme aus ihm heraus – und natürlich gab es keine Geister.

Während sie das Anwesen (sie nannte es eine Villa) betrachtete machte Haruhi, wie erwartet, einen Ausdruck, als ob sie gerade eine Zwiebel in der Erwartung, dass es ein Rinderbraten gewesen wäre, gegessen hätte.

„Das ist nicht was ich erwartet hatte. Das Aussehen ist ein entscheidender Faktor, hat sich der Architekt überhaupt andere vergleichbare Gebäude angesehen als er dieses gebaut hatte?“

Zusammen mit Haruhi stand ich auf dem Deck und sah mir das Bild der Insel an. Nebenbei gesagt wurde ich von ihr gewaltsam hierhin gezogen.

„Kyon, was meinst du? Obwohl es eine abgelegene Insel ist sieht das Gebäude so normal aus. Denkst du nicht auch, dass das eine Verschwendung ist?“

Eigentlich dachte ich mir, dass die das Anwesen nicht so abgelegen hätten bauen sollen. Es würde mit einem privaten Schnellboot länger als eine Stunde dauern in den nächsten Supermarkt und wieder zurück zu fahren. Was soll man essen, wenn man mitten in der Nacht hungrig werden würde? Es sieht auch nicht danach aus, als ob es dort Verkaufsaustomaten für Getränke gebe.

„Ich meine die Atmosphäre! Ich dachte die gesamte Zeit, dass es eine dieser unheimlichen Villen wäre, aber so wie es aussieht ist es nur ein Urlaubsanwesen! Es ist nicht unser Ziel, einen unserer reichen Freunde zu besuchen um bei ihm spaß zu haben.“

Ich schob Haruhis Haar, das vom Wind in mein Gesicht geweht wurde und mich kratze, beiseite.

„So sieht ein Ausflug nun mal aus. Was hast du erwartet? Das wir auf eine Abenteuerreise gehen? Oder wolltest du simulieren, wie wir auf einer Insel stranden?“

„Hmm, das ist keine schlechte Idee. Ich werde die Erkundung der Insel dem Reiseplan hinzufügen. Wer weiß, vielleicht werden wir sogar eine neue Spezies entdecken.“

Oh nein, ich habe gerade das Strahlen in Haruhis Augen nur verstärkt. Oh du Insel, bitte lass uns keinen unangenehmen Überraschungen begegnen.

Während ich zu der grünen Insel betete......

„Die umliegenden Inseln entstanden anscheinend durch vergangene vulkanische Aktivitäten.“

Sagte Koizumi, während er langsam vorausging.

„Neben neuen Tierarten werden wir vielleicht sogar ein paar antike Artefakte finden. Es gab einige Artefakte, die von den altertümlichen Japanern auf anderen Inseln zurückgelassen wurden. Ziemlich spannend, oder?“

Ich sehe keine Verbindung zwischen den Werken des Altertums und diesen neuen Anwesen, aber ich bin auch nicht so daran interessiert nach einem Tsuchinoko zu suchen oder nach Schätzen zu graben. Warum teilen wir uns nicht auf? Haruhi und Koizumi können die Insel erkunden gehen, während ich mit Asahina-san und Nagato zurückbleibe und am Strand entlanggehe. Das ist mal eine gute Idee.

„Huh? Da hinten ist jemand!“

Haruhi zeigte zu der neu gebauten Anlegestelle. Es sah so aus, als ob sie speziell für das Schnellboot gebaut worden wäre, da es keine anderen Boote gab die dort standen. Eine Person stand am Rand der Anlegestelle und winkte uns entgegen. Sieht nach einem Mann aus.

Instinktiv winkte Haruhi zurück.

„Koizumi, ist das der Besitzer der Villa? Er sieht ziemlich jung aus.“

Koizumi winkte und sagte,

„Nein, er ist auch ein Gast, der hierhin eingeladen wurde. Ich glaube er ist der Bruder des Besitzers. Ich habe ihn bis jetzt nur einmal gesehen.“

„Koizumi,“ Ich unterbrach ihn, „Du hättest uns das früher sagen sollen! Ich wusste nicht, dass es andere Gäste außer uns geben würde.“

„Ich habe auch gerade erst davon erfahren.“

Koizumi schob es einfach beiseite.

„Es gibt keinen Grund zur Sorge! Er ist ein netter Mensch. Und natürlich ist auch der Besitzer Tamaru Keiichi-san ein netter Mensch.“

Dieser Tamaru Keiichi-san ist eine ziemlich fantasievolle Person. Er hat ein Anwesen in einem derartig abgelegenen Gebiet gebaut und das nur damit er hier im Sommer wohnen kann. Er ist ein entfernter Verwandter Koizumis, also etwas wie der Cousin seiner Mutter väterlicherseits oder so. Ich weiß nicht viel über die Details, aber ich habe gehört, dass er sehr erfolgreich in den Bereich der Biotechnologie ist und jetzt die Belohnung für seinen Erfolg kassiert. Sein Reichtum muss so überwältigend sein, dass er nicht mehr weiß wie er sein Geld ausgeben soll, ansonsten hätte er wohl kaum so ein Anwesen gebaut.

Während sich das Schnellboot der Anlegestelle näherte wurde es immer langsamer bis zu dem Punkt wo wir das Gesicht der Person sehen konnten. Er war jugendlich gekleidet und war wohl so Mitte zwanzig. Er ist vermutlich Tamaru Keiichis Bruder.

Arakawa-san ist der Butler, Mori Sonou-san ist das Dienstmädchen.

Das heißt, dass jetzt noch der Besitzer des Anwesens Tamaru Keiichi-san fehlt.

Ist das die gesamte Besetzung für diesen Ausflug?



Da wir mehrere Stunden auf den umherschwankenden Booten verbracht hatten, fühlte es sich selbst nachdem wir wieder auf den Land waren so an als ob sich der Boden immer noch bewegen würde.

Der junge Mann hatte ein freundliches Lächeln und rannte den Boot, um uns zu grüßen, entgegen.

„Ah, Itsuki, lange nicht gesehen.“

„Ich dich auch nicht Yutaka-san. Danke das du uns hier abholst.“

Antwortete Koizumi, wonach er uns einer nach dem anderen Vorstellte.

„Das sind meine Freunde, die mir in der Schule mit allen helfen.“

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich dir jemals geholfen hätte, aber dennoch zeigte Koizumi zu den Punkt, an den wir aufgereiht standen.

„Das muntere Mädchen hier ist Suzumiya Haruhi-san. Sie ist eine sehr gute Freundin von mir. Sie ist entgegenkommend und sehr energetisch. Ich kann noch viel von ihrer Bestimmtheit lernen.“

Was soll das für eine Vorstellung sein? Ich bekam einen kalten Schweißausbruch auf dem Rücken. Und du auch Haruhi. Warum trägst du diese gefälscht höflich aussehende Maske? Wurden deine Hirnzellen vom zu starken Umherschaukeln des Bootes beschädigt?

Ich bin Suzumiya. Koizumi ist ein unersetzliches Mitglied meiner Brig......ich meine meines Vereins. Er war derjenige der uns auf diese Insel eingeladen hat. Er ist ein sehr verlässlicher Vizekommand......ich meine Stellvertreter. Hee hee.“

Koizumi ignorierte den kalten Dampf, der von mir abgesondert wurde, und fuhr mit den Vorstellungen der anderen Mitglieder fort, wie hier:

„Dies ist Asahina Mikuru-san. Wie du sehen kannst ist sie das niedliche und wunderschöne Idol unserer Schule. Ihr Lächeln ist genug um uns den Weltfrieden zu bringen.“

Oder:

„Dies ist Nagato Yuki-san. Ihre Noten sind so gut, dass sie schon als noch nie dagewesene Encyclopedia bezeichnet wird. Sie redet zwar nicht viel, aber das verstärkt ihren Charme nur noch.“

Unaufhaltsam fuhr er, ganz so als ob er sie in einer Kontaktanzeige für Blind-Dates gelesen hätte, mit diesen übertriebenen Vorstellungen fort. Natürlich war auch ich ein Teil dieses miesen Vorstellungsgespräches, aber ich würde es bevorzugen diesen Teil jetzt nicht zu erwähnen.

Mit einem Lächeln, wie nicht anders von einem Verwandten Koizumis zu erwarten, sagte Yutaka-san,

„Ich heiße euch alle willkommen, ich bin Tamaru Yutaka, momentan bin ich nur ein einfacher Angestellter, der seinen Bruder in dessen Firma zur Hand geht. Itsuki hat mir schon viel von euch erzählt. Ich war sehr besorgt, als er plötzlich die Schule wechseln musste. Es ist großartig, dass er so viele gute Freunde gefunden hat.“

„Also dann.“

Arakawa-sans heitere Stimme kam von hinten herangedonnert.

Als ich mich umdrehte sah ich, dass der Butler und Mori Sonou-san damit beschäftigt waren unser Gepäck vom Boot runter zu tragen.

„Die Sonne hier ist ziemlich stark. Wenn ich vorschlagen dürfte, dass wir zum Anwesen gehen?“

Yutaka-san nickte und sagte,

„Du hast recht, mein Bruder wartet schon auf euch alle. Lass uns das Gepäck mitnehmen, ich werde dabei helfen.“

„Wir schaffen das schon. Könntest du eher Arakawa-san und Mori-san helfen? Sie haben eine menge Lebensmittel auf der Hauptinsel gekauft.“

Sagte Koizumi mit einen Lächeln. Yutaka-san antwortete ebenfalls mit einem Lächeln.

„Ich freue mich schon aufs Essen!“

Nach den Höflichkeiten folgten wir Koizumis Führung und gingen in Richtung des Anwesens, welches sich auf der Spitze der Klippe befand.

Wenn ich jetzt zurückdenke haben die Dinge schon da angefangen merkwürdig zu werden.

Natürlich ist mir das erst im Nachhinein aufgefallen.



Am ende der Treppe, die so steil wie Mt. Fuji war, lag das Anwesen. Haruhi fand es wahrscheinlich schlecht, dass das Anwesen vor uns vollkommen normal und nicht die Art von Villa oder japanischen Gasthaus war, das sie erwartet hatte.

Das dreigeschossige Gebäude gab einen den Eindruck, als ob es flach wäre. Vielleicht deswegen weil es etwas breit aussah? Ich wollte sogar zählen wie viele Räume es hatte. Ich vermute mal, dass dieses Anwesen mehr als zwei Fußballmannschaften beherbergen könnte. Anscheinend wurde das Anwesen gebaut, nachdem die dicht wachsenden Bäume auf dem Hügel gerodet wurden, aber wie genau hat man das gesamt Baumaterial hierhin gebracht? Eine Menge logistischer Arbeit war dafür wohl benötigt. Ich finde es wirklich verwirrend wie die Reichen denken.

„Bitte hier entlang.“

Koizumi führte uns, wie ein Butler, bis zur Eingangshalle. Dort standen wir nun in einer Reihe. Der Moment, in dem wir den Besitzer Angesicht zu Angesicht treffen würden, ist nun gekommen.

Sichert Haruhi, die sich wie ein Pferd, das seiner Herde nicht folgen wollte, plötzlich aufbäumte. Ich wusste, dass sie sich diesen Moment so sehr entgegensehnte, dass sie sogar ihre Lippen unzählige Male aus Unruhe ableckte. Asahina-san kämmte, in den Versuch einen guten ersten Eindruck zu machen, ihr Haar zu Recht. Entgegengesetzt dazu stand Nagato, wie immer nur, wie eine dieser Glückskatzen an den Geschäftseingängen[9], still auf der Stelle.

Während Koizumi wie selbstverständlich auf den Knopf der Türklingel drückte, drehte er sich um und sah uns mit einem Lächeln, das sich anfing auf seinem Gesicht auszubreiten, an.

Jemand antwortete und abermals raspelte Koizumi seine gesamten Höflichkeitsfloskeln runter.

Zehn Sekunden später fing sich die Türe langsam an zu öffnen.

Unnötig zu sagen, dass die Person die uns dort willkommen hieß, weder eine eiserne Maske trug, noch einen eigenartigen abgedunkelten Hut auf hatte, ebenso wenig wie er uns plötzlich attackierte oder in rätselhaften Sätzen sprach. Ein ganz normaler Mann mittleren Alters.

„Willkommen!“

Ich weiß nicht ob Tamaru Keiichi-san plötzlich oder erst in Laufe der Zeit reich geworden ist, aber in diesem Moment stand ein, in einem Golfhemd gekleideter und Arbeitshosen tragender Mann mittleren Alters vor mir, der uns seine Hand ins Haus einladend entgegenstreckte.

„Itsuki, und auch ihr alle, ich habe schon lange auf euch gewartet. Um ehrlich zu sein ist es hier so langweilig, dass ihr nachdem ihr hier drei Tage verbracht habt, sicherlich frustriert sein werdet. Die einzige Person neben Itsuki, die meine Einladung angenommen hat, war Yutaka. Ja, ja!“

Keiichi-sans Blick wanderte zu meinem Gesicht und darauf weiter zu Asahina-san, Haruhi und Nagato.

„Itsuki, du hast so gute Freunde! Er hatte es mir zwar schon gesagt, aber ihr seit sogar noch schöner als ich erwartet hatte. Ihr bringt wirklich etwas Leben auf diese kleine einsame Insel. Ihr seit herzlich willkommen.“

Haruhi lächelte von ganzem Herzen und Asahina-san verbeugte sich höflich, während Nagato einfach bewegungslos stehen blieb. Drei Personen sahen Keiichi-san, der uns herzlich willkommen hieß, mit drei unterschiedlichen Reaktionen an, aber dennoch hatten sie alle den gleichen Blick in den Augen. Nämlich den, als ob sie gerade einen Musiklehrer gesehen hätten, der in den Geschichtsunterricht aufgetaucht ist. Nach einer Weile ging Haruhi einen Schritt nach vorne und sagte,

„Wir bedanken uns für ihre Einladung. Es ist uns eine Ehre, dass wir in einen derartig luxuriösen Anwesen bleiben dürfen. Ich würde ihnen gerne unser aller Dank vermitteln.“

Als ob sie gerade eine Rede vortragen würde, sprach sie in einem formaleren Ton als sonst. Hat sie vor über den gesamten Ausflug so zu tun, als ob das ihr wahres Selbst wäre? Ich würde ihr raten bevor es auffliegt, dass sie ein Wolf in Schafspelz ist, diese unsichtbare Maske abzulegen.

Vielleicht dachte auch Tamaru Keiichi-san etwas Ähnliches?

„Also du bist Suzumiya-san? Hmm, du bist nicht ganz so wie ich es gehört hatte. Itsuki hat mir gesagt, dass du eine......um......wie soll ich es sagen Itsuki?“

Der Ball sprang an Koizumi weiter. Ohne zu zucken sagte er entspannt,

„Eine offene Person? Ich kann mich daran erinnern, das ich das gesagt hatte.“

„Das war es! Er sagte mir, dass du ein sehr offenes Mädchen wärest.“

„Ah, wirklich?“

Haruhi nahm augenblicklich ihre Maske ab und zeigte uns ein Lächeln, wie man es nur selten außerhalb des Clubraums zu Gesicht bekam.

„Gut dich mal zu sehen Anwesenbesitzer! Erlaub mir ehrlich zu fragen, ist bis jetzt irgendetwas Merkwürdiges in diesem Anwesen passiert? Oder vielleicht eine Legende der Einheimischen, dass diese Insel hier von Geistern heimgesucht wird? Das würde mich momentan am meisten interessieren.“

Zeig nicht jemanden, den du gerade zum ersten Mal getroffen hast, sofort deine Absichten. Um genau zu sein, hör auf den Besitzer dämliche Sachen über die Vergangenheit zu erzählen. Was sollen wir machen wenn er uns rausschmeißt?

Jedoch war Tamaru Keiichi-san eine so freundliche Person, dass er uns nur anlächelte und sagte,

„Ich bin ebenfalls an so welchen Geschichten interessiert, aber leider habe ich in letzter Zeit von keinen schlechten Nachrichten gehört. Außerdem war diese Insel unbewohnt.“

Freundlich zeigte er mit seiner Hand hinter sich,

„Wie auch immer, steht nicht einfach da, kommt rein! Es ist ein westliches Gebäude, daher könnt ihr eure Schuhe ruhig anlassen. Ich werde euch glaub ich als erstes eure Zimmer zeigen. Eigentlich wollte ich, dass Arakawa-san euch rumführt, aber er scheint gerade mit den Gepäck beschäftigt zu sein, daher werde ich fürs erste euer Führer sein.“

Sagte Keiichi während er uns in das Anwesen führte.



Ich wünschte, dass ich jeden von euch einen Plan des Anwesens geben könnte um euch die Lage der Räume zu zeigen, aber da ich weiß, dass ich schon seit der ersten Klasse kein Talent fürs Zeichnen habe, lasse ich es lieber sein. Einfach gesagt sind unsere Räume im zweiten Stock, Tamaru Keiichi-sans Schlafzimmer und Yutaka-sans Gästezimmer dagegen befinden sich beide im dritten Stock. Vielleicht hat das ja was mit ihrer Verwandtschaft zu tun. Der Butler Arakawa-san und das Dienstmädchen Mori-san haben beide jeweils ein Zimmer im ersten Stock......

Das müsste es soweit sein.

„Hat dieses Anwesen einen Namen?“

Fragte Haruhi; Keiichi-san machte ein ironisches Lächeln und sagte,

„Bis jetzt ist uns noch keiner eingefallen, aber wenn du einen Vorschlag haben solltest bin ich ganz Ohr.“

„Warum nennst du es dann nicht einfach das Haus der Furcht oder das Haus des Schreckens? Was meinst du? Und wir könnten auch jeden Raum einen Namen geben, wie den blutsaugenden Raum oder der verfluchte Raum?“

„Hmm, das ist eine großartige Idee! Ich denk mir ein paar Namen für die Räume aus, wenn ich das nächste Mal jemandem einlade.“

Ich habe nicht vor in einem Raum zu Schlafen, dessen Name mir Albträume gibt.

Wir durchquerten die Halle und gingen dann, über eine hochwertige Holztreppe, in den zweiten Stock. Das Anwesen hatte, wie ein Hotel, eine Reihe nebeneinander stehender Türen.

„Die Räume sind alle ungefähr gleich groß, sie sind in Einzel- und Zweibettzimmer aufgeteilt. Sucht euch selbst eure Räume aus.“

Was sollte ich machen? Es würde mich nicht stören mein Zimmer mit jemandem zu teilen, aber wir sind zu fünft. Wenn wir uns die Zimmer teilen würden, würde einer übrig bleiben und egal wie sehr ich darüber auch nachdenke, die einzige Person die ich mir vorstellen kann, die alleine in einen Raum enden kann, ist Nagato. Wenn ich meine Zimmerpartnervorliebe laut verkünden würde, würde Nagato zwar bestimmt nichts dagegen haben, aber Haruhi würde mich mit Sicherheit umgehend mit einem Faustschlag umbringen.

„Hmm, ich denke, dass es nicht schlecht wäre, wenn jeder sein eigens Zimmer hat.“

Schloss Koizumi.

„Da wir sowieso nur in unseren Räumen sind, wenn wir schlafen. Wir können ja beliebig zwischen unseren Räumen hin und her gehen. Ich würde gerne fragen, ob die Türen auch abgeschlossen werden können?“

„Ja, natürlich.“

Tamaru Keiichi-san lächelte und nickte.

„Die Schlüssel liegen auf dem Schrank neben dem Bett. Die Türen schließen sich nicht automatisch ab, daher braucht ihr euch nicht zu sorgen, dass ihr euch aus Versehen ausschließen könntet. Aber achtet auf die Schlüssel und verliert sie nicht.“

Ich werde keinen Schlüssel brauchen. Selbst beim schlafen werde ich die Türe vielleicht nur anlehnen. Es könnte ja sein, dass Asahina-san sich aus irgendeinem Grund, nachdem alle eingeschlafen sind, in mein Zimmer schleichen möchte. Außerdem habe ich sowieso nichts stehlenswertes mitgenommen und ich glaube nicht, dass sich jemand traut etwas zu stehlen, wenn die Anzahl der Verdächtigen so stark eingeschränkt ist. Selbst wenn es einen Gott verdammten Dieb gebe, wäre es mit Sicherheit Haruhi.

„Ich werde dann mal nach Arakawa-san sehen. Ihr könnt euch ruhig ein bisschen umsehen. Vergisst bitte nicht die Positionen der Notausgänge. Dann bis später.“

Daraufhin ging Keiichi-san die Treppe hinunter.



So beschrieb Haruhi ihren ersten Eindruck von Keiichi-san,

„Gerade weil es an ihn nichts Merkwürdiges gibt wird er nur noch verdächtiger.“

„Wie würdest du es den dann auffassen, wenn er merkwürdig aussehen würde?“

„Wenn er so aussieht muss er auch merkwürdig sein!“

Nach der Logik dieses Mädchens gibt es also nichts auf der Welt, dass nicht merkwürdig ist. Ihre Standards würden sogar die ISO[10] schockieren. Du könntest ja für JARO[11] arbeiten. Ich wette, dass du dort hart arbeiten und dich jeden Tag erfüllt fühlen würdest.

Nachdem wir unser Gepäck in unseren Zimmern verstaut hatten, trafen wir uns in Haruhis Doppelbettzimmer. Es ist einfach zu typisch für Haruhi, ein Doppelbettzimmer für sich alleine zu beschlagnahmen. Die Worte höflich und bescheiden gibt es in ihren Vokabular nicht.

Während die drei Mädchen auf dem Bett saßen und ich auf den Make-up Tisch saß, lehnte sich Koizumi, entspannt aussehend, mit gekreuzten Armen gegen die Wand.

„Ich weiß!“

Schrie Haruhi plötzlich und wie immer fragte ich schon instinktiv,

„Du weißt was?“

„Wer der Täter ist.“

Sagte Haruhi prompt. Aus irgendeinem Grund strahlte ihr Gesicht jetzt die Aura eines Großartigen Detektivs aus.

Zögernd sprach ich für die anderen Drei,

„Welcher Täter? Wir sind gerade erst angekommen und es ist noch nichts passiert!“

„Meine Instinkte sagen mir, dass der Täter der Besitzer dieser Insel ist. Ich vermute, dass sein erstes Opfer Mikuru-chan sein wird.“

„Eh!?“

Asahina-san war anscheinend vollkommen verängstigt. Sich an Nagatos Rock festklammernd, zitterte sie wie ein Kaninchen, das den Flügelschlag eines Adlers gehört hatte. Nagato blieb still.

„......“

Sie fixierte ihren Blick auf irgendeinem Punkt mitten in der Luft.

„Ich habe dich gefragt, was für ein Täter?“ Ich fragte erneut, „Oder eher, welches Verbrechen wirfst du gerade Tamaru Keiichi-san vor?“

„Woher soll ich das den wissen? Nach seinen Augen zu urteilen hat er irgendetwas geplant. Meine Instinkte liegen für gewöhnlich richtig. Wir werden später in irgendein schockierendes Ereignis verwickelt sein.“

Es wäre in Ordnung, wenn es nur eine normale Überraschungsparty wäre, aber Haruhi erwartete keine unordentliche Party, in der sie ein kleines Rollenspiel machen könnte, sondern etwas viel dramatischeres.

Versucht es euch vorzustellen. Das Bild von Keiichi-san, wie er sine netter Kerl Fassade ablegt, in seinen Augen blanker Wahnsinn aufblitzt und wie er, in den Versuch allen Gästen den Bauch aufzuschlitzen, anfängt ein scharfes Metzgermesser mit sich herumzutragen. Das alles nur deswegen, weil er aus Versehen über ein uraltes, im Wald der Insel liegendes, Grab gestolpert ist und von einem mörderischen Geist besessen wurde.

„Kann etwas so bescheuertes wirklich passieren?“

Ich winkte meine Hand horizontal durch die Luft, eine „bring dich nicht selbst in Schwierigkeiten“ Geste machend.

Egal wie ich es auch drehe, es ist und bleibt unmöglich, dass ein Bekannter Koizumis sich auf einmal so verändern würde. Diese ’Organisation’ ist ja nicht vollkommen bescheuert, sie haben bestimmt umfassende Hintergrundskontrollen bei den Personen hier vorgenommen. Koizumi hatte sein übliches Lächeln aufgesetzt und weder der Butler Arakawa-san, noch das Dienstmädchen Mori-san, genau so wenig wie auch Tamaru Yutaka-san, sahen nach beängstigenden Personen aus. Außerdem erhofft sich Haruhi doch ein Mysterium und nicht irgendwelche Störungen in dem Magnetfeld der Erde, oder?

Wenn etwas passieren sollte werden es höchstens ein oder zwei Morde sein, oder? Außerdem glaube ich nicht, dass das passieren wird, bloß weil sie es sich so wünscht. Das Wetter ist großartig und das Meer ist ruhig. Diese Insel ist kein abgeschlossener Kreis.

Des Weiteren ist Haruhi, egal wie verrückt sie auch sein mag, nicht verrückt genug um sich tatsächlich den Tod von jemandem zu wünschen. Wenn Haruhi eine derartige Person wäre, hätte mich ihre Ungeduld, da ich schon die gesamte Zeit bei ihr bin, schon längst umgebracht.

Haruhi schien meine Sorgen nicht spüren zu können und sagte unschuldig,

„Last uns erst mal schwimmen gehen! Was sonst sollte man am Meer machen? Ihr könnt alle so viel schwimmen wie ihr wollt! Wird machen ein Rennen und sehen wer als erstes von den Wellen weggeschwemmt wird!“

Das ist keine schlechte Idee, zumindest dann, wenn die Küstenwache bereit sitzt.

Aber wir sind gerade erst angekommen. Müssen wir jetzt schon gehen? Willst du nach den Anstrengungen der langen Bootfahrt nicht erstmal eine Pause machen? Wo ich gerade dabei bin, selbst wenn Haruhi noch nie zuvor müde war, sollte sie dennoch ein bisschen Mitgefühl gegenüber den anderen Menschen zeigen, anstatt alles nach ihren eigenen Standards zu machen!

„Was murmelst du da vor dich hin? Die Sonne wird auch dann, wenn du Opfergaben an Apollo in seinen Tempel geben solltest, nicht aufhören auf und unter zu gehen! Es wäre Zeitverschwendung, wenn wir nicht raus gehen würden bevor die Sonne weg ist.“

Haruhi streckte ihre Arme aus und umschloss mit ihnen Asahina-sans und Nagatos Hälse.

„Kyaa~!“ Asahina-san schloss ihre Augen und schrie. „......“ Während Nagato keinerlei Reaktion zeigte.

„Badeanzug! Badeanzug! Zieht eure Badeanzüge an und lasst uns dann in der Halle treffen! Hee hee, ich habe diesen beiden Schönheiten geholfen ihre Badeanzüge auszusuchen! Du freust dich bestimmt schon sie zu sehen, richtig Kyon?“

Haruhi zeigte mir einen „Ich weiß bereits woran du gedacht hast“ Ausdruck und lächelte mir teuflisch, ihre weißen Zähne zeigend, entgegen.

„Da hast du verdammt recht.“

Ich war wiederbelebt und stand auf. Dies war tatsächlich einer der Gründe, warum ich hierhin gekommen bin. Ich werde keine Einwände dulden.

„Koizumi, ist der gesamte Privatstrand für uns alleine reserviert?“

„Ja. Die Leute gehen sowieso meistens nur an den Strand um Muscheln zu sammeln. Nur wenige Leute kommen hierhin, aber die Wellen können hier auch sehr stark sein, daher solltet ihr nicht zu weit hinaus schwimmen. Nur für den Fall, dass du das mit dem Rennen ernst meintest......“

„Hör auf herumzualbern. Das war nur ein Witz! Mikuru-chan würde sofort von der Rückströmung weggeschwemmt werden und als Futter für die Fische enden. Hört mir alle genau zu, überschätzt euch nicht und schwimmt zu weit raus! Bleibt in meinem Blickfeld.“

Ist es wirklich ratsam unsere Sicherheit Haruhi zu überlassen? Ich werde wohl helfen müssen. Zumindest muss ich darauf achten, dass ich Asahina-san nicht für mehr als zwei Sekunden aus den Augen lasse.

„Hey Kyon!“

Haruhis Finger zeigte zu meiner Nasenspitze.

„Ich mag dieses bescheuerte Lächeln auf deinem Gesicht nicht, also mach was dagegen! Stirnrunzeln passt besser zu dir. Und ich werde dir auch nicht die Kamera geben!“

Voller Leidenschaft ergriffen fuhr der Haruhi Orient Express, alle Hindernisse ignorierend, lächelnd und Befehle erteilend, unaufhaltsam weiter,

„Also, lasst uns gehen!“



Und so erreichten wir den Strand.

Die Sonne war bereits dabei unterzugehen, aber dennoch waren ihre Strahlen immer noch sommerlich warm. Die Wellen trafen auf den Sand und die Wolken flogen wie Marshmellows im Himmel über uns. Der Seewind, der den Geruch der Wellen in sich trug, verwehte unser Haar.

Obwohl es ein Privatstrand genannt wurde, gab es eigentlich keinen wirklichen Grund dafür den Strand extra zu reservieren, da so oder so nie jemand zu dieser unbewohnten Insel kommen würde. Ich vermute mal, dass die einzigen Personen, die hierher kommen würden um im Meer zu baden, ausländische Touristen wären, die auf eines dieser miesen Reisemagazine reingefallen sind. Außer uns fünf war der Strand im Großen und Ganzen leer. Es gab noch nicht mal Seevögel.

Daher waren die einzigen anderen Lebewesen, außer mir und Koizumi, die den Anblick von Haruhi und den beiden anderen Mädchen in ihren Badeanzügen genießen konnten, die Seepocken an den Felsen des Strandes.

Ich legte die Strohmatte unter den Sonnenschirm und schielte mit den Augen, jede einzelne von Asahina-sans schüchternden Bewegungen genießend, in ihre Richtung, worauf Haruhi hinter ihr auftauchte und sie packte.

„Mikuru-chan, das beste Mittel um den Strand zu genießen ist zu schwimmen! Komm her! Es ist schlecht für deine Gesundheit, wenn du den Sonnenschein nicht genießt!“

„Ah, ich bin kein Mensch, der gerne in der Sonne steht.“

Haruhi ignorierte den schwachen Protest Asahina-sans und drückte unseren kleinen und blassheutigen Senpai ins Wasser.

„Wah! Salzig!“

Mit ihren Armen auf der Oberfläche des Wassers herumschlagend, war Asahina-san tatsächlich von etwas derartig Offensichtlichen überrascht.

Mit ihren Armen auf der Oberfläche des Wassers herumschlagend, war Asahina-san tatsächlich von etwas derartig Offensichtlichen überrascht. In diesen Moment saß Nagato......

„......“

......in ihren Badeanzug auf einem Strandstuhl und las leise einen dicken Roman.

„Verschiedene Menschen haben wirklich unterschiedliche Arten spaß zu haben.“

Koizumi, der Beach Ball spielte, öffnete seinem Mund um mir sein Lächeln zu zeigen.

„Man sollte seine Freizeit so verbringen wie man sie verbringen will, ansonsten könnte man es wohl kaum Freizeit nennen. Hast du nicht vor diesen sorgenfreien Ausflug in den nächsten vier Tagen und drei Nächten damit zu verbringen spaß zu haben?“

Ist Haruhi nicht die Einzige die hier macht was sie will? Ich glaube nicht das Asahina-san jemals die Bedeutung von Entspannung verstehen wird, wenn sie dazu gezwungen wird mit Haruhi zu spielen.

„Hey, Kyon! Koizumi-kun! Kommt auch hier rüber!“

Haruhi schrie uns wie eine Warnsirene entgegen. Vorsichtig stand ich auf. Um ehrlich zu sein störte es mich nicht sonderlich. Haruhi nicht mitgezählt, war es mein Wunsch neben Asahina-san stehen zu können. Den aufgeblasenem Beach Ball aus Koizumis Hand nehmend fing ich an den kochenden Strand hinunterzugehen.



Nachdem wir anfingen zu spüren, wie unsere Muskelnkraft langsam nachließ, gingen wir zurück ins Anwesen, nahmen ein Bad und ruhten uns etwas in unseren Räumen aus. Der Himmel war mittlerweile mit Sternen versehen. Mori-san führte uns dann später zum Speisesaal.

Während des Abendessens:

Das Abendessen an diesem Abend war sehr ausgiebig. Ich glaube nicht, dass sie vor hatten Asahina-sans Wunsch zu erfüllen, aber es gab Fisch auf jeden unserer Teller. Da ich an Armut gewöhnt war, musste ich aus Respekt vor dessen was ich hier vor mir sah, mich aufrecht hinsetzen. Ich kann das alles umsonst essen? Ist das wirklich in Ordnung?

„Esst so viel wie ihr wollt.“

Keiichi-san lächelte und zeigte seine Großzügigkeit.

„Da es zu langweilig für mich ist hier alleine zu sein, nehmt es als Belohnung dafür, dass ihr so weit gereist seit um hierhin zukommen. Normalerweise bin ich bei der Wahl meiner Gäste sehr pingelig, aber da ihr Freunde Itsukis seit, seit ihr herzlich willkommen.“

Aus irgendeinem Grund war Keiichi-san, im Vergleich zu dem als wir ihn das letzte Mal sahen, jetzt sehr formell angezogen. Er trug einen schwarzen Anzug mit Fliege. Das Essen war eine Mischung aus japanischer und westlicher Küche. Es gab alles Mögliche, Lamm, Französischen gebratenen Fisch und gedünstetes Essen. Da wir nach Essstäbchen gefragt hatten war Keiichi-san der einzige, der mit Messer und Gabel aß.

„Es ist fantastisch! Wer hat es gekocht?“

Fragte Haruhi während sie uns ihren gewaltigen Appetit zeigte, der selbst bei einem Esswettbewerb preisverdächtig wäre.

„Der Butler Arakawa-san ist zugleich der Chefkoch, sein Essen ist nicht schlecht, was?“

„Ich muss mich bei ihm bedanken, können sie ihn später herbeirufen?“

Sagte Haruhi als ob sie ein Gourmand wäre, der gerade erstklassiges Essen gekostet hätte.

Ich sah Asahina-san an, deren Augen, mit jedem Bissen den sie aß, weiter aufgingen; dann zu Nagato, die nicht so aussah, als ob sie viel essen würde, aber dennoch war sie ununterbrochen damit beschäftigt sich Essen nachzunehmen; und zu Koizumi, der sich ausgelassen mit Yutaka-san unterhielt.

„Wollen sie etwas zu Trinken?“

Fragte Mori-san, die in ihrem Dienstmädchenkostüm gekleidet war und die gesamte Zeit die Rolle der Kellnerin übernahm. Sie trug mit einem Lächeln auf dem Gesicht eine kleine längliche Weinflasche. Ich vermute mal Wein. Obwohl es unmoralisch ist Minderjährigen Alkohol anzubieten, entschied ich mich trotzdem ein Glas anzunehmen. Ich habe noch nie zuvor Wein getrunken, aber man sollte ja etwas Waghalsiger sein. Und nachdem ich Mori-sans bezauberndes Lächeln gesehen hatte, viel es mir schwer abzulehnen.

„Ah, was trinkt Kyon da? Ich möchte auch etwas davon.“

Dank Haruhis Nachfrage, hatte nun jeder von uns ein mit Wein gefülltes Glas in der Hand.

Ich hatte die Vorahnung, dass dies der Anfang eines Albtraumes war.

An diesem Tag fand ich heraus, dass Asahina-san keinen einzigen Schluck Wein vertrug, wogegen Nagato ein beeindruckendes Fass ohne Boden war; Haruhi war einfach nur ein hoffnungsloser Trinker.

Wegen der besonderen Umstände trank ich ziemlich viel, was dazu führte, dass meine Erinnerung etwas unklar sind, aber ich kann mich immer noch daran erinnern, dass Haruhi mit einer Weinflasche in der Hand immer weiter getrunken hatte, während sie gegen Keiichi-sans Kopf klopfte.

„Ah......Du bist großartig! Als Dank für deine Einladung biete ich dir Mikuru-chan an! Trainier sie gut, damit sie ein besseres Dienstmädchen wird! Da dieses Mädchen vollkommen hoffnungslos ist!“

Ich erinnere mich vage daran, dass sie dies mit einer erhöhten Stimme schrie.

Das richtige Dienstmädchen Mori-san stellte die Flasche, wie einen Bowling Pin, zurück auf den Tisch und schnitt in aller Ruhe Äpfel und Birnen aus den Fruchtkorb zurecht, die sie dann zum Nachtisch austeilte. Dagegen lag das Pseudo-Dienstmädchen aus unserem Clubraum schon mit ihrem erröteten Gesicht auf den Tisch.

Nagato trank das Glas Wein, das ihr Mori-san einschenkt hatte, aus. Ich weiß nicht wie der Alkohol in ihren Körper abgebaut wird. Ihr Gesicht blieb unverändert, während sie Glas nach Glas, wie ein Meerwasser trinkender Wal, trank.

Interessiert fragte Yutaka-san,

„Ist sie wirklich in Ordnung?“

Ich kann mich noch daran erinnern, dass er sehr besorgt aussah.

Anscheinend trug mich Koizumi, da ich mein Bewusstsein verloren hatte, diese Nacht in mein Zimmer. Das hatte er mir zumindest später erzählt. Er meinte, dass ich genau so stark wie Haruhi nach Alkohol gerochen hätte, aber da ich mich an nichts erinnern konnte tat ich so als ob ich ihn nicht gehört hätte und weigerte mich daran zu erinnern, dass etwas Derartiges passiert war. Ich werde es einfach als einen von Koizumis Witzen ansehen.


Da am zweiten Tag etwas passierte, dass uns unsere Kater vollkommen vergessen ließ.


Am Morgen des zweiten Tages wütete plötzlich ein Sturm.


Mit den unheilverkündenden Geräuschen des starken Windes, traf das Wasser des Regens auf die Oberflächen der Fensterscheiben, an denen es dann diagonal herunter lief. Der Wald, der das Anwesen umschloss, raschelte als ob Dämonen in ihm leben würden.

„Was für ein Pech, ausgerechnet jetzt kommt ein Taifun.“

Sagte Haruhi deprimiert, als sie aus dem Fenster raus sah. In Haruhis Raum versammelt überlegten wir, wie wir den heutigen Tag verbringen sollten.

Es war nach dem Frühstück. Keiichi-san war dabei nicht anwesend. Arakawa-san sagte, dass Keiichi-san Probleme damit hätte morgens aufzustehen, weswegen er nur selten vormittags aufwachte.

Haruhi, die sich zu uns umdrehte,

„Jetzt ist es wirklich eine einsame Insel geworden. Das ist eine einmalige Situation, wer weiß, vielleicht wird etwas passieren!“

Asahina-san japste und sah sich um, während Koizumis und Nagatos Gesichtausdruck, wie immer, vollkommen fachmännisch blieb.

Gestern waren die Wellen noch ruhig und sanft. Jetzt haben sie eine Tsunamialarm auslösende Größe erreicht, die es Schiffen unmöglich machte zu fahren. Wenn das so bis übermorgen weitergeht werden wir tatsächlich gegen unseren Willen, ganz wie Haruhi es sich gewünscht hatte, auf einer einsamen Insel gestrandet sein. Ein abgeschlossner Kreis war es, oder?

Versuchend uns zu beruhigen zeigte uns Koizumi ein Lächeln,

„Es scheint ein relativ schneller Taifun zu sein, also müsste es bis übermorgen wieder aufklaren. Man sagt ja, etwas kommt so schnell wie es vergeht.“

Nach den Wetterbericht zu urteilen müsste er sogar recht haben. Aber in den gestrigen Bericht war auch keine rede von einen Taifun! Wessen Kopf hat diesen Sturm wohl heraufbeschworen!?

„Es ist ein Zufall.“

Sagte Koizumi lässig.

„Das ist ein normales natürliches Phänomen, das zusammen mit dem Sommerwetterpaket geliefert wird, glaube ich? Es gibt jedes Jahr einen großen Taifun.“

„Eigentlich wollten wir die Insel erkunden gehen, aber das müssen wir jetzt anscheinend absagen.“ Sagte Haruhi verbittert, „Ah, wie auch immer, lasst uns etwas finden, was wir im Haus spielen können!“

Haruhi schien den eigentlichen Sinn dieses Ausfluges vollkommen vergessen zu haben, da die Hauptbedeutung jetzt einfach spaß haben geworden ist. Aber das ist etwas über das ich mich freuen sollte, da ich sowieso nicht bis zum anderen Ende der Insel wandern wollte um dann dort irgendwelche angetriebenen Leichen unidentifizierter Kreaturen zu finden, die zwischen den Felsen stecken.

Koizumi machte einen Vorschlag.

„Wenn ich mich richtig erinnere gibt es hier auch einen Spielraum, ich werde Keiichi-san fragen, ob er ihn für uns öffnen kann. Was würde euch gefallen? Mah-jong oder Billard? Wenn wir fragen könnten wir sogar einen Tischtennistisch aufstellen.“

Haruhi gab ihre Zustimmung,

„Dann lasst uns eine Runde Tischtennis spielen! Wir werden den Gewinner des ersten Tischtennisturniers der SOS Brigade durch das Rundlauf-Verfahren bestimmen! Auf dem Rückweg muss der Verlierer uns Getränke kaufen! Gebt alles was ihr habt!“

Das Spielzimmer befand sich im Untergeschoss. In der großen Halle stand ein Mah-jong Tisch und ein Billard Tisch. Es gab sogar ein Roulette und einen Baccarat[12] Tisch. Unterhalten Koizumis Verwandte hier in geheimen ein Kasino?

„Was denkst du denn?“ Antwortete Koizumi mit seinem dämlichen Lächeln, während er den faltbaren Tischtennistisch aus einer Ecke des Raumes raus zog.

Nebenbei, nach einem erbitterten Kampf gegen mich, gewann Haruhi das Tischtennisturnier. Daraufhin hielt sie ein Mah-jong Turnier, aber da keiner aus der SOS Brigade, bis auf Koizumi, wusste wie man es spielte, mussten wir es erst noch lernen. Während des Spiels kamen auch noch die Tamaru Brüder dazu, die dafür sorgten, dass es ein interessanter Mah-jong Wettbewerb wurde. Haruhi verdrehte die Regeln und kreierte zu ihren nutzen „yaku“, worauf sie einen Sieg nach den anderen mit rätselhaften Kombinationen wie „Nishoku Zetsu Ichimon,“ „Chantamodoki,“ „Iishanten Paralysis“ und so weiter einholte. Naja, es brachte mich zum lachen, also habe ich es durchgehen lassen. Und wir haben sowieso nicht um Geld gespielt.

Ron! Das müssten um die zehntausend Punkte sein!“

„Suzumiya-san, das ist yakuman.“

Heimlich gab ich ein Stöhnen von mir, vielleicht wäre es besser nur die guten Seiten anzusehen und den Spaß, den der Ausflug mit sich brachte, zu genießen. So wie die Dinge stehen ist es unwahrscheinlich, dass wir von einem Seemonster angegriffen werden oder auf einmal Einheimische aus dem Wald kommen. Immerhin ist das hier eine einsame Insel, die weit vom Festland abgelegen ist. Es dürften keine fremden Dinge von Außen so einfach hierhin kommen können.

Ich entschied mich so zu denken und mich zu entspannen. Tamaru Keiichi-san, Yutaka-san, Arakawa-san und Mori-san sind alle Bekannte Koizumis und sie sehen alle normal aus. Es fehlen immer noch die nötigen Charaktere um eines dieser merkwürdigen Ereignisse auszulösen.

Ich hoffe, dass alles gut gehen wird. Betete ich in meinem Herzen.

Jedoch scheinen die Götter meine Gebete nie zu erhören.


Es passierte am Morgen des dritten Tages.


Wir haben den gesamten zweiten Tag damit verbracht, zu essen und zu spielen, und da sich das Wetter zum Abend hin noch verschlechterte, spielte sich beim Abendessen die gleiche Szene wie Gestern ab. Am dritten Tag versuchte ich angestrengt, gegen die von dem Kater verursachten Kopfschmerzen ankämpfend, aufzuwachen. Wenn Koizumi uns nicht zurück in unsere Zimmer getragen hätte, würden ich, Haruhi und Asahina-san wohl immer noch im Speisesaal schlafen.

Am Morgen des dritten Tages öffnete ich den Vorhang. Es stürmte immer noch.

„Ich frage mich, ob wir morgen in der Lage sein werden zurückzufahren?“

Angestrengt versuchend in einer geraden Linie zu gehen, wusch ich mit etwas kaltem Wasser die Müdigkeit aus meinem Gesicht. Da ich nicht hinfallen wollte ging ich die Treppe besonders vorsichtig hinunter.

Dort im Speisesaal versammelt waren Haruhi und Asahina-san, die denselben miserablen Gesichtsausdruck wie ich hatten, und Koizumi mit Nagato, die so aussahen wie immer.

Die Tamaru Brüder sind noch nicht runtergekommen, vielleicht haben sie ja nach zwei Nächten hintereinander, in denen sie sich voll getrunken hatten, ihr Limit erreicht? Ich konnte mich daran erinnern, wie Haruhi ihnen Wein einschenkte. Haruhi war ja schon nüchtern leichtsinnig, aber unter dem Einfluss von Alkohol wurde es sogar noch extremer, allein bei dem Gedanken an ihre Eskapaden der vergangenen Nacht wurden meine Kopfschmerzen schlimmer. Ich entschied mich, dass ich mich niemals wieder dazu zwingen werde ohne Unterlass zu trinken.

„Ich will keinen Wein mehr trinken.“

Haruhi runzelte ihre Stirn und sagte dies so, als ob sie aus ihren Fehlern gelernt hätte.

„Ich weiß nicht warum, aber alle meine Erinnerungen nach dem Abendessen scheinen spurlos verschwunden zu sein. Ist das nicht eine Verschwendung? Es kommt mir so vor als ob wir unglaublich viel unserer Zeit verschwändet hätten. Argh, ich will nie wieder Betrunken sein. Heute Nacht wird eine ’Alkohol freie Nacht’.“

Normalerweise sollten High School Schüler auch nicht betrunken sein. Vielleicht sollte ich Haruhi ja dafür loben, dass sie mal etwas Verantwortungsvolles gesagt hat? Aber dennoch muss ich sagen, dass mich das übermäßige Trinken nicht sonderlich störte, da Asahina-sans verträumter betrunkener Gesichtsausdruck einfach zu verführerisch aussah.

„Also ist es entschieden!“

Koizumi nickte und gab ohne zu zögern seine Zustimmung, worauf er zu Mori-san, die gerade einen mit Frühstück beladenen Wagen herein schob, sagte,

„Heute Nacht werden wir keinen Wein brauchen. Bereite bitte nur ein paar Säfte für uns vor.“

„Verstanden.“

Höflich verbeugte sich Mori-san und fing an die Teller, auf denen Speck mit Eiern war, auf den Tisch zu verteilen.



Auch nachdem wir mit dem Frühstück fertig waren war Yutaka-san immer noch nicht aufgetaucht. Da Keiichi-san normalerweise morgens nicht aufstand, war seine Abwesenheit erklärbar, aber nicht Yutaka-sans. In diesem Moment......

„Entschuldigung.“

Arakawa-san und Mori-san tauchten vor uns auf. Ich bemerkte, dass er anstatt seines ruhigen Butlergesichtes nun ein besorgtes Gesicht hatte. Ich habe kein gutes Gefühl dabei.

„Was ist passiert?“ Fragte Koizumi, „Gibt es ein Problem?“

„Ja.“ Sagte Arakawa-san, „Ich glaube zumindest, dass es ein Problem ist. Ich habe Mori-san gebeten nach Yutaka-sama in seinem Raum zu sehen.“

Fuhr Arakawa-san fort, worauf Mori-san mit ihrem Kopf nickte,

„Da die Türe nicht abgeschlossen war öffnete ich sie und fand Yutaka-samas Raum leer vor.“

Sagte Mori-san mit einer glockenklaren Stimme, während sie auf das Tischtuch sah,

„Der Raum war leer und das Bett schien unbenutzt gewesen zu sein.“

„Ich habe versucht meinen Herrn über das Telefon zu erreichen, aber es antwortete keiner.“

Nachdem Haruhi gehört hatte, was uns Arakawa-san zu sagen hatte, stellte sie das mit Saft gefüllte Glas beiseite.

„Was soll das bedeuten? Yutaka-san wird vermisst und Keiichi-san geht nicht ans Telefon?“

„Kurz gefasst, ist es so.“ antwortete Arakawa-san.

„Kannst du nicht in Keiichi-sans Raum gehen? Hast du einen Ersatzschlüssel?“

„Ich habe zu allen Räumen die Ersatzschlüssel, ausgenommen die des Schlafzimmers meines Herrn. Da er dort viele seiner Arbeitsdokumente verwahrt, ist er der einzige der Zugang zu den Ersatzschlüsseln dieses Raumes hat.“

Das schlechte Gefühl vergrößerte sich zu einer dunklen Wolke, die zwei Drittel meines Herzen bedeckte. Der noch nicht erwachte Besitzer des Anwesens und sein verschwundener Bruder.

Arakawa-san machte eine leichte Verbeugung.

„Ich habe vor jetzt zum Schlafzimmer meines Herrn zu gehen. Könntet ihr mitkommen, wenn es euch nicht stören würde? Ich hoffe, dass ich falsch liege, aber ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache.“

Abrupt gestikulierte mir Haruhi etwas mit ihren Augen entgegen. Was will sie mir damit sagen?

„Vielleicht sollten wir mitgehen.“

Ohne zu zögern stand Koizumi auf.

„Vielleicht ist er krank und nicht in der Lage aufzustehen. Es könnte sein, dass wir die Türe aufbrechen müssen.“

Sofort sprang Haruhi von ihrem Stuhl,

„Kyon, lass uns gehen! Ich werde ganz unruhig. Yuki, Mikuru-chan, ihr beide kommt auch mit!“

In diesem Moment zeigte uns Haruhi, einen noch bislang unbekannt ernsten Ausdruck auf ihrem Gesicht.



Erlaubt mir, dass was darauf passierte, schnell zusammen zu fassen.

Keiichi-sans Raum befand sich im dritten Stock und egal wie viel wir auch klopften, es gab keine Antwort. Koizumi versuchte den Türknauf zu drehen, aber die Tür blieb dennoch verschlossen. Wie eine Mauer stand nun die Holztür, unseren Weg blockierend, vor uns.

Bevor wir dort hingegangen waren, sind wir auch noch zu Tamaru Yutaka-sans Raum gegangen. Wie Mori-san uns beschrieben hatte sahen die Bettlaken ordentlich und unbenutzt aus. Wohin kann er nur gegangen sein? Könnten sich beide Brüder in Keiichi-sans Raum verstecken?

„Der Raum ist von innen abgeschlossen was heißt, dass jemand drinnen sein muss.“

Koizumi packte sein Kinn und machte den Eindruck, als ob er tief in Gedanken versunken wäre. Er sagte in einem noch nie dagewesenen angespannten Ton,

„Es sieht so aus, als ob wir keine andere Wahl mehr haben. Wir werden die Türe aufbrechen müssen. Es könnte sein, dass jemandes Leben hier auf dem Spiel steht.“

Deswegen reihten wir uns auf und rammten uns, wie ein Haufen Rugbyspieler, gegen die Tür. In der Aufstellung waren ich, Koizumi und Arakawa-san. Ich weiß, dass Nagato die Tür ohne Anstrengung mit einem Finger aufbrechen könnte, aber sie meinte, dass ihre Magie hier, wo ihr jeder zusieht, nicht angebracht wäre. Unter den wachsamen Augen der drei Mädchen der SOS Brigade und Mori-sans, rammten wir uns viele Male tapfer gegen die Tür und gerade als die Knochen in meiner Schulter anfingen vor Schmerz aufzuschreien......

Endlich sprang die Tür wie eine Feder auf.

Unser Gleichgewicht verlierend stürzten ich, Koizumi und Arakawa-san mit Schwung in den Raum hinein. Und dann......

Ja, wir sind jetzt wieder zurück bei der Anfangsszene. Es hat lange gedauert hierhin zu kommen. Jetzt zurück in die Gegenwart.

.........

......

...



Nach diesem langen Rückblick wandte ich langsam meinen blick von Keiichi-san, in dessen Brust ein Messer steckte, ab und drehte mich in die Richtung der aufgebrochenen Tür. Es ist ein neu gebautes Anwesen, selbst die Türen schienen zu glänzen......Ich sollte jetzt nicht an vollkommen irrelevanten Kram denken.

Arakawa-san kniete sich an der Seite seines Herrn nieder, drückte seine Fingerspitzen auf dessen Hals und drehte sich dann langsam zu uns um.

„Er ist verstorben.“

Vielleicht hatte es etwas mit seinem Beruf zu tun, aber er hörte sich sehr mürrisch an.

„Ah...ah......“

Erschöpft aussehend kniete sich Asahina-san auf den Boden, was ziemlich verständlich war wenn man mich fragte, da mir danach war dasselbe zu machen. Selbst Nagatos hölzernes Gesicht wurde für mich zu einer Erlösung.

„Es scheint, als ob wir uns in einer sehr ernsten Situation befinden.“

Koizumi ging zu Keiichi-san und kniete sich gegenüber von Arakawa-san hin, worauf er dann sorgfältig Keiichi-sans Anzug beiseite schob und sein Hemd untersuchte.

Eine Flüssigkeit, die ungleichmäßig auf seinem Hemd verteilt war, färbte sein weißes Hemd nun dunkelrot.

„Huh?“

Rief er aus. Ich sah zu seiner Hand und sah ein Notizbuch in der Brusttasche von Keiichi-sans Hemd. Die klinge schien durch das Notizbuch hindurch in sein Herz gestochen geworden zu sein. Um das zu schaffen muss der Täter schon außerordentlich stark gewesen sein. Ich bezweifle, dass es eines der Mädchen gewesen sein kann, obwohl es für Haruhi, mit ihrer erstaunlichen Kraft, durchaus machbar sein könnte.

Koizumis Stimme war mit etwas Trauer versehen,

„Wir müssen jetzt als erstes den Tatort sicher stellen. Lasst uns hier raus gehen.“

„Mikuru-chan, geht es dir gut?“

Es war nicht überraschend, dass sich Haruhi so sehr um Asahina-san sorgte, da sie so aussah, als ob sie gleich ihr Bewusstsein verlieren würde. Sie kniete mit fest verschlossenen Augen, erschöpft neben Nagatos dünnen Beinen, auf den Boden.

„Yuki, hilf mir Mikuru-chan in mein Zimmer zu tragen! Du nimmst ihren anderen Arm.“

Vielleicht weil sie selbst innerlich verunsichert war sagte Haruhi tatsächlich etwas mit gesunden Menschenverstand. An ihren Armen von Nagato und Haruhi getragen, wurde sie langsam aus dem Flur hinaus gezogen.

Nachdem ich mich versichert hatte, dass sie weg waren, untersuchte ich die Umgebung.

Während Mori-san ihren Kopf vor Trauer senkte legte Arakawa-san seine Hände zusammen um seinen auf den Boden liegenden Herrn, seinen letzten Respekt zu erweisen. Selbst jetzt, während draußen ein Sturm wütete, wurde Yutaka-san immer noch vermisst.

„Also...“ Sagte Koizumi zu mir, „Anscheinend müssen wir untersuchen was hier passiert ist.“

„Was meinst du damit?“ Fragte ich. Koizumis normales Lächeln kehrte wieder zurück.

„Hast du es noch nicht bemerkt?“ Wir befinden uns jetzt in einem echten abgeschlossenen Kreis.“

Das weiß ich schon seit langem.

„Es sieht aus wie ein Mord.“

Naja, es sieht zumindest nicht nach Selbstmord aus.

„Außerdem ist dieser Raum nach außen hin vollständig abgeschlossen.“

Ich sah mich um und bemerkte, dass alle Fenster von innen verschlossen waren.

„Wie konnte der Täter diese Tat begehen und daraufhin aus diesem verschlossenen Raum fliehen?“

Warum fragst du nicht einfach den Täter selbst!?

„Du hast recht,“ Stimmte mir Koizumi zu, „Wir sollten Yutaka-san finden.“

Koizumi bat Arakawa-san die Polizei zu rufen, worauf er sich umdrehte und mir sagte,

„Warte bitte in Suzumiya-sans Zimmer, ich werde später nachkommen.“

Da es sowieso nichts gab was ich machen konnte, schien das eine gute Idee zu sein.



Ich klopfte gegen die Tür.

„Wer ist da?“

„Ich bin es.“

Die Tür öffnete sich einen Spalt breit, so das Haruhi raus sehen konnte. Daraufhin ließ sie mich, mit einem verwirrten Ausdruck auf ihrem Gesicht, ins Zimmer.

„Wo ist Koizumi?“

„Er wird auch gleich kommen.“

Asahina-san schlief auf einem der Doppelbetten. Ihr Gesicht im Schlaf würde ausreichen um jeden vorbeikommenden Prinzen zu zwingen zu ihr zu kommen und sie zu küssen. Aber nach ihrem gequälten Gesichtsausdruck zu urteilen musste sie im Koma liegen; was für eine Verschwendung.

Nagato saß, als ob sie über ein Grab wachen würde, neben ihr. Weiter so mit der guten Arbeit! Lass Asahina-san auf keinen Fall alleine.

„Hey, was denkst du?“

Haruhi schien mich zu fragen.

„Worüber soll ich denken?“

„Über Keiichi-sans Tod. Es war Mord, oder?“

Objektiv gesehen ist die Antwort doch eindeutig, oder? Versuchte ich zu schließen. Wir haben eine Tür aufgebrochen, um dann dort auf den Boden liegend den Besitzer des Anwesens, mit einem Messer in der Brust steckend, vorzufinden. Ein Mord, in einem verschlossenen Raum, gefangen auf einer Insel, während eines Sturms. Das ist doch einfach zu durchorganisiert.

„Es sieht ganz so aus.“

Für ein paar Sekunden stand die Zeit still, dann gab Haruhi einen Seufzer von sich und antwortete,

„Hmm......“

Haruhi legte ihre Hand an ihre Schläfe und setzte sich aufs Bett.

„Wie kann das möglich sein? Ich hätte nie gedacht, dass sich die Dinge so entwickeln würden.“

Murmelte sie leise. Ich sollte dich das fragen. Warst du nicht diejenige, die erwartet hat, dass etwas Derartiges passieren wird?

„Aber ich hätte nie gedacht, dass es tatsächlich passieren würde!“

Haruhi runzelte ihre Stirn und änderte dann ihren Ausdruck. Anscheinend wusste sie nicht welchen Gesichtsausdruck sie aufsetzen sollte. Da ich kein Interesse daran hatte das zweite Opfer zu spielen beruhigte es mich etwas, dass sie über das alles nicht im Geringsten erfreut zu sein schien.

Ich sah zu Asahina-san, die mit einem engelsgleichen Gesicht schlief.

„Ich vermute, dass sie in Ordnung ist. Sie hat nur ihr Bewusstsein verloren. Auf eine so direkte Reaktion muss man ja schon eifersüchtig sein. Das ist genau die Reaktion, die man von Mikuru-chan erwartet hatte. Es ist immer noch besser als hysterisch zu werden.“

Sagte Haruhi gedankenlos.

Ein Mord, in einem verschlossenen Raum, auf einer einsamen Insel, während eines Sturmes. Wie hoch stehen die Wahrscheinlichkeiten, dass so etwas auf einem Ausflug passieren kann? Aber man darf nicht vergessen, dass wir die SOS Brigade sind und nicht irgendeine Okkult Studiengruppe oder irgendein Krimi Verein. Um nach mysteriösen Ereignissen zu suchen ist der exakte Grund, warum Haruhi die SOS Brigade gegründet hat, daher ist die Tatsache, dass wir tatsächlich diesen Dingen begegnen vielleicht ja nur eine Verkörperung der Grundprinzipien der SOS Brigade. Natürlich ist es etwas vollkommen anderes, wenn wir selbst ein Teil dieser Ereignisse sind.

Passiert das alles, weil Haruhi erwartet hat, dass es passiert?

„Mann, das ist einfach zu frustrierend......“

Haruhi sprang vom Bett runter und fing an im Raum herumzulaufen.

Nach meiner Meinung sah sie aus wie ein Kind, das jemandem am ersten April einen kleinen Streich spielen wollte, der dann aber zu weit ging und sie jetzt in Schwierigkeiten bringt. Mich beunruhigte es, dass sie vollkommen überrascht aussah.

Was sollen wir jetzt machen?

Am liebsten würde ich mich jetzt einfach neben Asahina-san schlafen legen, aber es ist sinnlos jetzt vor der Realität wegzulaufen. Es muss doch eine Möglichkeit geben, wie man das alles verarbeiten kann. Was hat Koizumi überhaupt vor?

„Hmm, wie es aussieht können wir nicht einfach hier bleiben und nichts tun.“

Wie es aussieht? Sagte Haruhi sachlich und blieb vor meinem Gesicht stehen. Mit ihren Herausforderung suchenden Augen, sah sie mich ernst an.

„Ich muss etwas bestätigen. Kyon, du kommst mit.“

Ich will Asahina-san hier nicht alleine zurücklassen.

„Yuki ist hier, also keine Sorge! Yuki, schließ die Türe ab und lass niemanden rein, verstanden?“

Nagato war wie immer ruhig, während sie mich und Haruhi ansah.

„Verstanden.“

Ohne eine Veränderung in ihrer Stimme antwortete sie.

Augenblicklich machten ihre Licht absorbierenden Augen Kontakt mit meinen Augen. Nagato nickte in diesen Moment so leicht, dass nur ich in der Lage war es zu erkennen, zumindest glaubte ich das.

Ich glaube nicht, dass mir und Haruhi etwas Gefährliches zustoßen würde, oder? Wenn irgendetwas passieren sollte würde Nagato uns bestimmt helfen kommen. Überzeugte ich mich selbst, indem ich mich daran zurückerinnerte, was damals im Zimmer des Präsidenten der Computer Studiengruppe, passiert ist.

„Los geht’s Kyon.“

Haruhi packte mein Handgelenk und zog mich raus auf den Flur.

„Wohin willst du überhaupt gehen?“

„Natürlich zu Keiichi-sans Raum! Ich habe ihn bis jetzt noch nicht gründlich genug durchsucht, also muss ich es noch mal machen.“

An das Bild von Keiichi-san denkend, wie er mit einem Messer in der Brust und einem blutverströmten Hemd auf den Boden lag, zögerte ich. Das war kein Ausblick, den man unbedingt sehen wollte.

Haruhi ging voran und sagte,

„Als nächstes müssen wir herausfinden, wo Yutaka-san ist. Vielleicht ist er immer noch im Gebäude, außerdem......“

Bei etwas so ernsten wäre es unwahrscheinlich, dass der verschwundene Yutaka-san nichts mit dem zu tun hat was hier passiert ist. Es gibt nur zwei Möglichkeiten für seine Abwesenheit.

Ich wurde von Haruhi, die die Treppe hochstieg, gezogen und sagte dann,

„Entweder ist Yutaka-san der Mörder und ist geflohen; oder Yutaka-san ist ein weiteres Opfer......oder?“

„Ja, aber wenn Yutaka-san nicht der Mörder ist, wird es problematisch für uns.“

„Egal wer es war, für mich ist und bleibt es nervig......“

Haruhi sah mich schräg an;

„Kyon, in diesem Anwesen sind außer uns fünf nur noch die Tamaru Brüder, Arakawa-san und Mori-san. Könnte der Täter unter ihnen sein? Ich will keinen aus meiner eigenen Brigade verdächtigen und ebenso wenig an die Polizei aushändigen.“

Während sie das sagte hörte sie sich äußerst gelassen an.

Ich verstehe, du warst also besorgt, dass einer von uns der Mörder gewesen sein könnte, huh? Diese Möglichkeit hätte ich niemals in betracht gezogen. Asahina-san kann es nicht gewesen sein, während Nagato es auf eine effizientere Art und Weise gemacht hätte; Bei Koizumi......es ist wahr, dass Koizumi von uns allen Tamaru-san am nächsten war. Er sagte, dass Tamaru-san einer seiner entfernten Verwandten ist und im Vergleich zu Fremden wie uns schien er ihn um einiges näher zu sein als wir......

„Nein.“

Leicht schlug ich mir selbst gegen den Kopf.

Koizumi ist kein Idiot. Willentlich würde er niemals so etwas unter so welchen Umständen machen. Ich glaube nicht, dass er jemanden töten würde nur um die Vorraussetzungen für einen abgeschlossenen Kreis zu erfüllen. Er ist nicht so dumm.

Wir brauchen keinen Zweiten, der auf diese Wiese denkt. Haruhi reicht vollkommen aus.



Außerhalb von Keiichi-sans Raum auf der dritten Etage stand Arakawa-san mit gespreizten Beinen.

„Ich habe die Polizei angerufen und mir wurde gesagt, dass ich keinen in den Raum reinlassen darf.“

Er senkte seinen Kopf. Die Türe stand immer noch so, wie zu dem Zeitpunkt, als wir sie aufgebrochen hatten, ich konnte gerade Mal Keiichi-sans Finger hinter Arakawa-sans Schulter sehen.

„Wann wird die Polizei kommen?“

Fragte Haruhi, worauf Arakawa-san höflich antwortete,

„Sobald dieser Sturm nachlässt. Nach dem Wetterbericht zu urteilen wird das Wetter bis morgen Nachmittag aufklaren, also werden sie wohl ungefähr dann kommen.“

„Hmm.“

Ab und zu sah Haruhi in den Raum.

„Ich will dich etwas fragen.“

„Das wäre?“

„Haben sich Keiichi-san und Yutaka-san gut miteinander verstanden?“

Arakawa-sans übliches Butlergesicht veränderte sich leicht.

„Um ehrlich zu sein weiß ich es selbst nicht. Ich habe erst vor einer Woche angefangen hier zu arbeiten.“

„Vor einer Woche!?“ Riefen ich und Haruhi gleichzeitig aus.

Arakawa-san nickte ohne zu zucken.

„Ja, ich bin zwar ein Butler, aber ich wurde als Aushilfe vertraglich angestellt. In meinem Vertrag ist vereinbart, dass ich in diesem Anwesen über zwei Wochen im Sommer dienen werde.“

„Das heißt, dass du nur in diesen Anwesen arbeitest und nicht schon zuvor für Keiichi-san gearbeitet hast?“

„Ja.“

Also ist Arakawa-san ein von Keiichi-san angestellter Aushilfsbutler. Wenn das der Fall ist, vielleicht......

Haruhi fragte die Frage, die ich stellen wollte,

„Gilt dasselbe auch für Mori-san? Ist sie auch ein Aushilfsdienstmädchen?“

„Ja, so ist es. Sie wurde ebenfalls für diese zwei Wochen angestellt.“

Was für eine Verschwendung, dass Keiichi-san nur für die zwei Wochen im Sommer einen Butler und ein Dienstmädchen angestellt hatte. Es kam mir so vor als ob er sein Geld etwas unüberlegt ausgeben würde, aber einfach so einen Butler und ein Dienstmädchen anstellen......

Als ich merkte, dass ich meine Gedanken beinahe kund gegeben hätte, unterdrückte ich sie sofort wieder. Sorgfältig studierte ich Arakawa-sans Gesicht. Er sah wie ein alter Gentleman mit einer vollkommen weißen Weste aus. Er sieht aus wie so eine Person, aber......

Ich sagte nichts, aber dennoch hatte sich dieser Gedanke tief in meinem Herzen vergraben. Ich werde ihn später fragen.

„Ich verstehe, also gibt es permanente und vertraglich gebundene Diener. Heute habe ich wirklich mal was Neues gelernt.“

Wie ist diese Nachricht neu? Haruhi nickte so, als ob sie gerade etwas vollständig verstanden hätte.

„Da wir den Raum nicht betreten dürfen, gibt es nichts mehr was wir hier machen können. Kyon, lass uns weiter gehen.“

Sie zog meinen Arm und schritt voran.

„Wo gehen wir jetzt hin?“

„Nach draußen, um zu sehen ob das Boot noch da ist.“

Ich hatte wirklich keine Lust in diesen stürmischen Wetter mit Haruhi ziellos draußen herumzuwandern.

„Ich glaube nur das, was ich mit meinen eigenen Augen sehe. Informationen, die an einen weiter gegeben werden, werden für gewöhnlich mit unnötigen Geräuschen vermischt. Hör gut zu Kyon, die wichtigsten Beobachtungen sind die, die du selbst machst. Zweiter Hand Informationen, aus den Augen oder Händen anderer Personen, kann man nicht glauben.“

Naja, so gesehen hatte sie irgendwie recht. Aber soll das heißen, dass wir nur allein das glauben können, was direkt vor unseren eigenen Augen passiert und nichts anderes?

Während ich über die Effektivität der Informations-Vermittelnden Medien nachdachte, zog mich Haruhi in den ersten Stock, wo Mori-san am Treppenende stand.



„Wollt ihr beide raus gehen?“

Fragte Mori-san mich und Haruhi, worauf Haruhi antwortete,

„Ja, ich will nachsehen, ob das Boot immer noch da ist.“

„Ich glaube nicht, dass es noch hier ist.“

„Warum das?“

Mori-san antwortete uns mit einem Lächeln,

„Die vergangene Nacht sah ich wie Yutaka-sama anscheinend aus der Eingangshalle hinauseilte.“

„Ich tauschte einen Blick mit Haruhi aus.

„Du meinst also, dass Yutaka-san das Boot gestohlen und die Insel verlassen hat?“

Mori-san zeigte uns ein sanftes Lächeln und bewegte langsam ihre Lippen,

„Ich bin Yutaka-sama nur im Flur begegnet, ich habe ihn nicht rausgehen sehen. Aber das war das letzte mal, dass ich Yutaka-sama gesehen habe.“

„Wann war das?“ Fragte Haruhi.

„Ich schätze so um ein Uhr morgens.“

Das war zu dem Zeitpunkt wo wir uns betrunken hatten und tief schliefen.

Heißt das also, das Keiichi-san ungefähr seit dann auf den Boden lag?



Direkt, nachdem wir die Türe geöffnet hatten, trafen die Regentropfen auf unsere Körper. Wir haben schon ziemlich lange dafür gebraucht die Türe, die durch den starken Wind unglaublich schwer geworden war, überhaupt zu öffnen. In wenigen Sekunden waren Haruhi und ich von Kopf bis Fuß durchnässt. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich meine Badehose angezogen.

Die dunkelgrauen Wolken zogen sich bis zum Horizont, was dazu führte, dass sie mich an die abgeschlossene Dimension erinnerten, in der wir zuvor gefangen waren. Ich bezweifle, dass ich den Anblick einer so monotonen Welt jemals mögen werde.

„Lass uns gehen!“

Obwohl ihr Haar und T-Shirt so durchnässt war, dass sie an ihren Körper hafteten, ging Haruhi dennoch tapfer, gegen den Regen ankämpfend, voran. Ich hatte keine andere Wahl als ihr zu folgen, da sie mich immer noch am Handgelenk fest umklammert hielt.

Obwohl ihr Haar und T-Shirt so durchnässt war, dass sie an ihren Körper hafteten, ging Haruhi dennoch tapfer, gegen den Regen ankämpfend, voran. Ich hatte keine andere Wahl als ihr zu folgen, da sie mich immer noch am Handgelenk fest umklammert hielt.

Der Wind war so stark, dass wenn wir Flügel hätten, einfach weggeblasen werden würde. Den Regen trotzend erreichten wir endlich eine Stelle, von der aus wir die Anlegestelle sehen konnten. Wenn wir nicht aufpassen könnten wir die Klippe hinunterstürzen. Ich fing, egal wie mutig ich auch geworden bin, dennoch an ein ungutes Gefühl zu bekommen. Da ich mich in Grabe umdrehen würde wenn ich alleine runterfallen würde, umklammerte ich als Gegenzug Haruhis Hand. Ich dachte, dass meine Überlebenschancen größer währen wenn ich mit ihr zusammen runterfallen würde.

Wir errichten endlich das obere Ende der Treppe.

„Siehst du sie Kyon?“

Haruhis Stimme wurde vom Wind verweht, ich drehte mich zu ihr und nickte,

„Ja.“

Die Anlegestelle war fast vollständig unter Wasser. Alles was dort passierte war das ständige Auftreffen der großen Wellen auf die Küste.

„Das Boot ist nicht da. Wenn es nicht von den Wellen weggetragen wurde muss jemand damit weggefahren sein.“

Es war unsere einzige Möglichkeit die Insel zu verlassen. In die ferne sehend konnten wir kein luxuriöses Schnellboot im weiten Meer ausmachen.

Und so wurden wir auf dieser verlassenen Insel isoliert.

In Schildkrötengeschwindigkeit kehrten wir zum Anwesen zurück. Als wir innen ankamen waren beide von uns vollkommen durchnässt.

„Hier, benutzt die.“

Unsere Ankunft erwartend wartete Mori-san auf uns und gab uns Handtücher, die sie sich bereits zurechtgelegt hatte. Besorgt fragte sie,

„Was habt ihr herausgefunden?“

„Anscheinend hattest du recht.“

Unzufrieden aussehend trocknete Haruhi ihr Haar mit dem Handtuch ab.

„Das Boot ist weg aber wir wissen nicht seit wann.“

Ich weiß nicht, ob es eine ihrer angeborenen Eigenschaften war, aber das sanfte Lächeln auf Mori-sans Gesicht leuchtete immer noch wie das Licht eines Glühwürmchens. Obwohl Tamaru Keiichi-sans Tod sie etwas ins Schwanken gebracht hatte zeigt sich ihre Professionalität an ihrem ruhigen Auftreten. Vielleicht war diese Reaktion ja auch normal für ein Dienstmädchen, das nur für eine kurze Zeit angestellt wurde.

Nachdem ich mich zusammen mit Haruhi dafür entschuldigt hatte, dass wir die Eingangshalle nass gemacht hatten, entschieden wir uns zu unseren Zimmern zu gehen und uns umzuziehen.

„Komm gleich zu meinem Zimmer.“

Sagte Haruhi während sie die Treppe hochging.

„Fürs erste ist es besser, wenn wir zusammen bleiben. Ich finde keine Ruhe wenn ich nicht sehen kann, dass alle sicher sind. Wenn etwas passieren sollte......“

Auf halbem Weg blieb Haruhi stehen. Ich konnte gut verstehen, was sie damit sagen wollte, weswegen ich dieses Mal keine launischen Bemerkungen machte.

Wir erreichten den zweiten Stock und fanden dort Koizumi, im Flur stehend, vor.

„Willkommen zurück.“

Koizumi trug sein übliches Lächeln und sah uns mit seinen Augen entgegen. Er stand direkt vor Haruhis Zimmer.

„Was machst du da?“

Fragte Haruhi, worauf Koizumi uns ein verwirrtes Lächeln zeigte. Er zuckte mit den Schultern und sagte,

„Ich wollte zu Suzumiya-sans Raum gehen um zu besprechen was wir als nächstes machen sollen, aber Nagato-san will mich nicht reinlassen.“

„Warum?“

„Tja......“

Haruhi klopfte gegen die Tür.

„Yuki, ich bin’s, öffne die Tür!“

Nach einer kurzen Pause war Nagatos Stimme durch die Tür zu hören.

„Mir wurde befohlen niemanden die Türe zu öffnen.“

Anscheinend schläft Asahina-san immer noch. Mit ihren Fingern spielte Haruhi an dem Handtuch, das auf ihren Kopf lag.

„Es ist jetzt in Ordnung Yuki. Also öffne die Tür.“

„Das wäre ein Verstoß gegen den Befehl, dass ich niemanden die Türe öffnen darf.“

Erschrocken sah mich Haruhi an, worauf sie sich dann wieder zur Tür drehte.

„Yuki, mit niemand meinte ich alle außer uns! Ich, Kyon und Koizumi sind eine Ausnahme. Wir sind alle Freunde aus der SOS Brigade, richtig?“

„Das hat niemand gesagt. Ich habe gehört, dass ich niemandem rein lassen darf; so ist meine Interpretation.“

Nagatos ruhige Stimme klang wie die eines weiblichen Priesters, der die Botschaften Gottes verkündete.

„Hey Nagato!“

Ich entschied einzugreifen;

„Haruhi hat diesen Befehl annulliert. Wenn du es nicht glaubst werde ich an ihrer Stelle diesen Befehl aussprechen. Also öffne die Tür! Bitte.“

Nagato schien für einige Sekunden hinter der Türe nachzudenken. Das Aufschließgeräusch der Tür war zu hören, worauf sie sich langsam öffnete.

„......“

Nagatos Augen sahen unsere Köpfe an und wischen dann still wieder zurück.

„Wirklich! Yuki, du solltest echt etwas flexibler werden! Du musst die Bedeutung richtig Verstehen!“

Haruhi bat Koizumi während sie sich umzieht draußen zu warten und ging in den Raum. Da ich ebenfalls etwas Trockenes anziehen wollte ging ich zu meinem Zimmer.

„Dann bis später Koizumi.“

Während ich ging, dachte ich nach.

War das alles nur ein Scherz von Nagato? Allerdings ist es ein sehr schwer zu verstehender Scherz, der einfach Missverständnisse erzeugen könnte.

Bitte Nagato. Niemand wird denken, dass es ein Scherz ist, wenn du einem immer dasselbe Gesicht zeigst. Zu aller mindest solltest du Lächeln wenn du einen Scherz machst. Oder lächle einfach bedeutungslos wie Koizumi, so würdest du zumindest besser aussehen.

Obwohl jetzt gerade nicht die richtige Zeit ist um Scherze zu machen.



Ich zog meine nasse Kleidung aus, zog mir darauf neue Klamotten samt Unterwäsche an und ging dann zurück in den Flur. Koizumi stand nicht mehr hier. Ich klopfte an Haruhis Tür.

„Ich bin’s.“

Koizumi öffnete mir die Tür. Als ich rein ging und die Tür schloss,

„Ich habe gehört, dass das Boot weg ist.“

Sagte Koizumi, während er sich an die Wand lehnte.

Haruhi hockte auf dem Bett. Selbst für die normalerweise dreiste Haruhi war dies kein Grund sich zu freuen. Besorgt aussehend hob sie ihren Kopf an,

„Es ist weg, oder Kyon?“

„Ja.“ Sagte ich.

Koizumi sagte,

„Jemand muss damit weggefahren sein. Nein, es ist falsch jetzt noch ’jemand’ zu sagen. Es besteht kein Zweifel, dass Yutaka-san der jenige ist, der damit weggefahren ist.“

„Woher weißt du das?“ Fragte ich.

„Weil er der einzige ist.“

Antwortete Koizumi gelassen.

„Außer uns gab es niemand anderen, der auf diese Insel eingeladen wurde. Der einzige Gast, der aus dem Anwesen verschwunden ist, ist Yutaka-san. Egal wie man es dreht muss er derjenige gewesen sein, der mit dem Boot weggefahren ist.“

Koizumi fuhr mit seiner reibungslosen Rede fort,

„In anderen Worten ist er der Mörder. Er muss während der Nacht geflohen sein.“

Das passt mit Yutaka-sans unbenutzten Bettlaken und Mori-sans Aussage überein.

Haruhi erzählte Koizumi von unserer Unterhaltung mit Mori-san.

„Wie erwartet von Suzumiya-san, du hast es also gehört.“

Absichtlich machte ich ein „Hmph~.“ Geräusch auf Koizumis offensichtliche Einschleimerei.

„Es passt zu der Aussage des letzten Zeugen, dass Yutaka-san, als ob er vor etwas Angst gehabt hätte, gehetzt gegangen sein soll. Ich habe dies auch mit Arakawa-san bestätigt.“

Aber ist es nicht selbstmörderisch nachts während eines Sturms mit dem Schnellboot raus zu fahren?

„Das würde dann bedeuten, dass es für ihn verheerend gewesen wäre, wenn er die Insel nicht verlassen hätte, wie zum Beispiel bei der Flucht vom Schauplatz eines Verbrechens.“

„Kann Yutaka-san das Schnellboot fahren?“

„Das wissen wir nicht mit Sicherheit, aber nach der momentanen Situation zu urteilen können wir davon ausgehen. Das Boot ist immerhin verschwunden.“

„Warte!“

Haruhi hob ihre Hand an und gewann das Recht zu sprechen.

„Was ist mit Keiichi-sans Tür? Wer hat sie abgeschlossen? War auch das Yutaka-san?“

„Es sieht nicht danach aus.“

Gelassen machte Koizumi eine abweisende Geste.

„Nach Arakawa-san wurden beide Schlüssel, der Haupt- und der Ersatzschlüssel, für diesen Raum von Keiichi-san aufbewahrt. Nachdem wir etwas gesucht hatten fanden wir beide Schlüssel im Raum.“

„Vielleicht hat ja jemand eine Kopie des Schlüssels gemacht.“

Ich stellte diese Frage, die mir gerade in den Kopf kam, worauf Koizumi seinen Kopf schüttelte.

„Yutaka-san ist zum ersten Mal in diesem Anwesen, ich bezweifle, dass er genug Zeit hatte um eine Kopie des Schlüssels anzufertigen.“

Kapitulierend winkte Koizumi mit seiner Hand.

Es wurde still im Raum. Zu einer unbedeutenden entfernten Erinnerung werdend, zitterte die Luft von dem unharmonischen Geräusch des starken Windes und Regens.

Ich und Haruhi waren beide sprachlos und blieben ruhig. Koizumi machte dieser deprimierenden Stille ein Ende,

„Aber es ist merkwürdig, dass Yutaka-san das Verbrechen gestern Nacht begangen haben soll.“

„Was meinst du damit?“ Fragte Haruhi.

„Als ich Keiichi-san berührt hatte war er noch warm, ganz so als ob er noch vor kurzem gelebt hätte.“

Koizumi gab uns ein Lächeln, drehte sich dann um und sah unsere stumme Fee, die geduldig wie ein Dienstmädchen an Asahina-sans Seite saß, an.

„Nagato, was war Keiichi-sans Körpertemperatur als wir ihn auf den Boden liegend vorgefunden hatten?“

„36.3 Grad Celsius.“

Einen Moment Nagato, wie kannst du Keiichi-sans Körpertemperatur wissen, wenn du ihn noch nicht mal berührt hast? Und die Art und Weise wie sie diese Frage beantwortete war so als ob sie bereits mit ihr gerechnet hätte...... Ich sprach meine Zweifel allerdings nicht laut aus.

Die einzige Person, die Zweifel haben könnte, wäre Haruhi, die aber in ihren Gedanken versunken zu sein schien, da sie sich noch nicht mal in unsere Richtung drehte.

„Ist das nicht eine normale Körpertemperatur? Wann wurde das Verbrechen begangen?“

„Wenn eine Person stirbt sinkt dessen Körpertemperatur um ungefähr ein Grad Celsius pro Stunde. Daher können wir vermuten, dass der Todeszeitpunkt von Keiichi-san schätzungsweise eine Stunde bevor wir ihn fanden, gewesen sein muss.“

„Einen Augenblick Koizumi.“

Zeit für mich einzuschreiten.

„Ist Yutaka-san nicht heute Nacht geflohen?“

„Ja, das stimmt.“

„Aber du hast gesagt, dass sein Todeszeitpunkt innerhalb von einer Stunde gewesen sein muss?“

„Das stimmt.“

Ich drückte stark gegen meine Schläfe.

„Soll das heißen, dass Yutaka-san das Anwesen in der Nacht verlassen hat um sich zu verstecken, dann am Morgen zurück gekommen ist um Keiichi-san zu töten und daraufhin dann mit dem Boot geflohen ist?“

„Nein, so ist es nicht.“

Gelassen lehnte Koizumi meine Theorie ab.

„Davon ausgehend, dass sein Todeszeitpunkt nicht fehlerfrei bestimmbar ist, müsste er ungefähr eine Stunde bevor wir ihn gefunden hatten gestorben sein. Aber zu dieser Zeit waren wir alle im Speisesaal versammelt. Nicht nur, dass wir Yutaka-san nicht gesehen haben, sondern wir haben noch nicht mal irgendwelche verdächtigen Geräusche gehört. Selbst während dieses Sturms ist es merkwürdig nichts gehört zu haben.“

„Was genau ist hier bitte passiert?“

Sagte Haruhi frustriert. Sie kreuzte ihre arme und starrte mich und Koizumi an. Es ist nutzlos mich anzustarren! Wenn du irgendwelche fragen hast, frag den lächelnden Kerl da drüben!

Als ob es eine normale Unterhaltung wäre, fing Koizumi wieder an sanft zu sprechen,

„Das hier ist kein Krimi, sondern eine Tragödie.“

Leider konnte ich kein bisschen Trauer in deinen Augen sehen.

„Ich glaube es ist ein Fakt, dass Yutaka-san Keiichi-san umgebracht hat, ansonsten hätte es auch keinen Grund für ihn gegeben zu fliehen.“

Ja und?

„Ich weiß nicht, was sie für ein Problem hatten oder was das Motiv war, aber die Tatsache bleibt, dass Yutaka-san Keiichi-san mit einem Messer angegriffen hat. Er muss das Messer hinter seinen Rücken versteckt gehabt haben, es dann plötzlich hervorgezogen und mit seiner ganzen Kraft zugestochen haben. Da er überraschend angegriffen wurde muss Keiichi-san verteidigungsunfähig gewesen sein.“

Es kommt mir so vor, als ob du das alles selbst gesehen hättest.

„Aber die Spitze des Messers ist wahrscheinlich nicht bis zu seinem Herz vorgedrungen. Vielleicht hatte es noch nicht mal seine Haut gekratzt. Das Messer durchbohrte lediglich das Notizbuch in Keiichi-sans Brusttasche.“

„Huh? Was soll das bitte heißen?“

Haruhi runzelte ihre Stirn und fragte,

„Warum ist Keiichi-san dann gestorben? Hat ihn jemand anderes getötet?“

„Niemand hat ihn getötet. In diesem Fall gibt es keinen Mörder. Keiichi-sans Tod war ein purer Unfall.“

„Was ist dann mit Yutaka-san? Warum ist er weggelaufen?“

„Weil er dachte, dass er tatsächlich jemanden getötet hätte.“

Sagte Koizumi gelassen und hob seinen Zeigefinger an. Will er sich zu einem Superdetektiv machen?

„Lasst mich sagen, was ich vermute, was passiert ist. Letzte Nacht ist Yutaka-san, mit der Absicht ihn zu töten, zu Keiichi-san gegangen. Er stach mit den Messer auf Keiichi-san ein, das aber in den Notizblock stecken blieb, und daher keine tödliche Wunde verursachte.“

Ich hatte keine Ahnung, was er uns damit sagen wollte, daher ließ ich ihn einfach weiter reden.

„Aber hier fangen die Probleme an. Keiichi-san glaubte, dass er tatsächlich erstochen wurde. Obwohl das Messer nur das Notizbuch durchbohrte, konnte er dennoch den Aufprall des Messers spüren. Der Anblick des Messers, das aus seiner Brust raus ragte, musste ihn geschockt haben.“

Ich glaube ich weiß langsam worauf Koizumi hinaus will. Hey, du meinst nicht......

„Von dieser Illusion getäuscht verlor Keiichi-san sein Bewusstsein. In so einer Situation würde eine Person entweder seitlich und nach hinten fallen.“

Koizumi fuhr fort,

„Das sehend dachte auch Yutaka-san, dass er ihn getötet hatte. Der Rest ist einfach, er musste fliehen. Es handelt sich hierbei wahrscheinlich nicht um einen geplanten Mord, sondern um einen spontanen. Das ist der Grund dafür, dass er mitten in einem Sturm mit den Schnellboot fliehen musste.“

„Huh? Aber wenn das der Fall ist......“

Koizumi unterbrach Haruhi bevor sie weitersprechen konnte,

„Lass mich bitte fortfahren. Das Entscheidende waren Keiichi-sans Handlungen, nachdem er sein Bewusstsein verloren hatte. Bis zum Morgen, also bis zu dem Zeitpunkt an dem wir an seine Tür klopften, um herauszufinden warum er noch nicht aufgestanden war, war er bewusstlos.“

Er lebte da noch?

„Keiichi-san erwachte durch das klopfen, stand auf und ging zur Tür. Aber da er sich für gewöhnlich nach dem aufwachen nicht wohl fühlte, musste er sich plötzlich schläfrig gefühlt haben. Während er in diesem Zustand zur Tür ging erinnerte er sich plötzlich.“

„Erinnerte sich an was?“ Fragte Haruhi. Koizumi antwortete ihr mit einem Lächeln,

„Er erinnerte sich daran, dass er von seinem Bruder getötet wurde. Blitzschnell tauchte das Bild von Yutaka-san, wie er ein Messer in der Hand hatte, wieder in seinem Kopf auf, worauf Keiichi-san die Tür panisch abschloss.“

Ich konnte es nicht länger aushalten, weswegen ich mich einmischte,

„Du meinst also, dass dies das gesamte Geheimnis hinter dem verschlossenen Raum ist?“

„Unglücklicherweise glaube ich das. Nachdem Keiichi-san sein Bewusstsein verloren hatte, muss er sein Zeitgefühl verloren haben. Er dachte wahrscheinlich, dass Yutaka-san zurück gekommen war um ihn dieses Mal wirklich umzubringen. Ich vermute, dass er ein paar Sekunden bevor wir versucht hatten sie zu öffnen, die Türe abgeschlossen haben muss.“

„Warum sollte der Täter, der zurück gekommen ist um ihn umzubringen, absichtlich gegen die Tür klopfen?“

„Keiichi-san konnte da noch nicht richtig denken, weswegen er in seinem halb bewusstlosen Zustand diese Entscheidung traf.“

„Nachdem Keiichi-san die Türe abgeschlossen hatte dachte er, dass er in einer verzweifelten Situation sei, und versuchte daher zurückzuweichen. Genau dann fand die Tragödie statt.“

Als ob er eine traurige Geschichte erzählen würde, schüttelte Koizumi seinen Kopf.

„Keiichi-san stolperte und fiel zu Boden.“

Koizumi verbog sich und tat so als ob er nach vorne fallen würde.

„Das Resultat daraus war, dass das Messer, welches bis jetzt nur in dem Notizbuch in seiner Brusttasche stecke, sich wegen des Aufpralls auf dem Boden bis zum Griff durch es hindurch in seine Brust, bohrte. Das Messer bohrte sich geradewegs in Keiichi-sans Herz, wodurch es ihn tötete......“

Koizumi sah mich und Haruhi, unsere Münder idiotisch weit geöffnet, an und sagte bestimmt,

„Das ist die Wahrheit.“

Was hast du gesagt?

Keiichi-san starb auf eine so lächerliche Weise? Ist es wirklich so einfach? Es ist bereits merkwürdig genug, dass das Messer genau auf dem Notizbuch landete und dann ist es auch noch verwirrend das Yutaka-san nicht bemerkt hatte, dass er ihn nicht wirklich getötet hatte.

Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen um mich auf eine Argumentation vorzubereiten.

„AH!“

Der plötzliche Schrei Haruhis erschreckte mich. Warum fängst du auf einmal an so zu schreien?

„Aber Koizumi-kun......“

Begann Haruhi zu sagen, wurde dann aber steif. Sie sah geschockt aus. Was genau war der Grund der sie so laut zum schreien brachte? Hatte Koizumi etwas gesagt, was sie nicht akzeptieren konnte?

Haruhi sah mich an. Als sich unsere Augen trafen sah sie wieder weg um zu Koizumi zu sehen, machte dies dann aber doch nicht und sah stattdessen aus irgendeinem Grund an die Decke.

„Um......nichts. So muss es gewesen sein. Hmm, wie soll ich es sagen?“

Sie murmelte unverständlich vor sich hin und wurde dann still.

Asahina-san schlief weiter, während Nagato Koizumi mit einem ausdruckslosen Blick anstarrte.



Unser Treffen wurde fürs erste vertagt. Wir entschieden uns zu unseren Räumen zurückzukehren. Nach Koizumi, würde die Polizei, sobald der Sturm nachlassen wird, sofort hierhin kommen. Daher begannen wir unsere Sachen einzupacken und bereiteten uns auf unsere Abreise nach der Ankunft der Polizei vor.

Nachdem ich eine Zeit lang in meinem Raum war stellten sich mir einige neue Fragen, weswegen ich zu einen der Räume von den anderen ging.

„Ja?“

Koizumi hob seinen Kopf beim falten seiner Klamotten an und lächelte mir entgegen.

„Wir müssen reden.“

Es gab nur einen Grund, warum ich Koizumi besuchte.

„Ich verstehe es nicht.“

Was vollkommen natürlich war, da einige von Koizumis Schlussfolgerungen so durchlöchert waren, dass man sie nicht einfach so akzeptieren konnte.

„Nach deiner Schlussfolgerung zu urteilen müsste der Körper mit der Brust auf dem Boden liegen, aber Keiichi-san lag auf dem Rücken. Wie kannst du das erklären?“

Koizumi stand auf und sah mich lächelnd an.

Dieser lächelnde Idiot antwortete mir sachlich,

„Das ist einfach deswegen, weil die Schlussfolgerung, die ich euch allen erzählt habe, nicht die Richtige ist.“

Ich war davon nicht im Geringsten überrascht.

„Ich vermute du hast recht. Die einzige Person, die deine Schlussfolgerung geglaubt hätte, wäre unsere bewusstlose Asahina-san gewesen. Wenn ich Nagato gefragt hätte, hätte sie mir wahrscheinlich alles verraten, aber das wäre geschummelt und ich mag es nicht die Dinge so zu machen. Also warum erzählst du mir nicht was du wirklich meinst was passiert ist?“

Das Lächeln, was sich über Koizumis Gesicht zog, wurde jetzt zu einem leisen und irritierenden Lachen.

„Dann lass es mich dir sagen! Die Geschichte, die ich euch erzählt habe ist bis zur Mitte hin wahr, nur der letzte Teil stimmt nicht.“

Ich blieb leise.

„Bis zu dem Punkt, an dem Keiichi-san, mit dem Messer auf der Brust, zur Tür gegangen ist, war alles Richtig. Er schloss instinktiv die Tür ab. Der Rest war frei erfunden.“

Ich ignorierte Koizumis einladende Geste mich hinzusetzen.

„Anscheinend ist es dir aufgefallen. Ich habe dich unterschätzt.“

„Lass den Quatsch und mach voran.“

Koizumi zuckte mit den Schultern,

„Wir rammten die Tür mit unseren Schultern und brachen sie auf. Um genau zu sein wären das ich, du und Arakawa-san. Als die Türe aufbrach vielen wir alle in den Raum hinein.“

Ich blieb ruhig und drängte ihn fortzufahren.

„Du musst bereits erkannt haben worin das resultieren würde. Der vor der Tür stehende Keiichi-san wurde von ihr getroffen und mit ihm auch das Messer.“

Ich versuchte mir diese Szene vorzustellen.

„Durch diesen Aufprall tötete das Messer Keiichi-san.“

Koizumi setzte sich wieder aufs Bett und sah mich so an, als ob er mich herausfordern wollte.

„In anderen Worten sind die Mörder......“

Koizumi lächelte und sagte, als ob er ein Selbstgespräch führen würde,

„Ich selbst, du und Arakawa-san.“



Ich sah runter zu Koizumi. Wenn hier ein Spiegel wäre könnte ich bestimmt meine erstarrten Augen sehen. Koizumi ignorierte meine Reaktion und fuhr fort,

„Wie du schon herausgefunden hast ist auch Suzumiya-san zu demselben Schluss gekommen, was der Grund ist, das sieh uns eben nicht das sagte, was sie uns eigentlich sagen wollte. Sie wollte uns nicht ausliefern oder vielleicht auch einfach nur ihre Freunde beschützen.“

Sagte Koizumi zweifelsfrei. Ich konnte es immer noch nicht akzeptieren. Meine Großhirnrinde war nicht damit einverstanden, sich von dieser zweiten gefälschten Schlussfolgerung täuschen zu lassen.

„Hmph.“

Murmelte ich, wobei ich Koizumi anstarrte.

„Es tut mir leid, aber ich glaube dir nicht.“

„Was meinst du damit?“

„Ich meine, dass du nachdem du die erste gefälschte Schlussfolgerung erfunden hast, eine zweite Theorie erschaffen hast um uns zu täuschen, aber so einfach wird mich deine Redekunst nicht täuschen.“

Sehe ich gerade nicht cool aus? Wenn ich dann fortfahren dürfte.

„Überleg mal wo das eigentliche Problem liegt! Fangen wir mal mit dem Mord selbst an. Wie kann so etwas unter so perfekten Umständen passieren?“

Dieses Mal war Koizumi an der Reihe ruhig zu bleiben und mich zum weiterreden zu drängen.

„Der Taifun mag durch Zufall oder durch Haruhi entstanden sein, aber das ist hier nicht wichtig. Das wichtige ist was hier passiert ist.“

Ich machte eine Pause, in der ich meine Lippen leckte.

„Du magst vielleicht glauben, dass Haruhi sich das hier gewünscht hat. Aber egal wie viel Misst sich dieses Mädchen auch ausdenkt, Haruhi würde sich niemals wünschen, dass jemand stirbt. Wenn man sie sieht ist das deutlich zu erkennen. Das heißt, dass nicht Haruhi diejenige ist, die diesen Vorfall erzeugt hat. Außerdem war auch unsere Ankunft am Tatort nicht zufällig.“

„Huh?“ Koizumi sagte, „Und warum nicht?“

„Derjenige, der diesen Vorfall begonnen hat......oder um genauer zu sein den Sommerausflug der SOS Brigade, bist kein anderer als du, oder etwas nicht?“

Als ob Koizumi auf frischer Tat ertappt wurde, ersteifte das Lächeln auf seinem Gesicht für ein paar Sekunden, aber......

Koizumi fing an zu lachen.

„Ich gebe auf. Wie hast du es herausgefunden?“

Koizumi sah mich mit demselben Ausdruck an, wie ich ihn schon zuvor im Literatur Clubraum gesehen habe.

Du weißt, dass mein Gehirn nicht nur zur Dekoration da ist. Ich fühlte mich etwas entspannt und sagte dann,

„Als du Nagato nach seiner Körpertemperatur gefragt hattest.“

„Und was stimmte damit nicht?“

„Du hast seinen Todeszeitpunkt durch sie geschlussfolgert.“

„Ja das habe ich.“

„Nagato ist eine sehr nützliche Person. Wie du bereits weißt kann sie uns so ziemlich alles verraten. Anstatt Nagato nach seiner Körpertemperatur zu fragen, hättest du sie direkt nach den ungefähren Todeszeitpunkt fragen sollen. Nein, sie würde dir wahrscheinlich sogar den genauen Zeitpunkt mit der aufgerundeten Sekundenzahl sagen.“

„Das macht sinn.“

„Wenn du Nagato nach dem Todeszeitpunkt gefragt hättest, hätte sie dir einfach geantwortet, dass diese Person nicht tot sei. Des Weiteren hast du Keiichi-san in dieser Situation nicht einmal als ’Leiche’ bezeichnet.“

„Es schien mir angebracht zu sein.“

„Und ich mag nicht danach aussehen, aber ich achte auf die wesentlichen Dinge, ins besondere die Innenseite von Keiichi-sans Raumtür. Nach deiner Schlussfolgerung hätte die Tür mit großer Kraft, stark genug um das Messer in die Brust einer Person zu rammen, auf den Griff des Messers treffen müssen. Wenn das der Fall gewesen wäre hätte zumindest eine Beule auf der Tür sein müssen. Aber dennoch sah die Oberfläche der Tür brand neu aus.“

„Was für eine erstaunliche Beobachtungsgabe.“

„Noch eine weitere Sache, etwas an Arakawa-san und Mori-san ist merkwürdig. Beide von ihnen behaupten, dass sie hier erst seit einer Woche arbeiten. Vor einer Woche wurden sie angestellt und kamen zu dieser Insel, stimmt das?“

„Ja, und gibt es etwas Falsches daran?“

„Natürlich gibt es etwas, da dein Verhalten ihnen gegenüber zu verdächtig war. Kannst du dich daran erinnern, was du zu Arakawa-san und Mori-san, die auf unsere Ankunft von der Fähre gewartet hatten, gesagt hattest als wir hier angekommen sind?“

„Was habe ich gesagt?“

„Du hast gesagt ’Lang nicht gesehen.’ Findest du das nicht merkwürdig? Wie konnte es sein, dass du dies zu ihnen sagtest? Du hast uns gesagt, dass es auch für dich das erste Mal ist, auf diese Insel zu kommen, also müsste es doch dein erstes Treffen mit ihnen sein. Wie ist es daher also möglich, dass du dich ausgelassen, als ob du sie schon länger kennen würdest, mit ihnen unterhältst?“

Koizumi lachte einfach.

Das bedeutete dann wohl, dass er nicht die Absicht hatte mit mir zu argumentieren. Als ich anfing mich erschöpft zu fühlen wurde mir alles klar. Daraufhin öffnete Koizumi seinen Mund,

„Ja, alles wurde vorweg arrangiert. Ein unglaublich kurzes Schauspiel. Ich habe echt nicht erwartet, dass du es herausfinden würdest.“

„Unterschätz mich nicht.“

„Ich entschuldige mich dafür. Aber ich muss zugeben, dass ich überrascht bin. Ich wollte eigentlich das alles irgendwann gestehen. Ich hätte nie gedacht, dass die Wahrheit so früh schon ans Licht kommen würde.“

„Heißt das, dass Tamaru-san, Mori-san und der Rest alle deine Komplizen hierbei sind? Deine Kameraden aus dieser ’Organisation’?

„So ist es. Denkst du nicht auch, dass ihre schauspielerischen Fähigkeiten für vollkommene Amateure, einfach unglaublich sind?“

Das Messer hatte in Wahrheit eine bewegliche Klinge; das Blut war in Wahrheit nur rote Farbe; natürlich hatte Keiichi-san seinen Tod nur gespielt; während sich Yutaka-san lediglich zusammen mit dem Schnellboot auf der anderen Seite der Insel versteckte.

Fröhlich gestand Koizumi die Wahrheit.

„Warum hast du das alles gemacht?“

„Um Suzumiya-sans Langeweile zu mildern und auch um etwas von der Last von unseren Schultern zu nehmen.“

„Was meinst du damit?“

„Vielleicht sollte ich es dir sagen. Einfach gesagt wollten wir Suzumiya-san daran hindern, dass sie irgendetwas Merkwürdiges ausheckt und haben daher für etwas Unterhaltung gesorgt. War es nicht das, was Suzumiya-san die gesamte Zeit wollte?“

Haruhi schien tatsächlich zu glauben, dass wir die Mörder waren. War es wirklich nötig so weit zu gehen?

Im Nachhinein war Haruhi ungewöhnlich freundlich. Das behagte mir wirklich überhaupt nicht.

„Wir müssen dann mit unseren Plänen fortfahren.“ Sagte Koizumi, „Nach unseren eigentlichen Plänen müssten bei unserer Rückreise nach Honshu, Tamaru Keiichi-san, Yutaka-san, Mori-san und Arakawa-san unten am Hafen auf uns warten und uns freundlich grüßen. Natürlich halten sie die ’Organisation’ geheim. Momentan sind sie immer noch meine entfernt Verwandten.“

Was für eine tolle Überraschungsparty.

Ich machte einen langen Seufzer. Diese Art von Scherz funktioniert nur bei Haruhi. Wenn Haruhi als Resultat angepisst sein wird, werde ich es dir überlassen die Flammen zu löschen, da ich um mein Leben laufen werde.

Koizumi zwinkerte und lächelte,

„Oh je. Ich glaube ich sollte mich besser bei ihr entschuldigen. Ich werde sofort mit Tamaru-san und den Rest zu ihr gehen und es gestehen. Es muss ermüdend für ihn sein, die gesamte Zeit eine Leiche zu spielen.“

Still schweigend sah ich aus dem Fenster.

Was wird Haruhi machen? Wird sie wütend sein, weil sie getäuscht wurde? Oder wird sie den Witz zu schätzen wissen und laut darüber lachen? Egal wie das Resultat aussehen wird, ihr inkonsistenter mentaler Zustand ist für heute einfach vorauszusehen. Koizumi lächelte ironisch,

„Wir haben selbst Personen vorbereitet, die Detektive und kriminaltechnische Experten spielen würden, aber anscheinend wird unsere harte Arbeit jetzt umsonst gewesen sein. Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell enden würde. Unser Plan war es eine umfassende Durchsuchung des Anwesens und des Tatorts zu machen, was für eine Verschwendung.“

Das ist, weil du nicht weit genug geplant hast.

Ich sah in den tristen Himmel und dachte, wie viel besser wird das Wetter in den nächsten paar Stunden wohl werden?



Letztendlich verlor Koizumi nicht sein Vizekommandanten Armband. Nachdem der Taifun verschwunden war, war Haruhi während unserer gesamten Heimreise auf der Fähre bis zu dem Punkt an dem wir uns an der Station voneinander verabschiedeten, gut gelaunt. Es ist gut, dass Haruhi einen einfachen Verstand hat, der einen Witz einfach als einen akzeptiert.

Natürlich endete es darin, dass Koizumi uns allen etwas zu Essen und zu Trinken kaufen musste. Da alles so glimpflich ging kam es mir so vor als ob er noch gut davon gekommen ist.

Nagato kannte die Wahrheit wahrscheinlich schon von Anfang an und behielt daher ihre reaktionslose Haltung. Wogegen Asahina-san, nachdem sie aufwachte, niedlich protestierte und schrie: „Wie konntest du nur?“. Aber als Koizumi, die Tamaru Brüder und die beiden Diener sich entschuldigend und vor uns verbeugten, entschuldigte sie sich ebenfalls prompt, „Ah, e...es ist in Ordnung, ihr müsst euch nicht entschuldigen.“

Nebenbei gesagt machte Haruhi, nachdem wir ein Foto, auf unserer Reise zurück zur Honshu Insel, auf dem Deck der Fähre gemacht hatten, eine Reservierung,

„Wir verlassen uns bei unseren Winterausflug auf dich Koizumi-kun. Denk dir beim nächsten Mal ein Drehbuch aus, das schockierender ist als dieses! Beim nächsten Mal gehen wir zu einer Bergvilla und es muss während eines Blizzards sein. Wenn du kein Geisteranwesen findest, das nach meinem Geschmack ist, werde ich richtig wütend sein. Hmm, ich freue mich schon darauf!“

„Erm......was soll ich jetzt machen?“

Wie ein neuer Nazi Offizier, der von seinem Führer befohlen bekommen hat, mit einer einzigen Panzerdivision den Kommandanten der Alliierten an der Westfront, am Ende des zweiten Weltkrieges, zu besiegen, lächelte Koizumi unbeholfen und bat mich ihn zu helfen.

Ich sah Koizumi an, der wie ein Verteidiger, nah am Ende eines Fußballspiels, bei einem Gleichstand nach einer Verlängerung, versuchte das entscheidende Tor zu verhindern, aussah und sagte ohne zu zögern,

„Gut, ich freue mich auch schon darauf Koizumi.“

Ich hoffe, dass es zumindest ein für mich lösbares Spiel werden wird und mich nicht in Schwierigkeiten bringen wird.

Gleichzeitig ist das auch das beste Mittel, um Haruhi daran zu hindern sich zu langweilen und auf irgendwelche komischen Ideen zu kommen.




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